Was sammelst Du eigentlich noch so alles?
Wenn ich gefragt würde, was sammelst Du eigentlich noch, würde ich einige merkwürdige Dinge offen legen müssen. Bücher sammelt man ja eigentlich nicht, man hat sie! Ein Freund von mir hat schätzungsweise 1.500 Bücher, ein anderer eine Schallplattensammlung mit mindestens 3.000 LPs. Die CDs, mit denen er als Rundfunkmann bemustert wurde, hat er gar nicht erst aufgehoben. Von den meisten Sängern hat man sowieso nie mehr etwas gehört, das waren fast alles Eintagsfliegen.
Meine Bibliothek umfasst nur
etwa 500 Bücher, darunter das achtbändige Große Duden-Lexikon von 1964, das ich damals mit 20 DM monatlich fast ein Jahr lang abstotterte und die Lexikothek von Bertelsmann. Das sind fast 2 Meter Lederrücken mit Goldprägung, auf Hochglanzpapier, aber auch schon wieder fast 20 Jahre alt. Guckt kaum noch wer hinein, denn aktueller und vor allem schneller ist Wikipedia.
Meine Schallplattensammlung ist vergleichsweise klein, vielleicht 200 LPs, etwa 100 kleine 45er-Platten und so um die 50 Schellackplatten. Diese Dinger kann man ja nur mechanisch mit einem Plattenspieler abspielen und das ist nicht nur mühselig, das macht man heute nicht mehr. Einen Plattenspieler hat niemand mehr rumstehen! Als ich mich nach der Pensionierung nach einer sinnvollen Betätigung umsah, kam ich auf die Idee, meine Schallplatten zu digitalisieren, es gibt da entsprechende EDV-Programme. Aber selbst dann, wenn ich 8 Stunden am Tage am PC gesessen hätte, es hätte Jahre gedauert, alles zu überspielen! Ich wollte ja auch Knackse und Rauschen herausfiltern - ich wäre damit sicher noch nicht fertig! Diese analogen Tonträger, so sagen die Spezialisten dazu, stehen jetzt irgendwo im Regal hinter einem Vorhang. Auf dem Flohmarkt bringen sie - noch - nichts, also lass sie schlafen! Für die etwa 600 Video-Kassetten, die meine Frau in fast 20 Jahren bespielt hat, die aber ganz selten mehr als ein Mal wieder in den Rekorder gesteckt wurden, habe ich eine Regalwand gebaut. Sieht wahnsinnig interessant aus, nur - kein Mensch sieht heute mehr Video! Und sie werden richtig alt! Die ältesten aus 1983 zeigen nur noch ganz blasse Farben und der Ton setzt manchmal schon aus. Wenn wir sie entsorgen, werde ich mal ausrechnen, was da an Wert weggeschmissen wird! Da kommen leicht um die 3000 DM zusammen. In den 1980er Jahren hab ich mal in der Hamburger Innenstadt einen Kasten mit 10 Stück 180er Bänder gekauft, das Stück für 17,-- DM und war ganz happy über dieses Sonderangebot! Zuletzt gab es die für nen Apfel und ein Ei! Unzählige Musicassetten, von meiner Frau und den Söhnen bespielt, lagern an verschiedenen Ecken, auch sie altern und bald sind sie unbrauchbar. Das mag man sich aber nicht vorstellen und deshalb will man sie auch noch nicht entsorgen. Nachschub für diese Sammlungen
gibt es Gott sei Dank nicht mehr, und sie vermehren sich auch nicht von selbst. Da sie kein Geld fressen und niemanden wehtun, na ja, Sie wissen schon …
Gut, also selbst auf die Gefahr hin, dass man mich auslacht, ich sammele und sammelte noch mehr Dinge, die nicht ganz alltäglich sind. Im Anfang meiner Außendiensttätigkeit in den späten 1960er Jahren waren es Zuckerstückchen mit den Aufdrucken der Restaurants und Cafés, die ich während meiner Dienstreisen besucht hatte. Wenn man zwei bis drei Stück mitnimmt, hat man schnell einen Beutel zusammen. Damit hörte ich dann nach etwa zwei Jahren auf, weil sich mittlerweile mehr als 2 Kilo angesammelt hatten. Auch Bierdeckel hatten es mir mal angetan. Damit hörte ich ebenfalls bald auf. Die Seifenstückchen-Sammlung aus den Hotels, in denen ich übernachtete, wurde auch nicht alt! Übrig geblieben aus dieser Zeit ist meine Streichholzschachtelsammlung – sie wächst sogar immer noch! Das sind nun auch schon sehr, sehr viele geworden. Irgendjemand hat mir nun eingeredet, dass das vielleicht doch gefährlich sein kann. Die Zündkopfpaste ist heute zwar so abgemischt, dass es nicht zu einer Selbstentzündung kommen kann, sagt man. Vielleicht stimmts, vielleicht auch nicht – wer weiß das schon so richtig! Aber selbst wenn ich die Zündhölzer weggeben würde, bleibt mir zum Feuermachen immer noch meine Feuerzeug-Sammlung. Hier habe ich Werbegaben und gekaufte, ganz alte leider nicht, wenngleich mein ältestes Benzinfeuerzeug, ein Zippo, auch schon mindestens 50 Jahre auf den Buckel haben dürfte. Insgesamt aber habe ich wohl um die 50 Stück. Feuer machen kann ich also auch ohne Streichhölzer, aber das würde ein paar Minuten dauern.
Von einem Sammelgebiet möchte ich aber doch noch etwas intensiver berichten - ich sammle nämlich schon seit Jahrenden
Landkarten, Atlanten und Stadtpläne! Und das, obwohl ich in den fast 35 Jahren Außendiensttätigkeit halb Deutschland befahren habe und auch heute noch ohne Navi
auskomme. Es macht mir einfach Spaß, auf den Karten meine Touren nachzuempfinden oder mich im Voraus zu orientieren, wie ich fahren muss. Mit dem Ende meiner Berufstätigkeit hat aber meine Leidenschaft schlagartig aufgehört, von den Ecken, die ich befahren habe, eine Karte zu kaufen. Ich habe sie fast alle noch in einem großen Kasten. Falk-Stadtpläne - patentgefaltet von vielen Großstädten, darunter ein Faksimile des ersten Nachkriegsplans von Hamburg, in dem die zerbombten Straßenzüge eingezeichnet sind, einen Stadtplan von Paris, den die Amis 1944 ihren GIs an die Hand gaben und einen Baedecker für Berlin von 1906 mit Stadtteilkarten von Potsdam und Charlottenburg auf feinstem Seidenpapier, die sich auf DIN A4-Größe ausklappen lassen. Schmuckstück unter meinen fünf Atlanten ist der Kleine Weltatlas, der zu Meyers mehrbändigem Konversationslexikon 1893 herausgegeben wurde. Die Seitenzahlen der mehrfarbigen Karten wurden mit einem Zahlenstempel angebracht, weil es wohl zu aufwändig war, sie nochmals auf der Rückseite zu bedrucken. Ich habe mehrere ADAC-Jahresgaben von Norddeutschland im Maßstab 1:200.000 und freue mich ganz besonders über die 1976er Ausgabe, in dem Jahr ist nämlich unser Junior geboren. Ich besitze Messtischblätter aller Gegenden, in denen ich mal gewohnt habe und sogar von der Gegend, wo wir 1943 evakuiert waren. Als ich 1993 bei Berlin an einer Tagung teilnahm, ergatterte ich einen DDR-Nachdruck eines Messtischblattes von der Schorfheide, Görings und Honeckers Lieblingsjagdgebiet. Der Verkäufer versicherte mir, dass davon nur ganz wenige Nachdrucke angefertigt werden durften. Ich habe ihn trotzdem für einen zivilen Preis bekommen!
Mein absolutes Highlight ist aber die Straßenkarte von Berlin aus dem Jahre 1916. Sie ist etwa anderthalb Quadratmeter groß, vierfarbig, leider zusammengefaltet und an mehreren Knickstellen gerissen. Ich muss sie irgendwann einmal auf einer entsprechend großen Leinwand sorgfältig aufkleben, muss mir dafür aber noch von einem Buchbinder Ratschläge holen, denn einfach mit UHU aufkleben, wäre fatal. Der Kleb muss säurefrei sein, und so etwas kostet schon ein paar Pfennige mehr. Dazu braucht man auch Zeit, Muße und Platz wie für ein Riesenpuzzle! Das will ich in den nächsten Monaten in Angriff nehmen.