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Die 50er - 70er Jahre

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Die 50er bis 70er Jahre, Nierentisch und Tütenlampe
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Geschichte der Kunst am Bau:

Die Anfänge der formellen Kunst-am-Bau-Regelungen gehen auf eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler zurück. Der Verband berief sich auf Artikel 142 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919: Kunst, Wissenschaft und Lehre sind frei. Der Staat gewährt ihnen Schutz und nimmt an ihrer Pflege teil. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage der Künstler nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Reichswirtschaftsverband neben anderen Maßnahmen angeregt, Künstler bei Bauprogrammen der Reichs- und Länderregierungen zu beteiligen. Dabei ging es der berufsständischen Vereinigung in erster Linie darum, die finanzielle Not der Künstler zu lindern. Daraufhin gab der preußische Minister des Innern den Erlass vom 28. Juni 1928 heraus, nach dem bildenden Künstlern bei der Errichtung und Ausstattung staatlicher oder kommunaler Bauten mehr als bisher, unter besonderer Berücksichtigung der beschäftigungslosen und in Not geratenen bildenden Künstler, Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten zu schaffen seien.

Im Dritten Reich wird die Forderung aus der Weimarer Republik erneut aufgegriffen und auf gesamtstaatlicher Ebene in einem neuen Erlass vom 22. Mai 1934 über die Beteiligung bildender Künstler und Handwerker an öffentlichen Bauten umgesetzt: In diesem Erlass wurde festgelegt, dass bei allen Hochbauten des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften des öffentlichen Rechts und der Körperschaften, bei denen Reich, Länder oder Gemeinden die Aktienmehrheit oder die Mehrheit der Geschäftsanteile besitzen, grundsätzlich ein angemessener Prozentsatz der Bausumme für die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker aufgewendet werden muss. (zit. nach Petsch, 1994:53). Für die Errichtung von Dienstleistungsbauten bedeutete dies häufig, dass nun volkstümliche Dekorationen anzubringen waren.

Diese Regelung wurde aufgrund einer Empfehlung des Deutschen Städtetages auf der 30. Sitzung des Deutschen Bundestages im Jahre 1950 beibehalten. Um die bildende Kunst zu fördern, wird die Bundesregierung ersucht, bei allen Bauaufträgen (Neu- und Umbauten) des Bundes, soweit Charakter und Rahmen des Einzelbauvorhabens dies rechtfertigen, grundsätzlich einen Betrag von mindestens 1 Prozent der Bauauftragssumme für Werke bildender Künstler vorzusehen.

Quelle: Wikipedia.de

Reichsruinengesetz 1938:

Die Ruinenwerttheorie ist ein durch den Architekten Albert Speer geprägter Begriff.

Speer beschrieb die Ruinenwerttheorie erstmals 1969: Die Verwendung besonderer Materialien sowie die Berücksichtigung besonderer statischer Überlegungen sollte Bauten ermöglichen, die im Verfallszustand, nach Hunderten oder (so rechneten wir) Tausenden von Jahren, etwa den römischen Vorbildern gleichen würden.

Obwohl Speer den Begriff erst 1969 erstmals verwendete, wird die Ruinenwerttheorie vielfach als ein der Architektur im Nationalsozialismus zugrundeliegendes Prinzip verstanden, das beim Bau eines Gebäudes auch dessen würdigen Verfall mit einplante. In zeitgenössischen Texten wurde dieses Bauprinzip jedoch nie erwähnt, so dass es heute als nachträgliche Zuschreibung gilt.

Quelle: Wikipedia.org

Kunst am Bau Gesetz 1950

Die Kunst am Bau- Richtlinie verpflichtet den Bund als Bauherrn, einen bestimmten Anteil der Baukosten – meist ein bis zwei Prozent – für Kunstwerke zu verwenden, soweit Zweck und Bedeutung einer Baumaßnahme es rechtfertigen. In der Bundesrepublik geht diese Verpflichtung zurück auf einen Beschluss des Bundestages vom 25. Januar 1950. Die Kunst-am-Bau-Regelung wurde mehrfach überarbeitet und prägte als Richtlinie K 7 der Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (RBBau) das Erscheinungsbild der Bundesbauten. Sie wurde auch von Ländern und Kommunen übernommen. 2005 hat sich der Bund einen Leitfaden für die Durchführung von Kunst-am-Bau-Maßnahmen gegeben und darin einen Anteil von 0,5 bis 1,5 Prozent der Baukosten für angemessen erklärt. Die öffentliche Hand steht mit ihren Bauwerken in besonderer Weise im Blickfeld der Öffentlichkeit. Ihr kommt eine baukulturelle Verantwortung und Vorbildfunktion zu. Der Bund bekennt sich zu dieser Verantwortung, heißt es darin.

Die Kunstwerke sollen ein eigenständiger Beitrag zur Bauaufgabe sein, der einen Bezug zur Architektur und/oder Funktion des Bauwerkes herstellt, die Integration in die Umgebung beachtet sowie durch künstlerische Qualität und Aussagekraft beeindruckt.

Quelle: Deutscher Bundestag

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Kunst am Bau

Otto Hayek war ein bildender Künstler. Seine Spezialität waren großformatige Mauern aus abstrakt geformtem Beton. Es ging ihm nicht gut nach dem verheerenden Krieg, doch da gab es die Verordnung, dass von jeder Bausumme eines öffentlichen Gebäudes 1-2 Prozent abzuzweigen seien für ein Kunstwerk. Diese Verordnung rettete Otto Hayek, er bekam lukrative Aufträge, er verdiente gut, er konnte leben. Die Geschichte dieses Künstlers wiederholte sich in vielen seiner Kollegen aus der Zunft der bildenden Künstler. Und so geriet er in die Medien.
Wir befinden uns im Frühling des Jahres 1963. Soeben hatte das Zweite Deutsche Fernsehen seine Antennen geöffnet und war auf Sendung gegangen. Alle Welt fragte sich: Was werden sie uns zeigen, wird es spannend werden? Was werden wir für unsere 5 DM Rundfunkgebühr bekommen? Sorgenvolle Fragen auch in Mainz. Das gestrenge Oberhaupt der Abteilung Kultur konnte den hohen Bedarf an täglichen Sendungen nicht mit den eigenen Leuten bestreiten, er brauchte die privaten Produzenten. Wir waren ein solcher. Und saßen in München. Unsere Redaktion war ein chaotischer Sauhaufen voller Egozentriker, jeder wollte als Erster an die Honigtöpfe der Öffentlich-Rechtlichen gelangen. An die Kunst wollte niemand ran, alle winkten ab, so blieb ich übrig. Voigt – mach mal Kunst! Und drückte mir eine Fahrkarte für die Bundesbahn in die Hand – ich ging auf Reisen, ich recherchierte von Kiel bis Freiburg über die berühmten Zwei Prozente und weil keine Zeit zuhause blieb, las ich in der Bahn, was ich finden konnte.

Es ging den Künstlern schon einmal nicht gut – das war nach dem 1.Weltkrieg, und so warben die Künstlerverbände dafür, Künstler öffentlich zu beauftragen, das geschah am 28.Juni 1928. Dann kamen die Nazis, und die machten nach, was Weimar vorexerzierte, Joseph Goebbels griff die Idee auf mit seinem Führer-Erlass vom 22.Mai 1934, darin war zum ersten Mal von Kunst am Bau die Rede. Dann kamen Adenauer und die Bundesrepublik. Auch jetzt fand man die Verordnung brauchbar, um jungen Künstlern zu helfen und meinte, man solle damit der verödeten Kulturwelt neue Impulse verschaffen. Der Bundestag nahm die Verordnung am 25.Januar 1950 in seine Gesetzessammlung auf. Mit dem Erfolg, dass neue Künstler-Generationen sich in dies äußerst lukrative Feld drängten und die Verordnung der 2 Prozent in den höchsten Tönen lobten.

Der Anfang Mai 1963 sah mich eilends auf Achse. Immer wenn ich sagte: Ich komme vom Fernsehen, guckten die Leute erstaunt und fasziniert und die Männer fummelten an den Schlipsen. Dies Medium war neu und ungewohnt. In Düsseldorf nahm der berühmte Architekt Schneider-Esleben mich mit in sein Heim und wir besahen seine großartigen Fotos, die er mit der kleinen Minox in aller Welt von Häusern und Kunst gemacht hatte. Auch er hatte seine Erfahrungen mit der 2 Prozent-Klausel gemacht. Den klugen Professor Fassbaender suchte ich in der Kölner Schnurgasse auf und lernte von ihm. Den eitlen und knallharten Stadtbaurat Tamms erlebte ich in Düsseldorf, in einer kümmerlichen Altbauwohnung zu Hamburg sprach ich mit einem verbitterten Ivo Hauptmann, Bruder des Großen Hauptmann, und sein Harzer Roller jubilierte dazu. Tief beeindruckten mich die Bildhauer Fritz Seitz und Kurt Krantz und ihre Werke in der Schule am Lerchenfeld. Um ein 2 Prozent-Bild im Plenarsaal ging es bei Herrn Rossig im Bundesschatzministerium zu Bonn. Mit weißer Mütze empfing mich der Bildhauer Mettel in Frankfurt, der seinen Gehilfen überwachte beim Schneiden des Kunststoffs für den Abguss in Beton. Ich hatte lange zu tun, um aus meinen vielen Fotos und Notizen ein halbwegs brauchbares Drehbuch zu stricken. Immer fragte ich mich – wie kriege ich einen dramaturgischen Bogen da hinein? Eitel waren sie, die Stadtbauräte, Kulturreferenten und 2%-Künstler; aber die glaubhafte Selbstdarstellung vor der Kamera mussten sie erst lernen. Anfang August fuhr unser Chefredakteur nach Mainz, neue Aufträge erhaschen. Das ZDF wollte für Kunst am Bau nur 65.000 Mark locker machen, und die Firma musste hektisch kalkulieren und ganz doll sparen. Es geht los – oder nicht? Schreckschuss aus Mainz, der Film wird doch nicht genehmigt – also was nun? Er wurde doch, im letzten Moment. Das ist das Los der freien Produzenten, lernte ich mühsam. Aber dann fiel eine langersehnte Klappe – am 7.September in Hamburg, vor dem Frenssen-Haus und vor dem Hüter in Niendorf, einer grauslich neandertaler-ähnlichen Figur vor dem Polizeigebäude, die die armen Polizisten heftig ärgerte, weil alle Passanten sich nicht einkriegten vor Lachen. War das wirklich Kunst für zwei Prozent? In Planten un Blomen sahen wir nicht nur Millionen Blumen der Gartenschau, sondern viele und demonstrative Plastiken wie die von Henry Moore und Herrn Werthmann, die vom Publikum bestaunt und besprochen wurden.

Ein Highlight des Films bildete der kluge Vortrag, den Oberstleutnant Ohm in der Blankeneser Führungsakademie vor dem Mosaik hielt, das die Schlacht von Cannae verdeutlicht und die Strategie der Römer erklärte. Er machte das militärisch exakt und nachvollziehbar. Anschließend gab es einen besinnlichen Vortrag über unser Thema in der Kulturbehörde von Professor Biermann.

Mit den vielen schweren, unhandlichen Geräten, Scheinwerfern, Tongeräten, Kabeltrommeln, Stativen und Blimps schleppten wir uns wie die Sklaven ins Rheinland, wankten Treppen rauf und runter und drehten den Bundesadler in Bonn und in Wiesbaden das etwas magere Zwei-Prozent - Pferd von Persicke. Dann empfing uns lächelnd der Künstler Otto Hayek und zeigte seine langgestreckte abstrakt geschmückte Friedhofsmauer in Stuttgart. Ich verlangte kategorisch eine Kamerafahrt, weil ein Schwenk die Schönheit des Werkes nicht richtig gezeigt hätte. Ein Kamerawagen war uns nicht bewilligt worden, so nahmen wir einen Leichenwagen, den Folker Winkelmann schob, und halb ohnmächtig wurde von Leichendünsten, denen seine Nase zu nahe kam, während Gerd Ries munter drehte an der Mauer entlang. Ja beim Fernsehen muss man Opfer bringen, hieß es immer. Dann aber wurde es richtig munter. Mit wuchtigen Schlägen trieb der Künstler den Beitel ins helle Lindenholz. Wir waren in Reutlingen beim knorrigen HAP Grieshaber, der eben einen seiner großformatigen Holzschnitte schuf – während Hängebauchschweine im Garten emsig umher trabten und die Erde aufwühlten. Ja – das schien mir ein vorzügliches Beispiel für Kunst am Bau zu sein – diese Grieshaber-Holzschnitte, die in Schulen und anderen öffentlichen Bauten hingen und leuchteten. Seine Tochter Nanni traf ich ein paar Jahre später in Afrika als Frau eines Elefantenforschers. Wir drehten noch bei Professor Meistermann in Karlsruhe, wie er Kunststoffe formte. Henry Moore Plastiken in Freiburg, die Gerd Roes immer mit großen gelöcherten Käsen verglich. OB Vogel in München erlaubte uns, bei einer Sitzung dabei zu sein, als man die eingereichten Modelle für den Rinderbrunnen beurteilte, der die Stadt zieren sollte. Das also waren die Gremien, die über die Vergabe der 2 Prozent entschieden. Spannend.

Der Chefredakteur, die Muster sehend, tobte wie ein Wahnsinniger und schleuderte dem armen Kameramann schlimmste Beleidigungen an den Kopf, die Bilder seien zu dünn und schlecht belichtet und überhaupt unbrauchbar. Wie auch immer, der Film wurde geschnitten und am 9.Dezember in Mainz flatternden Herzens vorgeführt. Der Chef der Hauptabteilung Kultur meinte, na ja sooo schlecht ist das ja gar nicht – ich werde es senden. Draußen war es so kalt, dass der Gashebel einfror, aber mir wurde warm ums Herz – die Herausforderung war bestanden, der Film im Kasten. Und ein neuer Auftrag in Sicht, trotz des tobenden Chefs. Es war ein nervtötendes Jahr, dieses erste ZDF-Jahr 1963, endend mit einer Weihnachtsgratifikation, ein privater Konzern hatte sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen etabliert. Immerhin.

Der 45-Minuten-Film in schwarz-weiß Zwei Prozent für die Kunst lief am 3.März 1964 im ZDF und wurde höflich besprochen.


  • Autor: Jürgen Voigt, 15. Juli 2013
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