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Gedanken zur Zeit - Blog

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Gedanken über die Ewigkeit

Gelegentlich fallen mir Dinge ein, die ich anderen mitteilen möchte, aber das ist kompliziert. Nicht, dass es mir schwerfiele, mit jemandem ein Gespräch zu führen, das sich über die Niederungen des Smalltalk erhebt, aber zu einem Gespräch gehört ja mindestens noch einer. Und da fangen die Schwierigkeiten an. Denn bei mir stimmt das Timing nicht.

Es heißt, man solle erst nachdenken, bevor man was sagt. Das leuchtet mir ein und deshalb bemühe ich mich, diesen Rat zu befolgen. Ob es nun daran liegt, dass sich diese Empfehlung noch nicht überall herumgesprochen hat, oder ob ich zu langsam bin, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls erlebe ich es immer wieder, dass mein Gesprächspartner genau an meinem Satzende einhakt und das Gespräch übernimmt, während ich bei meinem Versuch, zu Wort zu kommen, stets den Vorwurf höre, ich solle den Andern nicht unterbrechen. Dabei ist das bestimmt nicht meine Absicht, aber leider hat mein Gegenüber den nächsten Satz bereits begonnen, während ich noch an der Formulierung meiner Gedanken arbeite.

Aber auch übereinstimmendes Timing löst nicht alle Probleme. Jeder Mensch sieht die Dinge auf seine eigene Weise, und so wird der Andere meinem Gedankenpfad nicht unbedingt folgen wollen und das Gespräch an der nächsten Weggabelung in eine andere Richtung lenken. Eine direkte Umkehr zum Ursprungsthema ist dann meist schwierig. Im Laufe eines Gesprächs wird also das Thema A infolge vieler Rösselsprünge über das ganze Alphabet hinweg zum Thema Z. Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste und am Ende wundert man sich: Mein Gott, wie sind wir da nur hingekommen?

Wenn ich also die Mutation meines Themas vermeiden will, muss ich den Störfaktor entfernen, nämlich den Gesprächspartner. Dann wird das Gespräch zum Selbstgespräch. Wer mit sich selber redet, der gerät in den Verdacht, einen leichten Schaden zu haben, und darum halte ich mich lieber an das, was kluge Leute früher auch schon gemacht haben: Klappe halten und aufschreiben.

Es ist eigentlich mehr ein unbeaufsichtigter Freigang, den ich meinen Gedanken gönne. Die armen Dinger sind sonst immer im Kopf eingesperrt und dürfen nie draußen frei herumlaufen und dabei weiß man doch, wie wichtig das für die Entwicklung von Kindern ist. Weil mich meine Frau für kindlich hält (sie sagt allerdings fälschlicherweise kindisch), kann das, was in mir drin ist, auch nicht älter sein als ich. Also halte ich meine Gedanken für jung genug, um ihnen das Herumtoben zu erlauben.

Weder Kinder noch Gedanken bleiben beim Spielen an einer Stelle. Mal sind sie hier, mal dort. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn die Gedankenkette aus inkompatiblen Teilen besteht. Wir sehen: Auch ein Monolog garantiert keine Themenkontinuität. Nicht immer ist es der Gesprächspartner, der einen vom rechten Weg abbringt.

Was war zuerst da: Das Wort oder der Gedanke? Kann man über etwas nachdenken, ohne die Dinge zu benennen? Oder umgekehrt: Kann man Dinge benennen, ohne darüber nachzudenken?

Ein Säugling weiß nicht, ob er Hunger hat oder volle Windeln, aber irgendwas stört ihn, und er schreit, bis das Unbehagen beseitigt ist. Bald schon wird er lernen, sein Empfinden differenzierter wahrzunehmen und zu beobachten. Er wird dann selbstbewusst verkünden: A-A! Was soll man davon halten, dass der Mensch beim Benennen der Dinge offenbar mit dem beginnt, was er im Laufe seines Lebens, zwar verschämt und oft fremdsprachlich getarnt, in Momenten des Zorns immer wieder sagen wird?

Zum Glück gibt es sehr viele andere und salonfähige Wörter, mit denen wir Dinge bezeichnen, über die wir nachgedacht haben. Intensives Nachdenken macht uns allerdings bewusst, dass es Dinge gibt, die trotz exakter Benennung für immer unklar bleiben.

Unvorstellbares kann man sich nicht vorstellen, sonst wäre es nicht unvorstellbar. Weil der Mensch aber neugierig ist, versucht er es dennoch. Wenn ich mein Dasein als einen kleinen Augenblick inmitten der Ewigkeit sehe, stoße ich auf einige Unstimmigkeiten. Die Ewigkeit ist offenbar eine unendliche Größe, und darum kann ich nicht erkennen, wo meine Lebenszeit nun wirklich liegt: genau in der Mitte der Ewigkeit, oder ein Stück davor, oder vielleicht dahinter? Um dieser Frage zu entgehen, könnte ich sagen: Die Zeit vor meinem Dasein war eine Ewigkeit, und danach wird wieder eine kommen. Aber zwei Ewigkeiten? Wenn die eine bereits unendlich lang ist, wie lang sind dann zwei?

Dem Begriff ewig misstraue ich ohnehin, wenn damit der Zeitraum vor meiner Geburt beschrieben wird, denn gemäß der modernen Kosmologie sind seit dem Urknall genau 13,8 Milliarden Jahre vergangen. Wenn wir der Wissenschaft glauben wollen, dann war vorher nichts da, einfach gar nichts. Demnach hätten wir eine Zahl für die Ewigkeit: 13.800.000.000 Jahre. Für einen Computer sollte das Rechnen mit einer elfstelligen Zahl kein Problem sein.

Wenn nun die Zeit ab dem Beginn des Universums eine berechenbare Größe ist, dann könnte auch die Zeit bis zum Ende kleiner als ewig sein. Die Forschung spekuliert derzeit darüber, wann ein Big CrunchDer Big Crunch (englisch etwa für Das große Zusammenkrachen) ist in der Kosmologie ein hypothetisches zeitliches Ende des Universums., ein Big RipDer Big Rip (Das große Zerreißen) - ein hypothetisches zeitliches Ende des Universums. oder Big ChillDer Big Chill (Die große Abkühlung, die ewige Expansion) - ein hypothetisches zeitliches Ende des Universums. das Universum auslöschen wird.

Nun ist das mit der Wissenschaft so eine Sache: Die morgige Erkenntnis wird – vielleicht – richtiger sein als die heutige. Die finale Ausdehnung des Universums könnte in eine Kontraktion umkippen und einen neuen Urknall erzeugen oder ein allverschlingendes Schwarzes Loch ebenfalls zu einer neuen kosmischen Geburt führen. Also könnte es vor dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren durchaus auch schon einen Ur-Urknall gegeben haben, davor wiederum noch einen, und so weiter. Und damit wird die endliche Ewigkeit schon wieder richtig unendlich. Ad infinitum!

Die mathematische Idee, parallele Linien würden sich an einem unendlich entfernten Punkt schneiden, fußt auf dem Gedanken, dass eine gerade Linie auf einer unendlich großen Strecke eben doch eine Krümmung erfährt. Folglich könnte eine unendlich lange Gerade einen Kreis mit einem unendlich großen Durchmesser bilden, falls sie zufällig genau ihren Anfangspunkt erwischt und nicht versehentlich zu einer unendlichen Spirale wird.

Und da drängt sich der Gedanke auf, ob wir unsere Vorstellung von der Zeit möglicherweise revidieren sollten. Ist Zeit wirklich etwas Lineares? Unser Zeitverständnis entstammt unserer von Logik geprägten Kultur und wir halten die Erkenntnisse, die auf den Wahrnehmungen unserer fünf Sinne beruhen, für zutreffend.

Aber wie sieht man das in anderen Kulturkreisen? Wie real sind die Traumpfade der Aborigines? Sind Visionen nepalesischer Mönche nur die Folge von Sauerstoffmangel in großer Höhe? Können indische Fakire die physische Basis ihres Körpers verlassen? Haben Leute, die von der Wiedergeburt überzeugt sind, vielleicht Recht?

Aber da haben wir's wieder! Es hat keinen Sinn, über Dinge nachzudenken, bei denen das Nachdenken keinen Sinn hat.


  • Autor: Peter Pazofsky, 2015
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