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Vertreibung aus Ostpreußen
Kapitel 3
Mutti bekommt Unterstützung

Irgendwann ist Erwin Barstat zu uns gezogen, das ist Papas Neffe. Er war etwa vierzehn Jahre alt. Seine Eltern waren verstorben, somit war Erwin Waise. Erwin hat noch einen Bruder, Heinz. Wo Heinz sich zu dem Zeitpunkt aufgehalten hat, kann ich leider nicht sagen.

Erwin bekam ein eigenes, kleines Zimmer. Mit Erwin bekam Mutti ein wenig Hilfe auf dem Hof und Landwirtschaft.

Papa bekam inzwischen ein paar Tage Heimaturlaub, zur Freude von Mutti. Für Papa war es kein Ausruhen, er hat zu Hause tüchtig angepackt, es blieb ja so viel Arbeit liegen. Aber der Krieg weitete sich weiter aus.

Als ich zwei Jahre alt war, bin ich von zu Hause weggelaufen. Meine Oma hatte es nicht bemerkt. Mutti war auf dem Feld und hat gearbeitet. Ich wollte Mutti suchen. Ich bin auf der Straße und auf dem Feldweg gelaufen, habe geweint und laut nach Mutti gerufen. Als Mutter nach Hause kam, war ich weg. Sie musste lange nach mir suchen. Dann hörte sie ein erbärmlich rufendes Kind und sagte sich, das muss Elfi sein, die Stimme kenne ich doch!

Von Papa kam ab und zu Post. Er schrieb, dass er große Sehnsucht nach seiner Familie hat. Am 13. Juli 1942 wurde mein Bruder Gerd geboren.

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Zeichnung: Die Windmühle und unser Hof
Anmerkung zur Windmühle: Die Windmühle wurde gebaut von Samuel Weinreich, geboren am 10. März 1864 in Berghöfen. Samuel Weinreich ist der Vater von Rudolf Weinreich, also mein Großvater. Die Mühle lag am Mühlengraben, auch „Schwirgsch” genannt.
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Karte von Berghöfen, Hügelort, Markthausen - [Klick zum Vergrößern …]

Berghöfen (Packalwen = Hügelfelden)

Berghöfen war ein reines Kleinbauerndorf, nur ein Schmid und ein Windmüller hatten sich hier niedergelassen, dessen Mühle das Wahrzeichen des Dorfes war. Sie brannte 1945 ab. Die Kinder besuchten die Schule in Weißenbruch. Die Toten fanden ihre Ruhe auf den Friedhöfen in Berghöfen und Bielken. In Bielken gab es neben dem großen Bauernhof von Steinleitner nur noch drei kleine Höfe. Im Ersten Weltkrieg wurde Julius Sternberg nach Sibirien verschleppt, kam aber nach vielen Jahren gesund zurück. Der letzte Bürgermeister war Otto Weinreich. Berghöfen hatte 1939 136 Einwohner. Opfer des Krieges wurden fünf Gefallene und sechs Vermisste. Opfer der Vertreibung, 15 Tote und 15 Vermisste.


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