Abschied von einem treuen Freund
Auf den Erwerb unseres ersten Autos waren wir sehr stolz. Im Jahr 1967 kauften wir einen gebrauchten VW-Käfer, der uns fast 10 Jahre die Treue hielt, auch wenn er nicht immer das tat, was wir erwarteten. Im Sommer konnte man manchmal die Heizung nicht regulieren, dann schwitzten wir auf den Fahrten so vor uns hin, während im Winter die Heizung nicht funktionierte, so dass die Scheiben zufroren und die Sicht nach draußen unmöglich war. Wir waren gezwungen, des Öfteren anzuhalten, um die Scheiben freizukratzen. Ansonsten hatten wir nicht viel Kummer mit dem neuen Gefährt. Im Übrigen hatte man damals den Vorteil, dass man Reparaturen am Auto, sei es wenn ein neuer Auspuff benötigt wurde, selber vornehmen konnte, und so wurde die stets knappe Haushaltskasse nicht allzu sehr belastet. Die Benzinkosten waren damals ebenfalls bezahlbar (noch im Jahr 1970 hatten wir bei einer bestimmten Tankstelle pro Liter Benzin 49,9 Pfg. bezahlt) und so nutzten wir das Auto häufig für Besuche bei der Verwandtschaft oder für Urlaubsfahrten mit der Familie.
Das erste Mal brachen wir 1972 zu einer längeren Reise auf. Das Ziel unserer 4-köpfigen Familie war Mittelschweden, denn mein älterer Bruder war dorthin ausgewandert, und wir wollten mit ihm und seiner Familie zusammen den Sommerurlaub verbringen. Ganz einfach war es nicht, das Reisegepäck im doch recht engen Fahrzeug zu verstauen, und so legten wir uns einen Dach-Gepäckträger zu, auf den unsere Gepäckstücke geschnallt wurden. Im doch schmalen Kofferraum des Autos wurden die Verpflegung sowie Getränke für unterwegs untergebracht, denn immerhin hatten wir über die Vogelfluglinie eine Strecke von mehr als 1.000 km zu bewältigen, und mit unseren zwei kleinen Kindern mussten wir etliche Pausen dazu einplanen. Der Innenraum unseres Fahrzeuges war gut befüllt, und unser zweijähriger Sohn legte sich während der Fahrt gern auf die hinter der Rückbank gestapelten Handtücher, Bettwäsche usw., wo er wunderbar schlafen konnte. Der größere Sohn machte es sich auf der hinteren Sitzbank bequem mit Büchern und Spielzeug gegen die Langeweile. Das Anschnallen bzw. das Sichern von Kindern mit speziellen Kindersitzen, wie es heutzutage vorgeschrieben ist, gab es damals noch nicht. Rückschauend war unser Reisen auf diese Weise doch ein recht risikoreiches Abenteuer, das allerdings immer gut verlaufen ist. Manchen Sommer fuhren wir nun gen Schweden und genossen dort die Freiheit, die weite Natur und die langen, hellen Sommernächte im Norden, von denen wir bis heute immer noch begeistert sind.
Mit den Jahren wurde unser Auto älter und auch etwas rostiger, aber es machte trotzdem seinem Namen alle Ehre nach dem Motto Der Käfer läuft und läuft und läuft
.
Im Sommer 1976 kehrten wir wieder einmal heim von einem herrlichen schwedischen Sommerurlaub, aber diesmal war das Wetter umgeschlagen und es regnete. Nach einer Weile meldeten unsere Kinder von den hinteren Plätzen, dass sie im Auto Schiffchen fahren könnten und sie schon ganz nasse Füße hätten. Der nächste Rastplatz war unser, und tatsächlich war Wasser ins Auto eingedrungen, wahrscheinlich durch das verrostete Unterbodenblech hindurch. Aus dem Reisegepäck suchten wir alle unsere gebrauchten Handtücher zusammen und saugten damit das Wasser im Fahrgastraum auf. Wir ließen sie anschließend auf dem Boden liegen, denn es regnete weiterhin heftig. Nach einer gewissen Zeit meldeten unsere Kinder wieder Land unter
, so dass wir erneut anhalten mussten, um die Handtücher auszuwringen. Das Spielchen wiederholte sich, bis der Regen nach mehreren Stunden endlich aufhörte.
Zu Hause angekommen überlegten wir nun ernsthaft den Wechsel zu einem anderen fahrbaren Untersatz, und wie der Zufall es wollte, wurde in Quickborn ein lustiges Autorennen vorbereitet. Die Veranstalter, die Hell's Driver, suchten alte und marode Gefährte, mit denen man ein Auto-Crash-Festival veranstalten konnte, und so boten wir ihnen unser Auto gegen ein geringes Entgelt an.
Es war uns ein wenig traurig ums Herz, dass unser treuer Weggefährte uns nun auf diese Weise verließ, aber das Verschrotten hätte unsere Haushaltskasse wohl belastet, und nun brachte es noch etwas ein.
Eine Veranstaltung dieser Art hat es allerdings nur ein einziges Mal in unserer Stadt gegeben.