De giezige Oligarch
Grote Geboortsdags-Fier vun, ik segg maal, een düütsche Oligarch, een rieke Hanseat, de mit Schrott Kariere maakt hett. Utricht in een Hamboorger Nobelhotel harr de Jubilar so an 150 Gäste, tomeerst ok rieke Frünnen, inlaad. Ob so een pinkelfiene Event
weer ick noch ni nich engageert wuurn, will ik hier vertellen. So kunn ik mi villicht bloots mit mien witte Dinnerkleedasch in düsse opstylte Gesellschop wagen.
De Huusdaam harr mi in denn elegant utstafeerten Saal in passende Eck mit een lüttje Bühn towiest, woanns ik mien Musikanlaag een gode Stunn vör Beginn opbuut harr. De grote Tam-Tam, mit Laudationen vun verscheden Plattsnacker spickt, begünn an denn laten Namiddag üm Klock fief un weer bit in de deepe Nacht plaant. Muskanten mölt gottsleider lange Gedüür opbringen, wenn so een Luxus-Büfett as op ’n grotes Krüüzfohrtschipp vör di in de Feern rücken deit un all de wollsmackigen Langusten, Hummers un Perlhöhner, de düer Schampus un noch mehr in deelwies veel to dicke Büker verswinnen deit.
An düsse Steed speel ick liesen as Hennwies in egen Saak vun Hans Hartz sienen deep-denkern groten Hit: Die weißen Tauben sind müde
un schööf later noch Hazy Osterwalds Leed: Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt, wir müssen warten
, achternan. Keen beten Reaktschoon ni nich in denn Larm, wat mienen knurrende Magen anbedrööp un dat heet töven, töven töven …
Bi lange Stunnen Live-un-Dansmusik bestell ik mi later doch een Glas Rotwien bi ’n denn befrackten Kellner un gegen Middernacht denn gor noch ’n tweetes Glas. Twoors würrn mi twee Buddel Selters in kristallblaue Farv serveert, de Luxus Marke harr ick noch ni nich sehn, de verdeelt över de lange Nachttiet tomindst överall Usus bi so ’n Fieern för de Muskanten sünd.
Nächtens üm dree weer opletzt Sluuß. Ick kunn nu miene Instrumente afbuun un över düstere Hotelgänge ahn Ennen in de Deepgaraag in ’t Auto verstau’n. Sweetnatt un mööd vun de Anstengung, denn Kopp opletzt kort maal torüch an de Sitzlehn leggen un toeerst maal fief Minuten Luft halen.
So gegen Kloock fief in Frööhtiet kööm ick to Huus an, woanns mien Fru unruhig langen waak legen harr. Fix duschen un denn opletzt in verdeente maddelige Slaap fallen. Sünndagmoorn! Strahlende Sünnschien un denn as jümmers uns Goorntieden mang buntige Blomenrabatten un Appelbööm geneten un de dormit verbunnende Vörfreid op de so roore Frietiet.
Mien Fru harr leckern Koken backt, as denn to Koffeetieden ümto mien Handy klingel: Wer is dor? - Överraschung? -
Swiester ik ehr to. Ik spöör anspannte Freid un dach, he wull sik bestimmt bedanken! Dach ik toneegst! n denn harrr ik sien argerliche Stimm in ’t Ohr: Pssscht!
, ik hööl denn Finger an de Lipp, Dat is mien Hamboorger Oligarch!Op us Hotelreken hebben wi faststellt, dat Se veer Getränke harrn. Toeerst de twee Buddel Selters un dorto noch twee Gläs Rootwien. Denn Selter betahl ik, denn Wien möten Se avers sülvst betahlen!
Ick weer baff un mi steeg dat Bloot to Kopp un denn ünnerbröök ik denn Anroop: Ik meld mi noch!
Dat müss ik eerstmaal verknusen! Mien Fru keek mi entgeistert an, as ik ehr vertell, wat de Anroop bedüü un meen denn spraaklos: Is dat würklich wohr, wat is dat för ’n Giezknüppel, is de Mann denn noch bi Troost?
Du
, sääh se nu forsch mit Arger in de Stimm: Ik geev Di denn Raat, roop in ’t Hotel an un laat Di een Reken över alle veer Getränke schicken un denn betahlt wi dat allns sülven, wat Du drunken hest! …
Ik nickköpp mit grummeln in ’n Buuk un stimm ehr to.
Poor Daag later klingel de sülvige Hamboorger Telefonnummer, nu avers de mi noch bekannte keifige Stimm vun Fru Oligarch
: Moin, Se hebben ja alle veer Getränke betahlt, wi wullen doch de twee Selterbuddels dorvun övernehmen?. Woanns bekommt wi denn nu us Geld torüch för de twee to veel betahlten Gläs Rootwien?
Bi düsse Fraag heff ik mien Handy op ’n Stutz afstellt un müss woll togeven: Mit Schrottsammeln kannst du ok ’n Oligarch warrn un dat rühmliche Spreekwort drööpt to: Undank is de Welt Lohn!
Schrott sammeln mutt woll lohnen!
Der geizige Oligarch
Große Geburtstagsfeier für einen, ich sage mal, deutschen Oligarchen, einem reichen Hanseaten, der mit Schrott Karriere gemacht hatte. Ausgerichtet in einem Hamburger Nobelhotel hatte der Jubilar so an die 150 Gäste, zumeist auch sehr reiche Freunde, eingeladen.
Für ein so exquisites Event war ich noch nicht engagiert worden, möchte ich hier erzählen. Da konnte ich mich vielleicht nur mit meinem weißen Dinnerjacket unter diese gestylte Gesellschaft wagen. Die Hausdame dort hatte mir in dem elegant eingerichteten Saal eine passende Ecke mit kleiner Bühne zugewiesen, auf der ich mein Musik-Equipment eine gute Stunde vor Beginn aufgebaut hatte.
Dann das große Tam-Tam
, mit den Laudationen verschiedener Redner gespickt, begann es am späten Nachmittag um 17 Uhr und war bis in die späte Nacht geplant. Musiker müssen leider viel Geduld aufbringen, wenn so ein Luxusbüfett wie auf einem Kreuzfahrtschiff vor dir in weite Ferne rückt und angesichts all der wohlschmeckenden Langusten, Hummer und Perlhühner, dem teuren Champagner und noch mehr in teilweise viel zu dicken Bäuchen verschwindet.
An dieser Stelle spielte ich leise als Hinweis in eigener Sache von Hans Hartz
den damaligen Hit Die weißen Tauben sind müde
und schob später noch von der Hazy-Osterwald-Band
deren Lied: Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt, wir müssen warten
nach; keine erkennbare Reaktion im Lärm! Was meinen knurrenden Magen anbetraf, hieß es leider: warten, warten, warten.
Bei langen Stunden Live- und Tanzmusik bestellte ich mir später doch einen Rotwein beim befrackten Kellner und gegen Mitternacht dann sogar noch ein zweites Glas. Zwar wurden mir vorher zwei Flaschen Selters in kristallblauer Farbe serviert, die Luxusmarke hatte ich noch nie gesehen, die verteilt über die langen Nachtstunden zumindest eine Selbstverständlichkeit für unterhaltende Musiker sein sollte.
Nachts um drei Uhr war endlich Schluss und ich konnte nun meine Instrumente abbauen und über düstere Hotelgänge ohne Ende in der Tiefgarage in meinem Auto verstauen. Schweißnass und müde von der Anstrengung, den Kopf letztlich einmal kurz zurück in den Autositz legen und einmal fünf Minuten Luft holen.
So gegen fünf Uhr am frühen Morgen kam ich zu Hause an, wo meine Frau unruhig lange wach gelegen hatte. Schnell duschen und in den verdienten, aber unruhigen Schlaf fallen.
Sonntagmorgen. Strahlender Sonnenschein und dann wie immer unsere Gartenzeit zwischen bunten Blumenrabatten und Apfelbäumen genießen und der damit verbundenen Vorfreude auf die seltene Freizeit. Meine Frau hatte leckeren Kuchen gebacken, als dann zur Kaffeezeit mein Handy klingelte: Wer ist dort? – Überraschung? –
, flüsterte ich ihr zu und verspürte angespannte Freude, weil ich dachte, er wird sich bestimmt bedanken wollen.Pssscht!
… Ich hielt den Finger an die Lippen, das ist mein Hamburger Oligarch
Dachte ich zunächst und hatte dann seine sehr ärgerliche Stimme im Ohr: Auf unserer Hotelrechnung haben wir festgestellt, dass Sie vier Getränke hatten. Zuerst zwei Flaschen Selters und dazu noch zwei Gläser Rotwein. Den Selters bezahle ich, den Rotwein müssen Sie selbst bezahlen!
Ich war sprachlos und mir stieg das Blut zu Kopf. Und dann unterbrach ich den Anruf mit den Worten. Ich melde mich noch!
Das musste ich erst mal verdauen!
Meine Frau sah mich entgeistert an, als ich ihr erzählte, was dieser Anruf bedeutete und meinte dann sprachlos: Ist das wirklich wahr, was ist das denn für ein Geizkragen? Ist der Mann denn noch bei Trost? Du
, sagte sie nun forsch mit ärgerlicher Stimme, ich gebe dir den Rat, rufe im Hotel an und lasse dir eine Rechnung über alle vier Getränke schicken und dann bezahlen wir alles, was du getrunken hast!
Ich nickte zustimmend mit einem Grummeln im Bauch. Ein paar Tage später klingelte die uns bekannte Hamburger Telefonnummer, nun aber die mir noch bekannte keifende Stimme von Frau Oligarch: Sie haben ja alle vier Getränke bezahlt, wir wollten doch die zwei Seltersflaschen davon übernehmen! Wie bekommen wir denn nun unser Geld zurück für die zwei zu viel bezahlten Gläser Rotwein?
Bei dieser Frage habe ich mein Handy sofort abgestellt und muss aber wohl zugeben, mit Schrott sammeln kannst du auch ein Oligarch werden, und das Sprichwort trifft zu: Undank ist der Welt Lohn
und Schrott sammeln muss sich wohl lohnen …