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Die 80er bis 90er und das 21.Jahrhundert
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Dieser Artikel wurde im Original auf Plattdeutsch verfasst. Klicken Sie auf die Schaltfläche op Plattdütsch um die Originalfassung Fröhstück in de Cafeteria zu lesen.

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Frühstück in der Cafeteria

Neulich ging ich früh am Morgen durchs Herold-Center, ich wollte zum Friseur. Als ich an der Cafeteria vorbeiging, sah ich dort eine Frau sitzen, die ein Tablett vor sich hatte. Darauf war eine Kaffeekanne, eine Tasse, ein Ei im Eierbecher, Butter und Marmelade und was sonst noch zu einem anständigen Frühstück gehört. Die Frau kenn' ich doch? Ich ging ein paar Schritte zurück und guckte noch einmal genau hin. Tatsächlich das war sie. Das konnte ich überhaupt nicht begreifen. Sie, die immer auf die Leute geschimpft hat, dass sie ihr Frühstück nicht selbst zu Hause machen, die saß da vor ihrem Frühstück und ließ es sich schmecken. Ich ging weiter, ich wollte ja zum Friseur.

Nach einer Stunde war ich frisch frisiert und machte mich auf den Heimweg. Als ich an der Cafeteria vorbei kam, musste ich noch mal um die Ecke gucken. Sie war noch da und las in einer Zeitung. Na, nun wurde ich neugierig, ging an ihren Tisch und setzte mich einfach hin. Sie sah auf und freute sich, als sie mich erkannte. Wir klönten über dieses und jenes und zuletzt fragte ich sie direkt, wieso gerade sie hier säße.

„Ich kann begreifen, dass du dich wunderst“, meinte sie, „das ist ganz einfach zu erklären. Klar, ich habe über die Menschen geschimpft, die hier immer sitzen. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Ich habe immer gesagt, dass es zu Hause doch viel besser schmeckt. Da ist es viel gemütlicher und du kannst dir deinen Tisch fein decken, dabei die Zeitung lesen, wie ich es hier jetzt auch mache. Ich habe immer geglaubt, dass die Leute zu Hause das Kaffeewasser anbrennen und das Rührei überkochen lassen, oder sie waren zu faul, sich selbst etwas zu machen. Heute denke ich anders.

Meinen Mann habe ich ja nicht mehr, er ist schon über ein Jahr tot und ich bin allein. Mit wem soll ich klönen beim Frühstück und diskutieren über das, was in der Zeitung steht ‒ da ist keiner mehr. Ich kann mich doch nicht mit mir selbst streiten und wieder vertragen. Ich bin allein.

Als ich mal wieder merkte, dass ich mit mir selbst spreche, da wurde ich wach. Ich habe die Kaffeemaschine abgestellt und bin hierher gegangen. Da merkte ich, hier war Leben. Einer geht ‒ einer kommt ‒ hier ist immer etwas los. Zweimal in der Woche gehe ich hierher und dann treffe ich Menschen, die auch allein sind. Wir sagen uns guten Tag und reden miteinander. Manchmal setzt sich einer zu mir und dann klönen wir ein bisschen. Ich brauche das einfach ‒ Menschen, die mit mir reden. Heute heißt das wohl Kommunikation ‒ bei mir immer noch Klönsnack. Am meisten freue ich mich, wenn einer kommt und mit mir Platt snackt, so wie ich es mit meinem Mann immer getan habe.

Siehst du, und nun wird es Zeit, dass ich nach Haus gehe. Ich will noch Fenster putzen. Ich habe schön mit dir geklönt und nun geht es mir viel besser. Morgen decke ich mir den Kaffeetisch wieder zu Hause und habe es gemütlich, lese meine Zeitung in Ruhe beim Frühstück genau wie hier. Und dann freue ich mich, dass mich keiner stört. Alles hat zwei Seiten, sogar das Frühstück. Tschüüs und vielen Dank, dass du mir zugehört hast.“

Ich ging nachdenklich zum Parkplatz und setzte mich ins Auto. Die Frau konnte ich verstehen. Ich habe meinen Mann noch, aber der ist tagsüber im Büro und ich habe auch niemand zum Reden. Das soll anders werden ‑ ich werde die Frau mal zum Mittagessen einladen und dann klönen wir ungestört und so lange wie wir mögen.

  • Autorin: Inge Hellwege, 13. Januar 2015
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