Mein schönstes Konfirmationsgeschenk
Ich wurde 1955 konfirmiert. Damals gab es keine Geldscheine im Umschlag, keine Sparverträge, keine Anzahlung für den Führerschein oder ähnliches. Es gab Geschenke zur Konfirmation, die sinnvoll erschienen. Man schenkte, was der Konfirmand oder die Konfirmandin gebrauchen konnte. Dazu gehörte vor allen Dingen Wäsche. Ich bekam Nachthemden, einige Garnituren Unterwäsche und viele Unterröcke, die man damals unter einem Kleid tragen musste. Und Mädchen trugen ja noch Kleider und nur sehr selten lange Hosen.
Von den Nachbarn wurden Azaleen und Pantoffelblumen gebracht, über die Mutti sich mehr gefreut hat als ich. Nur Tante Gretel, die schon viel gereist war, brachte ein besonderes Geschenk für mich mit, einen marokkanischen Lederbeutel. Er war ockerfarben und mit bunten Lederbändern durchzogen und duftete nach großer, weiter Welt. Alle Wäschegarnituren verblassten neben diesem Stück Luxus. Ich habe ihn geliebt und getragen bis er total zerfiel.
Auf vielen Reisen, die ich später nach Spanien gemacht habe, durchstöberte ich die Märkte nach einem Lederbeutel dieser Art. Ich habe noch keinen vergleichbaren gefunden, er war einfach etwas ganz Besonderes in einer anderen Zeit.