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Nachkriegszeit 1945 - 1950

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Nachkriegszeit 1945 bis 1950
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Bild: Karbidlampe Acetylen - Handlampe, auch Karbidlampe, nach dem Brennstoff Karbid, genannt. (10 Std Lampe aus Eisen) Baujahr um 1950
(aus der Sammlung Kennhöfer)
Bild: Azetylen-Fahrradlampe von Riemann/ChemnitzAcetylen - Fahrradlampe von Hermann Riemann, Chemnitz-Gablenz, Modell FAVORIT, No.270B. (aus der Sammlung Kennhöfer)

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Beleuchtungen

Nach dem Kriegsende vor rund 60 Jahren wurde selbst der Strom aus der Steckdose rationiert, das hieß dann einfach Stromsperre und war eine Maßnahme der städtischen Versorgungsbetriebe, die knappen Energiereserven gerecht zu verteilen. Die Straßen und Wohnblocks in den Großstädten waren mit Buchstaben gekennzeichnet. Jede Familie kannte natürlich ihre Kennung. Wöchentlich wurden die neuen Pläne in den Tageszeitungen veröffentlicht. Die Straßenzüge bekamen den Strom rotierend  stundenweise auch schon mal in der Nacht zugeschaltet. Die Hausfrauen stellten sich dann ihre Plättwäsche und das Plätteisen zurecht und den Wecker auf die Einschaltzeit. Das konnte schon mal 2 oder 3 Uhr in der Nacht gewesen sein. Wenn dann zu der angekündigten Zeit das Licht wirklich anging, war das schon ein kurioser Anblick: wie von Geisterhand erleuchtete die ganze Gegend auf einem Schlag. Auch die Radioapparate und andere elektrisch betriebene Geräte gingen dann an. Wir Kinder waren natürlich ebenso wach wie die Erwachsenen, die nun - wie im Dornröschen-Märchen, als der Prinz die Prinzessin küsste - mit einem Male geschäftig wurden und es war - trotz tiefster Nacht - an allen Ecken und Enden Leben. Kurz vor der erneuten Abschaltung musste man sich dann beeilen, wenn man gerade eine Arbeit angefangen hatte. Öfter mal vergas der Techniker in der Zentrale, den Schalter umzulegen, manchmal um 3 - 5 Minuten, dann gab es glänzende Augen. Aber auch das Gegenteil trat oft ein, dann wurde herzhaft geflucht! Da man darauf immer vorbereitet sein musste, brannten die obligatorischen Kerzen schon einige Zeit vor der bekannten Abschaltzeit.

In diesen wahrhaft dunklen Tagen hatten Kerzen und Petroleumlampen Hochkonjunktur. Als Ersatzbeleuchtung musste alles herhalten, was nicht mit Elektrizität betrieben wurde, zum Beispiel auch die schon längst außer Mode gekommenen Karbidlampen. Wohl dem, der im Keller noch ein altes Fahrrad fand, an dem von früher noch ein solches Unikum hing. Ich weiß nur, dass man dazu einen bestimmten Stein brauchte - eben Karbid, das ist ein kreideartiges Mineral, das sich etwas speckig anfühlte, was man allerdings tunlichst nicht zu lange anfassen sollte - und etwas Wasser. Wenn Karbid mit Wasser in Berührung kommt, entwickelt sich ein brennbares Gas. An der beschriebenen Lampe gab es eine Tülle mit einer regelbaren Düse, an der das Gas austrat und entzündet werden konnte. Die Flamme brannte sehr hell und gab ein etwas bläuliches Licht ab, das durch einen kleinen Blechspiegel verstärkt wurde.

Auch Petroleumlampen kamen wieder in Mode. Aber auch diese Lichtquellen waren mit Vorsicht zu genießen, denn das Petroleum verbrannte meist mit blakender, also rußender Flamme und die Rußwölkchen schwärzten nicht nur den Glaszylinder, den man wegen besserer Lichtausbeute ständig putzen musste, sondern auch die Umgebung. In relativ kurzer Zeit merkte man das an den Tapeten in der guten Stube, die sehr schnell dreckig wurden.

Merkwürdigerweise lieferten - zumindest in Berlin - die Gaswerke kurz nach Kriegsende auch während der Zeit der Stromsperre genügend Gas. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Sperrstunden für Gas - wenn es denn welche gab, woran ich mich allerdings nicht erinnere - nicht mit denen für den elektrisch Strom identisch waren.  Damals gab es viele selbsternannte Installateure, die sich mit großem Geschick meist in der Küche, wo sich in der Regel die einzige Zapfstelle befand, eine Gaslampe installierten. Ich kann mich noch daran erinnern, dass unser Nachbar in dieser Hinsicht eine Kapazität war. Er reaktivierte ein noch aus der Gründerzeit vorhandenes Rohr über dem Gasherd und verschraubte dort eine Bügellampe mit einem hübschen Glasschirm, der nach unten geöffnet war. Da, wo wir heute die Glühbirne einschrauben, befand sich ein kleiner Schutzkorb und darunter der so genannte Auerstrumpf. Das war ein Beutelchen aus einem bestimmten Gewebe, den man über das Auslassventil stülpen musste. Es wurde zunächst abgebrannt und war erst dann praktisch betriebsfertig. Dieser Glühstrumpf ergab eine sehr gute Lichtausbeute, hielt zwar nicht ewig, aber meist doch eine längere Zeit, wenn man ihn nicht allzu unsanft berührte. Zum An- und Ausmachen gab es am Lampenrohr eine Wippe, mit der man den Gashahn öffnete oder eben schloss. Wenn das Gas ausströmte, musste man eine Flamme in die Nähe des Strumpfes bringen, sich aber vorsehen und ihn nicht berühren, denn er war - wie gesagt - höchst empfindlich. So gab es bei uns auch während der Stromsperre in der Wohnküche meiner Großeltern noch genügend Licht, um dort gemütlich beisammen zu sitzen und ein Schwätzchen zu halten.


  • Autor: Fritz Schukat, 04.03.2005
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