Radio Hilversum
Mein Vater war einer der wenigen U-Boot Fahrer, die nach Kriegsende nach Hause zurückkehren konnten. Er hatte bei der Marine eine Ausbildung zum Funker durchlaufen und kannte sich daher mit Sende- und Empfangsanlagen gut aus.
Ende der 1950er Jahre baute er für mich mein eigenes Radio. Eines Tages brachte er in seiner Aktentasche ein paar Radioröhren mit nach Hause. Am Wochenende darauf wurde dann gebastelt und ich durfte helfen. Auf eine Blechtafel wurde ein Rechteck gezeichnet und mit der Blechschere ausgeschnitten. Der Rand wurde rings herum ein paar Zentimeter abgewinkelt, so entstand so etwas wie eine Kiste aus Blech und es ging spannend weiter. Als nächstes wurden an verschiedenen Stellen Löcher gebohrt und einige mit der Feile vergrößert. Diese Löcher dienten zur Aufnahme der schwarzen, aus Bakelit gefertigten Stecksockel für die Radioröhren. Die zwei Löcher an der Vorderseite des Radiochassis nahmen die einzigen Bedienelemente auf, einen kombinierten Ein- Ausschalter und Kanalumschalter, sowie einen Drehstift zur Feinabstimmung der Empfangsfrequenz. Das Ganze hatte die Größe einer Zigarrenkiste, auf ein aufwendiges Gehäuse oder Lautsprecher wurde aus Kostengründen verzichtet.
Im Laufe des Tages wurden alle Komponenten des Empfängers eingebaut und mit Draht und dem Lötkolben miteinander verbunden. Das auffälligste Teil war ein mechanisches Gerät, das aus mehreren parallelen Metallplatten bestand, die auf einer Welle angeordnet waren. An der Welle war ein kleines Rädchen angebracht, wenn man es drehte wurden die Metallplatten zueinander oder auseinander bewegt. Mir wurde erklärt, dass dieser Drehkondensator zusammen mit einer Spule einen Schwingkreis bildet, mit dessen Hilfe die Empfangsfrequenz mit der Sendefrequenz des Senders synchronisiert werden kann. Dieser Detektorempfänger bildete das Herzstück des Gerätes und konnte mit Antenne, einer Erdung und einem Kopfhörer schon solo betrieben werden.
Ich lernte beim Bau des Radios etwas über Wellen und deren Längen und wie eine Antenne auf die Wellenlänge abgestimmt werden muss. Der kleinste Abstand zweier Punkte einer Phase wird als WellenlängeAls Wellenlänge, Symbol λ (griechisch: Lambda), wird der kleinste Abstand zweier Punkte gleicher Phase einer Welle bezeichnet. Dabei haben zwei Punkte die gleiche Phase, wenn sie sich in gleicher Weise begegnen, d. h. wenn sie im zeitlichen Ablauf die gleiche Auslenkung (Amplitude) und die gleiche Bewegungsrichtung haben. Bei Wasserwellen entspricht die Wellenlänge zum Beispiel dem Abstand zweier benachbarter Wellenberge oder Wellentäler und wird hier abweichend mit dem Symbol L bezeichnet. Sie ist das räumliche Analogon zur Periodendauer.[1] und mit dem griechischen Buchstaben Lambda bezeichnet. Auf ein Holzkreuz wickelte ich, unter Anleitung, so viel Draht, dass die Länge des Drahtes einer halben Wellenlänge entsprach, Lambda halbe. So entstand so etwas, das ein wenig an einen Flugdrachen erinnerte.
Spannend wurde es am nächsten Tag, als die letzten Arbeiten am neuen Radio abgeschlossen wurden und der erste Probelauf startete.
In den Röhren fing es an zu glimmen und im Kopfhörer zu rauschen. Über den Drehstift an der Front des Chassis war nun durch einen umlaufenden Bindfaden, der durch eine Schraubenfeder aus Metall straff gespannt war, eine Verbindung zu dem DrehkondensatorEin Drehkondensator ist ein variabler Kondensator, bei dem die Drehung eines Rotors zu einer Kapazitätsänderung führt. Im Unterschied zum oft ähnlich aufgebauten Trimmkondensator, der lediglich zum einmaligen Abgleich dient, ist ein Drehkondensator für häufige Benutzung ausgelegt. Drehkondensatoren werden zum Verändern der Resonanzfrequenz von Schwingkreisen, zum Beispiel in Radios zum Einstellen von Sendern sowie zur veränderlichen kapazitiven Kopplung und Impedanzanpassung in der Hochfrequenztechnik verwendet. Weiterhin finden sie sich in älteren Niederfrequenz-Sinusgeneratoren (RC-Generator).[2] hergestellt worden. Durch das Drehen am Stift konnte so die Kapazität des Drehkondensators und damit die Empfangsfrequenz verändert werden. Damit war das Radio fertig und mit Antenne, Erdleitung, Stromanschluss an das 220 Volt-Netz und Kopfhörer komplett ausgestattet. Mit dem Bandumschalter war der Empfang von Lang-, Mittel- und Kurzwelle möglich. Einen UKW-Teil, den Empfangsteil für die Ultrakurzwelle, hatte dieses Radio nicht.
Der Kopfhörer war aus Metall gefertigt, das Anschlusskabel mit Baumwolle umsponnen, der zweipolige Anschlussstecker aus BakelitBakelit ist ein duroplastischer Kunststoff auf der Basis von Phenolharz und wurde 1907 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entdeckt und nach ihm benannt. Der hitzestabile Phenoplast-Werkstoff Bakelit war der erste industriell produzierte Kunststoff. Bakelit-Formteile werden durch Formpressen und Aushärten eines Phenolharz/Füllstoff-Gemisches in einer beheizten Form hergestellt[3]. Aus dem gleichen Werkstoff waren auch die Ohrmuscheln, die in der Mitte ein zentimetergroßes Loch aufwiesen. Dahinter sah man die Schall erzeugende Membrane aus hauchdünnem Aluminiumblech. Die ganze Konstruktion hatte, wie ich schnell und schmerzhaft herausfand, eine üble Schwachstelle. Hatte ich mit den Metallteilen des Kopfhörers auf den Ohren Berührung und drehte an dem Metallstift um einen Sender einzustellen, bekam ich einen gehörigen elektrischen Schlag verpasst. Die erste Verbesserung des neuen Radios war also ein Drehknopf aus Bakelit, der auf den Metallstift geschraubt wurde und isolierend wirkte.
In der folgenden Zeit erforschte ich eine mir bis dahin unbekannte Welt. Ich ging abends freiwillig früh ins Bett, setzte mir die Kopfhörer auf und ging mit dem Drehkondensator auf Entdeckungsreise. Die Lange WelleAls Langwelle (abgekürzt LW) bezeichnet man elektromagnetische Wellen mit Wellenlängen zwischen 1.000 und 10.000 Meter, entsprechend Frequenzen zwischen 30 und 300 kHz. Die Ausbreitung erfolgt als Bodenwelle, während die Raumwelle zum größten Teil nicht mehr zur Erdoberfläche zurückkehrt, da die Ionosphäre nicht mehr als reflektierender Spiegel wirkt.[4] war ziemlich langweilig, außer ein paar wenigen Sendern, die nichts Ordentliches sendeten, war hier nichts los. Besser war schon die MittelwelleDie Mittelwelle (MW oder MF für engl. Medium Frequency) ist ein Frequenzband und dient zur Kommunikation durch Übertragung elektromagnetischer Wellen. Sie schließt den Bereich von 300 kHz (1000 m) bis 3000 kHz (100 m) ein. Auf Grund ihrer guten Reflexionseigenschaften an der Ionosphäre eignet sich die Mittelwelle besonders zur Fernäbertragung und wird vom Rundfunk, von Funkamateuren (160 Meter-Band) und im Seefunk benutzt.[5]. Mit einem kleinen Hölzchen, das ich in den Faden des Drehkondensatorantriebs geklemmt hatte und einigen Bleistiftmarkierungen am Blechchassis, war nun eine primitive Skala vorhanden, um die interessanten Sender schnell wiederfinden zu können.
Merkwürdige Musik konnte ich hören und Sprecher, die in einer mir unbekannten Sprache kehlige Laute in den Äther entsandten. Aber auch deutschsprachige Sender mit hörenswerten Programmen wurden eifrig mit Bleistift auf der Blechskala markiert.
Eine meiner Lieblingssendungen war das Hafenkonzert
am Sonntagmorgen, das vom Nordwestdeutschen Rundfunk ausgestrahlt wurde und mit dem Satz endete: Wir geben jetzt zurück in die angeschlossenen Funkhäuser
oder so ähnlich.
Ab 6.00 Uhr morgens gab es Interviews, Reportagen, Shanty-Chöre sangen Seemannslieder und es roch nach Teer und Tang. Eingekuschelt in die warme Bettdecke lauschte ich und war mitten drin, wenn die Kräne sich drehten, der Wind pfiff und die großen Frachter entladen wurden.
Auf der KurzwelleAls Kurzwellen (Abk. KW, engl. SW für short wave oder HF für high frequency), manchmal auch Dekameterwellen, bezeichnet man Radiowellen, die in einem höheren Frequenzbereich als die Lang- und Mittelwellen liegen. Aufgrund ihrer kürzeren Wellenlängen erhielten sie den Namen Kurzwellen. Der Frequenzbereich der Kurzwelle erstreckt sich definitionsgemäß von 3 MHz bis 30 MHz. Dies entspricht einer Wellenlänge von 100 m bis 10 m.
Auf Grund ihrer großen Reichweite können Kurzwellensignale weltweit empfangen werden. Von einer Kurzwellen-Sendeantenne werden sowohl eine Bodenwelle als auch eine Raumwelle ausgestrahlt. Die Bodenwelle breitet sich entlang der Erdoberfläche aus und hat eine beschränkte Reichweite, die je nach Frequenz 30 bis etwa 100 km beträgt. Die Raumwelle verlässt die Erdoberfläche in Richtung Ionosphäre und kann, in Abhängigkeit von unterschiedlichen Faktoren, an ihr reflektiert werden. Die Kurzwelle zeichnet sich durch ein sehr gutes Reflexionsverhalten ihrer Raumwellen aus. Sie werden bei der drahtlosen Ausbreitung an verschiedenen Schichten der Ionosphäre reflektiert und wieder zurück zum Erdboden gestreut. Von dort können sie erneut in den Raum reflektiert werden, so kann das Kurzwellensignal um die ganze Erde wandern.[6] Radio zu hören, war schon wesentlich schwieriger. Die vom Sender abgestrahlten kurzwelligen Radiowellen breiten sich, im Gegensatz zur Lang- oder Mittelwelle, quasioptisch aus, das heißt: sie folgen nicht der Erdkrümmung, sondern verlassen geradlinig den Sender. Ein großer Teil dieser Wellen wird jedoch an der Ionosphäre gebrochen und zur Erde reflektiert. Die Ionosphäre ist der Teil der Hochatmosphäre, die große Mengen von Ionen und freien Elektronen enthält. Aus diesem Grund lassen sich im Kurzwellenbereich große Entfernungen bei geringer Sendeleistung überbrücken.
Die Ionosphäre ist aus mehreren Schichten aufgebaut, die je nach Sonnenstand starken Veränderungen unterliegen, was den Kurzwellenempfang zusätzlich erschwert und ein ständiges Nachregeln der Empfangsfrequenz erforderlich macht.
Die stabilsten Empfangsbedingungen hatte ich abends oder nachts, das erklärt hinreichend, warum ich nun gerne früh zu Bett ging.
Eines Abends hörte ich einen sehr merkwürdigen SenderZahlensender sind Kurzwellen-Radiosender, die Zahlen- oder Buchstabenreihen, Polyphon-Töne und Daten übertragen. Oftmals handelt es sich dabei um Fünfergruppen von Ziffern, die manchmal wiederholt werden, ehe die nächste Fünfergruppe vorgetragen wird. Bis in die 1980er Jahre hinein wurden diese oft von einer Person im Studio vorgelesen. Es wird vermutet, dass sie von Geheimdiensten zur Kommunikation mit verdeckt operierenden Agenten verwendet werden.[7], der lange meine Aufmerksamkeit fesselte. Beim vorsichtigen, langsamen Bewegen meines Hölzchenzeigers über die selbstgebaute Blechskala hörte ich Trommelschläge. Immer vier dumpfe Schläge Bumm, Bumm, bumm-bumm
, die in rhythmischen Abständen ständig wiederholt wurden, sonst nichts. Neugierig geworden, hörte ich tagelang abends diese vier dumpfen Schläge – und sonst nichts. Bis eines Abends zu einer bestimmten Uhrzeit, ich glaube, dass es gegen einundzwanzig Uhr gewesen ist, eine merkwürdig tonlose Frauenstimme Kolonnen von Zahlenreihen vorlas. Dabei übertrieb sie die Aussprache der Zahlen ins groteske. fünneff, dreii, siiebeen, aacht, nuull
immer in Fünfergruppen gab sie über eine Stunde endlose Zahlenkolonnen durch, danach wurden wieder die vier dumpfen Schläge gesendet. Nun hörte ich regelmäßig diese Sendung, die immer um die gleiche Uhrzeit begann und festen Regeln zu folgen schien. Ich war auf einen Zahlensender gestoßen. Später fand ich im Kurzwellenband noch weitere dieser Sender, die mit festen oder ständig wechselnden Sendeplänen möglicherweise Agenten und Spione mit verschlüsselten Nachrichten versorgten, was meine Phantasie sehr anregte.
Experimente mit neuen Antennen kurzer oder langer Bauart, speziell für den Kurzwellenbereich, brachten bessere Empfangsergebnisse. So hörte ich eines Nachts den Funkverkehr eines Kurzwellen-Funkamateurs ab, der sich mit einer weit entfernten Station unterhielt. Leider konnte ich die Antworten der Gegenstation nicht hören, weil die auf einer anderen Frequenz gesendet wurden, und das hätte einen zweiten Empfänger erforderlich gemacht. Lustig fand ich aber den Austausch von Nachrichten und die streng eingehaltenen Abkürzungen und Rufzeichen, die zu Beginn ausgetauscht wurden. Auch die Amateurfunker hatten ihre speziellen Abkürzungen, wie sie in ähnlicher Form auch später bei den ersten E-Mail Nachrichten verwendet wurden.
Sendungen, die ich auf der Kurzwelle regelmäßig gerne hörte, waren der Seewetterbericht von Radio Norddeich und die anschließenden Seefunkgespräche. Radio Norddeich übertrug Telefongespräche von Seeleuten, die mit ihren Schiffen die Weltmeere befuhren, zu ihren Angehörigen in Deutschland und umgekehrt. Auch hier war immer nur eine Gesprächsrichtung zu hören. Am Heiligabend wurden diese Sendungen vom Nordwestdeutschen Rundfunk übernommen, auf der Mittelwelle hörte man nun beide Kanäle. Die daheimgebliebenen Angehörigen sandten Weihnachtsgrüße an die Fahrensleute auf den Weltmeeren. Die Sendung hieß, wenn ich mich richtig erinnere, Gruß an Bord
und wurde von Herbert FrickeDer Hamburger Journalist Herbert Fricke fuhr jahrelang zur See, auf Frachtern und Passagierschiffen rund um den Globus, bevor er von der Nautik zum Journalismus wechselte. Er ist langjähriger Moderator der Weihnachts-Gruß-Sendung Gruß an Bord
des Norddeutschen Rundfunks und Autor des Buchs Gespräche an der Reling. [8] moderiert. Der Seewetterbericht zum Mitschreiben wurde sehr langsam und überdeutlich verlesen, etwa so: Trooog — Neunhundert — fünfundneunzig — Millibar — noordoost — ziieehend
, was ich sehr viel später schätzen lernte.
Seit Mitte der 1990er Jahre besitze ich einen kleinen Seitenband-Weltempfänger ICF-SW 7600G der Marke Sony, der auf meinen Wattwandertouren, die mehrere Tage dauerten, ständiger Begleiter wurde. Aber das ist eine andere Geschichte, an die ich mich gelegentlich einmal erinnern werde.
Etwa einen Monat vor Weihnachten machte mein Radio keinen Muckser mehr, obwohl die Röhrenheizungen alle glimmten, gab es keinen Ton mehr von sich. Mein Vater nahm es zur Reparatur in seine Werkstatt und ich musste mich in Geduld üben.
Zu Weihnachten bekam ich ein Geschenk, über das ich mich sehr freute. Mein Radio hatte nun ein selbstgebautes Gehäuse aus Sperrholz, das sogar mit hellem Limba-EdelholzDer Limbabaum (Terminalia superba), auch Weiße Myrobalane genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Myrobalanen (Terminalia). Der Baum kommt im tropischen Regenwald Afrikas vor.[9] furniert und lackiert war.
Das Beste aber war eine Anzeigeskala aus Glas, die sogar mit einer kleinen Glühbirne beleuchtet war. Hinter der Skala lief nun nicht mehr mein primitives Hölzchen als Zeiger, sondern ein kleiner roter Zeiger aus Kunststoff. Meine Markierungen waren allerdings verloren, ich habe die Zahlensender leider nicht wiedergefunden.
Auf der Anzeigeskala waren die Radiostationen markiert, die man mit der Langen- und der Mittelwelle empfangen konnte. Beeindruckt hat mich vor allem der Name einer Station Hilversum
, direkt oberhalb Stockholm
. Auf meinem Schülerglobus konnte ich Stockholm noch mühelos finden, aber wo lag HilversumHilversum ist eine ohne Stadtrechte bestehende Gemeinde in den Niederlanden mit etwa 83.500 Einwohnern in der Provinz Nordholland.
Die Gemeinde, bis etwa 1820 ein Bauerndorf, gilt als Medienstadt
, da sie das Rundfunk- und Fernsehzentrum der Niederlande bildet. Der niederländische Rundfunk sendet hier seit den 1920er Jahren. Zahlreiche Radio- und Fernsehstudios sind hier angesiedelt.[10]? Der Globus kannte diese geheimnisvolle Stadt jedenfalls nicht! Das Programm des Senders war allerdings eher enttäuschend, keine gute Musik und alles Gesprochene auf Niederländisch, der geheimnisvolle Name aber zerging
auf der Zunge.
Dieses Radio hatte ich lange, irgendwann aber wurde die Beschaffung von Radioröhren so schwierig, dass eine Reparatur nicht mehr möglich war. So bekam ich zum Geburtstag mein erstes Radio der Marke Telefunken
mit Lautsprecher, Drucktasten, UKW und mit Transistoren bestückt. Die Röhre hatte ausgedient.
Ab nun hatte ich die Möglichkeit, auch die UltrakurzwelleAls Ultrakurzwellen (UKW) bezeichnet man elektromagnetische Wellen in einem Frequenzbereich von 30 MHz bis 300 MHz, entsprechend Wellenlängen zwischen zehn und einem Meter. Sie liegen somit zwischen den Kurzwellen (länger) und den Dezimeterwellen (kürzer). Im englischen Sprachraum wird für Ultrakurzwelle der Begriff VHF (very high frequency - sehr hohe Frequenz) verwendet.[11] zu hören, es gab wieder Neues zu entdecken.
In den 1980er Jahren wurde von der Hansawelle Radio Bremen, die auf UKW 93,8 MHz sendete, im Verbund mit der ARD jeden Montag das Niederdeutsche Hörspiel ausgestrahlt. Diese Sendung wurde schnell eine meiner Lieblingssendungen, die ich nur selten verpasste und meistens auf Audio-Kassetten mitschnitt. In den Hörspielen von Walter Arthur Kreye und anderen Autoren wirkten als Sprecher die damals sehr bekannten Schauspieler des Ohnsorg-Theaters mit. Gerne hörte ich die Stimmen von Henry Vahl, Edgar Bessen, Heidi Kabel, Jochen Schenk, Karl-Heinz Kreienbaum, Erna Raupach-Petersen und Hilde Sicks in Hörspielen De Smuggler
, Een, twei, drei, he lücht
, de Langhoorigen
und vielen anderen Stücken. Die Stunde von zwanzig bis einundzwanzig Uhr ging immer viel zu schnell vorbei.
Epilog:
Im Jahre 2006 bin ich zurück in mein Elternhaus gezogen. Während ich diese Geschichte schreibe, sitze ich in dem Zimmer, in dem ich damals meine ersten Radiosendungen hörte. Beim Auspacken der letzten Umzugskartons habe ich die Sammlung Kassetten mit den Niederdeutschen Hörspielen wiedergefunden. Vielleicht finde ich jetzt die Zeit, sie von Kassette auf moderne digitale Medien zu überspielen.
[1] Als Wellenlänge, Symbol λ (griechisch: Lambda), wird der kleinste Abstand zweier Punkte gleicher Phase einer Welle bezeichnet. Dabei haben zwei Punkte die gleiche Phase, wenn sie sich in gleicher Weise begegnen, d. h. wenn sie im zeitlichen Ablauf die gleiche Auslenkung (Amplitude) und die gleiche Bewegungsrichtung haben. Bei Wasserwellen entspricht die Wellenlänge zum Beispiel dem Abstand zweier benachbarter Wellenberge oder Wellentäler und wird hier abweichend mit dem Symbol L bezeichnet. Sie ist das räumliche Analogon zur Periodendauer.
[2] Ein Drehkondensator ist ein variabler Kondensator, bei dem die Drehung eines Rotors zu einer Kapazitätsänderung führt. Im Unterschied zum oft ähnlich aufgebauten Trimmkondensator, der lediglich zum einmaligen Abgleich dient, ist ein Drehkondensator für häufige Benutzung ausgelegt.
Drehkondensatoren werden zum Verändern der Resonanzfrequenz von Schwingkreisen, zum Beispiel in Radios zum Einstellen von Sendern sowie zur veränderlichen kapazitiven Kopplung und Impedanzanpassung in der Hochfrequenztechnik verwendet. Weiterhin finden sie sich in älteren Niederfrequenz-Sinusgeneratoren (RC-Generator).
[3] Bakelit ist ein duroplastischer Kunststoff auf der Basis von Phenolharz und wurde 1907 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entdeckt und nach ihm benannt.
Der hitzestabile Phenoplast-Werkstoff Bakelit war der erste industriell produzierte Kunststoff. Bakelit-Formteile werden durch Formpressen und Aushärten eines Phenolharz/Füllstoff-Gemisches in einer beheizten Form hergestellt.
[4] Als Langwelle (abgekürzt LW) bezeichnet man elektromagnetische Wellen mit Wellenlängen zwischen 1.000 und 10.000 Meter, entsprechend Frequenzen zwischen 30 und 300 kHz. Die Ausbreitung erfolgt als Bodenwelle, während die Raumwelle zum größten Teil nicht mehr zur Erdoberfläche zurückkehrt, da die Ionosphäre nicht mehr als reflektierender Spiegel wirkt.
[5] Die Mittelwelle (MW oder MF für engl. Medium Frequency) ist ein Frequenzband und dient zur Kommunikation durch Übertragung elektromagnetischer Wellen. Sie schließt den Bereich von 300 kHz (1000 m) bis 3000 kHz (100 m) ein.
Auf Grund ihrer guten Reflexionseigenschaften an der Ionosphäre eignet sich die Mittelwelle besonders zur Fernäbertragung und wird vom Rundfunk, von Funkamateuren (160 Meter-Band) und im Seefunk benutzt.
[6] Als Kurzwellen (Abk. KW, engl. SW für short wave oder HF für high frequency), manchmal auch Dekameterwellen, bezeichnet man Radiowellen, die in einem höheren Frequenzbereich als die Lang- und Mittelwellen liegen. Aufgrund ihrer kürzeren Wellenlängen erhielten sie den Namen Kurzwellen. Der Frequenzbereich der Kurzwelle erstreckt sich definitionsgemäß von 3 MHz bis 30 MHz. Dies entspricht einer Wellenlänge von 100 m bis 10 m.
Auf Grund ihrer großen Reichweite können Kurzwellensignale weltweit empfangen werden. Von einer Kurzwellen-Sendeantenne werden sowohl eine Bodenwelle als auch eine Raumwelle ausgestrahlt. Die Bodenwelle breitet sich entlang der Erdoberfläche aus und hat eine beschränkte Reichweite, die je nach Frequenz 30 bis etwa 100 km beträgt. Die Raumwelle verlässt die Erdoberfläche in Richtung Ionosphäre und kann, in Abhängigkeit von unterschiedlichen Faktoren, an ihr reflektiert werden. Die Kurzwelle zeichnet sich durch ein sehr gutes Reflexionsverhalten ihrer Raumwellen aus. Sie werden bei der drahtlosen Ausbreitung an verschiedenen Schichten der Ionosphäre reflektiert und wieder zurück zum Erdboden gestreut. Von dort können sie erneut in den Raum reflektiert werden, so kann das Kurzwellensignal um die ganze Erde wandern.
[7] Zahlensender sind Kurzwellen-Radiosender, die Zahlen- oder Buchstabenreihen, Polyphon-Töne und Daten übertragen. Oftmals handelt es sich dabei um Fünfergruppen von Ziffern, die manchmal wiederholt werden, ehe die nächste Fünfergruppe vorgetragen wird. Bis in die 1980er Jahre hinein wurden diese oft von einer Person im Studio vorgelesen. Es wird vermutet, dass sie von Geheimdiensten zur Kommunikation mit verdeckt operierenden Agenten verwendet werden.
[8] Der Hamburger Journalist Herbert Fricke fuhr jahrelang zur See, auf Frachtern und Passagierschiffen rund um den Globus, bevor er von der Nautik zum Journalismus wechselte. Er ist langjähriger Moderator der Weihnachts-Gruß-Sendung Gruß an Bord
des Norddeutschen Rundfunks und Autor des Buchs Gespräche an der Reling.
[9] Der Limbabaum (Terminalia superba), auch Weiße Myrobalane genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Myrobalanen (Terminalia). Der Baum kommt im tropischen Regenwald Afrikas vor.
[10] Hilversum ist eine ohne Stadtrechte bestehende Gemeinde in den Niederlanden mit etwa 83.500 Einwohnern in der Provinz Nordholland.
Die Gemeinde, bis etwa 1820 ein Bauerndorf, gilt als Medienstadt
, da sie das Rundfunk- und Fernsehzentrum der Niederlande bildet. Der niederländische Rundfunk sendet hier seit den 1920er Jahren. Zahlreiche Radio- und Fernsehstudios sind hier angesiedelt.
[11] Als Ultrakurzwellen (UKW) bezeichnet man elektromagnetische Wellen in einem Frequenzbereich von 30 MHz bis 300 MHz, entsprechend Wellenlängen zwischen zehn und einem Meter. Sie liegen somit zwischen den Kurzwellen (länger) und den Dezimeterwellen (kürzer). Im englischen Sprachraum wird für Ultrakurzwelle der Begriff VHF (very high frequency - sehr hohe Frequenz) verwendet.