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Die Zeit von 1900 bis 1939

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Omas Küche, Ernährung damals

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Mit Papa vor unserem Haus in Buenos AiresUm 1930 wohnte ich mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester im Stadtviertel Villa Devoto in Buenos Aires.
Foto: Familenalbum Ernesto J.G. Potthoff
Wochenmarkt in Buenos AiresWochenmarkt in Buenos Aires um 1930.
Foto: Familenalbum Ernesto J.G. Potthoff
FischverkaufFischverkauf auf dem Wochenmarkt in Buenos Aires um 1930.
Foto: Familenalbum Ernesto J.G. Potthoff


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Wochenmärkte zu meiner Kinderzeit

Um 1930 wohnte ich mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester im Stadtviertel Villa Devoto in Buenos Aires. Die Hauptstadt Argentiniens ist in symmetrische Häuserblocks von etwa 100 Meter Seitenlänge eingeteilt. Unser Haus befand sich ungefähr 50 Meter von der Seitenstraße entfernt, in der zweimal in der Woche — mittwochs und sonnabends — ein offener Stadtmarkt aufgebaut wurde. Ganz früh am Morgen dieser Tage begannen die Stadtarbeiter die Stände aufzubauen. Es ging ziemlich laut zu, wenn die Männer die vielen Eisenstangen zusammenfügten, die dann mit Zeltplanen überzogen und mit hölzernen Regalen ausgestattet wurden. Gegen sieben Uhr waren die Stände schon mit Waren bestückt, die von den Marktbeschickern, meist Italiener, lautstark angeboten wurden.

Meine Eltern beschäftigten zu dieser Zeit ein ungarisches Ehepaar, das bei uns in einem separaten Häuschen im Hinterhof wohnte. Der Mann, Martin, kümmerte sich um den Obstgarten und den Hühnerstall. Teresa half meiner Mutter im Haushalt.

Da meine Mutter nie richtig Spanisch sprechen gelernt hatte, besorgte meistens Teresa die Einkäufe am Markt. Manchmal durfte ich sie dabei begleiten. Als Sechsjähriger freute ich mich natürlich auf die yapas, die Süßigkeiten als Zugabe, die ich von den Händlern bekam. Bei dieser Gelegenheit lernte ich auch so manch einen italienischen Ausdruck, was später auf meinen Reisen oft von großem Vorteil war.

Das Angebot auf dem Markt war sehr vielfältig: Rindfleisch, Fisch, allerlei Gemüse und Obst gab es an mehreren Ständen. Auch in kleinen Käfigen gehaltene Hühner konnte man erwerben. Das lebende Geflügel wurde meistens paarweise an den Füßen zusammengebunden dem Käufer übergeben. Die Bananen wurden im Dutzend oder in Büscheln (cachos) verkauft. Hierbei musste man aufpassen, dass man nicht eine aus Brasilien importierte Vogelspinne mit den Bananen nach Hause brachte. Selbstverständlich mangelte es auch nicht an Käse, Salami und Oliven.

Damals bekam man etwas sogar umsonst, wenn man zum Beispiel Leber für die Katze bestellte. Dann erhielt man ein gutes Stück Rindsleber, das aber meistens nicht im Futternapf der Haustiere landete, sondern mit Zwiebeln gebraten im Magen der Menschen. Auch beim Kaufen von Gemüse erhielt man immer ein Bündel Petersilie als yapa.

Ein Beispiel der meist gekauften Esswaren lässt sich aus den Zutaten des populären Puchero, eine Art von Fleisch- und Gemüsetopf folgern.
Für die Zubereitung dieses Gerichtes, für sechs Personen braucht man:

  • etwa zwei Kilo Suppenfleisch,
  • 500g Rindermarkknochen,
  • ein Kilo festkochende Kartoffeln,
  • 250g Süßkartoffeln,
  • einen Kohlkopf,
  • 250g Kürbis mit gelber Schale,
  • Karotten, Porree, Rüben und Petersilie.

Dazu kommen auch drei Maiskolben, eine Paprika, eine Tomate und eine Zwiebel. Um dem Ganzen einen würzigen Geschmack zu verleihen, fügt man noch 200 Gramm Speck, zwei Blutwürste und drei Chorizos, scharfe Würste, bei. Diese Zutaten werden in einem großen Topf mit viel Wasser gekocht. Natürlich benötigen diese Zutaten verschiedene Garzeiten, aber auf jeden Fall muss man mit zwei Stunden rechnen bis ein echter Puchero auf den Tisch kommt.

Zuerst wird von oben das Dünne abgeschöpft und als Suppe serviert, die manchmal auch mit Reis angedickt wird.
Dann kommt das Fleisch und die mit etwas Olivenöl betunkten Beilagen auf den Teller. Die Kürbisschale wird direkt beim Essen entfernt und der Mais wird vom Kolben abgeknabbert. Damals war dies eine übliche normale Familienmahlzeit. Heute ist das eine teure Speise, die nur noch in feinen Restaurants zu bekommen ist.

Wer ganz günstig einkaufen wollte oder musste, ging kurz vor Mittag auf den Markt. Selbstverständlich gab es dann nicht mehr die gewünschte Auswahl, aber was man praktisch umsonst mitnehmen durfte, langte manchmal für einen kleinen Puchero.

Ab zwölf Uhr begannen die Männer dann wieder, die Stände abzubauen und die Straße von Abfällen zu reinigen. Mit Feuerlöschschläuchen wurde das Pflaster abgestrahlt und alles floss in die Gosse. Im Bereich der Fischstände aber blieben viele Schuppen und Überreste zwischen den Pflastersteinen liegen, die dann in der heißen Mittagssonne unerträgliche Düfte entstehen ließen, abgesehen von den zahlreichen Fliegen, die sich dort ein Rendezvous gaben. Eigentlich konnten wir froh sein, dass wir den Markt nicht direkt vor unserer Haustür hatten.

Als meine Schulzeit begann, kam ich immer seltener auf den Markt und schließlich überhaupt nicht mehr. Später ging meine Frau auf denselben Markt, bis wir umzogen und eine geschlossene Markthalle in der Nähe unserer neuen Wohnung hatten. Durch die wechselhaften Wirtschaftsbedingungen verschwanden allmählich die offenen Märkte aus den Straßen von Buenos Aires.

Erst 1992, als wir uns in Norderstedt niederließen, bekamen wir wieder die Gelegenheit, einen offenen Markt zu besuchen. Nun begleite ich gerne meine Frau zum Einkaufen auf den Garstedter Wochenmarkt. Hier gibt es jedoch weder Fleisch am Haken noch lebendige Hühner, dafür aber Delikatessen, Bücher, Blumen und viel Anderes. Allerdings, statt italienischer Laute, höre ich hier häufig Plattdeutsch und vor allem die liebenswürdige norddeutsche Begrüßungsformel:

Moin - moin!


  • Autor: Ernesto Potthoff, 2007
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