TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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Grenzöffnung der Bundesstraße 1 am 18. November 1989Grenzöffnung der Bundesstraße 1/Fernverkehrsstraße 1 zwischen Helmstedt (Bundesrepublik) und Morsleben (DDR) am 18. November 1989. Blick von Westen nach Osten. - Foto: Günter Mach, Helmstedt, CC BY-SA 2.5 , via Wikimedia Commons Reisepass Ost und WestReisepässe Ost und West - beide Vergangenheit 100 Mark Ost und West100 Mark Ost und West - ebenfalls Vergangenheit


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Mein Erlebnis mit der Grenzöffnung

Honecker wurde abgesetzt“ kam meine Cousine Marita freudestrahlend zu ihrer Schwester. Oh, das müssen wir feiern, und wer wird sein Nachfolger? Egon Krenz! Da brauchen wir nicht zu feiern, da ändert sich nichts, so die Meinung unserer Verwandtschaft. Für mich, meinen Mann sowie unsere Söhne war die Absetzung Erich Honeckers am 18.10. 1989 ein unmittelbares Erlebnis, denn wir waren gerade zu Besuch in der DDR.

Einige aus der Familie hatten zu diesem Zeitpunkt schon die Besuchserlaubnis für den Westen, zum Geburtstag meines Vaters. Ich lade alle Familienmitglieder aus der DDR zu meinem 75. Geburtstag am 10. November ein. Sonst dürfen sie ja doch nicht kommen, das war die Idee meines Vaters. Also erhielten sein Bruder, alle Neffen und Nichten sowie seine Cousine eine persönliche Einladung per Brief. Und mit dieser Einladung haben alle eine Besuchserlaubnis für die Bundesrepublik beantragt und auch bekommen, allerdings nur für sich, ohne Ehepartner und ohne Kinder.

Am 8. November 1989 war dann der große Tag, acht unserer Verwandten durften in den Westen reisen. Natürlich waren alle aufgeregt, als sie in Berlin in den Zug nach Hamburg stiegen. Drei von ihnen, meine Cousins Gerd und Herbert sowie Cousine Marlies, holten wir vom Hamburger Hauptbahnhof ab. Obwohl ihre Genehmigung für Bockhorn ausgestellt war, machten sie bei uns in Norderstedt Station, meine Eltern hatten nicht für alle Platz. Am nächsten Tag musste erst mal das Begrüßungsgeld, die 100 D-Mark, bei der Gemeinde im Kreis Segeberg abgeholt werden und mein Vater schenkte allen nochmal denselben Betrag. Nun ging es ans Einkaufen, alle wollten die D-Mark möglichst sinnvoll ausgeben und sich und ihrer Familie damit Wünsche erfüllen. Jeder Preis wurde mal vier genommen. Verstanden habe ich es bis heute nicht. Wenn eine Sache hier zehn D-Mark kostete und etwa die gleiche in der DDR unter 40 Ost-Mark, dann lohnte sich der Kauf nicht. Trotz der vielen Rechnerei waren die Einkaufstaschen später gut gefüllt und das restliche Westgeld wurde für den Intershop aufgehoben. Den Abend verbrachten wir mit Marlies, Gerd und Herbert gemütlich bei uns zu Hause. Es gab so viel zu erzählen, obwohl wir uns erst drei Wochen vorher in der DDR gesehen hatten. Radio oder Fernsehen brauchten wir nicht zur Unterhaltung.

Erst beim Vorbereiten des Frühstücks am Morgen des 10. November habe ich das Radio eingeschaltet.

Was haben die eben gesagt? Habe ich mich etwa verhört? Das kann doch nicht sein, dass die Grenze offen ist. Mal schauen, ob etwas im Fernsehen dazu läuft. Tatsächlich, die Grenze war jetzt offen … kaum zu glauben. Ich konnte gar nicht schnell genug die Treppe rauflaufen und unseren Besuch wecken. Kommt schnell, schnell Fernsehen schauen … die Grenze ist offen. Ja, da standen die drei nun im Schlafanzug bei uns im Wohnzimmer und verstanden die Welt nicht mehr. Vor zwei Tagen waren sie noch mit den ersehnten und lange vorher beantragten Besuchsgenehmigungen in den Westen gereist, und nun plötzlich war die Grenze offen. Wirklich begriffen haben sie das erst sehr, sehr viel später.

Wie gerne hätten sie jetzt zu Hause angerufen, aber keine ihrer Familien in der DDR hatte ein Telefon. Abends wurde dann im Dorfgasthof Waidmanns Heil in Bockhorn der 75. Geburtstag meines Vaters ganz groß mit Tanz gefeiert. Ein schönes Fest, und dieses Mal waren auch Familienangehörige aus der DDR dabei. Es gab den ganzen Abend aber nur ein Gesprächsthema: Die Grenzöffnung und wie es wohl weiter gehen wird.

Am nächsten Tag, Samstag, war eigentlich eine Fahrt nach Lübeck geplant, aber Lübeck war laut Medien rettungslos mit Trabbis verstopft. So zeigten wir dem Besuch unser Norderstedt und Umgebung.

Einen Fischmarktbesuch sollten unsere Gäste unbedingt erleben. So war am Sonntag, dem 12. November, frühes Aufstehen angesagt. Aber schon die Parkplatzsuche in Altona gestaltete sich schwierig. Trabbis über Trabbis, soweit man sehen konnte.

Habt ihr schon mal so viele Trabbis bei euch in Eisenhüttenstadt gesehen?, warf ich in den Raum. Die Verwandten waren sprachlos. Aus den kleinen Plaste-Autos schauten fast überall Yucca-Palmen raus, das sah recht lustig aus. In den kleinen Städten in der DDR gab es nach unserer Erfahrung oft nur einen einzigen Blumenladen und Yucca-Palmen haben wir da nie gesehen, aber hier gab es sie nun in Mengen. Die DDR-Besucher erkannte man damals sofort an ihrer Kleidung, an den Schuhen und ihren Einkaufsbeuteln. Meine Cousine Marlies zeigte mir ständig, wer aus der DDR war die ist von uns, guck mal der auch und die ebenfalls … und so weiter. An diesem Sonntag wurde die Öffnungszeit des Fischmarktes um zwei Stunden verlängert, und die Händler machten das Geschäft ihres Lebens. Die Gäste aus der DDR kauften den Wagen mit den Bananen leer, warteten nicht erst, bis die Marktschreier noch mehr Bananen oder vielleicht eine Ananas drauflegten, sie riefen immer gleich hier, um sich die Bananen zu sichern. Unsere Gäste waren von dem Fischmarkt-Spektakel überwältigt. Am Montag machten sich alle wieder auf den Heimweg mit einer nun überholten Besuchserlaubnis und mit sehr gemischten Gefühlen, teils freudig, teils etwas bange Was kommt jetzt? Was erwartet uns? Gerd sah alles etwas gelassener, blieb noch einen Tag länger, wollte noch in Ruhe schauen und kaufen.

Als Folge des Mauerfalls hatten wir im Sommer 1990 alle zwei bis drei Wochen DDR-Besuch, alle wollten Hamburg sehen und ein Reeperbahnbesuch war Pflicht, ebenso gehörte eine Hafenrundfahrt dazu, die jetzt für DDR-Bewohner nur die Hälfte kostete. So sind mein Mann, unsere Jungs und ich in dem Jahr viele Male mit Besuch durch den Hafen und die Speicherstadt geschippert Von jetzt an hatten wir aber auch ein neues Reiseziel, die Oder, wo meine Eltern aufgewachsen sind, und das Schlaubetal zwischen Eisenhüttenstadt und Beeskow. Hier wurden jetzt große Waldbereiche, die vorher eingezäunt und Stasi-Jagdgebiete waren, geöffnet und gleich zum Naturschutzgebiet erklärt. Herrliche Wander- und Radfahrgebiete standen jetzt allen zur Verfügung, die wir zusammen mit unseren Verwandten erkundeten, und im Herbst brachten wir immer reichlich Pfifferlinge und Steinpilze heim.


  • Autorin: Renate Krohn, im Januar 2021
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