Hallo Partner – danke schön!
Können Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sich noch an diesen Slogan erinnern? Auf Plakaten, in Zeitschriften und Broschüren sah man eine runde blaue PlaketteHallo Partner – danke schön
war der Titel einer bundesweiten Kampagne des deutschen Verkehrssicherheitrates, die im Oktober 1971 vorgestellt wurde. mit dieser Aufschrift. Darin eine rote Wolke mit einem dicken grünen Pfeil nach oben. Sogar an den Windschutzscheiben der Autos tauchte diese Plakette irgendwann auf.
Ich hatte 1969 die Möglichkeit, meinen Führerschein um die Klasse 3Mit der Führerschein-Klasse 3 durften Pkw und Lkw bis 7,5t geführt werden. Die Klasse 3 entspricht weitgehend der heutigen B-Klasse, allerdings dürfen Lkw nur noch bis 3,5t und Anhänger bis 750 kg geführt werden. zu erweitern. Heute hört man von jungen Leuten öfters, dass ihr Führerschein sponsored by Oma
wäre. Mein Führerschein wurde damals von der Deutschen Bundespost gesponsert
, er war für mich also nicht nur kostenlos, auch meine Gehaltszahlung lief während der vierwöchigen Fahrausbildung weiter. Eine schöne Sache, ich durfte Auto fahren und wurde auch noch dafür bezahlt. Nach bestandener Fahrprüfung erhielt ich einen zweiten Führerschein, zusätzlich zu meinem privat erworbenen aus dunkelgrauem Leinengewebe, mit der Aufschrift Postführerschein
Lesen Sie auch die Geschichte:Der Postführerschein
Klick …. Dieser galt nur so lange, wie der Inhaber bei diesem Arbeitgeber angestellt war, konnte aber problemlos gegen eine geringe Gebühr in den privaten Führerschein übertragen werden.
Als Führerscheininhaber bei der Deutschen Bundespost kam ich auch in den Genuss regelmäßiger Auffrischungskurse in Erster Hilfe. Auch wurden meine Fähigkeiten im Straßenverkehr regelmäßig durch die posteigenen Fahrlehrer überprüft. Einmal aber kam ich auch in den Genuss einer ganz besonderen Vorführung.
Im Parlament unserer Bonner Hauptstadt gärte es. Hintergrund waren die vielen Verkehrstoten. Mehr als zwanzigtausend Menschen verloren Jahr für Jahr im Straßenverkehr ihr Leben, das war nicht länger hinnehmbar. Der von der Regierungspartei unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt eingebrachte Gesetzentwurf sah eine Gurt- und Anschnallpflicht auf den Vordersitzen von Pkws vor, beginnend am 1. Januar 1976. Die Diskussion darum war nicht neu. Bereits zwei Jahre zuvor war beschlossen worden, in der Bundesrepublik keine Neuwagen mehr ohne Sicherheitsgurte zuzulassen. In der DDRDeutsche Demokratische Republik - Das andere Deutschland, 1949 ausgerufen, 1989 in einer friedlichen Revolution von den Menschen abgewählt
worden. war diese Regelung bereits 1970 in Kraft getreten, und das, obwohl dort lange nicht so viel Verkehr wie in Westdeutschland herrschte.
Zum 1. Januar mussten nun Sicherheitsgurte auch in den Altfahrzeugen nachgerüstet werden und es bestand die Pflicht, sich während der Fahrt anzuschnallen. Ein Aufschrei ging durch das Land und spaltete die Bevölkerung in Befürworter und erbitterte Gegner der Anschnallpflicht. Die Gegner argumentierten, dass es nach einem Unfall unmöglich sei, sich aus dem Fahrzeug zu befreien und man dann elendig in den Flammen ums Leben kommen würde. Der ADAC, der sich die freie Fahrt für freie Bürger
auf die Fahnen geschrieben hatte und für das Abholzen der großen Alleebäume aus Sicherheitsgründen
eintrat, befeuerte die Diskussion um die Gurtpflicht und stärkte die Gegner mit teils unsinnigen Argumenten. Frauen fürchteten um ihren Busen und wollten sich aus diesem Grund nicht anschnallen.
Zwei weitere Verordnungen, die ebenfalls ab 1. Januar galten, wurden bei der lautstark geführten Auseinandersetzung um die Anschnallpflicht hingegen gar nicht oder kaum diskutiert. Die Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen wurde auf 100 km/h begrenzt, die Blutalkoholgrenze auf 0,8 Promille gesenkt. Und fast hätte ich es vergessen; auch das verpflichtende Tragen eines Schutzhelms für Motorradfahrer und Sozius wurde Gesetz. Zwei Jahre später mussten dann auch die Mopedfahrer einen Helm aufsetzen.
Doch ich wollte über eine besondere Vorführung berichten. Im Herbst 1975 hatte der TÜV Norddeutschland in der Bezirkswerkstatt für Postkraftwagen eine recht merkwürdige Maschine aufgestellt. In der BWKW, wie unsere Werkstatt abgekürzt genannt wurde, wurden vor dem Stichtag die Vordersitze aller Postkraftwagen mit Sicherheitsgurten ausgerüstet. Dabei wurden die VW-Käfer Pkws mit speziellen selbstanlegenden Zweipunktgurten ausgerüstet, deren Befestigungspunkte zwischen Türholm und Sitz lagen. Wurde die Tür geschlossen, war man sofort angeschnallt, was sich als sehr praktisch erwies. Während ich auf die Umrüstung wartete, durfte ich auf dem Sitz in dieser Maschine Platz nehmen. Der Sitz war mit einem Dreipunktsicherheitsgurt ausgerüstet und befand sich auf einer Art Schlitten, der beweglich auf dem Untergestell montiert war. Ich setzte mich und schnallte mich mit dem neuen Sicherheitsgurt an. Der Schlitten wurde ausgelöst und rollte auf einer schiefen Ebene mit geringer Geschwindigkeit, ich glaube, es waren nur zehn Kilometer pro Stunde, bis er am Anschlag abrupt gestoppt wurde. Ich flog in den Gurt, dass mir Hören und Sehen verging. Anderen Kollegen haben diese einmalige Gelegenheit zum Selbstversuch ebenfalls wahrgenommen, so konnte ich die Szene dann auch von außen
betrachten. Ohne Gurte, da waren wir uns alle einig, wären wir wohl, selbst bei dieser geringen Geschwindigkeit, durch die Windschutzscheibe geflogen. Selbst diejenigen, die vor diesem Versuch behauptet hatten, sie könnten sich locker abstützen und den Aufprall so abfangen, mussten nach diesem Erlebnis kleinlaut zugeben, dass es unmöglich gewesen wäre.
Ich erinnere mich, dass es im Fernsehen, ich glaube, es war die Sendung Der siebte Sinn
, einmal eine Sendung mit diesem Gurtschlitten gab. Ein Schwerathlet wollte sich am Armaturenbrett abstützen, um den Aufprall abzufangen, natürlich war er bei diesem Versuch nicht angegurtet. Der Name des Sportlers ist mir entfallen, aber seinen Auftritt habe ich noch im Gedächtnis. Als der Schlitten abrupt stoppte, flog er in hohem Bogen nach vorn, überschlug sich und landete auf den vorsorglich ausgelegten weichen Matten. Der Kraftmeier
hatte damit eindeutig widerlegt, dass man sich bei einem Auffahrunfall abstützen kann und keinen Gurt benötigt. Auch der ADAC hatte seine anfänglich ablehnende Haltung geändert und trat nun für den lebensrettenden Gurt ein.
Meinen VW 1500 mit Stufenheck und Boxermotor hatte ich nach meinem Erlebnis mit dem Gurtschlitten in Heimarbeit mit Sicherheitsgurten nachgerüstet, allerdings nur, wie zurzeit gefordert, bei den Vordersitzen. Drei Jahre nach Einführung der Anschnallpflicht galt diese dann für alle Mitfahrer, das heißt, ab 1979 mussten auch die hinteren Sitze mit Gurten ausgerüstet sein. Und ab 1984 wurde für Unverbesserliche auch ein Bußgeld von damals 40 D-Mark eingeführt, wurde man von der Polizei unangeschnallt erwischt. Damals gab es doch tatsächlich noch Menschen, die selbst mit logischen Argumenten, technischen Vorführungen, mit physikalischen Grundlagen und Naturgesetzen, die sie am eigenen Leib erleben konnten, nicht davon zu überzeugen waren, dass diese Anschnallpflicht ihr eigenes Leben schützte und sie vor Verletzung oder gar Tod bewahren konnte. Vermutlich ist es auf die Einführung eines Bußgeldes zurückzuführen, dass es schließlich eine Akzeptanz für Gurte und das Anschnallen im Auto gab. Das wirkungsvollste Argument war anscheinend die Angst vor drohenden finanziellen Einbußen.
Und heute? Ich kenne niemanden, der sich nicht wie selbstverständlich anschnallt, wenn er sich in ein Auto setzt. Niemand argumentiert heute noch gegen die Anschnallpflicht, niemand behauptet, er wäre in seinen Grundrechten eingeschränkt, er würde unfrei sein. Aus Angst, sich nach einem Unfall nicht aus den Gurten befreien zu können, verkaufte die Industrie den Anschnallgegnern massenhaft Gurtmesser, um die Gurte zu zerschneiden, und Nothämmer, um die Scheiben einzuschlagen, um sich nach einem Unfall aus dem Fahrzeug retten zu können. Diese Attribute der damaligen Diskussion um die Anschnallpflicht sind völlig aus dem Autozubehörhandel verschwunden. Sie sind es wert, in unser Lexikon der aussterbenden Worte und Begriffe aufgenommen zu werden. Ich glaube, es hat niemand diese Teile je eingesetzt.
Ich schreibe das, weil ich gerade ein Déjà-vu erlebe. Fast die gleichen Argumente und Befürchtungen höre ich heute wieder. Genau wie damals ist unsere Freiheit bedroht
, die Demokratie in Gefahr. Wüste Auseinandersetzungen mit der Polizei sollen den Volkszorn
widerspiegeln. Dabei hat die Mehrheit der Bevölkerung im wiedervereinten Deutschland endlos in Telefonwarteschleifen zugebracht, um endlich einen Impftermin zu bekommen. Die Impfbefürworter, und das ist die große Mehrheit, haben die Herausforderung klaglos angenommen und alles getan, um sich und andere gegen einen neuartigen Krankheitserreger durch Impfung zu schützen. Auch sie sind auf die Straße gegangen, haben dort diszipliniert in langen Schlangen gestanden, bis sie an der Reihe waren und geimpft wurden.
Und die Impfgegner? Sie lassen sich aufhetzen, sind keinen vernünftigen Argumenten zugänglich, weder medizinischen noch logischen Fakten gegenüber aufgeschlossen. Eine Nachbarin behauptete sogar, wir werden mit Genen und Föten
gespritzt und sehr krank davon werden. Und überhaupt bin ich sicherlich schon lange tot, während ich dies hier schreibe, denn es wurde Anfang des Jahres behauptet, alle, die sich jetzt impfen lassen, sind bis zum Herbst tot
.
Das in diesen Tagen vielzitierte Grundgesetz beinhaltet auch im Artikel 2 ein Menschenrecht, das Recht auf Freiheit und körperliche Unversehrtheit. Manchmal habe ich den Eindruck, dass diejenigen, die lautstark für ihre Rechte auf die Straße gehen, vergessen haben, dass jedes Recht untrennbar mit Pflichten verbunden ist. Wer seine körperliche Unversehrtheit einfordert, muss sicherstellen, dass andere ebenfalls unversehrt bleiben. Wenn das durch eine Impfung erreicht werden kann …
Die Jüngeren haben die damaligen Diskussionen nicht miterlebt und die Älteren vielleicht schon wieder vergessen, ich denke an die Aktion mit dem Aufkleber Hallo Partner – danke schön
. Dadurch sollte erreicht werden, dass sich die Menschen im Straßenverkehr als Partner verstehen und aufeinander Acht geben. Angesichts von mehr als hunderttausend Corona Toten in nur zwei Jahren, allein in Deutschland, sollten wir einen Schritt weiter sein und keine unsinnigen Diskussionen führen wie damals. Es müsste genügend Einsicht und Klugheit vorhanden sein, zu erkennen, wie wichtig es ist, uns selbst und andere zu schützen. Machen wir es doch diesmal besser, indem wir zur Schutzimpfung gehen, gegen diese neue, bisher ungekannte Gefahr und bevor eine Impfpflicht beschlossen werden muss.
In diesem Sinne sage ich: Hallo Partner – danke schön!