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Leberkäse und Kistenholz vom Wochenmarkt

Wenn ich Anfang der 1960er Jahre Oma und Opa in Hamburg-Altona besuchte, gab es immer viel zu sehen. Zu einer bestimmten Uhrzeit fuhr ich mit der Straßenbahn-Linie 15 in Richtung Hohenzollernring in Altona. Der Straßenbahntyp war ein Gelenkwagen VG. Im Triebwagen gab es 35 Sitz- und 108 Stehplätze. Hinten, beim Schaffner waren zwei Türen zum Einsteigen. In der Mitte gab es zwei Türen für den Ausstieg und eine Tür beim Fahrer. Dieser Typ hatte auf Grund seines hohen Gewichts eine starke Gleisabnutzung. Der Spitzname war daher „Schienenfräse“.

Manchmal warteten Oma oder Opa an der Haltestelle Holstenstraße, Ecke Allee. Heute heißt die Allee „Max-Brauer-Allee“, nach einem Hamburger Bürgermeister. Die beiden Straßen waren damals noch nicht so breit ausgebaut wie heute.

Bei den Großeltern in der Eggerstedtstraße angekommen, gab es zur Stärkung erstmal ein Malzbier für mich. Dann wurde erzählt was es in der Familie Neues gab. Oma hatte noch eine Schwester in Ronneburg und Opa eine Schwester in Köthen, beide lebten in der DDR. Dort konnte man ja nicht mal schnell hinfahren, denn dazwischen lag die Zonengrenze. Opas Bruder lebte in Erlangen, das waren auch viele Kilometer. So wurden Briefe geschrieben, noch und noch. Die Briefe mit den bunten, tollen Sonderbriefmarken aus der DDR zeigte Oma mir gerne. Dann kam hinzu, dass sie keinen Telefonanschluss hatten, auch Mitte der 1960er Jahre noch nicht. So gab es immer viel zu erzählen. Wenn genug erzählt war, holte Oma die Einkaufstasche und das Einkaufsnetz aus der Speisekammer. Dann gingen wir auf den Wochenmarkt, den gab es dienstags und freitags ab 14 Uhr. Der war nicht so groß, zirka 30 Markthändler verkauften auf dem Alsen-Platz. Nicht zu vergleichen mit dem Wochenmarkt in der Isestraße unter der Hochbahn. Das ist einer der größten Wochenmärkte Deutschlands und Europas längster Freiluftmarkt mit 600 Metern Länge. Zirka 200 Händler verkaufen hier, dienstags und freitags. Die Fahrgeräusche der Hochbahn über den Köpfen hat man kostenlos dazu.

Meistens durfte ich freitags nach der Schule Oma und Opa besuchen. Jetzt ging es im alten Treppenhaus, in dem es immer so komisch roch nach unten. Die Toilettenfenster der Mietwohnungen zeigten zum Treppenhaus und waren nur zirka vierzig Mal vierzig Zentimeter groß. So klein, dass keine fremde Person durch das Fenster gelangen konnte. Unten standen die runden Metalltonnen der Hamburger Stadtreinigung, damals noch ohne Rollen. War ein Deckel der Tonne nicht geschlossen, roch es sehr nach Müll. Auf der Straße vor dem Mietshaus gab es viel zu sehen. Gleich gegenüber war die Revierwache der Polizei. Hier parkten die Peterwagen, mitunter standen auch Motorräder vor der Wache. Hatten die Kradfahrer ihre Paradeuniform an, nannte man sie „weiße Mäuse“. Wir gingen in Richtung S-Bahn Holstenstraße. Unter einer Rundbogenbrücke aus rotem Klinkerstein mussten wir durchgehen. An einigen Stellen tropfte es stark auf die Fahrbahn. Über diese Brücke fuhr die S- Bahn und die vielen Dampfloks der Deutschen Bundesbahn. Dann ging es schnell über die Straßenkreuzung Stresemannstraße, Alsenstraße. An der Stresemannstraße warteten einige schwarze Taxen mit einem hellen Rundumstrich auf Kundschaft. In der Mitte der Straße lag eine Verkehrsinsel, für die Haltestelle der Straßenbahnlinie 11. Wo heute die neue Flora an der Straßenkreuzung steht, war in den 1960er Jahren ein großer freier Platz, auf dem viele Autos zum Verkauf standen.

Jetzt gingen wir die Alsenstraße, in Richtung Doormannsweg. Von Weitem sah man schon den Wochenmarkt. Er befand sich auf dem Alsenplatz, den es heute nicht mehr gibt. Dort geht heute die Straße Doormannsweg durch den früheren Alsenplatz.

Es gab dort zwei oder drei Marktreihen. In der vorderen Reihe war Omas Stammschlachter, ein Landschlachter aus Schleswig-Holstein. Hier kaufte sie den Sonntagsbraten und den schönen Leberkäse im Speckmantel. Vor Marktbeginn um 14 Uhr warteten schon viele Kunden vor den Ständen, bis diese öffneten. Gleich neben dem Schlachter hatte eine Marktfrau ihren Stand mit Südfrüchten. Hier kaufte Oma immer die schönen Pfirsiche, Weintrauben, Mandarinen, Clementinen und Apfelsinen. Alles sah aus wie im Bilderbuch. Oma fragte dann noch nach leeren Apfelsinenkisten wenn ja, würde sie nach dem Einkauf noch einmal vorbeikommen.

Im Mittelgang hatte der Käsemann seinen Stand, den er selber auf- und abbauen musste. Der Stand war an drei Seiten und dem Dach mit einer Plane verschnürt. Hier kaufte Oma den Edamer mit der roten Wachsrinde. Er hatte immer eine große Brille auf und war immer freundlich. Auch versuchte er immer eine Scheibe Edamer mehr zu verkaufen als man haben wollte, „darf es ein bisschen mehr sein?“, fragte er dann. Aber Oma blieb hart und kaufte nicht mehr als sie wollte. Am Ende des Einkaufbummels gingen wir noch einmal am Obststand vorbei. Die Marktfrau hatte für Oma schon zwei leere Apfelsinenkisten bereitgestellt. Dafür sollte sie pro Kiste zehn Pfennige bezahlen.

Diese Kisten hatten stabiles Holz zum Feueranmachen. Andere, leichte Holzkisten konnte man unentgeltlich mitnehmen. Da lagen Zitronenkisten, Weintraubenkisten, Pfirsichkisten, Tomatenkisten aus Holland, Rumänien, Marokko und Spanien auf einem Abfallberg an der Straße. Stabiles Holz hatten auch die Apfel- und Weintraubenkisten vom Cap. Fünf Kisten wurden so zusammengesteckt, so dass ich sie gut tragen konnte. Natürlich hatte ich in der anderen Hand auch einige Kisten. Der Rückweg dauerte dann auch immer etwas länger, denn Oma hatte ja auch in jeder Hand eine Kiste. Dafür hatte man aber Anmachholz vom Feinsten in den Händen und Opa freute sich über die vielen Kisten.

Jetzt hatte er was zum Kleinmachen. Es gab ja in der Mietswohnung drei Kohleöfen zu beheizen. Erst entfernte er die Drahtstifte und Nägel, dann stapelte er das Holz auf dem Dachboden als Wintervorrat. Der Dachboden war recht klein und hier in seiner Holzecke hatte er Ruhe vor Oma. Hier lagerten auch die festen Brennstoffe, wie lose Union- oder Rekord-Briketts, Eierkohlen sowie Steinkohlen. Für die Anlieferung der Kohlen auf den Dachboden, kam pro Zentner ein Extraaufschlag für das Hinauftragen dazu. Im Keller konnte man keine Kohlen lagern, denn hier wohnten Mieter im Souterrain. Auf der anderen Seite des Dachbodens kam es 1962 oder 1963 einmal zu einem Dachstuhlbrand. Verletzt wurde aber niemand. Die Polizei war am schnellsten am Einsatzort, die Wache befand sich ja gegenüber.

  • Autor: Dieter Scholz, 25. Dezember 2016
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