Haarnetze wurden in den 1960er/1970er Jahren nach einer neuen Wasserwelle oder Dauerwelle als Schutz über die Haare gelegt. Älteren Damen trugen ständig Haarnetze. Als Lehrling habe ich 1966 bis 1969 im Salon noch Haarnetze verkauft und angelegt. Mein Chef hatte sie in zwei verschieden Farbtönen zur Auswahl.
Auch im Arbeitsschutz in Handwerksbetrieben wurden Haarnetze getragen. In den 1960er Jahren waren Frisuren mit langen Haaren angesagt. Um mit den Haaren nicht in die Maschine zu geraten, mussten dort Haarnetze getragen werden. (Vorschlag von: Dieter Scholz, Jan. 2023)
Der Haarnetz-Erlass war ein Erlass des Bundesverteidigungsministeriums vom 8. Februar 1971, der die Vorschriften zur Haartracht in der Bundeswehr liberalisierte. Über ihren eigentlichen Anlass hinaus machte sich an der Verordnung eine breite gesellschaftspolitische Diskussion in der Bundesrepublik fest.
Im Verlauf der 1960er Jahre waren bei jungen Männern verbreitet Langhaar-Frisuren aufgekommen. Noch 1967 hatte ein Haarerlass ausdrücklich Soldaten das Tragen einer schulterlangen oder sonst feminin wirkenden Haartracht
untersagt. Insbesondere bei Grundwehrdienstleistenden stieß diese Vorgabe auf Ablehnung. Der damalige Verteidigungsminister Helmut Schmidt machte es mit dem Haarnetz-Erlass möglich, dass Soldaten lange Haare tragen konnten. Im Detail schrieb der Erlass vor, dass Haar und Bart gepflegt sein mussten und dass im Dienst ein Haarnetz getragen werden musste, falls das lange Haar den Soldaten bei seinen Aufgaben behinderte. Die Bundeswehr rüstete sich dazu mit 740.000 Haarnetzen aus.
Habitus (lateinisch Gehaben
, von habere haben
) bezeichnet das Auftreten oder die Umgangsformen einer Person, die Gesamtheit ihrer Vorlieben und Gewohnheiten oder die Art ihres Sozialverhaltens.
Unter Habseligkeiten versteht man den armseligen Besitz einer nahezu mittellosen Person. Insbesondere bezeichnet Habseligkeiten
jene letzten Gegenstände, die dem Opfer einer Katastrophe oder einem Flüchtling geblieben sind, oder die Dinge, die ein Opfer in letzter Not retten konnte oder auf die es die Rettung beschränken musste; ebenso die Gegenstände, die Obdachlose mit sich führen.
Habseligkeiten
ist am 24. Oktober 2004 in einem vom Deutschen Sprachrat und dem Goethe-Institut initiierten internationalen Wettbewerb zum schönsten deutschen Wort
gekürt worden, da der Ausdruck das weltliche Haben mit dem unerreichbaren Ziel des menschlichen Glücksstrebens (Seligkeit, Glückseligkeit) verbinde.
Mett (von niederdeutsch Mett für [gehacktes] Schweinefleisch ohne Speck
bzw. altsächsisch meti für Speise
), Mettgut (eine Norddeutsche Bezeichnung) oder Hackepeter (20. Jahrhundert, norddeutsch, berlinerisch, ostmitteldeutsch) ist Hackfleisch vom Schwein, das meistens fertig gewürzt (mit Salz und Pfeffer, regional auch mit Knoblauch oder Kümmel) angeboten und roh verzehrt wird; ihm dürfen auch Zwiebeln beigefügt sein (dann Zwiebelmett genannt).
Große Einkaufstaschen auf Gestellen mit zwei Rädern werden ebenfalls als Trolley (oder Einkaufsroller, Einkaufswagen) bezeichnet, umgangssprachlich manchmal auch als Hackenporsche, Rentnerporsche oder Kartoffelmercedes.
In den 1950er Jahren hatten wir im Winter Schlittschuhe, die mit Riemen an den Stiefeln befestigt wurden, oder solche, die mit einer Klemmvorrichtung an die Sohlen der Winterstiefel geklempt wurden. Dieses Modell nannten wir Hackenreißer, weil man damit regelmäßig die Schuhe, bzw. die Stiefel ruinierte. Den Schumacher hat's gefreut, die Eltern weniger ... Vorschlag: H.Kennhöfer, Jan. 2023
Hafen, allgemein (namentlich oberdeutsch) soviel wie Topf, irdenes Gefäß (daher Hafner oder Häfner, soviel wie Töpfer); besonders aber Schmelztiegel für das Schmelzen von Glassätzen.Siehe Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Ein Hag ist ein meist von einer Hecke eingehegtes bzw. eingefriedetes Gelände. Der Wortbestandteil -ha(a)g(en) weist als verbreiteter Flur- oder Ortsname auf diese frühere Siedlungsform hin.
Der Begriff setzt sich aus hag
, einem mit Hecke umfriedeten Bereich und mhd. stalt (stolz)
zusammen, das nicht mit hochmütig, sondern mit Gestalt
zu übersetzten ist.
Begriff für einen älteren Junggesellen, Junggesellen aus überzeugung oder Sonderling (wird heute mit Single
übersetzt). Ein Hagestolz
kann auch ein Misogamist sein, der die Ehe hasst oder einer Ehe abgeneigt ist.
Der Begriff setzt sich aus hag
, einem mit Hecke umfriedeten Bereich und mhd. stalt (stolz)
zusammen, das nicht mit hochmütig, sondern mit Gestalt
zu übersetzten ist.
Frisur, die nach dem Zweiten Weltkrieg modern wurde. Die Haupthaarlocke wurde im Regelfall seitlich am Kopf abgeteilt, in die Höhe gezogen und mit einem Kamm eingeschlagen. Haarklammern sorgten für die Festigkeit der Frisur. Die seitlichen Haarlängen wurden oft zu Zöpfen geflochten,
Mit Hahnrei wird ein Ehemann bezeichnet, dessen Ehefrau fremdgegangen ist. Die zugehörige Redewendung, dass einem betrogenen Ehemann Hörner aufgesetzt
worden seien, es sich bei ihm also um einen Gehörnten
handle, lässt sich vermutlich auf die früher übliche Kastrierung von Hähnen (Kapaune) zurückführen: Zur Kenntlichmachung wurden den kastrierten Hähnen die Sporen abgeschnitten und in den Kamm gesetzt, wo sie zu einer Art von Hörnern auswuchsen.
Für das Hochmittelalter ist eine Verwendung des Wortes Kapaun
im Sinne von Ehebrecher und auch Kuppler belegt. Vom 17. Jahrhundert an waren Hahnrei-Spottbilder, auch in der Form von Medaillen, besonders beliebt, die – etymologisch unrichtig – einen Hahnen-Reiter
zeigen. Nach Hermann Dunger setzt sich die Bezeichnung Hahnrei jedoch aus Hahn und Reh, einem gehörnten Tier eben, zusammen; daneben gibt es eine Reihe anderer Deutungen.
Im neueren deutschen Sprachgebrauch wird der Mann, der einen Intimkontakt seiner Frau oder Partnerin zu einem anderen Mann wünscht, mit dem englischen Lehnwort Cuckold bezeichnet, während das Wort im Englischen sowohl für jenen als auch für den Betrogenen verwendet wird.Siehe Wikipedia
Das Wort Hain entstand im 14. Jahrhundert aus mittelhochdeutsch Hagen für gehegter Wald
, als eine Variante von Hag (vgl. Hainbuche/Hagebuche) und gilt in dieser Bedeutung heute als veraltet. Es wird heute primär im Sinne Wäldchen, Baumgruppe
verwendet, also für einen kleinen Wald oder ein Gehölz. Quelle:Wikipedia.de
Im Unterschied zur glatten Stricknadel hat die Häkelnadel an ihrer Spitze einen Haken. Mit Hilfe dieses Hakens ist es möglich, den Faden durch bereits gearbeitete Maschen zu ziehen und damit ein zusammenhängendes Maschengebilde zu erzeugen.
Leicht gebaute, zweisitzige Kutsche mit beweglichem halbem VerdeckMichael Malsch, 8/2020
Halbstarker ist ein Ausdruck aus dem deutschsprachigen Raum, der in den 1950er Jahren, umgangssprachlich abwertend, vor allem in den Medien für aggressiv auftretende Jugendliche – meist männlich und aus der Arbeiterklasse stammend – geprägt wurde. Mit dem Begriff wurden u. a. Rowdytum und Krawalle, aber auch ein bestimmtes, von Rock 'n' Roll beeinflusstes Äußeres assoziiert. Zeitweise bezeichnete man damit auch (männliche) Jugendliche generell. Halbstarke unterschieden sich von den Exis
deutlich durch ihre Kleidung (schwarze Lederjacke), Frisur (Elvistolle) und ihr Auftreten (Agrssiv und laut, zeitweise mit Fahrradketten bewaffnet). Die Subkultur wurde wesentlich durch Filme mit Marlon Brando, James Dean, Horst Buchholz und Karin Baal beeinflusst.
Als Halloren werden seit dem Spätmittelalter die Salinenarbeiter in Halle (Saale) bezeichnet. Heute wird der neuzeitliche Begriff Hallore hauptsächlich für die Mitglieder der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle verwendet.
Halskrausen wurden von Angehörigen des weltlichen und kirchlichen Adels im Europa des Spätmittelalters getragen. Sie waren weiß, quer gefaltet und teilweise ausladend.
Ein Halunke ist ein Gauner, Spitzbube oder Betrüger. Das Wort entstand wahrscheinlich im 16. Jahrhundert durch Mischung zweier voneinander unabhängiger Entlehnungen aus slawischen Sprachen und hielt im 17. und 18. Jahrhundert Einzug in die Literatur.
Die nach Halle Zugezogenen werden von den Einheimischen (Hallensern) ironisch Hallunke
genannt, hier aber mit einem Augenzwinkern und mit zwei L
.
Mein Vater sagte, wenn seine Erziehungsmethoden versagt hatten: Komm du mal zum Kommis, da werden sie dir die Hammelbeine schon langziehen
.
Hinter dieser Redensart steckt eine blutige Angelegenheit, nach der Schlachtung eines Hammels zog man ihn auch das Fell ab. Dabei kamen die Beine in ganzer Länge zum Vorschein, es sah also so aus, als wenn die Hammelbeine länger wurden.
Im Altbergbau bis zum 18. Jahrhundert 70 - 100 cm lange Eisenschienen aus Guss- oder Schmiedeeisen, die aneinandergelegt Grubenbahnschienen bilden konnten.
Der Ausdruck Hampelmann
für das bekannte Kinderspielzeug wird im Grimmschen Wörterbuch mit Textbeispielen schon ab dem 16. Jahrhundert belegt. Um 1750 wurden Hampelmänner vorübergehend zu einem Zeitvertreib für Erwachsene, dessen Lächerlichkeit die Enzyklopädisten anprangerten. Weiteste Verbreitung fanden sie, als französische und deutsche Bilderbogenhersteller (Gustav Kühn in Neuruppin, ab 1862) gedruckte und kolorierte Ausschneidebogen mit den auf Pappe aufzuklebenden Einzelteilen anboten.
Hampelmann
ist auch eine von Carl Malß geschaffene Gestalt des Frankfurter Volkstheaters. In mehreren Lokalpossen in hessischer Mundart beschrieb der Autor darin einen Herrn Hampelmann. 1832 und 1833 wurden auf der Bühne die Stücke Herr Hampelmann oder die Landparthie nach Königstein
(Frankfurter Lokal-Skizze in vier Bildern), Herr Hampelmann im Eilwagen
(Hampelmanniade in Sechs Bildern) und Herr Hampelmann sucht ein Logis
(Lokal-Lustspiel in Fünf Bildern) aufgeführt.
Im übertragenen Sinn bezeichnet man mit Hampelmann umgangssprachlich und übertrieben einen willensschwachen und von anderen leicht beeinflussbaren Menschen. In der Redewendung sich zum Hampelmann machen
meint man, dass man sich lächerlich macht, indem man auf die Vorschläge anderer eingeht. Das Verb hampeln oder herumhampeln oder auch das Schimpfwort Hampelmann für zappelnde Kinder drückt aus, dass man sich albern oder rasch und ungeschickt bewegt, also Bewegungen wie ein Hampelmann macht.
Beim Handballspiel wird die Bewegung des Torwartes Hampelmann
– oder einen Hampelmann machen
– genannt, wenn er versucht, durch Öffnung der Beine und Füße möglichst alle vier Ecken des Handballtores bei einem gegnerischen Wurf abzudecken.Siehe Wikipedia
Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhren viele Menschen mit der Eisenbahn von den Städten weg hinaus aufs Land und versuchten, bei den Bauern Sachwerte in Lebensmittel umzutauschen.
Lesen Sie dazu auch den Zeitzeugenbericht: Hamstern
von Ingrid von Husen.
Im DDR-Jagon stand Hamsterhaken
oder Hamsterkralle
für die Anhängekupplung am Auto. Den Pkw-Anhänger nannte man Klaufix
, der Campingtourist-Anhänger, einen PKW-Anhänger mit Zeltaufbau, hieß Klappfix
Händelführer bezeichnet einen streitsüchtigen, stets Händel suchenden Menschen; … den er jetzt als einen grauen Narren, Händelführer und Müßiggänger vor sich sah
(Keller, Romeo 21).
Norddeutsch für Handfeger/Kehrbesen. Der Name leitet sich von einem alten Vogelflügel ab, der zum Auffegen benutzt wurde, bevor es industriell gefertigte Handbesen gab.
Handkuss, alte und weitverbreitete Begrüßungsform, die Achtung und Ehrerbietung, gegen Frauen auch Zärtlichkeit ausdrückt. Der Handkuss gehört zum Zeremoniell aller europäischen Höfe, besonders des spanischen, wo bei großer Gala die Granden beim König zum Handkuss zugelassen werden; er wurde von Cortez auch bei den Azteken angetroffen. Mit zugeworfenem Handkuss wurden auch die Götter, z. B. Baal (Hiob 31, 27), und auch noch in Rom, begrüßt. Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Handlanger, vielfach gebrauchte sprichwörtliche Redensart, nachdem Kaiser Wilhelm II. in einer Rede vom 26. Febr. 1897 in bezug auf seinen Großvater gesagt hatte: »in dessen Nähe durch Gottes Führung so mancher brave, tüchtige Ratgeber war, der die Ehre hatte, seine Gedanken ausführen zu dürfen, die aber alle seine Handlanger (andre Lesart: Werkzeuge seines erhabenen Willens) waren«.
auch Spülstein, Handsteen, ist der Ausguss in der Küche für scmutziges Wasser, meist mit hoch angebrachtem Wasserhahn (Wasserkran), sodass der Feudeleimer zum Füllen darunter gestellt werden konnte. In Mietshäusern hatte früher jede Küche so ein emailliertes, gusseisernes Becken. Ursprünglich war der Handstein – daher der Name – aus Sandstein gefertigt und mit Kacheln belegt, oder mit Marmor eingefasst.
Der Hanswurst (auch Hans Wurst) ist eine derb-komische Gestalt der deutschsprachigen Stegreifkomödie seit dem 16. Jahrhundert. Als populäre bäuerliche Figur trat der Hanswurst in Stücken des Jahrmarktstheaters und der Wanderbühnen auf. Hanswurst
war (und ist noch immer) als Spott- und Schimpfwort in Gebrauch. Possen bzw. Stücke mit dem Hanswurst in der Hauptrolle werden auch Hanswurstiade genannt.
Eigentlich waren Hanswurstiaden derb-komische Possenspiele, die auf den Jahrmärkten des 18. Jahrhunderts aufgeführt wurden bzw. Stücke mit dem Hanswurst in der Hauptrolle. Heute steht der Hanswurst für dumme Leute, die sich lächerlich machen, und Hanswurstiaden für dumme Scherze.
Hängolin (auch Hängulin o. Ä.) bezeichnet ein nicht näher beschriebenes Anaphrodisiakum oder Beruhigungsmittel, welches angeblich der Verpflegung männlicher Soldaten, Gefängnisinsassen oder Internatsbewohner beigemischt wurde, um deren Libido und/oder Erektionsfähigkeit zu senken. Als Gründe für die Verabreichung werden Konfliktvermeidung, Verhinderung homosexueller Praktiken und Masturbation sowie Minderung des sexuellen Leidensdruckes angeführt.
Hängolin
ist der älteste bekannte Name. Aus der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges gut nachgewiesen, geht er wahrscheinlich auf die Zeit des Ersten Weltkrieges zurück und lehnt sich durch die Endung -olin
an eine damals allgemein gebräuchliche Benennung ölig gelöster Medikamente an. Die Herkunft des Wortstamms und seine erstmalige Verwendung ist ungeklärt. In der Alltagsrezeption wird oft die Silbe Häng-
als Gegenteil von Erektion gedeutet. Im Ersten Weltkrieg gab es tatsächlich Nahrungsbeigaben, allerdings handelte es sich um Vitamine und Zusatzstoffe.
Hängolin
könnte auch aus einem heute kaum mehr bekannten Vorgänger-Mythos entstanden sein. Eine ähnliche Wirkung wurde zum Beispiel dem Speisesoda (Natron) und Brom angedichtet und dessen angeblich abregende
Wirkung fälschlich zur Selbstmedikation empfohlen. Außerhalb des Militärs wird diese Wortschöpfung aus der Soldatensprache ironisch für echte Medikamente gebraucht, die Erektionsstörungen oder Vergleichbares als Nebenwirkungen haben.
Es gibt regional unterschiedliche Bezeichnungen für das Mittel, die sich von Zeit zu Zeit ändern. So wird in der Schweiz seit den 1980er Jahren dieselbe Wirkung einem Präparat namens Antibockin zugeschrieben. Weitere Synonyme sind beispielsweise Schlapposan, Nullbock oder Schlappofix, jeweils mit Endungen, die an Namen von Medikamenten erinnern.
Nach gängiger Meinung ist die Geschichte um Hängolin als moderne Sage anzusehen, da es zu keiner Zeit Beimischungen von Medikamenten in Nahrungsmittel zur Senkung von Libido oder Erektionsfähigkeit bei Soldaten gab. Zum einen existieren keine geeigneten Substanzen, deren Beigabe für viele Individuen gleichzeitig hinreichend genau dosiert werden kann, so dass eine Wirkung erreicht und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden. Zum anderen bestand für die unfreiwillige Verabreichung solcher Stoffe im Verbreitungsgebiet dieses Mythos zu keiner Zeit eine Rechtsgrundlage; tatbestandlich wäre dies eine Körperverletzung. Selbst für Kriegsbedingungen war der systematische Einsatz solcher Mittel nie in Erwägung gezogen worden. Trotzdem hält sich das Hängolin-Gerücht hartnäckig unter Soldaten.
Lesen Sie auch den Bericht von Dietrich Wolters, Hängolin im Tee
Als Hängebank werden im Bergbau die Vorrichtungen und Einbauten im Fördergebäude über Tage bezeichnet, die dem Entleeren der Fördergefäße und dem Einhängen von Material in den Schacht dienen.
an der Decke eines Raums aufgehängte Bretterkonstruktion als Zwischendecke, auch Trockenraum für Wäsche unter dem Dachstuhl.
Das Hänseln war ursprünglich ein Initiationsritus und leitet sich von in die Hanse-Gemeinschaft aufnehmen
ab. Nach der Auflösung der Hanse bedeutete es umgangssprachlich bis heute, jemanden aufzuziehen oder zu verspotten.
Der Ritus gehört zu einer Zeremonie, die sich allen Zeitanpassungen zum Trotz erhalten hat, freilich nicht in der frühzeitlichen Form mit Schifferstechen und blutigen Menschenopfern, nicht in jenen der Hansezeit, sondern – zivilisierteren Bräuchen gemäß – als derbfreundlicher Spaß, umstilisiert zur Gaudi, heute Linientaufe oder Äquatortaufe genannt.
Das Wort geht auf hansa, hanse, zurück, das zunächst Schar, Menge bedeutete und als Hanse in der Bedeutung Handelsgesellschaft, Handelsbündnis geläufig ist.
Hapern Vb. meist unpersönlich es hapert (mit etw.) es geht nicht voran, es fehlt an etw.
. Das zunächst im Nd. gebräuchliche Verb bedeutet wie seine vermutliche Vorstufe mnl. hāperen (nl. haperen) 'stottern, stockend reden'. Nachdem es im 17./18. Jh. allgemeinsprachlich wird, geht es von seiner ursprünglichen Bedeutung ab und wird (abstrahierend vom Redefluß) im Sinne von 'stocken' auf andere Abläufe, deren reibungslose Abwicklung nicht gewährleistet ist, übertragen. Wohl lautmalend. Nicht unwahrscheinlich ist eine Beziehung zu nd. nl. happen 'schnappen, verschlingen' (s. ↗Happen), wenn von der Vorstellung ausgegangen wird, daß ein Stotterer gleichsam nach dem Laut schnappt
.
Verkleinerte, verniedlichte Form von Happen. Gemeint sind Vorspeisen in mundgerecht geschnitteten Portionen.
Als Häppchen
(heute: Fingerfood) ohne nachfolgendes Menü dienen sie als eigenständiger Imbiss bei Stehempfängen. Im Gegensatz zu den Amuse gueule werden sie nicht direkt am Tisch serviert, sondern werden laufend den Gästen von Platten zum Verzehr angeboten.
In der Gastronomie existiert in Europa das Berufsbild des Hors-d'œuvrier (auch Hors d'oeuvire), der für die Vorspeisen (franz. Horsd'œuvre) und kalte Küche verantwortlich ist. Er wird vertreten durch den Gardemanger, wenn es keinen Hors-d'œuvrier gibt. Die Aufgabe der Kaltmamsell ist Saucen und Gerichte der kalten Küche
, darunter auch Appetithäppchen, herzustellen. Beispiele für Appetithäppchen sind belegte Baguettescheiben, kleine herzhaft gefüllte oder belegte Backwaren oder Gemüsestückchen.
Mittelhochdeutsch harm, althochdeutsch haram Leid, Schmerz, Schimpf, Schande
.
Gib deinem Schmerz Worte. Harm, der nicht spricht, erstickt das volle Herz und macht es brechen.Michael Malsch 2/2021/p>
Der heutige Januar, hieß früher auch Hartung, Jänner, Eismond, Schneemonat, Wolfsmond, Schneemond.
Es ist fast unbekannt, dass unsere heute gebräuchlichen Monatsnamen geschichtlich noch recht jung sind. Bis zur Renaissance waren Monatsnamen gebräuchlich, welche sich auf die Ernteperioden und auf Naturereignisse bezogen.
Häresie (Härĕsis, griech.), Wahl; das Erwählte, besonders eine selbsterwählte Lebens- oder Lehrart, Schule oder Sekte; das Lehrsystem einer solchen; in der christlichen Kirche soviel wie Ketzerei, Irrlehre. Daher Häretiker soviel wie Meyers Ketzer (s. d.); häretisch, ketzerisch; Häresiarch, Haupt der Ketzer, Erzketzer; Häresiomastix, Ketzergeißel; Häresiologie, Beschreibung der Ketzereien; Häresiologium, Verzeichnis der Ketzer.gefunden in Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Bei dem Wort Harzer
denken viele heute entweder an Käse oder an Hartz-IV-Empfänger. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnete der Begriff aber noch arbeitende Menschen, die Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Harzgewinnung oder Verarbeitung ausüben. Das Harzen ist eine im 19. und 20. Jahrhundert weitgehend verschwundene handwerkliche Tätigkeit, die teils als eigenständiger Beruf, teils zur Gewinnung eines Zubrots als Nebenbeschäftigung ausgeübt wurde. Harz wurde als Rohstoff zur Herstellung von Pech, Teer und Terpentin benötigt. Die Harzer pachteten sich ein Stück Wald oder waren in Forstbetrieben angestellt. Pro Saison erntete er um die neun Tonnen Harz von etwa 3000 Bäumen. Für seine Arbeit verwendete der Harzer Schaber, Hobel, Tropfrinnenzieher und Topf.
1918 begannen die Deutschen mit dem Abbau von Harz nur, weil die Handelspartner für den Rohstoff wegen des Weltkriegs fehlten. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde noch bis zur Wende in großem Umfang auf diese Weise Harz gewonnen. Der Beruf des Harzers verschwand vor allem deshalb, weil Billiglohnländer die mitteleuropäischen Anbieter des Harzes verdrängten; außerdem ersetzen inzwischen in den meisten Fällen Kunststoffe die Harzprodukte.
Der Begriff Harzer
wird heute euphemistisch (verhüllend, beschönigend) für einen Arbeitslosen (Hartz IV) verwendet; als Berufsbezeichnung ist er ausgestorben.
Als Harzer Roller, auch Harzvogel, bezeichnet man einen Kanarienvogel, der besonders schön trillernd und rollend singen kann. Der Name bezieht sich auf die Herkunft aus der Region Harz und die rollenden Gesangstouren dieser Tiere. Sie wurden vorrangig im Oberharz zwischen Lautenthal und Sankt Andreasberg gezüchtet. Die Züchter waren überwiegend Bergleute, die mit der Zucht einen Nebenerwerb unterhielten. Die Vögel wurden als Warneinrichtung vor sogenannten matten Wettern
, also zur Warnung vor Giftgasen wie Kohlenmonoxid und geringem Sauerstoffanteil in der Umgebungsluft, verwendet. Der Kanarienvogel eignet sich hierfür besonders gut, da er im Gegensatz zu Finken, Tauben und Mäusen bereits sehr schnell auf Kohlenmonoxid reagiert.
Veraltet: Sich töricht, geckenhaft, auch prahlendnärrisch benehmen; den Affen machen, foppen, necken, aufschneiden, prahlen.Michael Malsch 11.4.2021
Im Wörterbuch der Gebrüder grimm finden sich folgende Beispiele:
Hederich 1217; sonst kanst du eben so gut hasiliren auf deutsch, als alle griechische und lateinische Poeten. Reime dich (1673) s. 21. von den possierlichen Sprüngen der Hasen gesagt:
kaum kann der hohe Storch zum Froschfang ausspazieren,
kaum können Hasen selbst im Busche haselieren,
so wird auch jener (ein Hase) gleich die Löffel ängstlich rühren. (Hagedorn 2, 123.)
Wieland braucht das Wort in der modificierten Bedeutung verliebt tändeln: Frau Beatrix ist nicht halb so spröde als sie aussieht. Wenn sie schon nicht dergleichen thut, so hat sies doch gern, wenn man ein wenig mit ihr haselirt.
umgangssprachlich eine belegte Klappstulle, das auf der Arbeit oder auf Reisen nicht gegessen und wieder mit nach Hause gebracht wurde.
[mhd. hasenvuoz; die Fähigkeit des Hasen, sehr schnell zu entfliehen, wird als Furchtsamkeit interpretiert; übernommen für einen schnellfüßigen bzw. für einen zaghaften, furchtsamen Menschen.
Hasenpanier (wörtlich: das Banner, die Fahne, der Schwanz des Hasen) ist ein sinnbildlicher Ausdruck. Die veraltete sprichwörtliche Redewendung das Hasenpanier zeigen (oder das Hasenpanier ergreifen) bedeutet so viel wie weglaufen
, flüchten
.
ein Ragout aus Hasenklein, Stücken vom Hasen wie Läufen, Brust- und Hals, Herz und Leber.
Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Geschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern unterscheiden. Wie auch mit Kanonen können mit Haubitzen Ziele im direkten Richten (Flachfeuer) bekämpft werden.
Schon im 18. Jahrhundert war ein stark Betrunkener voll wie eine Kanone
oder eben auch wie eine Haubitze, womit auf die gewaltige Masse an Sprengladung angespielt wurde, die in einem solchen Geschütz steckte. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts kam dann die Strandhaubitze als Verstärkung dieser Redensart hinzu.
bezeichnet einen mutigen, stürmischen, verwegenen Menschen, der sich tapfer durchs Leben schlägt.
Das Nazi-Ufo Haunebu II
ist eine Fiktion. Die so genannte Reichsflugscheibe
gab es nie, wird aber in rechtsextremen Verschwörerkreisen immer mal wieder gerne debattiert. Erstaunlich, dass die Modellbaufirma Revell ein Modell des Nazi-Ufos bis vor kurzem im Sortiment hatte. Reichsflugscheiben sind angebliche untertassenförmige Flug- und Raumfahrzeuge die während des dritten Reiches gebaut und getestet worden sein sollen, aber nie in Serienreife gingen und deshalb den Krieg nicht mehr als Wunderwaffe zugunsten der Reichsdeutschen wenden konnte. Sie sollen die Ursache für zahlreiche UFO-Sichtungen, etwa von Foo Fightern oder Geisterraketen sein.
Grundlage der Reichsflugscheiben sollen Technologien sein, die von der anerkannten Wissenschaft bis heute nicht bzw. nicht offiziell bekannt sind (vgl. Deutsche Physik, Freie Energie). Ebenso utopisch wirken ihre angeblichen Flugleistungen.
Kritiker hingegen verweisen darauf, das es keine solchen Projekte im dritten Reich gab. Reichsflugscheiben seien viel eher eine fiktive Erfindung die von Rechtsradikalen wie Wilhelm Landig und Ernst Zündel populär gemacht wurde und besonders im Bereich der Esoterik und Verschwörungstheorien durch Jan van Helsing auf fruchtbaren Boden fiel.
Modellbau-Anbieter Revell musste sein Set Haunebu II
vom Markt nehmen. Das Nazi-Ufo habe es nie gegeben, hatten Kritiker angemerkt - auf der Packung des Modells hörte sich das aber anders an. Es wird in der Produktbeschreibung wie ein Kriegsgerät aus der Zeit des Nazi-Regimes präsentiert, ohne dass dies belegt ist.
Der Chefredakteur (Hauptschriftleiter), Redakteur (Schriftleiter) war in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland ein der Reichspressekammer unterstellter Mitarbeiter eines Verlages.
Das Schriftleitergesetz (verabschiedet am 4. Oktober 1933, in Kraft getreten am 1. Januar 1934) war eines der wichtigsten Instrumente zur Gleichschaltung der Presse im nationalsozialistischen Deutschen Reich. In ihm wurden die Erlaubnis zur Ausübung des Berufs und die Aufgaben des Schriftleiters (Redakteurs, Journalisten) festgeschrieben.
Das Gesetz schuf die rechtliche Grundlage für die Kontrolle der Presseinhalte und regelte die persönlichen und politischen Voraussetzungen, die ein Schriftleiter zu erfüllen hatte, um den Beruf ausüben zu dürfen.
Für die Ausübung des Berufes eines Schriftleiters war die Eintragung in die Berufsliste der Reichspressekammer, einer Abteilung der Reichskulturkammer, bindend. Die Reichskulturkammer unterstand ihrerseits den Weisungen des von Goebbels geführten Propagandaministeriums (RMVP). Zur Aufnahme in die Liste musste eine einjährige Berufsausbildung vorgewiesen werden. Nur nach einem mehrmonatigen Lehrgang mit abschließender Prüfung zum Schriftleiter war dann eine Tätigkeit möglich. Somit besaß jeder Schriftleiter gleichsam einen beamtenähnlichen Status, der von ihm verlangte, loyal zum (nationalsozialistischen) Staat zu sein und deshalb benötigte er, wie alle Beamten während der Zeit des Nationalsozialismus, überdies einen Ariernachweis. Juden waren auf Grund des notwendigen Ariernachweises grundsätzlich von der Berufsausübung ausgeschlossen, wobei einige Ausnahmen auf das von Hindenburg eingeführte Frontkämpferprivileg zurückgingen. Außerdem musste der Journalist mindestens 21 Jahre alt sein.
Dem Schriftleiter vorgesetzt war der Hauptschriftleiter. Ihm wurde die Verantwortung über die Einhaltung des Gesetzes sowie die Verantwortlichkeit über den Inhalt einer Zeitung zugewiesen. Da andererseits der (Haupt-)schriftleiter den Richtlinien und Weisungen der Reichspressekammer und damit dem dieser vorgesetzten RMVP unterstand, war der Verleger häufig nicht mehr in der Lage, auf den Inhalt der Zeitung Einfluss zu nehmen. Der Verleger konnte den Schriftleiter nicht ohne Erlaubnis der Reichspressekammer kündigen oder einstellen.
Die Schweizer Neue Zürcher Zeitung schrieb zur Verabschiedung des Schriftleitergesetzes:
Infolgedessen wird die Aufgabe der Presse von Grund aus verändert. Sie besteht wesentlich darin, nicht mehr zu diskutieren, sondern zu interpretieren und die Entschlüsse der Regierung mit den Argumenten unterbauen zu helfen, die sie beizubringen vermag.Max Ruchner: NZZ, Zürich
Mit Inkrafttreten des Gesetzes verloren etwa 1300 Journalisten ihre Arbeit. Viele liberale Zeitungen, wie z. B. die Vossische Zeitung in Berlin, mussten daraufhin ihr Erscheinen einstellen.Siehe Wikipedia
Hausarrest war früher eine beliebte Erziehungsmaßnahme der Eltern. Ob das heute noch eine Strafe ist? Besser wäre vielleicht: An die frische Luft bis zum Sonnenuntergang an Orte(n) ohne Handy- und WLAN Empfang.Vorschlag eingesandt von Margot Bintig, 1.8.2017
Das Hausbuch (Lehnübersetzung von russ. домовая книга, domowaja kniga) war in der DDR ein am 6. September 1951 durch die gesetzliche Meldeordnung über die Einführung von Hausbüchern vorgeschriebenes Buch. Es führte in der Regel ein Mieter (Hausvertrauensmann), bei privaten Häusern auch der Eigentümer des Hauses. Auf anfänglich 15 und zuletzt 64 Seiten wurden die Namen, Geburtsdaten und Berufe der jeweiligen Mieter und Untermieter eines Hauses, sowie die Lage der jeweiligen Wohnung aufgelistet (z. B. 1. Stock rechts
).
Besucher aus der DDR, die länger als drei Tage blieben, mussten sich beim Hausbuchbeauftragten zwecks Eintrag melden. Bei Besuchern aus dem Ausland – das galt auch für Westdeutsche (Bürger der BRD
) und West-Berliner – lag die Meldepflicht bei 24 Stunden nach Ankunft.
Als Hausierer werden umherziehende Händler bezeichnet, welche ihren Hausierhandel meist an der Haustür durchführen →Haustürgeschäft.
Das Zündwarenmonopol war ein staatliches Monopol an der Produktion, dem Verkauf und der Preisbildung von Zündwaren (Zündhölzern). Das Monopol an Zündwaren entstand 1930 auf Betreiben des schwedischen Industriellen Ivar Kreuger, der an Deutschland und 16 andere Länder im Austausch hohe Kredite zu günstigen Bedingungen vergab.
Aufgrund des Zündwarenmonopolgesetzes von 1930 durften auch nach dem Zweiten Weltkrieg in der Folge in der Bundesrepublik Deutschland Zündwaren nur von der dafür gegründeten Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft vertrieben werden; das Zündwarenmonopolgesetz galt weiter. Die Markennamen der Monopolgesellschaft waren auch nach dem Zweiten Weltkrieg Welthölzer und Haushaltsware. Den deutschen Produzenten wurden weiterhin Produktionskontingente zugeteilt; Exporte oder die Neugründung von Unternehmen waren nicht erlaubt. Für die Hersteller und Fabriken von Zündwaren wurden in Deutschland bereits im Jahr 1909 eigene Steuernummern zugeteilt.
Haussegen sind in der christlichen Volkstradition Segenssprüche für das Heim, die im Haus angebracht werden. Sie sollen das Haus, den gesamten Besitz und die Bewohner unter den Schutz Gottes stellen.
Durch einen handfesten Ehestreit konnte er wohl auch einmal in Schieflage geraten, was redensartlich aufgegriffen und symbolisch überhöht ist. Schief
bezeichnet prototypisch das Unerwünschte, das verhängnisvoll Asymmetrische und von der natürlichen Ordnung Abweichende. Dies drückt sich auch in Ableitungen wie windschief (eigentlich: schief gewunden) oder etwas schief auffassen (etwas falsch verstehen / missverstehen) aus.
Das HB-Männchen ist eine Zeichentrickfigur, mit der der Tabakwarenhersteller British American Tobacco (BAT) die Zigarettenmarke HB bewarb. Bruno, so der inoffizielle Name des HB-Männchens, ist eine der bekanntesten Werbefiguren in der Geschichte des deutschen Werbefernsehens.
Werbespots mit Bruno wurden von 1957 bis 1984 von Werbe Gramm – heute Grey – zusammen mit der Filmgesellschaft Kruse-Film produziert, nach dem Werbeverbot für Zigaretten im Fernsehen (1974) aber nur noch im Kino gezeigt. In den 1960er Jahren brachte es das HB-Männchen auf einen Bekanntheitsgrad von 96 % der Zuschauer. Damals war HB die bekannteste Zigarettenmarke in Deutschland.
Kurz vor Brunos Erfindung verkörperte ein Mensch das HB-Männchen. Es wurden jedoch nur wenige Spots dieser Art produziert. Ebenfalls nur kurze Zeit wurde ein gezeichnetes, bebrilltes Männchen vom Typ "Manager des Wirtschaftswunders" gezeigt. Man suchte eine Figur, die extreme Hektik ausstrahlen sollte. Schließlich kam man auf das Männchen, das später als Bruno bekannt geworden ist. In Brunos Anfangszeiten ging er noch nicht in die Luft, sondern platzte vor Wut.
Der Ausdruck HB-Männchen
bzw. in die Luft gehen wie ein HB-Männchen
wurde für das Verhalten eines aufbrausenden, leicht erregbaren Menschen sprichwörtlich.
Bruno gelang aber auch gar nichts - was er anfaßte, ging schief. Bruno schimpfte, was das Zeug hielt, doch niemand verstand ihn. Das lag daran, dass das Gebrabbel von einem Tonband mit arabischer Sprache, welches rückwärts abgespielt wurde, kam. Der Siegeszug der HB war in den 60ern kaum aufzuhalten, sie war die beliebteste Zigarettenmarke, noch vor der Ernte 23. Kein Wunder - die Botschaft aller Bruno-Spots war eindeutig: Mit HB wird alles besser, und wenn manches nicht gelingt, macht es zumindest nicht mehr so viel aus.
Die Hede, (mit einem scharfen e), plur. inus. ein vornehmlich in Niedersachsen übliches Wort, das Wort oder vielmehr Werrig, d. i. die verworrenen gröbern und kürzern Fasen des Hanfes und Flachses zu bezeichnen, welche im Hecheln davon abgesondert werden, besonders das Mittelwerrig, welches die zweyte Hechel gibt, wo dieses Wort in einigen Gegenden auch Heide lautet. Daher das Bey- und Nebenwort heden, aus Hede verfertiget. Hedene Leinwand.Siehe: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801)
Flachswerg besteht zu 70 bis 95 % aus etwa 100 bis 500 Millimeter langen Faserstücken sowie Anteilen an Staub und Schäben, bei Hanfwerg variiert die Länge zwischen 10 und 500 mm, bei bis zu 98 % Faseranteil.
Das Werg wird für die spätere Verarbeitung gereinigt, verfeinert und parallelisiert. Es kann danach in Trocken- und Nassspinnverfahren zu Garnen (Werggarn, engl. tow yarn) und Schnüren versponnen oder unversponnen verwendet werden (z. B. als Dicht- oder Füllstoff, in der Papierindustrie oder für Vliesstoffe).
Vor allem historisch relevant ist die Anwendung von Hanfwerg gemeinsam mit Holzteer, Pech oder Gummi beim Kalfatern zum Abdichten der Fugen zwischen hölzernen Schiffsplanken. Im Mittelalter wurde Werg als Grundstoff für Brandgeschosse verwendet, wie z. B. die Falarika. Hierzu wurde es mit Pech, Schwefel oder Naturharz vermischt und vor dem Fortschleudern in Brand gesetzt.
In der Sanitärtechnik wird neben dem modernen Teflonband nach wie vor Flachs- oder Hanfwerg verwendet, um durch das Auffüllen der Gewindespalten Wasser- und Heizungsrohre abzudichten. Bei Flüssigkeitseinwirkung quillt die Faser auf, die Quellung unterstützt nachträglich die Dichtwirkung. Soll das Rohr nahe der Verschraubung geschweißt oder gelötet werden, bietet Hanf eine hohe Temperaturstabilität, die mit Teflonband nicht erreicht werden kann. Das Zurückschrauben, um z. B. Rohrwinkel genau auszurichten, ist nur mit Hanfdichtungen möglich.
Durch die Eigenschaft, schnell zu feiner Asche zu verbrennen, wurde Werg oft als Symbol für Vergänglichkeit verwendet, unter anderem in der Bibel. Im frühen Mittelalter kam im Byzantinischen Reich die Tradition auf, mit dem Verbrennen von Werg bei der Krönung von Machthabern auf die Vergänglichkeit ihrer Macht hinzuweisen. Das zu feiner Asche verbrennende Büschel Werg sollte dabei symbolisieren, was der Kaiser hat (quod habet). Vermutlich zwischen 1064 und 1140 wurde diese Tradition für die päpstliche Amtseinführung übernommen. Bis heute wird mit dem weißen Rauch von verbranntem Werg nicht nur der wartenden Menge auf dem Petersplatz die erfolgte Papstwahl angezeigt, sondern auch auf die Vergänglichkeit der Macht verwiesen. Bei dem alten Krönungsritual (welches seit 1963 von den Päpsten auf eigenen Wunsch ausgelassen wird), wurde zum symbolischen Verbrennen von Werg die dreimalige Formel gesprochen „Sancte Pater, sic transit gloria mundi“ (Heiliger Vater, so vergeht der Ruhm der Welt).
Hegemonie (von altgriechisch hēgemonía, Heerführung) ist die Vorherrschaft eines Staates über andere Staaten. Sie kann auf militärischer, wirtschaftlicher, politischer oder kultureller Überlegenheit beruhen, wobei die Beherrschungsfelder einzeln oder auch in Kombination vorhanden sein können. Zum Wesen der Hegemonie zählt, dass die hegemonial beherrschten Staaten auf den jeweiligen Beherrschungsfeldern in ihren Entfaltung- und Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Der Begriff Hegemonie beschreibt dabei die politische Überordnungs-Struktur wertungsfrei in dem Sinne, dass damit noch keine Aussage zu ihrer Legalität oder Legitimität getroffen ist. Hegemonialstrukturen können mit Einwilligung der untergeordneten Staaten oder auch gegen deren Willen zur Entstehung gelangen. Der Begriff verhält sich deshalb auch nicht zu der Frage, ob und in welcher Weise die Vorherrschaft eines Staates über andere Staaten rechtlich verankert ist. Auch im Staatenbund und im Bundesstaat können hegemoniale Strukturen etabliert sein. Im Staatenbund kann die Hegemonialstellung eines Staates vertraglich vereinbart sein, wie das Beispiel Preußens und Österreichs im Deutschen Bund (1815–1866) zeigt. Für den Bundesstaat illustriert das Beispiel Preußens im Deutschen Reich (1871–1918) die verfassungsrechtlich verankerte Hegemonialstellung eines Gliedstaates über die anderen Gliedstaaten.
In einem erweiterten, von Antonio Gramsci begründeten, allerdings nicht allgemein anerkannten Begriffsverständnisses wird Hegemonie auch verstanden als Vorherrschaft von Institutionen, Organisationen oder gesellschaftlichen Gruppierungen innerhalb von Staaten. Quelle: staatslexikon-online.de / Bernhard Kempen
Als Verstärkung des Ausrufs hei! enstand im 18. Jahrhundert aus dem Mittelhochdeutschen der Ausdruck heidi, der Freude und Munterkeit ausdrückt. Die Wendung heidi gehen verwendet man seit dem 18. Jahrhundert, wenn etwas rasch abhanden kommt, verloren geht. Heidi gehen hat also nichts mit der Trägerin des Namens Heidi zu tun.
Heidschnucke ist die Bezeichnung für eine höchst genügsame Schafrasse. Sie kommen hauptsächlich in den nordwestdeutschen Heidelandschaften vor.
5-Markstück (auch vulgär, Ochsenauge genannt). Der Ursprung des Ausdrucks wird auch von Heuer → Seemannslohn abgeleitet. Bei der 5-Mark-Münze wurden 1975 das Motiv und das Material getauscht. Der Preis des Silbers war so stark gestiegen, dass der Materialwert der Münze höher zu werden drohte als der Nennwert.
Bild: Alte Münze (bis 1975) aus Silber
Heimbombe war in der DDR die ironische Bezeichnung für die, zur Selbstentzündung neigenden, Fernsehgeräte der sowjetischen Marke Raduga.
Als Heimkehrer werden Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges und von Sowjetischen Militärtribunalen Verurteilte bezeichnet, die nach Deutschland und Österreich zurückkehren konnten. Schätzungsweise drei Millionen deutsche und österreichische Soldaten waren von 1941 bis 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten. In der Fünften Konferenz von Moskau vereinbarten die Außenminister der Alliierten am 23. April 1947, dass bis dahin noch nicht freigelassene Kriegsgefangene bis Ende 1948 in ihre Heimat zurückkehren sollten. Die letzten Kriegsgefangenen wurde erst 1955 bis 1956 aus der Kriegsgefangenschaft nach Deutschland und Österreich entlassen. Man sprach hier von den Spätheimkehrern
.
Getränke, die erwärmt bis stark erhitzt getrunken werden.
veralteter Ausdruck für Bügelmaschine; Gerät zum Bügeln großer Wäschestücke
[Frisur] veralteter Ausdruck für Dauerwelle, bei der das Haar über geheizte Spulen gewickelt wird.
Ein Heller, auch Haller genannt, ist eine frühere deutsche Kupfermünze vom Wert eines halben Pfennigs.
Bauplatz, auf dem ein Schiff gebaut und von dem es dann zu Wasser gelassen wird. Stützen, die ein Boot oder Schiff, das auf dem Trockenen liegt, halten, werden ebenfalls als Helling bezeichnet.
Ein Henkelmann (auch Döppen, Düppe, Kimmel, Knibbel oder Mitchen) ist die umgangssprachliche Bezeichnung für einen heute eher ungebräuchlichen Behälter aus Blech (teilweise emailliert), in dem arbeitende Menschen früher ihr zu Hause zubereitetes Essen verpackten, um es zum Arbeitsplatz zu transportieren und ohne Umfüllen im Wasserbad oder unter Einwirkung von Wasserdampf aufwärmen zu können.
Eisenringe, mit denen die Öffnungen der Herdplatte einer Kochmaschine vergrößert oder verkleinert werden konnten.
Als Herrenfahrer wurden im frühen Automobilsport Rennfahrer bezeichnet, die bei den Wettbewerben mit ihren eigenen Wagen als Amateure antraten – im Gegensatz zu den bei den Automobilunternehmen angestellten Werksfahrern, die bei Rennen Firmenwagen steuerten.
In der Nachkriegszeit, mit Beginn der Motorisierung, wurden die stolzen Autobesitzer, die ihre Wagen selbst warteten und steuerten – im Gegensatz zu Chauffeuren, die ihre Arbeitgeber damit herumfuhren, Herrenfahrer genannt. Stolz trug der Herrenfahrer
seine schweinslederne Autofahrerhandschuhe.
Im Lokal herrschte Weinzwang. Wer ein Glas Bier wollte, musste ein Herrengedeck
bestellen. Das war eine Flasche Pils und ein Glas Cognac. Der Preis war genauso hoch wie der einer Flasche Wein, die auch wesentlich teurer war als bei anderen Veranstaltungen. Lesen Sie von Margot Bintig: Kalte Ente
Herrenmensch
ist ein Begriff, der ursprünglich einen Vertreter der Herrenmoral
im Sinne den Philosophen Friedrich Nietzsche bezeichnet. Später wurde dieser Begriff in die Ideologie des Nationalsozialismus übernommen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Begriff verwendet für ein Mitglied der Herrenrasse
; ein als rassisch höherwertig betrachteter Mensch oder für einen selbstbewussten Menschen, der nach der Macht strebt und sich nicht bevormunden lässt. Der Herrenmensch
stellte das Gegenstück zu dem Untermenschen
dar, dessen behauptete Minderwertigkeit kulturell, biologisch und metaphysisch begründet wurde.
Diese Vorstellungen müssen heute in ihrer Arroganz und Überheblichkeit als überholt angesehen werden. In der jüngeren deutschen Geschichte hat dieses Denken letztendlich zu Völkermord und unmenschlichem Leid geführt. Aufgenommen auf Vorschlag von Susanne Hannappel, 24.8.2020
Der Tag des Herrn ist eine Redewendung, die im hebräischen Denken, im Alten und im Neuen Testament, in der christlichen Kirchengeschichte und in der deutschen Poesie jeweils eine besonders qualifizierte Zeitspanne beschreibt. Im Christentum bedeutet er einerseits den Sonntag (dies Dominica), andererseits (ebenso wie im Judentum) den Zeitpunkt einiger in der biblischen Prophetie angesprochenen Ereignisse göttlichen Eingreifens.
Herrenvolk
und Herrenrasse
sind seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Schlüsselbegriffe von Kolonialismus, Rassismus und Antisemitismus. Geprägt als ideologische Rechtfertigung kolonialer Expansion wurde Herrenvolk
zu einem Leitmotiv der alldeutschen Bewegung. Im Anschluss an Joseph Arthur de Gobineau und Houston Stewart Chamberlain entwickelte sich zugleich innerhalb der völkischen Bewegung die Idee der Existenz einer germanischen Herrenrasse
. Ohne diesen völkischen und antisemitischen Vorstellungen Wesentliches hinzuzufügen, erklärte der Nationalsozialismus die arische
für die höchstwertige und einzig kulturschöpferische Rasse
.
Nachweisen lässt sich der Begriff Herrenvolk beispielsweise bei dem Kolonialpionier Carl Peters. Dieser nannte als ein egoistisches Motiv seiner kolonialpolitischen Motivation, dass ich es satt hatte, unter die Parias gerechnet zu werden, und daß ich einem Herrenvolk anzugehören wünschte.
Die Kolonialbewegung teilte solche Ideen mit dem radikal-nationalistischen Spektrum im Deutschen Kaiserreich wie bei der Alldeutschen Bewegung. Bei den Alldeutschen entwickelte sich die Vorstellung, das deutsche Volk sei ein Herrenvolk, zu einem Leitmotiv, mit dem ein deutscher Anspruch auf einen Teil der Welt begründet wurde, für dessen Durchsetzung man nicht auf das Entgegenkommen anderer Nationen angewiesen sei. In den Publikationen des Alldeutschen Verbandes wurde damit auch der angebliche deutsche Drang nach Osten
verknüpft und im Sinne eines Groß-Germanismus die Germanisierung weiter Teile Südost- und Osteuropas propagiert.
Veraltete Bezeichnung für Geliebte
, auch für Affäre
. Findet sich häufig in frühen Poesiealben. Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm (Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1873), Bd. IV,II (1877), Sp. 1255, Z. 44.) findet sich z.B. dieser Eintrag: Auf Flügeln des Gesanges, Herzliebchen, trag ich dich fort.
(Heinrich Heine 15, 94)
Im Volkslied von August Conradi (*1821 - †1873) heißt es:
Herzliebchen mein unterm Rebendach, o hör' mein kleines Lied!
Des Trauten Stimme ruft dich wach, von Sehnsuchtschmerz durchglüht.
O neig das Köpfchen, ich harre dein, ich bitte, Schätzchen, o sag nicht nein!
Herzliebchen mein unterm Rebendach, o hör' mein kleines Lied!
Herzliebchen mein unterm Rebendach, o hör' mein kleines Lied!
Im 17. und 18. Jahrundert gebräuchliches Wort für großen seelischen Schmerz und Kummer, zu mittelhochdeutsch bresten, Gebresten.
Der Heuerbaas war ein Arbeitsvermittler, der, vom Kapitän beauftragt, die Mannschaft für ein Schiff gegen Gebühr anmusterte. Für den Seemann, der oft auf ihn angewiesen war, galt er als der Prototyp eines Wucherers und Betrügers: Vampir-Heuerbase mit ihrem ganzen Schmarotzer-Anhang von Schlafbasen
. Das Heuerbaaswesen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gesetzlich abgeschafft. Eine literarische Beschreibung eines Heuerbaas liefert Gorch Fock in seinen Erzählungen Nach dem Sturm. Die Abschaffung der Heuerbaasen war eine zentrale Forderung im Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97
Der heutige Juli, hieß früher auch Heuert, Heumonat, Heumond, Kräutermond.
Es ist fast unbekannt, dass unsere heute gebräuchlichen Monatsnamen geschichtlich noch recht jung sind. Bis zur Renaissance waren Monatsnamen gebräuchlich, welche sich auf die Ernteperioden und auf Naturereignisse bezogen.
Verballhornung für Staubsauger
, auf Plattdüütsch het dat Huulbessen.
Heuler steht für eine großartige, erfolgreiche Sache; das ist ja der Heuler.
Der letzte Heuler ist jemand, der hinter der Entwicklung der anderen zurückgeblieben ist.
Das Wort klinkt sn sich schon wie Jaulen. Heulen begegnen wir zunächt im Mittelhochdeutschen hiulen bzw. hiuweln, das aus mittelhochdeutsch hiuwel gebildet wurde. Und das geht über mittelhochdeutsch hiuwel zurück auf althochdeutsch hūwila (Eule). Heulen bedeutet also ursprünglich wie eine Eule schreien
.
Heureka (altgriechisch: Εὕρηκα. bedeutet so viel wie Ich hab's gefunden!
) Der Ausruf ist nach einer von Plutarch und Vitruv überlieferten Anekdote berühmt geworden, der zufolge Archimedes unbekleidet und laut Heureka!
rufend durch die Stadt Syrakus gelaufen sein soll, nachdem er in der Badewanne das nach ihm benannte Archimedische Prinzip entdeckt hatte.
Durch die Gründung der HIAG kümmerten sich Teile des ODESSA-Netzwerk um die Etablierung der SS im öffentlichen Leben der BRD. Unter dem ehemaligen ODESSA-Beauftragten und ehemaligen SS-Offizier Richard Schulze-Kossens (bis zu seinem Tod 1988 war er Mitglied des Kameradenwerk Korps Steiner
) entfaltete sich 1951 innerhalb von wenigen Wochen ein Netz der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS
(HIAG) mit 376 Gruppen. Zu HIAG-Treffen in Hamburg allein kamen schon bis zu 1.700 Mitglieder. Unter dem Deckmantel der »Kameradensuche« stand der ODESSA ein weitflächiges Kontaktnetz zur Verfügung.
In der Öffentlichkeit hat die HIAG immer wieder versucht, den Namen der Waffen-SS von den Verbrechen der Nazis abzukoppeln. Sie stellen sich immer wieder als »normale Soldaten« dar, als »europäischen Stoßtrupp gegen den Kommunismus«.
Es reicht ein Blick auf das erste Leitungsgremium der HIAG (Felix Steiner, Herbert Gille und Paul Hausser), um festzustellen, daß sie kein Geselligkeitsverein normaler Soldaten ist.
Der ehem. SS-Generalleutnant Felix Steiner (SS-Nr. 253.351) begann seine Militaristenkarriere bereits im Ersten Weltkrieg. Die letzten Kriegsjahre befehligte er das von SS- Soldaten gebildete III. Germanische Panzerkorps
. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er in der Redaktion von die Deutsche Soldaten-Zeitung
und in der Gesellschaft für Wehrkunde
politisch aktiv.
Der ehem. SS-General Herbert Gille (SS-Nr. 39.854) führte nach Steiners Wechsel zum III. Germanischen Korps
die SS-Division »Wiking«, als deren Kommandeur er den größten Teil seiner Kriegsverbrechen beging. Gille gehörte zu den engsten Vertrauten Hitlers und Himmlers beim Aufbau der Waffen-SS. Beim Überfall auf Polen war Gille bereits Kommandeur des Artillerieregiments der Waffen-SS. Nach Beobachtungen des englischen Geheimdienstes tauchte er nach 1945 im Umfeld der Bruderschaft
von Karl Kaufmann wieder auf.
Der dritte im Bunde, Paul Hausser, hatte als einer der Hauptorganisatoren der Waffen- SS ein ähnlich enges Verhältnis zu Hitler und Himmler wie Gille. Hausser leitete die SS- Junkerschule in Braunschweig. 1936 wurde er von Himmler zum Inspekteur der SS-Verfügungstruppe ernannt. Es war Hausser, der bei dem Niedermetzeln der Bevölkerung des Warschauer Ghettos im April und Mai 1945 den Befehl zur Zerstörung gab. Etliche Länder West- und Osteuropas, auch die Sowjetunion, machten die blutige Bekanntschaft mit seinen SS- Divisionen. Seine Einheiten »Leibstandarte Adolf Hitler«, »Das Reich« und »Totenkopf« führten die »Taktik der verbrannten Erde« in Osteuropa besonders rücksichtslos durch. Am Schluß leitete er die Heeresgruppe G
. Laut dem britischen Geheimdienstes nahm auch Hausser später Kontakt zum Personenkreis der Bruderschaft
auf.Siehe: Literatur: Uki Goñi, ODESSA - wie der Vatikan dabei half, Kriegsverbrecher außer Landes zu schleusen
Hiebe, Prügel, Schläge (Zur rechten Zeit erteilte Hiebe, erwecken Furcht, Vertrau'n und Liebe
. Zur Kindererziehung beliebt bis in die 1970er Jahre, wird heute nicht mehr toleriert und als schwarze Pädagogik
bezeichnet.
In Westfalen und Niedersachsen Hille
, der Speicher über den Viehställen an der großen Diele, der in einzelne Verschläge zu Schlafstätten der Dienstboten, Werkzeugsräumen usw. abgeteilt ist. In Holstein wird er Hilge
genannt. In Pommern ist Hilde
der Heuschuppen, im Göttingischen Hilte
und Hille
die Raufe in den Ställen. Siehe Wöterbuch der Gebrüder Grimm
Hilfsschulen für schwachbegabte Kinder wurden schon im Anfang des 19. Jahrh. öfter als Bedürfnis bezeichnet (F. H. C. Schwarz [s. d.] in Heidelberg). Auch die allmählich aufkommenden Idiotenanstalten halfen dem Bedürfnis nicht ab, da es sich nicht immer um geradezu blöd- oder schwachsinnige Kinder handelt, deren ganze Pflege besondern Anstalten anvertraut werden müßte, sondern auch um solche, die nur gewisser körperlicher und psychischer Mängel wegen mit normal begabten Kindern nicht Schritt halten können. Mit einem festen Plane trat 1864 zuerst der Taubstummenlehrer in Leipzig (später Direktor in Dresden) Stötzner hervor und gewann dafür in ärztlichen und in Lehrerkreisen durch einen Vortrag in Hannover (1865) vielen Beifall. Auf seine und des Lehrers F. W. Treu Anregung wurde 1867 in Dresden die erste Hilfsklasse an einer städtischen Schule errichtet; 1874 folgte Gera, bald darauf Kopenhagen, 1879 Elberfeld.
Der preußische Minister v. Goßler empfahl 1885 die neue Schulart besonders allen größern Städten. Diese verbreitete sich von da an rasch, da der Nutzen sowohl für die Schüler der H. selbst wie für die durch deren Aussonderung entlasteten Volksschulen überall bald zu spüren war. Man zählte 1893 in Deutschland 32 H. mit 110 Klassen und 2300 Kindern; 1898: 52 H. mit 202 Klassen und 4281 Schülern; 1903: in 147 deutschen Städten 174 H. mit etwa 500 Klassen und rund 16,000 Schülern. Dabei sind (1903) die 91 Nebenklassen, die man statt wohl abgestufter, selbständiger H. in Berlin einstweilen eingerichtet hat, nur als eine Schule gezählt. Seit 1898 besteht unter Leitung des Stadtschulrates Wehrhan (Hannover) ein Verband der deutschen H., dessen jährliche Versammlungen das Interesse an der guten Sache in immer weitere Kreise tragen.
Auch ins Ausland hat die Bewegung sich verbreitet und z. B. in England und Nordamerika bereits eine größere Anzahl von H. ins Leben gerufen. Eine beachtenswerte Erweiterung gab neuerdings der Idee der H. der Stadtschulrat Sickinger in Mannheim, indem nach seinem Plane Nebenklassen an den dortigen Volksschulen eingerichtet wurden schon für solche Kinder, die mehrfach nicht versetzt werden konnten und daher bei Verbleib in der Hauptanstalt die oberste Klasse nicht mehr erreichen könnten. Sickinger vertrat diese, in Mannheim bereits erprobte Einrichtung auf dem internationalen Kongreß für Schulgesundheitspflege in Nürnberg (April 1904) mit großem Erfolg. Auch in die eigentlichen H. werden die Kinder meist nicht von vornherein, sondern erst nach mindestens einjährigem Versuch in der Volksschule aufgenommen. Arzt und Schulmänner (Vorsteher der Volksschulen und der H.) müssen dabei zusammenwirken. Die Mittätigkeit von Schulärzten ist überhaupt für die H. geradezu unentbehrlich. Vgl. die Literatur unter »Heilpädagogik«, dazu die Berichte des Verbandes und die Zeitschrift »Jugendfürsorge« (hrsg. p on Pagel; Berl., seit 1900), für Berlin besonders, aber zur Beurteilung überhaupt wertvoll: v. Gizycki, Der Unterricht für schwachsinnige Kinder (Sonntagsbeilage 40–43 zur »Vossischen Zeitung«, das. 1903). Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Der Begriff Hilfsschule
wurde noch bis in die 1970er Jahre verwendet, heute aber ein nicht mehr verwendeter Name für eigenständige sonderpädagogische oder heilpädagogische Schulen im deutschen Sprachraum. Sie unterrichteten auf der Basis der allgemeinen Schulpflicht Kinder, die man aus unterschiedlichen Gründen als nicht fähig zum Volksschulbesuch betrachtete.
Lesen Sie auch: Der Ernst des Lebens, oder: Chancengleichheit
, von Hartmut Kennhöfer.
High Fidelity (engl. ‚hohe (Klang-)Treue', kurz Hi-Fi) bezeichnet einen Qualitätsstandard in der Tontechnik.
Ursprünglich wurden die Richtlinien in den 1960er Jahren in der DIN 45500 festgelegt. Diese DIN-Norm wurde 1996 durch die EN 61305 ersetzt, die nur noch Verfahren zur Messung und Angabe der Leistungskennwerte, aber keine Mindestanforderungen mehr enthält, da die einst genormten Anforderungen inzwischen nicht mehr als technische Herausforderung gesehen werden.
Gegenwärtig nimmt die EN 61305 im Hi-Fi-Markt keine qualitätsbestimmende Rolle mehr ein, da die meisten Aufzeichnungsgeräte, Tonträger und Wiedergabegeräte diese Anforderungen bei weitem übertreffen. Nur Radiowecker, einfache sogenannte Kompaktanlagen im unteren Preissegment und viele Autoradios sowie alle Hörgeräte gewährleisten auch heute noch keine Hi-Fi-gerechte Wiedergabe.
1955 ~ 1985/1990, zweifellos die interessanteste Zeit in der Geschichte der HiFi Geräte. Heute HiFi Klassiker. Damals, meist nicht zu bezahlen, innovativ und in der technischen Entwicklung oft richtungsweisend. Von vielen der einstigen Glanzlichter der HiFi Industrie ist heute leider nicht mehr viel zu sehen, die Digitaltechnik hat sie verdrängt …
Himalaia ist ein weicher wollener Damenkleiderstoff.
Himalaja (spr. himálaja, »Stätte des Schnees«), ist das größte Alpengebirge der Erde.
Als Himmelsschreiben (im englischen als Skywriting bezeichnet) wird eine Form der Luftwerbung bezeichnet, bei der ein kleines Flugzeug, der Himmelsschreiber, eine vom Erdboden aus sichtbare Nachricht am Himmel hinterlässt. Dazu wird das Flugzeug in einer bestimmten Art gesteuert, wobei ein spezieller Rauch abgegeben wird. Die Nachricht kann verschiedene Inhalte haben, zum Beispiel Werbung, aber auch private Nachrichten wie eine Glückwunschbotschaft oder gar ein Heiratsantrag. Siehe auch: Hartmut Kennhöfer, Himmelsschreiber
Das Hindenburglicht, benannt nach dem Oberkommandierenden des deutschen Heeres Paul von Hindenburg, wurde in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges, dann aber auch im Zweiten Weltkrieg im Luftschutzkeller oder bei Stromsperre oder Verdunkelung als Notbeleuchtung eingesetzt.
Es handelt sich dabei um eine flache Schale von ca. 5-8 cm Durchmesser mit einem 1-1,5 cm breiten Rand (die Form ähnelt dem Deckel eines Schraubglases) aus Pappe. Die Pappe war mit Fett getränkt, dadurch wasserabweisend und einigermaßen formstabil. Diese flache Schale war gefüllt mit einem wachsähnlichen Fett (Talg). Ein kurzer, breiter Docht in der Mitte wurde angezündet und brachte für einige Stunden Licht.
Hinterdrein ist die veraltete Form von hinterher
und bedeutet, räumlich: jemandem oder etwas folgend, zeitlich: hinterher, nachdem etwas passiert ist.Eine Hippe (auch Heppe, Häbe, Knipp, Säsle, Rebmesser oder Gertel) ist ein Werkzeug, das je nach Größe und Ausführung zu unterschiedlichen Arbeiten in der Land- und Waldwirtschaft, im Wein- und im Gartenbau verwendet wird. Typisch ist die sichelförmig geschwungene Klinge mit einer mehr oder weniger nach unten gebogenen Spitze. Unter Beibehaltung dieser Grundform haben sich je nach Region und Verwendungsart im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichsten Varianten entwickelt. Hippenförmige Werkzeuge sind in vielen Ländern Europas seit der Römerzeit bekannt und teilweise, etwa in der Waldwirtschaft und im Gartenbau, bis heute gebräuchlich.
Ein Hochparterre liegt einige Treppenstufen (etwa ein halbes Geschoss) über dem Umgebungsterrain, was besonders bei einer Hanglage des Hauses von entscheidender Bedeutung sein kann. Häuser mit Hochparterre haben gelegentlich eine repräsentative Eingangstreppe.
Umgangssprache, scherzhaft für zu kurze Hosen, Er/Sie trägt eine Hochwasserhose
.
Etwas auf die Hohe Kante
legen. Die Hohe Kante
bezeichnet die meist hölzern getäferte Decke eines Himmelbettes, also den Baldachin über dem Bett, worauf sich in früheren Zeiten oftmals ein Geheimfach befindet, in dem das Ersparte versteckt werden kann. Legt man sein Geld einfach so auf die Überdachung des Bettes, legt man es ebenfalls auf die hohe Kante, die übrigens den Sinn hatte, herunterrieselnden Staub oder Ungeziefer vom Bett fernzuhalten.
Unter Hochmut, auch Anmaßung, Überheblichkeit und Arroganz genannt, versteht man seit der frühen Neuzeit den Habitus von Personen, die ihren eigenen Wert, ihren Rang oder ihre Fähigkeiten unrealistisch hoch einschätzen. Der Gegensatz zum Hochmut ist die Demut.
Meine Oma sagte: Hochmut kommt vor dem Fall!
Eine Dieme (auch Docke, Feime, Triste, regional auch Diemen (mask.) oder Hocke, mit Gerüst Heubock, Heinze, mit Dach Schober) ist in der traditionellen Landwirtschaft ohne Maschinen ein regelmäßig aufgesetzter Haufen von Heu, Stroh oder Getreide, der bei der Ernte auf dem Feld errichtet wird. Die Getreidegarben werden aneinandergestellt, so dass die Ähren den höchsten Punkt bilden und nachtrocknen können.
Höckerlinie, auch Drachen- oder Hitlerzähne genannt, ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für höcker- oder zahnförmige Panzersperren aus Beton, wie sie zum Beispiel am Westwall verwendet wurden. Die Höckerlinie gehört neben dem Tschechenigel weltweit zu den gebräuchlichen Panzersperren.
Siehe Zeitzeugenbericht von Katharina Dreysel: Das Zünglein an der Waage
Früher wurden Händler auch als Kramer (norddeutsch), Krämer, Hake (norddeutsch), Fragner oder Greißler (österreichisch) bezeichnet. Kleinhändler (vor allem auf Märkten) werden auch als Höker (hieraus: verhökern) oder Detaillisten bezeichnet. Der Begriff Trader wird für angestellte Händler an den Finanzmärkten (etwa Börse) verwendet. Unter dem englischen Ausdruck für Händler
, Dealer, wird im deutschen Sprachraum meist ein Drogenhändler verstanden.
Lesen Sie auch den Zeitzeugenbericht von Inge Hellwege: De Hökerloden.
Veralteter Ausdruck für eine Haltung, die den eigenen Wert und Rang oder Fähigkeiten hoch veranschlagt.
Herkunft: von mittelhochdeutsch hōchvart die vornehme (hohe) Art zu leben (Fahrt)
, belegt seit dem 12. Jahrhundert. Die heutige negative Bedeutung Hochmut
entwickelte sich bald danach.
Sinnverwandte Ausdrücke sind: Arroganz, Dünkel, Eitelkeit, Hochmut und Überheblichkeit.
Quartiermeister an einem Fürstenhof. Der Fourier (aus dem franz. fourrier, Futter = Verpflegung) ist eine in überwiegend militärischem Umfeld bei der Logistik tätige Person.Michael Malsch, 8/2020
Die Höflichkeit oder Zivilisiertheit ist eine Tugend, deren Folge eine rücksichtsvolle Verhaltensweise ist, die den Respekt vor dem Gegenüber zum Ausdruck bringen soll. Ihr Gegenteil ist die Grobheit oder Barbarei.
Sozial gehört sie zu den Sitten, soziologisch zu den sozialen Normen. Das Wort hat sich aus dem Begriff höfisch
entwickelt, das die Lebensart am frühneuzeitlichen Hof bezeichnete.
Im Gegensatz zur Freundlichkeit, mit der man vertraute Menschen behandelt, ist die Höflichkeit stark durch gesellschaftliche Normen und Umgangsformen geprägt und drückt sich oft durch respektvolle Distanz aus. Diese Zivilisiertheit scheint leider in den sozialen Netzwerken und im täglichen Umgang mit anderen Menschen heute verloren gegangen zu sein.
Hofschranze (die, in älterer Zeit auch der Hofschranz(e)) ist eine seit dem 16. Jahrhundert gebräuchliche abwertende Bezeichnung für einen Höfling am Hof eines Fürsten, deren Bedeutung negative Charakterzüge und Verhaltensweisen umfasst, die innerhalb der sehr hierarchischen Hofgesellschaft in einer durch Gunst-Konkurrenz geprägten Gruppe entstehen können. Zu typischen Verhaltensweisen gegenüber dem Gunstgeber zählen beispielsweise Gefallsucht, Schmeichelei und Heuchelei; gegenüber Konkurrenten Intrigantentum, Demütigungen, Verleumdung, üble Nachrede. Übertragen wird das Wort auch für Personen im nicht-höfischen Umfeld einer hochgestellten oder einflussreichen Persönlichkeit gebraucht.
Holländerei, in Norddeutschland eine Milchwirtschaft (Meierei) oder das Gebäude, in welchem dieselbe betrieben wird. Holländer
heißt der Leiter der Wirtschaft.
Die Bezeichnung stammt aus dem 11. und 12. Jahrh., wo sich Holländer, welche mit der Milchwirtschaft vertraut waren, mehrfach in Deutschland ansiedelten und gewisse Vorrechte erhielten. In andern Gegenden Deutschlands spricht man in ähnlichem Sinn von Schweizereien
.
Als Holocaust (englisch, aus altgriechisch ὁλόκαυστος holókaustos vollständig verbrannt
; auch Schoah bzw. Schoa, Shoah oder Shoa; hebräisch הַשּׁוֹאָה ha'Schoah für die Katastrophe
, das große Unglück/Unheil
) wird heute zumeist der nationalsozialistische Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden bezeichnet.
Deutsche und ihre Helfer führten ihn von 1941 bis 1945 systematisch, ab 1942 auch mit industriellen Methoden durch, mit dem Ziel, alle Juden im deutschen Machtbereich zu ermorden. Dieses Menschheitsverbrechen gründete auf dem staatlich propagierten Antisemitismus und der entsprechenden rassistischen Gesetzgebung des NS-Regimes. In der NS-Ideologie wurde der Völkermord an den Juden seit dem Überfall auf Polen als Vernichtung lebensunwerten Lebens
gerechtfertigt und mit den NS-Krankenmorden der Aktion T4
und der Kinder-Euthanasie
auf eine Stufe gestellt. Der endgültige Entschluss zur Ermordung aller Juden fiel im engen Zusammenhang mit dem Vernichtungskrieg gegen die UdSSR ab dem Sommer 1941.
Ein Holzvergaser (auch: Holzkohlevergaser, Holzgaserzeuger oder Holzgasgenerator) ist ein Gerät, das es ermöglicht, Kraftfahrzeuge direkt mit Holz zu betreiben. Insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten mit Treibstoffmangel wurden Fahrzeuge zumeist in Eigeninitiative mit einem improvisierten Holzvergaser ausgestattet.
Der Begriff Homilie [ˌhomiˈliː] (griech. ὁμιλεῖν homilein vertraut miteinander umgehen, vertraut miteinander reden
) bedeutet so viel wie Gespräch, Rede, Unterricht
.
Der Begriff Homograf, (ältere Schreibweise Homograph, beides von altgriechisch ὁμός homos gleich
und γράφειν graphein schreiben
) bezeichnet Wörter gleicher Schreibweise, die aber unterschiedliche Bedeutung haben, bei gleicher Aussprache zusätzlich auch Homophon. So bedeuten das Wort modérn heutig, zeitgemäß
, zugleich auch mōdern, faulend
. August, ist sowohl ein Vorname, als auch der Name des achten Monats eines Jahres. Bei dem Wort Bank ist es ungewiss, ob es sich um ein Geldinstitut oder um ein Sitzmöbel handelt. Bei Staubecken kann sich sowohl um einen Stausee, als auch auch um staubige Ecken handeln. Fliegen kann die Art des Reisens bedeuten, aber auch ein geflügeltes Insekt meinen.
Für maschinelle Übersetzungsprogramme stellen Homographen, bzw. Homografen eine (fast) unüberwindliche Hürde dar.
Der Homunkulus, oftmals auch Homunculus (lat. ‚Menschlein') bezeichnet einen künstlich geschaffenen Menschen. Die Idee des Homunkulus wurde im Spätmittelalter im Kontext alchemistischer Theorien entwickelt – oft unter Verwendung des Begriffes Arcanum
. Häufig erscheint der Homunkulus als dämonischer Helfer magischer Praktiken. Das Motiv des Homunkulus wurde in der Literatur oft aufgegriffen, insbesondere um die Ambivalenz der modernen Technik zu illustrieren. Die vielleicht bekannteste Verwendung der Homunkulus-Idee findet sich in Goethes Faust II.
Das Adjektiv honett wird heutzutage kaum noch verwendet. Es bedeutet, dass jemand auf eine eher biedere Art so rechtschaffen ist, dass ihm ein gewisses Wohlgefallen und eine bestimmte Art von Achtung entgegen gebracht wird. Das Wort honett leitet sich ursprünglich von dem lateinischen Wort honestus ab, was ehrlich bedeutet.
Ein Honigkuchenpferd ist ein Gebäck aus Honigkuchen in der Form eines Pferdes. Die Bezeichnung kommt hauptsächlich in der umgangssprachlichen Redewendung grinsen wie ein Honigkuchenpferd
vor. Gemeint ist jemand, der über das ganze Gesicht strahlt (lächelt).
Aus dem französchischen wörtlich entlehnter Begriff für Flitterwochen.
Im 18. Jahrhundert war die deutsche Sprache berauscht vom Französischen und seinen liebreizenden Begriffen. So wurde lune de miel als Honigmond wörtlich in Deutsche übersetzt. Von nun an feierten Paare nach der Hochzeit den Honigmond. Doch das Französische hatte bereits eine Liaison mit dem Englischen gehabt, und das Wort honeymoon, das seit 1546 schriftlich verbürgt ist, lehnübersetzt. Jahrhunderte später hat das Englische das Französische als Lieblingssprache der Deutschen verdrängt und Honigmond durch Honeymoon ersetzt.
Doch warum Honigmond? Im 16. Jahrhundert wird daruf verwiesen, dass die erste Zeit des Verheiratetseins süß wie Honig ist, diese allerdings bald schwindet - denn die Liebe ist so unstet wie die Mondphasen. Quelle: Duden
Veraltet ehrenhaft und durch sein Wesen vertrauenswürdig, Respekt verdienend; von einer solchen Art zeugend. Herkunft: Honorar n. Vergütung
(besonders für Tätigkeiten in freischaffenden Berufen). Lat. honōrārium Anerkennung für geleistete Dienste, Ehrensold, Belohnung
, gebildet zu lat. honōs, jünger honor (Genitiv honōris) Auszeichnung, Ehrung, Anerkennung
, wird zunächst unverändert ins Dt. übernommen (16./17. Jh.), dann unter Aufgabe der lat. Endung zu Honorar eingedeutscht (Ende 18. Jh.).
Hore (lat. hora Stunde, Zeit
) ist in der kirchlichen Liturgie die Bezeichnung für einen selbständigen Teil des Stundengebetes. Eine andere Bezeichnung für die Horen ist Tagzeiten
.Michael Malsch, 8/2020
Der heutige Februar, hieß früher auch Hornung, Taumond, Schmelzmond, Narrenmond, Sturmmond.
Es ist fast unbekannt, dass unsere heute gebräuchlichen Monatsnamen geschichtlich noch recht jung sind. Bis zur Renaissance waren Monatsnamen gebräuchlich, welche sich auf die Ernteperioden und auf Naturereignisse bezogen.
Der oder die Horst ist eine leicht erhöhte, herausragende und zumeist bewachsene Stelle in Feuchtgebieten oder ein Gehölz, beziehungsweise ist die Endung -horst als Bestandteil von Ortsnamen ein Hinweis auf ehemalige Flurformen. Horst ist abgeleitet aus dem alt- und mittelhochdeutschen Wort hurst mit der ursprünglichen Bedeutung Strauchwerk
, in der Nähe zu harst (vergl. Hardt bewaldeter Hang
, Anhöhe
, Waldweide
).
In der Geologie ist ein tektonischer Horst eine Scholle (daher auch Horstscholle), die zwischen annähernd parallelen Verwerfungen relativ zu den benachbarten Schollen herausgehoben wurde.
Als Name: Der älteste Beleg für den Namen Horst
stammt aus der niederdeutschen Weltchronik
des Dietrich Engelhus aus dem Jahr 1424; dort wird der angelsächsische Heerführer Horsa so genannt. Der Name Horsa geht zurück auf altenglisch hors (englisch horse, das entspricht dem deutschen Ross). 1934 war Horst
der beliebteste Jungenname.
Der Niedergang des Namens Horst
kennzeichnet sich auch an seiner Doppeldeutig. Horst
ist ein Vorname und eine Bezeichnung für das Nest eines Greifvogels. Durch den Witz Wohin fliegt ein schwuler Adler? Zu seinem Horst!
zeigt sich, wie dieser Altherrenname in Verbindung mit Gleichgeschlechtlichkeit zu einem Witz wurde.
Vollhorst
ist eine Beleidigung und ein Schimpfwort für Menschen, die sich nicht sehr klug und nicht sehr clever verhalten, sondern bescheuert, plump und idiotisch. Dem Vollhorst wird ein Mangel an Cleverness, Intelligenz und Vernunft nachgesagt. Ein Vollhorst ist brachial, populistisch und opportunistisch. Der Ausdruck Vollhorst
ist die Steigerung der Beleidigung Horst
. Mit Horst
ist ein Vorname zur Beleidigung geworden. (Gleiches ist auch mit dem Namen Kevin (Alpha-Kevin) geschehen.)
Als Hörige werden mittelalterliche Bauern (seltener auch andere soziale Gruppen, beispielsweise Waldschmiede oder andere Handwerker) auf Herrenhöfen bezeichnet, die sich in Abhängigkeit von einem Grundherrn (z. B. Ritter) befanden. Die Hörigkeit wurde an die Kinder vererbt.
… Auch Hörmaschinen oder Schallstrahlenfänger genannt, sind röhren- oder trichterförmige Geräte, die Schallwellen sammeln und in den äußeren Gehörgang des menschlichen Ohres leiten sollen. Dadurch konnte eine Verstärkung der auf das Trommelfell fallenden Schallenergie und damit ein besseres Hören bei vermindertem oder nachlassendem Gehör erreicht werden.
Hörspiele sind akustische dramatisierte Inszenierungen von Geschichten mit verteilten Sprecherrollen, Geräuschen und Musik. Das Hörspiel unterscheidet sich dadurch von einer reinen Lesung und vom Film. Hörspiele wurden ursprünglich für den Hörfunk entwickelt und dort ausgestrahlt.
Pl. Hospites, lat. für Gast. Die auszubildenden Theologen in Loccum bezeichneten sich als Gast, weil sie nur vier Semester im Predigerseminar waren. [Siehe: Loccum, 1875-1877, Die Hospites]Michael Malsch, 8/2020
Als Hospitium (lat. hospitium, Gastfreundschaft
, Gasthaus
, Herberge
, zu hospes, Gast) wurde im Mittelalter die rechtlich festgelegte kostenlose Beherbergung bestimmter Personen bezeichnet.
Im Mittelalter wandelte sich der Begriff zu einem Ausdruck für das Herbergsrecht, also das Recht des Machthabers und seiner Beamten auf Unterkunft und Verpflegung durch seine Untertanen auf Reisen in seinem Machtbereich. Außerdem wurde im Mittelalter die Pflicht der Klöster, den Bischof auf seinen Visitationsreisen zu beherbergen, als Hospitium oder procuratio canonica bezeichnet. Auch eine erste kleine, noch unselbständige Niederlassung des Franziskanerordens in einer Stadt konnte Hospiz genannt werden; wenn sich das Kloster verstetigte und vergrößerte, entstand daraus ein selbständiger Konvent. Schließlich wurde die Krankenabteilung der Klöster, die teilweise auch den Bewohnern der Umgebung zur Verfügung stand, im Mittelalter Hospitium genannt, von dieser Bedeutung leitet sich über hospitalis (gastfreundlich
) der Begriff Hospital ab. Daneben ist der Begriff xenodochium (von griechisch ξενοδοχεῖον, Herberge
) gebräuchlich.
Im Wort Hospiz hat der Begriff unter gewandelter Bedeutung in die gegenwärtige Kultur Einzug gehalten.Siehe auch Wikipedia.org
Die Bezeichnung Hostel hat sich heute in Deutschland wie auch international für Unterkünfte etabliert, die sich speziell an Rucksacktouristen richten, also individuell Reisende mit niedrigem Budget. Wie die Jugendherbergen bieten sie überwiegend Schlafplätze in Mehrbettzimmern, welche oft aus Gründen der Raumökonomie Etagenbetten (Bunkbeds) enthalten oder Bettenlagern ähneln. In Deutschland entwickeln sich etliche Hostels zu einfachen Hotels mit moderner, oft bunter Raumgestaltung, wobei die innerhalb eines Hauses angebotenen Unterkunftsvarianten in Standard und Preis oft stark differieren.
Neben Gunstgewerblerin
oder gefällige Magd
eine der wenigen verharmlosenden Bezeichnungen für eine Hure.
Die Hufe, in Süddeutschland Hube genannt, bezeichnet sowohl die Hofstelle, das Eigentumsrecht und die Nutzungsrechte an der Allmende, die einem Mitglied der bäuerlichen Gemeinde zustanden, als auch die von ihm bewirtschaftete Fläche. Das Wort Hufe bezeichnet ein landwirtschaftliches Gut, welches mit einem Pfluge bestellt werden kann und demnach der Arbeitskraft einer Familie entspricht.
Die korrelative Fläche wurde von Anfang des 9. bis ins 19. Jahrhundert hinein meist auf rund 30 Morgen veranschlagt. Großbauern konnten mit Hilfe von vielen Knechten und mehreren Zugtiergespannen auch 60 oder gar 120 Morgen bewirtschaften.
Schokolade, Pralinen und alles ungesund Süße, was besonders an den Hüften schwer wiegt. In diesem Fall Schwarzwälder Kirschtorte; siehe: Schwiegermutter wird mit Hüftgold bestochen!
Schlund, Innereien und sonstige Schlachtabfälle wurden als Fleischeinlage in der Hühnersuppe gekocht.
Eine Gleissperre, in Österreich Sperrschuh genannt, ist eine mechanische Schutzvorrichtung in Eisenbahngleisen. Sie verhindert das Befahren des Gleises mit Schienenfahrzeugen über die mit der Gleissperre gesicherte Stelle hinaus. Mit Gleissperren sichert man in Deutschland Nebengleise eines Bahnhofs, die in Hauptgleise münden, und unter bestimmten Voraussetzungen auch die von der freien Strecke abzweigenden Gleise von Anschlussstellen.
In der Sprache der Eisenbahner wird eine Gleissperre auch Hund
oder Hexe
genannt.
Wer am Hungertuch nagt, leidet großen Hunger oder Not. Verwendet wird die Redewendung seit dem 16. Jahrhundert - ihr Ursprung geht aber bis in das Jahr 1000 n. Chr. zurück. Im Mittelalter wurde während der Fastenzeit in den Wochen vor Ostern der Altarraum durch ein Tuch vom übrigen Kirchenraum abgetrennt. Das Tuch - Palmtuch, Hungertuch, oder auch Fastentuch genannt - sollte daran erinnern, dass Christi sich während seines Leidens verhüllt und die Gläubigen somit an ihre eigenen Sünden erinnern. Es entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird.
Ursprünglich war es Brauch, das Tuch selbst zu nähen, weshalb die Redewendung zunächst am Hungertuch nähen
hieß. Später wurde nähen
in nagen
umgedeutet, wodurch der Spruch Am Hungertuch nagen
entstand.
Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 begann für viele in Deutschland eine Zeit großer Not, man sprach von den Hungerjahren
, den Hungerwintern
, in denen die Not besondern groß war. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Brennstoffen zum Heizen ung Kochen war völlig zusammengebrochen. Der Schwarzmarkt (Schleichhandel) blühte und die Menschen fuhren zu den Bauern aufs Land zum Hamstern
. Alles, was noch an Wertgegenständen vorhanden war, wurde gegen Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Eier, Obst, Kohl und Getreide eingetauscht. Von den Güterzügen wurden Kohlen geklaut und die letzten Chausseebäume abgesägt und verheizt. Erst mit der Währungsreform 1948 änderte sich die Lage zum Besseren.
Lesen Sie Zeitzeugenberichte zum Thema Kriegsende: Itte Jakob: Hungerwinter 1947
– Ingrid von Husen: Schwarzmarkt und Hamsterfahrt
– Ingrid von Husen: Silvester 1946
– Hans-Wilhelm Jarsing: Erinnerungen an die Zeit von April 1944 bis Juni 1945
– Gisela Lange: 1946 - Hungersnot und harte Winter
und viele weitere Berichte aus der Nachkriegszeit.
Ein Hunt bezeichnet in der Bergmannssprache einen kleinen offenen, kastenförmigen Förderwagen.
Heise-Herbst, Bergbaukunde
, zweiter Band, Springer-Verlag 1910, Seite 269: In verschiedenen Bergbaugebieten werden die Förderwagen als
Hunde
bezeichnet. Man hat dies Wort aus dem Slowakischen herleiten zu müssen geglaubt (hyntow), und daher die Schreibweise Hunt
vorgeschlagen. Jedoch finden sich im Bergbau und Maschinenwesen vielfach Tiernamen als Bezeichnungen, wie z. B. Bär
für Gegengewicht
, Katze
oder Laufkatze
für kleine Wagen mit Flaschenzug, Teckel
für die kleinen Holzwagen in Westfalen; es erscheint daher nicht notwendig, zu einer solchen Erklärung zu greifen.
Veraltet, noch mundartlich beschimpfen; schlecht, menschenunwürdig behandeln.
Hunzen (Verb), heute ungeläufig, doch noch mundartlich; jemanden einen Hund nennen, wie einen Hund behandeln, wie einen Hund beschimpfen
. Auch für schinden, plagen
und verderben
(vgl. zurschnittene, zuhuntzte … Kleidung Mathesius 1562), wofür heute allgemein verhunzen Vb. (um 1700; literatursprachlich durch Lessing). Das Verb ist eine nhd. Bildung zu Hund wie duzen zu du, siezen zu Sie.
Die schon lange zuvor bekannte Geschicklichkeitsübung, einen leichten Reifen um die Hüfte kreisen zu lassen, wurde zu einem weltweit verbreiteten Modespiel, als ab Juli 1958 der kalifornische Spielzeughersteller Wham-O Corp., gestützt auf eine nationale Marketingkampagne, in weniger als vier Monaten 25 Millionen Kunststoffreifen unter dem Namen Hula-Hoop auf dem amerikanischen Markt absetzte (Hula für hawaiischer Tanz und Hoop engl. (Fass-)Reifen; heutzutage als Hula Hoop®
vermarktet). Noch im gleichen Jahr schwappte die Welle nach Deutschland, wo diese Reifen von der Firma geobra Brandstätter erstmals gefertigt wurden. Kinder und Erwachsene erfanden Kunststücke mit dem Kunststoffgerät. Dauer-Hula-Hoopen war eine der einfachsten wettbewerbsmäßig ausgetragenen Disziplinen, der sich auch Jugendliche und Erwachsene unterwarfen. In Varietés und Zirkussen sah man Artisten mit Dutzenden von Reifen um Hals und Bauch jonglieren. Orthopäden behandelten vermehrt Bandscheibenbeschwerden, insbesondere älterer Hula-Hooper. Der Titel der deutschen Filmkomödie Hula-Hopp, Conny (1959) mit Cornelia Froboess und Rex Gildo war eine schnelle Reaktion auf diese Mode.
Hulde, auch mit dem Synonym Holle (Frau Holle) eine mythologische Gestalt des norddeutschen und (seltener) skandinavischen Raumes ähnlich der Perchta.
Nhd. kommt das Wort, meist auf die Stechpalme (ilex aquifolium) bezogen, in verschiedenen Formen vor, die Nemnich 3, 217 aufführt: die Hülse, der Hülsenbaum, Hülsenstrauch, Hulse, Hulst, Hülst, Hülsch, Holst, Hülze, Hüllgeholz. Das Wort Hulst
führen norddeutsche Dichter in die Schriftsprache ein: wo Wacholdergesträuch um die Hünengräber der Vorwelt wuchernd, kroch und stechender Hulst mit glänzenden Blättern.
In der Gartenlaube
, Blüten und Blätter; Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1895, Seite 740 taucht dieser Kinderreim auf: Ilse Bilse, niemand will se, die böse Hülse!
Der Name Hülse, englisch holly, ist meist im Norden in Gebrauch und hat sich auch auf Familiennamen (Hülsmann, Hülskamp, Hülswitt) sowie auf Ortsbenennungen übertragen, wie z. B. Hülsebeck, ein Ort, in dessen Nähe die Stechpalme vielfach vorkommt. Bekannt ist ferner der Ausdruck: Böse Hülse
für ein widerborstiges Frauenzimmer.Quellen: Wörterbuch der Gebr. Grimm / Die Gartenlaube
1895, Seite 740
(salopp): Revuetänzerin, oder auch herablassend für aufgedonnerte Frau im Tanzlokal.
Hurrapatriotismus ist ein pejorativer Ausdruck für eine Form des Patriotismus, die mit Kriegseuphorie einhergeht. Er enthält gewöhnlich Elemente von Nationalismus und Chauvinismus, oft auch Rassismus.
Hurenkind (auch: Witwe) und Schusterjungen (auch: Waise) sind in der Typografie zwei unterschiedliche, aber verwandte Typen von Satzfehlern, die den Leserhythmus stören und unästhetisch sind.
Als Hurenkind (gelegentlich Hundesohn, um 1900 Missgeburt, heute eher Witwe zu englisch widow) wird die letzte Zeile eines Absatzes bezeichnet, wenn sie zugleich die erste einer neuen Seite oder Spalte ist. Sie heißt so, weil sie ihre Herkunft
respektive ihren Partner
, also den inhaltlichen Zusammenhang, verloren hat.
Hutgerechtigkeit, Weidegerechtigkeit (auch Weiderecht, Weideservitut, Hutungsgerechtigkeit, Hut- und Triftrecht, Servitus pascendi), bezeichnet diejenige Grunddienstbarkeit, wonach dem Besitzer eines Grundstückes das Recht zusteht, Vieh auf dem Grundstück eines andern weiden zu lassen.Siehe Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Huthurungi, brauner Hemdenstoff, in Sansibar gebräuchlich, ursprünglich aus Arabien, jetzt aus England kommend.Siehe: Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Die Hutschachtel, auch Hutbox genannt, ist ein Aufbewahrungsbehälter für Hüte und ein heutzutage eher weniger gebräuchliches Modeaccessoire.
Als Hütte
wurde von Bergleuten jedes nicht feste Bauwerk über Tage bezeichnet. Der Ausdruck überträgt sich auf jeden Platz, an dem etwa Erz gebrochen, geschmolzen, gegossen oder Salz gesotten wurde. Daraus leiten sich Zusammensetzungen wie Hüttenwerk
, Eisenhütte
, Glashütte
, Ziegelhütte
, Kalkhütte
, Salpeterhütte
ab, sowie der Fachbegriff des Verhüttens für das Einschmelzen von Metallen aus dem gewonnenen Erz.
Im DDR-Jargon ein Handwagen zum Ziehen.
Die Hybris [ˈhyːbʀɪs] (altgriechisch ὕβρις hýbris Übermut
, Anmaßung
) bezeichnet eine extreme Form der Selbstüberschätzung oder auch des Hochmuts. Man verbindet mit Hybris häufig den Realitätsverlust einer Person und die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Leistungen oder Kompetenzen, vor allem von Personen in Machtpositionen.
In der Wissenschaft wird Hybris auch in der Psychologie, Medizin sowie in der Organisations- und Managementforschung untersucht und thematisiert. Im heutigen Sprachgebrauch wird Hybris als ein bildungssprachlicher Ausdruck für Vermessenheit und Selbstüberhebung verwendet, die zu einem schlimmen Ende führen werden. Beispiel: Die Hybris, die uns versuchen läßt, das Himmelreich auf Erden zu verwirklichen, verführt uns dazu, unsere gute Erde in eine Hölle zu verwandeln.
(Karl Popper)
Das Dritte Reich
und die Person Hilters ist ein gutes Beispiel für Hybris
, das realitätsferne, maßlose und unangemessene Vertrauen in die Handlungen der eigenen Person, der die Erde in eine Hölle verwandelte.
Hymnos (aus dem Griechischen: hymnos Tongefüge) (griech.-lat. Hymnus, ins Deutsche übertragen Hymne) bezeichnet eine Gedichtform. Am besten kann man Hymne
als Lobgesang übersetzen.
Die Hymne hat keine feste Form, und oft wird der freie Vers eingesetzt. Häufig benutzt man auch die Inversion als stilistisches Mittel. Sie ist somit stilistisch stark mit der Ode vergleichbar.
Rein inhaltlich schildert eine Hymne oftmals die festliche Preisung (eines) Gottes. Doch die Hymne kann auch eingesetzt werden, um eine Ortschaft, eine real existierende Person oder aber einen Umstand oder ein Gefühl zu besingen.