Lehrer-Lehrer!
Während der Schulzeit hat wohl jeder 'einzigartige' Lehrer gehabt. Würde man die Geschichten, die sich um die Lehrer-Originale ranken zusammentragen, es gäbe sicher viel zu lachen.
Angeregt durch die Geschichte unseres Mitautors M. möchte ich ein paar humorige Begebenheiten zu diesem Thema beitragen und hoffe, dass sich noch mehr Menschen animiert fühlen, uns mit solchen Geschichten zu amüsieren.
Direx M.
Unser Direktor, schlicht Direx ohne weiteren Namenszusatz genannt, war ein gut aussehender Mann, der stets mit tadellosem Anzug und Krawatte gekleidet durch das Haus lief und schon durch seine tiefe Stimme Respekt einflößte. Er unterrichtete zwar auch, aber nur in den oberen Klassen, ganz selten mal in der 10. oder 11. Klasse und wenn, dann eigentlich nur, um einen kranken Kollegen zu vertreten. Dass er auch temperamentvoll sein konnte, haben wir während solcher Vertretungsstunde erlebt, die auch deshalb in Erinnerung blieb, weil es dazu noch eine kleine Fortsetzung gab.
Wegen Renovierungsarbeiten mussten wir ein paar Tage in den Chemieraum ausweichen. Dort gab es einen langen Experimentiertisch, dessen Oberfläche mit Asbest ausgelegt war. Der Tisch war auch mit dem Boden fest verschraubt, weil es dort Gas- und Wasseranschlüsse gab. Die Stuhlreihen waren wie im Theater angeordnet, d.h., auch von den hintersten Plätzen konnte man noch gut sehen.
Auf dem Stundenplan stand Englisch, aber die Lehrerin war krank, also sprang der Direx
ein. Der wollte wohl den planmäßigen Unterrichtsstoff nicht stören und brachte deshalb ein Reclamheft mit einer Story von Shakespeare mit, aus dem er nach einigen Einleitungen vorlas, und wir mussten das dann übersetzen. Zum Schluss war er so in Rage, dass er mit seinen Kreppsohlenschuhen, die damals hochmodern waren, auf den Tisch sprang und breitbeinig mit Stentorstimme irgendeine dramatische Stelle deklamierte. Natürlich riss uns diese Darbietung so mit, dass wir applaudierten. Und dann klingelte auch schon die Glocke zur Großen Pause.
Was der Chef nicht mehr sah, dafür aber wir, waren seine Fußstapfen auf dem grauen Asbestbelag, die er mit den Kreppsohlen dort 'hinterlassen' hatte. Natürlich wurden sie nicht entfernt! Dass wir uns diebisch auf die nächste Unterrichtsstunde freuten und die Bemerkungen des Lehrers, der diese Beschmutzung
beanstanden würde, kann man sich sicher denken!
Wir hatten anschließend Mathe
. Der Lehrer, Dr. Dreetz, war ein kleiner, verwachsener älterer Mann mit einem ungeheuer großen Kopf und hoher Stirn, um nicht zu sagen Halbglatze. Die noch vorhandenen schütteren Haare waren sorgfältig nach hinten gekämmt und wuchsen in den Kragen hinein - ein Original. Er hatte eine große Brille auf, sah aber immer über den Rand, denn er konnte wegen seiner Verwachsungen weder aufrecht gehen noch stehen. Um die Schüler besser zu sehen, setzte er sich meist auf den Tisch, den er mit Hilf eines hölzernen Fußtrittes relativ mühelos erklimmen konnte. Er hatte dicke breite Lippen, die ein wenig herunterhingen und dadurch eine so charakteristische Aussprache, dass er von einigen gewitzten Schülern fast perfekt imitiert werden konnte, d.h. eigentlich blubberte er. Kurz nachdem es zur nächsten Stunde bimmelte, kam er den Gang entlang geschlendert. Sein Laufstil war wegen seiner Behinderung so typisch, dass er selbst von den unbegabtesten Schülern nachgeahmt werden konnte. Der Türschließer
knallte die Tür zu und begab sich an seinen Platz. Dr. Drews erklomm nun wie gewohnt seinen Sitzplatz auf dem Tisch und erblickte sofort die Fußabdrücke. Er zog die Stirn in Falten und blubberte barsch: Welches Ferkel hat denn das gemacht?
Wie auf Kommando kam dann mehrstimmig, Das war unser Chef, der Direx!
Schmunzelnd relativierte er sofort seine Aussage und bemerkte süffisant: Na dann hab ich nichts gesagt!
Unter allgemeinem Gelächter wurde dann aber doch der Tisch gereinigt.
Dreetz hatte auch immer ein paar witzige Sprüche auf Lager, leider habe ich fast alle vergessen, einen aber habe ich behalten, weil ich ihn witzig fand: Mit der Mathematik ist es wie mit dem Klavierspielen, vom bloßen Zuhören lernt man nichts!
Wie wahr!
An einen recht derben Schulspaß
erinnere ich mich noch. Wenn Abitursprüfungen anstanden, bedeutete das für uns immer verkürzten Unterricht und meist auch ohne Lehrer. Aber wir mussten zum Unterricht erscheinen, denn ansonsten lief alles as usual!
Die Lehrerkonferenz tagte hinter verschlossenen Türen, dort wurden dann die Gesamtnoten und die Bemerkungen beschlossen. Aber meistens wussten die Abiturienten, dass ihnen nichts mehr geschehen konnte. Das muss wohl damals ihren Übermut beflügelt haben. Wir Jüngeren erfuhren nur, dass etwas Außergewöhnliches vorbereitet wurde, was es war, blieb fast bis zuletzt ihr Geheimnis. Aber dann wurde unter lautem Grölen der kleine Messerschmidt Kabinenroller der Bio-Lehrerin in die erste Etage hochgetragen und vor das Lehrerzimmer gestellt. Weil wir uns dann alle so schnell wie möglich verzogen, mussten die Lehrer schließlich das kleine Gefährt selber runtertragen. Es soll ziemlich viel geflucht worden sein! Übrigens die Lehrer kamen damals fast alle genau wie wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad. Ein Auto hatten zu dieser Zeit - also etwa 1951/52 - nur die allerwenigsten Lehrer.
Eines der witzigsten Schulbilder, die ich kenne, durfte jemand von unserem Lateinlehrer schießen. Er war fast immer zu einem Spaß bereit, wenn er nicht zu derb
war. Wir nannten ihn gern unseren Magister maximus
. Mit diesen Worten, die schnell an die Tafel gekliert wurden, fläzte er sich an den Lehrertisch und ließ sich für die Nachwelt ablichten. Das Bild ist etliche Dutzend Male abgezogen worden. Wir haben auf unserem Goldenen Abitreffen, das wir letztes Jahr feierten, genau dieses Bild wieder herzlich belacht - und es war in den meisten der Foto-Alben, die wir uns gegenseitig zeigten zu finden!