Nur noch schnell einen Brief an meine Krankenkasse einstecken — ein bisschen schwerer als sonst, deshalb zur Kinderpost
am Markt — und weil ich keine 90 Cent-Briefmarke bei der Hand hatte. Also schnell aufs Fahrrad und die 5 Minuten zur Post, die jetzt in einem Schreibwarenladen untergebracht ist und nicht immer Briefmarken hat, weil sie gerade ausverkauft sind. Hätte ich auch nie geglaubt, das es so etwas mal geben würde!
Also, wie gesagt, aufs Fahrrad und den Brief zur Post gebracht, oder was von der nach Neuorganisation
und Privatisierung noch übrig ist. In der Einfahrt zum Sportplatz in die linke Spur eingeordnet, Rechtsabbieger konnten so rechts an mir vorbei, ohne dass ich sie behindern würde, Linksabbieger müssten so wie so den fließenden Verkehr vorbeilassen, also würde ich sie auch nicht behindern.
Er floss, und floss, und floss — der fließende Verkehr — Rush Hour nennt man das heute — oder Berufsverkehr, jedenfalls ist die Stunde gemeint, in der der tägliche Wahnsinn auf der Straße tobt und Sie als Radfahrer oder Fußgänger völlig unsichtbar werden — besonders, wenn Sie im Rentenalter sind!
War die Straße von rechts endlich frei, kamen die Kolonnen von links und umgekehrt — die meiste Zeit tobte der Verkehr auf allen Fahrspuren. Hinter mir fuhr ein Autofahrer links neben mich, sicher konnte der bei diesem Verkehr das, was ich nicht konnte, links abbiegen! Und ganz sicher tat er es, weil er mich nicht sehen konnte - ich war für ihn unsichtbar!
Jetzt bog einer von der Straße kommend nach rechts in die Einfahrt, in der ich mit meinem Fahrrad stand. Auch er sah mich nicht, weil ich unsichtbar war und fuhr mir fast über den Fuß, den ich eilig beiseite nehmen musste, damit er nicht allzu platt gefahren wurde.
Nach einer gefühlten Stunde endlich die erhoffte Lücke und mit einem Spurt über die Straße. Hoffentlich schaffe ich das auch noch in 10 oder 20 Jahren mit dem Rollator!
Auf der Rücktour habe ich mich daran erinnert, dass ich ersten unsichtbar bin, zweitens im Rentenalter und Zeit habe und drittens, dass es in der Nähe eine Ampel gibt. Also, den Umweg nicht scheuend, an der Ampel die Straße überquert.
Ich bin davon überzeugt, dass der arme Autofahrer, den die Fußgängerampel gestoppt hatte, deren Sinn nicht verstanden hat, es war zwar Rot und er musste warten,