Ein Paar Manschettenknöpfe mit Geschichte
ImJuli 1980 befand ich mich an Bord des argentinischen SchulschiffesLibertad
, als dieser Großsegler auf seiner 16. Ausbildungsreise denHafen von New York anlief. Meine Funktion an Bord war die einesPresseoffiziers.
Nachdemdas Schiff die mächtige Verrazano Narrows Brücke - die die Mündung desHudson Rivers überquert - hinter sich hatte, erblickten wir diebezaubernde Liberty Statue, die schon vielen tausend Einwanderern indas Land der unbegrenzten Möglichkeiten das Herz hat höher schlagenlassen. Zwei Schwestern begegneten sich hier, die Green Lady
- wiedie Amerikaner ihre Statue liebesvoll nennen - und die Galionsfigur anunserem Bug. Beide symbolisieren die Freiheit: Liberty
und Libertad
.
UnsereFahrt den Hudson flussaufwärts wurde von dutzenden Booten und Yachtenbegleitet. An den 6 Meilen bis zu unserem Anlegeplatz am Pier 92 (Höhe52nd Street) war das Ufer von jubelnden Zuschauern gesäumt. Dienostalgische Schönheit des argentinischen Schulschiffes hatteHunderttausende an den Hudson gelockt.
Als wirpünktlich unter musikalischer Begleitung der Bordkapelle am PassengerTerminal anlegten, erwartete uns schon das Empfangskomitee mit demargentinischen Botschafter an der Spitze, der aus Washington angereistwar. Nach der üblichen Begrüßung an Bord, unternahm der Kommandant inBegleitung einiger Stabsoffiziere die protokollarischen Besuche, dieden Bürgermeister von New York und den Chef des Dritten Distrikts derKüstenwache (USCG) einschlossen. Beide nahmen später als Ehrengästeder Fregatte an einem Mittagessen an Bord teil.
Hiererlebte ich eine der großen Überraschungen auf dieser Reise. Als diehohen Gäste in der Kapitänskabine gespeist hatten, wurde ich vomKommandanten auf seine Kammer bestellt. Dort wollte mich derVizeadmiral USCG Robert Price begrüßen...!
VieleJahre zuvor hatte ich bei einer Tagung des International Ship StructureCongress (ISSC) in Delft einen Offizier der US Coast Guard kennengelernt. Er war als Delegierter der USCG an diesem Fachkongress inHolland beteiligt, an dem auch ich als Corresponding Member fürArgentinien teilnahm. Wir freundeten uns bei dieser Gelegenheit an, undseitdem korrespondierten wir öfter, um technische Informationenauszutauschen. Von seiner letzten Beförderung zum Chef des DrittenBezirks (Atlantik) der Küstenwache hatte ich auf Grund meiner Reisenichts erfahren.
Alser an Bord kam und sich mit unserem Kommandanten unterhielt, erwähnteer, dass er einen Freund in Argentinien hätte, der Herausgeber derZeitschrift NAVITECNIA wäre. Der Kommandant erwiderte schmunzelnd:Einen solchen haben wir auch an Bord
. So kam es, dass ich ganzunverhofft vor meinem alten
Freund stramm stehen musste. Aber nurkurze Zeit. Gleich fielen wir uns in die Arme und freuten uns über dasWiedersehen.
Am Nachmittag, beim Empfang im argentinischen Konsulat in New York trafen wir uns wieder und beschenkten uns gegenseitig.
Icherhielt ein Paar Manschettenknöpfe mit dem Wappen der USCG und er bekamvon mir einen Porzellanteller mit der Abbildung der Libertad
. MeineKollegen waren sehr erstaunt, wie vertraut ich mich gegenüber einem2-Sterne Admiral verhielt.
Seitdem sind nun 27Jahre vergangen und mein Enkelsohn Horacio, der als Arzt im Rang einesOberleutnants zur See der argentinischer Marine bereits eineinhalbJahre auf einem einsamen Stützpunkt in der Antarktis verbracht und voreinigen Monaten an der waghalsigen Rettungsaktion des in Brandgeratenen Eisbrechers Almirante Irizar
teilgenommen hat, wird jetztden heiklen Weg der Ehe antreten. Für wen als für ihn könnten diesesPaar Manschettenknöpfe besser bestimmt sein?
Also sind die kostbaren Erinnerungsstücke schon auf dem Weg nach Argentinien als Hochzeitsgeschenk.