Corona-Chronik, März 2020
Die Chronik dieser Pandemie hier zum Nachlesen in gesammelten Pressemeldungen.
Kurz löst Mundschutzdebatte aus
Österreich hat eine neue Mundschutzdebatte ausgelöst. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach fordert eine Regel für ganz Deutschland. Die WHO hält wenig davon.
Bernd steigt auf Linux um
Bernd bekommt für seinen Computer ein neues Betriebssystem, Linux Mint LMDE4. Hartmut richtet bei ihm zu Hause das Grundsystem ein. Die Situation hat etwas gespenstisches:
Beide geben sich nicht die Hand, Bernd hat Handschuhe an und beide eine Gesichtsmaske auf. Die weitere Konfiguration geschieht aus der Ferne - ferngesteuert mit Teamviewer.
ADDIDAS
Adidas will wegen geschlossener Läden aufgrund der Corona-Krise Mietzahlungen einbehalten.
Auch H&M und Deichmann wollen ein neues Gesetz dafür nutzen. Das regt nicht nur deutsche Spitzenpolitiker auf - sondern löste auch Boykottforderungen über Social Media aus.
Selbstmord Landespolitik geschockt
Der hessische Finanzminister Thomas Schäfer ist völlig überraschend gestorben. Die Leiche des CDU-Politikers wurde am Samstag an einer ICE-Strecke gefunden. Ermittler gehen davon aus, dass sich der 54-Jährige das Leben nahm.
Die Landespolitik reagierte geschockt und tief bestürzt über den Tod Schäfers, der auch als Nachfolger von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gehandelt wurde. Die FAZ
berichtet, Schäfer habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er seinen Suizid begründet habe. Das habe die Zeitung aus Ermittlerkreisen erfahren.
Ich muss davon ausgehen, dass ihn diese Sorgen erdrückt haben
Bouffier selbst äußerte sich sichtlich angefasst per Videoschalte zum tragischen Tod Schäfers: Gerade ihn hätten wir in einer solch schweren Zeit gebraucht. Die größte Herausforderung unseres Landes, sie benötigt Besonnenheit und Tatkraft. Für beides stand Dr. Thomas Schäfer
, erklärte Bouffier. Er habe Tag und Nacht daran gearbeitet, diese durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise zu bewältigen.
ORBANS CORONA-MACHTERGREIFUNG
Covid-19-Krise - Ungarisches Parlament schafft sich fast selbst ab.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban kann künftig mit ebenso umfassenden wie umstrittenen Sondervollmachten gegen die Corona-Pandemie vorgehen. Das Parlament in Budapest billigte am Montag ein Notstandsgesetz, das es dem rechts-nationalen Regierungschef ermöglicht, ohne zeitliche Befristung auf dem Verordnungsweg zu regieren.
Zahl der Erkrankten steigt
Die Zahl der Erkrankten in Hamburg ist um 143 neue Fälle auf 2.078 gestiegen - die Dunkelziffer ist weiterhin unbekannt.
Hamsterkäufe gehen weiter
Trotz aller Apelle wird weiter gehamstert. Hefe ist das neue Klopapier. In den Supermarktregalen findet sich weder abgepacktes Brot, noch Mehl oder Backzutaten. Täglich beginnt Stefan Heller auf 90,3 seine Moderation mit den Worten: Hamburg hält zusammen
. Die Wirklichkeit ist eine andere, wenn man die Regale der Supermärkte betrachtet.
Warum ist Hefe zurzeit ausverkauft?
Die Journalistin Jennifer Buchholz hat Dr. Markus Weck gefragt, warum derzeit kaum noch Frischbackhefe in den Regalen zu finden ist. Der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Hefeindustrie e. V., sagt dazu: In vielen Supermärkten ist kaum noch abgepacktes Brot zu erhalten. Vermutlich decken sich nun viele Verbraucher auch mit Zutaten ein, die man fürs Backen benötigt – neben Mehl folglich auch Hefe.
Dieser Konsumstrend bringt für die Hefehersteller aber auch Probleme mit sich: Um die erhöhte Nachfrage zu befriedigen, müssen die Hersteller ihre Produktion hochfahren. Dadurch stoßen sie technisch und logistisch an ihre Kapazitätsgrenzen.
Zudem müssten mehr Mitarbeiter eingestellt werden, um bei der Produktion helfen zu können. Dies und die daraus folgende Umstellung von Produktionsprozessen können laut dem Experten zu Lücken in den Regalen führen.
Ein Hamsterkauf von Hefe sei jedoch nicht notwendig, so Weck: Es gibt genug Hefe für alle. Es wird nur ein wenig dauern, bis die Regale wieder gefüllt sind.
Zahl der Erkrankten steigt weiter
Die Zahl der Erkrankten in Hamburg ist um 145 neue Fälle auf 1.759 gestiegen - die Dunkelziffer ist unbekannt.
Grote droht, Infizierte in Gewahrsam zu nehmen. 17 UKE-Mitarbeiter sind infiziert. Die Stadt nimmt Patienten aus dem Ausland auf.
Infektionen steigen in Hamburg weiter
Die Zahl der bestätigten Infektionen steigt in Hamburg weiter an. Es sind heute 1.614 Erkrankte, eine Zunahme gegenüber dem Vortag von 164 Fällen. https://www.hamburg.de/coronavirus/
Übrigens ist Hefe das neue Klopapier und in allen Supermärkten ausverkauft.
Hamburg hat mit 1.450 die meisten infizierten Patienten
Neueste Meldungen besagen, dass das Bundesland Hamburg, gemessen an seiner Bevölkerungszahl, mit 1.450 die meisten infizierten Patienten hat. Damit liegt Hamburg in einer Statistik ganz vorne im Ländervergleich. In Deutschland sind bislang mehr als 37.900 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die gemeldeten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt.
Wir könnten in einer sehr anderen Welt aufwachen
Für Bestseller-Autor Yuval Noah Harari (Eine kurze Geschichte der Menschheit
) birgt die Coronavirus-Pandemie ein besonderes Risiko: Die große Gefahr sind die Menschen, nicht das Virus. Die Uneinigkeit der Welt ist das große Problem
, sagte der israelische Historiker dem Hamburger Magazin Stern
. Die aktuelle Pandemie könnte seiner Meinung nach langfristige Folgen haben: Wir werden diese Epidemie überstehen. Die große Mehrheit von uns wird weiterleben. Die Wirtschaft wird wieder anlaufen. Aber wir könnten trotzdem in einer sehr anderen Welt aufwachen. Beschlüsse, die die Mächtigen nun treffen, werden uns noch jahrelang begleiten.
Als Beispiel nennt er die Handyortung aller Menschen in seinem Heimatland. Diese Notfallverordnung ohne Billigung des Parlaments sei ein Anschlag auf die Demokratie.
Einschränkungen im Alltagsleben, Aktivisten protestierten
Die Einschränkungen im Alltagsleben zur Eindämmung der Corona-Krise machen niemandem Spaß – an dem Sinn der Maßnahmen wie Kontaktverbot und Clubschließungen zweifeln aber nur wenige. Einige von ihnen haben sich gestern in Flensburg zu einer Demo versammelt, berichtet die SHZ
. Ganze 15 Aktivisten protestierten –teilweise vermummt, was aber in Zeiten der Corona-Pandemie als Infektionsschutz durchgehen kann – gegen die Einschränkung von Grundrechten.
Wir haben die Befürchtung, dass Freiheitsrechte, die jetzt eingeschränkt werden, danach nicht ohne weiteres wiederkommen
, sagt eine Teilnehmerin gegenüber der SHZ
. Die Demo war trotz des geltenden Versammlungsverbots unter der Auflage genehmigt worden, dass zwischen den Teilnehmern ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird. SHZ
RKI gibt neue Zahlen bekannt
Das Robert Koch Institut gibt neue Zahlen bekannt. Danach steigt die Zahl der infizierten schneller als angenommen.
In den 1970er Jahren war Hoimar von Dittfurt mein Lieblingsautor. In seinem Buch Der Geist fiel nicht vom Himmel
, beschreibt er das ererbte Weltbild, mit dem wir alle auf die Welt kommen. Danach sind wir nicht in der Lage, exponentiell zu denken, wir können nur lineare Veränderungen erfassen. So geht es uns jetzt mit der Infektionsgefahr durch Covid19 - viele, besonders die Jungen haben den Gong noch nicht gehört und machen Corona-Partys. Sie können sich die Geschwindigkeit, mit der sich der Erreger ausbreitet, nicht vorstellen.
Dazu verweise ich mal auf das allgemein bekannte Schachbretträtsel: Bekannt ist, dass ein Schachbrett horizontal und vertikal je acht Felder besitzt, also insgesamt 64 Felder. Alle, die mit dem Hexadezimalsystem vertraut sind, Programmierer - Margot (mit Diplom), Michael - können mit Potenzen rechnen: 12=1, 22=4, 23=8, 24 = 16 usw.
Die Frage des Schachbretträtsels lautet nun:
Wenn ich auf das erste Feld eines Schachbretts 1 Getreidekorn lege und die Menge bei jedem weiteren Feld verdopple, wie viele Getreidekörner werden dann wohl auf dem letzten Feld des Schachbretts liegen?
Wer dies ausrechnen kann, hat eine Vorstellung von der exponentiellen Ausbreitung des Virus. Der fährt aber auch nicht 200 Km/h auf der Autobahn, weil er weiß, das eine Verdopplung der Geschwindigkeit eine Vervierfachung des Bremsweges mit sich bringt!
Hamburg meldet den ersten Corona-Toten
Hamburg meldet den ersten Corona-Toten in der Stadt. Ein 52-jähriger, der sich beim Skiurlaub in der Schweiz infiziert hat, ist in der häuslichen Quarantäne gestorben. Nach einem zunächst leichten Krankheitsverlauf verschlechterte sich sein Zustand dramatisch, jede Hilfe kam zu spät. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel, da der Mann keine Vorerkrankungen hatte und nicht zur Risikogruppe gehörte. Das Olympische Komitee gibt nach langem Zögern bekannt, dass sich die Olympischen Spiele 2020 in Tokio um ein Jahr verschieben.
Das Robert Koch Institut gibt neue Zahlen für Deutschland bekannt
Das Robert Koch Institut gibt neue Zahlen für Deutschland bekannt: Infizierte: 24.873, Todesfälle: 94, Genesene: 266.
In Italien sind es 59.138 infizierte, 5.476 sind verstorben und 7.024 genesen.
Weltweit sind 339.041 Menschen infiziert, 14.705 gestorben und 98.799 genesen. Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch.
Hamburg meldet 1.000 Infektionen
In Hamburg gibt es mittlerweile 1.000 bestätige Infektionen. Es ist keine 14 Tage her, dass ein Arzt in der Kinderabteilung des UKE, nach Rückkehr aus dem Skiurlaub positiv auf das Virus getestet wurde. Er gilt als erster Fall in Hamburg. An seinem Wohnort in Henstedt-Ulzburg wurde daraufhin das, für das Wochenende angesetzte Fußballspiel abgesagt.
Einkaufen wird surreal, ich konnte heute Morgen in einem Supermarkt die Menschen beobachten. Ich hatte die Zeit, weil ich vor dem Laden geblieben bin. Wir waren zu zweit Einkaufen gegangen und hielten es für vernünftig, dass nur einer von uns den Laden betritt.
Ich habe eine Frau gesehen, die Einmalhandschuhe getragen hat und fünf ältere Menschen mit einem Mundschutz. Der Run auf Toilettenpapier, Papiertaschentücher und Küchenpapier scheint abzuflauen.
Merkel und Ministerpräsidenten trafen sich zu einer Videokonferenz
Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten aller Bundesländer trafen sich heute zu einer Videokonferenz. Man wollte den Flickenteppich der unterschiedlichen Maßnahmen, die in den einzelnen Bundesländern angewandt wurde vereinheitlichen. Es kam zu einem Kompromiss in Form eines Neu-Punkteplans, der ab sofort für das gesamte Bundesgebiet gilt. Hier der neun Punkteplan im Überblick:
- Die Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.
- In der Öffentlichkeit ist, wo immer möglich, zu anderen als den unter 1. genannten Personen ein Mindestabstand von mindestens 1,5 m einzuhalten.
- Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet.
Ausgangssperre in Bayern
Die am 20. März beschlossenen Ausgangssperre für Bayern tritt vorerst für 14 Tage in Kraft. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt. Dazu zählen unter anderem der Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe, Arzt- und Apothekenbesuche, Hilfe für andere, Besuche von Lebenspartnern, aber auch Sport und Bewegung an der frischen Luft – dies aber nur allein oder mit den Personen, mit denen man zusammenlebt. Auch Restaurants müssen schließen.
Hamburgs erster Bürgermeister fordert alle Hamburger auf, zu Hause zu bleiben und unnötige Wege und soziale Kontakte zu vermeiden. Personengruppen von mehr als sechs Personen werden verboten.
Deutschland: 13.957 bestätigte Fälle, 31 Tote
13.957 bestätigte Fälle (31 Todesfälle) in Deutschland.
Forschung auf Hochtouren
Die Forschung nach einem Impfstoff und nach einem Medikament gegen das neuartige Corona-Virus laufen auf Hochtouren, unter anderem in Lübeck. Aber braucht man überhaupt beides, Impfstoff und Medikament? Ja, sagt Professor Rolf Hilgenfeld, Direktor des Instituts für Biochemie an der Universität Lübeck im Gespräch mit MDR Wissen. Zusammen mit seinem Team hat er einen Wirkstoff gegen Covid-19 entwickelt. Ein Medikament werde es dennoch erst in einigen Jahren geben, sagt Hilgenfeld, erst nach Testverfahren an Tieren könne es zu klinischen Tests an Menschen kommen. Trotzdem sei die Forschung sinnvoll, selbst wenn es 2021 einen Corona-Impfstoff gebe.tgs
hoch
RKI ändert Risikobewertung
Das Robert-Koch-Institut änderte die Gefährdungseinschätzung für die Gesundheit der Bevölkerung auf insgesamt hoch
, die Belastung des Gesundheitswesens könne örtlich sehr hoch
sein. tgs
Norwegen, Dänemark, Schweden schließen ihre Grenzen
Norwegen, Dänemark, Schweden schließen ihre Grenzen. Schleswig-Holstein verbietet den Tourismus und fordert die Menschen auf, keine Urlaubsfahrten oder Ausflüge an Nord- und Ostsee zu unternehmen. Die Inseln schotten sich komplett ab, Fähren machen nur noch Versorgungsfahrten.
Keine Besuche in Krankenhäusern und Pflegeheimen
Besuche in Krankenhäusern und Pflegeheimen werden verboten. Hochzeiten und Beerdigungen finden nur im kleinsten Kreis statt. Gottesdienste vor Publikum sind verboten. Alle sportlichen Veranstaltungen, auch alle weltweite Wettkämpfe sind abgesagt. Ob die Olympiade in Tokio stattfindet, ist noch offen.
Desinformationskampagne durch russische Staatsmedien
Pressemeldung Tagesspiegel:
Seit dem Beginn der Coronakrise hat die Europäische Union die Beobachtung von Fake News im Internet intensiviert – und eine signifikante Desinformationskampagne
durch russische Staatsmedien und kremltreue Akteure entdeckt. Diese Kampagne ist darauf angelegt, Verwirrung, Panik und Angst zu verschärfen
, heißt es in einem Papier der Abteilung für strategische Kommunikation des europäischen Auswärtigen Dienstes, das dem Tagesspiegel vorliegt. Tagesspiegel
Italien meldet Rekordzahlen an Infizierten
Italien, die Lombardei ist mit 11.685 Infizierten und 966 Toten die am stärksten von der COVID-19-Pandemie in Europa betroffene Region.
Merkel appeliert an die Bürger, auf Sozialkontakte zu verzichten
Nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten am 13. März 2020 appellierte Bundeskanzlerin Angela Merkel an die Bürger, alle nicht notwendigen Veranstaltungen abzusagen und auf Sozialkontakte zu verzichten.
In vielen Bundesländern wurden Maßnahmen beschlossen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. So wurden beispielsweise Großveranstaltungen verboten bzw. Kitas und Schulen geschlossen. Nach Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums vom 13. März 2020 sollen sich alle Reiserückkehrer aus Italien, Österreich und der Schweiz selbst in Quarantäne begeben
, das heißt symptomunabhängig unnötige Kontakte
vermeiden und […] zwei Wochen zu Hause
bleiben.
Das DRK Norderstedt sagt alle Veranstaltungen ab
Das DRK Norderstedt sagt ab Montag, den 16. März alle Veranstaltungen ab, welche die Generation 60+ betreffen, (Gesundheitskurse, Seniorennachmittag, Seniorenveranstaltungen). Das betrifft auch die Erinnerungswerkstatt. Die für den 18. April geplante Buchvorstellung und Lesung, sowie die Teilnahme an der Ehrenamtsmesse wurden abgesagt.
WHO erklärt bisherige Epidemie offiziell zu einer Pandemie
Die WHO erklärt die bisherige Epidemie offiziell zu einer Pandemie, der ersten seit der Pandemie H1N1 2009/10.WHO
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gibt eine Regierungserklärung zur Bekämpfung des Coronavirus ab
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Aus der Coronaepidemie in China ist eine weltweite Pandemie geworden. In Europa gibt es inzwischen mehr als 3.000 bestätigte Infektionen, bei uns in Deutschland 240, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Die Bundesregierung und die Landesregierungen, das Robert-Koch-Institut und die kommunalen Behörden haben in den letzten Wochen täglich über den Stand der Dinge informiert. Wir werden weiterhin jeden Tag sagen, was wir wissen, aber auch, was wir noch nicht wissen. Wir nehmen die Situation sehr ernst. Wir arbeiten jeden Tag daran, diese Situation gemeinsam gut zu bewältigen. Alle Beteiligten in den Ländern und vor Ort leisten einen enormen Einsatz.
Nach dem Ausbruch in China im Januar haben wir alle Kräfte mobilisiert, um zu verhindern, dass das Coronavirus nach Deutschland kommt. Dafür haben wir zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Bürgerinnen und Bürger zentral in Quarantäne genommen. Bis vergangene Woche konnten alle Fälle in Deutschland auf eine Ansteckung im Ausland zurückgeführt werden. Betroffene und Kontaktpersonen wurden rasch isoliert. So ist es uns über Wochen hinweg gelungen, eine Ausbreitung zu verhindern. Bis Anfang letzter Woche gab es 16 infizierte Patienten in Deutschland, von denen 14 bereits wieder gesund zu Hause waren.
Seit vergangener Woche befinden wir uns in Deutschland und in Europa jedoch in einer neuen Lage. Nach zahlreichen weltweiten Infektionen und dem starken Ausbruch in Südkorea, Japan, dem Iran und Norditalien hat auch in Deutschland eine Epidemie begonnen. Die Quarantänemaßnahmen der letzten Wochen waren dennoch sinnvoll. Sie haben uns wertvolle Zeit gebracht.
Wir wissen jetzt mehr über das Virus als noch im Januar. Anfangs gab es etwa die Vermutung, dass ähnlich wie bei den bekannten SARS-Viren vor allem die unteren Lungenflügel betroffen wären. Nun hat sich herausgestellt, dass die Viruslast besonders im Rachenraum sehr hoch ist. Das macht für die Frage der Ansteckungswahrscheinlichkeit und damit für die Beurteilung des Risikos einen großen Unterschied.
Wir können uns hier in Deutschland auf Expertinnen und Experten stützen, die zu den besten und angesehensten in der Welt gehören. Der erste Test zum sicheren Nachweis einer Coronainfektion wurde frühzeitig hier in Deutschland entwickelt und an unsere weltweiten Partner gegeben.
Nach allem, was wir heute wissen, verläuft die übergroße Mehrheit der Infektionen symptomfrei bis milde. Der Erreger ist deutlich weniger ansteckend als zum Beispiel der von Masern. Noch kann aber niemand eine abschließende Beurteilung und Bewertung des Virus abgeben. Dafür gibt es weltweit noch nicht genug Daten.
Die Situation ist weiterhin sehr dynamisch. Gut vorbereitet sein heißt, auf Entwicklungen flexibel reagieren zu können. In den betroffenen Regionen stehen alle Akteure gerade unter großem Druck. Natürlich sind noch nicht alle Abläufe eingespielt. Daran arbeiten alle Beteiligten mit großer Kraft und Dringlichkeit. Es dauert teilweise noch zu lange, bis Verdachtsfälle getestet werden. Darüber habe ich gerade erneut im Ministerium mit Vertretern der Ärzteschaft und der Krankenhäuser gesprochen.
Wir analysieren die Lage laufend und stellen auftretende Probleme so schnell wie möglich ab. Wir gehen transparent vor und halten uns an den Dreiklang aus wissenschaftlicher Expertise, sorgsamer Abwägung und entschlossenem Handeln. Es wird immer wieder darum gehen, die richtige Balance zu finden, zwischen einerseits notwendigen Einschränkungen zur Eindämmung des Virus und andererseits unserem Alltag, der weitergeht.
Fest steht: Der Höhepunkt der Ausbreitung ist noch nicht erreicht. Die Lage in unserem Land ist sehr unterschiedlich. Im Kreis Heinsberg ist sie aktuell eine andere als etwa in der Hansestadt Rostock. Unsere Strategie ist weiterhin, die Ausbreitung von Corona innerhalb Deutschlands und in den betroffenen Regionen zu verlangsamen und einzudämmen. Schon jetzt kommt es dabei zu Einschränkungen des Alltags, weil öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kitas zeitweise geschlossen bleiben oder weil Großveranstaltungen, etwa mit internationalem Publikum, von den zuständigen Behörden abgesagt werden. Dabei gilt immer der Grundsatz: Die Sicherheit der Bevölkerung geht im Zweifel vor, auch vor wirtschaftlichen Interessen.
Ich will auch offen sagen, wie eine mögliche nächste Stufe aussehen kann. Unser Fokus wird dann darauf liegen, unsere Kapazitäten auf Patienten zu konzentrieren, bei denen schwerere Krankheitsverläufe auftreten. Die Abläufe in den Kliniken und Praxen werden dann entsprechend angepasst und die Kräfte im Gesundheitswesen auf die akute Lage fokussiert. Das wird stellen- und phasenweise auch zu Stress im System führen. Planbare medizinische Eingriffe werden dann verschoben. Die große Mehrheit der Infizierten mit gar keinen oder leichten Symptomen wird dann gebeten, sich zu Hause auszukurieren.
Noch sind wir nicht an diesem Punkt. Niemand kann heute seriös sagen, wann er kommt. Aber mir ist wichtig, klar zu sagen, was kommen kann, damit wir alle darauf vorbereitet sind. Ich habe großes Vertrauen in unsere Experten, Ärzte und Pfleger.
Während der schweren Grippewelle 2017/18 kam es nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts zu etwa 9 Millionen zusätzlichen influenzabedingten Arztbesuchen hier bei uns in Deutschland. Unser Gesundheitssystem hat das bewältigt.
Corona führt als Atemwegserkrankung zu Symptomen wie Niesen und Husten, Fieber und Schnupfen und, bei schwererem Verlauf, zu Lungenentzündungen. Insbesondere eine mögliche Lungenentzündung stellt dabei für chronisch kranke, alte oder gebrechliche Patienten ein hohes Risiko dar. Gleichwohl sind das alles Symptome und Krankheitsverläufe, wie sie in Deutschland jeden Tag vielfach behandelt werden. Daher können Bürgerinnen und Bürger mit schwereren Verläufen darauf vertrauen, dass sie mit der nötigen Expertise behandelt werden.
Für uns als Gesellschaft ist die aktuelle Lage eine große Herausforderung. Die Folgen von Angst können weit größer sein als die des Virus selbst.
- Ja. - Deshalb ist es gut, dass die Bundesbürgerinnen und -bürger bis auf wenige Ausnahmen sehr besonnen reagieren. Ja, ein Virus, mit dem wir keine Erfahrung haben, ist beunruhigend. Ja, die Bilder aus China waren beunruhigend. Vergangene Woche haben sich deshalb manche mit haltbaren Lebensmitteln und Toilettenpapier eingedeckt; einige Supermarktregale waren deshalb vorübergehend leer. Jetzt sind die meisten Regale schon wieder aufgefüllt.
Ich sage das nicht, um Ängste und Sorgen beiseitezuwischen, sondern um die Lage einzuordnen. Angst und Sorge nicht nur um sich selbst, sondern auch um Menschen, die einem wichtig sind, sind eine zutiefst menschliche Reaktion. Ja, wir haben wenig Erfahrung mit dem Virus, aber wir haben als Gesellschaft viel Erfahrung mit allen möglichen Gefahren. Aus unserem persönlichen Alltag wissen wir: Mit einem kühlen Kopf können wir Herausforderungen am besten bewältigen. Das gilt auch für den Umgang mit dem Coronavirus.
Mein Ziel ist, die Bürgerinnen und Bürger zu bestärken, nicht, sie einfach zu beruhigen. Bleiben Sie weiter besonnen. Informieren Sie sich aus zuverlässigen Quellen wie infektionsschutz.de. Strafen Sie diejenigen, die versuchen, Angst und Falschmeldungen zu verbreiten, mit Nichtbeachtung.
Es wird immer Einzelne geben, die aus einer solchen Lage Kapital schlagen wollen, durch windige Geschäfte mit überteuerten Schutzmasken zum Beispiel. Manche wollen auch einfach Misstrauen gegenüber unseren Institutionen schüren oder Stimmung machen, um politisch zu profitieren.
Hier im Bundestag und in der Zusammenarbeit mit den Ländern erlebe ich alle politisch Beteiligten als sehr konstruktiv. Es ist sicher eine unserer größten Stärken in der Demokratie, im Ernstfall gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Ich stehe im regelmäßigen Austausch mit den Gesundheitspolitikern aller Parteien im Bundestag. Für den sachlichen und konstruktiven Austausch, auch am Montag im Ausschuss für Gesundheit, bin ich den Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen, sehr, sehr dankbar. Ich erlebe, dass alle ein Interesse daran haben, diese Situation gemeinsam und besonnen zu bewältigen.
Die Bundesregierung und die Länder ergreifen alle Maßnahmen, die sinnvoll und angemessen sind. Wir stimmen uns eng mit unseren europäischen und internationalen Partnern ab: in der wöchentlichen Schalte der Gesundheitsminister der G 7 ebenso wie übermorgen beim zweiten Treffen der EU-Gesundheitsminister innerhalb von zwei Wochen in Brüssel.
Im Anschluss an diese Debatte habe ich erneut die Gesundheitsminister aller Bundesländer zum Gespräch eingeladen. Ja, Corona ist auch eine Herausforderung für den föderalen Staat; aber gerade in Krisenzeiten zeigt dieser seine Stärke. Unsere Experten vom Robert-Koch-Institut unterstützen fachlich. Aber es ist richtig, dass wir nicht von Berlin aus darüber zu entscheiden haben, ob in Heinsberg oder anderswo eine Schule zeitweise geschlossen wird.
Besonders hervorheben will ich den Einsatz unseres medizinischen Personals. Alle, die für unsere Gesundheit im Einsatz sind, stehen im Kampf gegen Corona an vorderster Front. Sie reagieren besonnen, informieren sich über die aktuellsten Erkenntnisse und kümmern sich mit großem Einsatz um ihre Patienten. Dafür möchte ich ihnen danken!
Sie sind auch die ersten, die merken, wenn etwas nicht so läuft, wie es eigentlich laufen soll. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich melden, wenn es Probleme gibt. Sie sind auch diejenigen, die Schutzkleidung und Desinfektionsmittel für ihre Arbeit brauchen. Alle anderen brauchen diese im Alltag nicht; da sind unsere Experten sehr klar.
Gerade kaufen weltweit Regierungen, Krankenhäuser und Privatpersonen Schutzkleidungen auf Vorrat. Gleichzeitig steht in China die Produktion teilweise still. Deshalb kommt es auch hier bei uns in Deutschland zu Knappheiten. Daher gilt seit heute 11 Uhr eine Ausfuhrbeschränkung für Schutzkleidung. Insbesondere Schutzmasken und -anzüge werden seitens des Bundes, einiger Länder und Akteure des Gesundheitssystems kurzfristig beschafft und bevorratet werden.
Grundsätzlich braucht es übrigens aus meiner Sicht - unabhängig von dieser aktuellen Debatte - eine andere, grundsätzlichere Debatte: Sollten wir in diesem Umfang wirtschaftlich und in unseren Lieferketten von einem einzigen Land auf der Welt abhängig sein? Ich denke: nein.
Alle Bürgerinnen und Bürger können ihren Beitrag im Kampf gegen Corona leisten. Auch wenn es manch einer vielleicht nicht mehr hören kann: Einfache Verhaltensregeln machen einen Unterschied: regelmäßiges Händewaschen, nach Möglichkeit nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht fassen, in die Armbeuge oder ein Taschentuch husten. - Das ist nicht banal, das ist wichtig.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Denn das sind die Maßnahmen, die mithelfen, die Verbreitung des Virus effektiv zu bekämpfen und die Schwächsten zu schützen.
Wer sich krank fühlt oder mit einem Erkrankten Kontakt hatte, sollte schnell den Hausarzt anrufen und nicht einfach in die Praxis gehen.
Und - auch das sei erwähnt - es gibt auch gute Nachrichten in diesen Tagen: Seit zwei Wochen ist die erfasste Zahl der weltweit genesenen Patienten höher als die Zahl der Neuinfizierten.
Gleichwohl: Die nächsten Tage und Wochen werden für uns herausfordernd sein. Es wird in den betroffenen Regionen zu Einschränkungen im Alltag kommen. Das kann und das wird Stress auslösen. Wir alle nehmen wahr, dass Wut, Misstrauen, teilweise auch Aggressionen zu oft unsere öffentlichen Debatten bestimmen. In der aktuellen Lage wird es deshalb umso wichtiger sein, dass wir besonnen bleiben, dass wir zusammenhalten und dass wir bereit sind, einander auch unter Stress zu vertrauen.
Vielen Dank. Bundesministerium für Gesundheit 4.3.2020