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Zweiter Weltkrieg, 1939 bis 1945

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Zweiter Weltkrieg, Flucht und Vertreibung, 1939 bis 1945
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TreppeWir spielten vor der Haustür, bewacht von unserer Großmutter. Wir entdeckten die Schräge neben der Treppe zum Rutschen, Oma sah gelassen zu LeiterWenn wir draußen spielten, hieß es lauft nicht weg, bleibt im Hof. Eine Leiter wurde quer vor den Hofausgang gelegt, damit wir in Hausnähe blieben

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Kindheit in den Kriegsjahren

Die Sirene heulte. Alarm! Schnell, rief Mutti aufgeregt, wir müssen in den Keller. Sie klemmte meinen Bruder unter den Arm und schob mich zur Kellertür. Ich hatte Angst. Der Keller war dunkel. Holzbohlen waren über Mauersteine gelegt, darunter stand moderiges Wasser, in der Ecke ein Gitterbett für uns, daneben ein Liegestuhl für Mutti und ein paar alte Stühle. Oft kam die Nachbarin mit ihrer Tochter dazu, dann waren wir nicht so alleine im Dunkeln. Über uns dröhnte es – Flugzeuge – irgendetwas krachte, grollte wie Donner. Dann beklemmende Stille. Manchmal mussten wir nachts im Keller schlafen. Was hatten wir verbrochen, dass wir nicht im Schlafzimmer bleiben durften? Einmal mussten wir unser Mittagessen stehen lassen, so eilig ging es ab in den Keller. Mutti hat es noch Jahrzehnte danach bedauert die guten Bratkartoffeln mit Spiegelei! Warum haben wir sie nicht mitgenommen?

Haben wir Hunger gelitten? Ich weiß es nicht. Im Garten gab es den ganzen Sommer über Früchte und Gemüse. Auf den Regalen im Keller standen viele Gläser mit Marmelade, Bohnen und anderem Gemüse. Mit Omas Hilfe hatte Mutti es eingekocht. Manchmal bekamen wir Schwarzbrot mit Zucker, was wir natürlich gerne aßen. Wahrscheinlich war nichts anderes vorhanden. Aus den Feldpostbriefen meines Vaters weiß ich, dass er Fett in Flaschen gesammelt und an uns geschickt hatte. Auch schickte er aus Holland Pakete mit Puddingpulver, Kakao und Schokolade. Mutti schickte oft hart gekochte Eier und Kuchen an unseren Vater.

Wenn wir draußen spielten, hieß es lauft nicht weg, bleibt im Hof. Eine Leiter wurde quer vor den Hofausgang gelegt, damit wir in Hausnähe blieben. Oder wir spielten vor der Haustür, bewacht von unserer Großmutter, die gerne auf der obersten Stufe saß, eingehüllt in ihr langes schwarzes Kleid mit einem dicken Wolltuch um die Schultern. Wir entdeckten die Schräge neben der Treppe zum Rutschen, Oma sah gelassen zu. Einige Schuhsohlen haben wir dort durchgerutscht, dafür gab’s von Mutti ein Fellvoll. Woher sollte sie neue Schuhe kriegen? Von ihren Sorgen hatten wir noch keine Ahnung.

Nach einem großen Angriff auf Bad Oldesloe zogen wir zu unserer Tante Sophie an den Rand der Kleinstadt, dort war es ruhiger. Auch Onkel Hans und Tante Hilde kamen, sie waren ausgebombt. Was bedeutete das? Sie hatten kein Zuhause mehr für sich und drei Kinder. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo Tante Sophie uns alle untergebracht hatte, aber es ging. Nur die dunkle Stube mit vielen Menschen um einen großen Tisch sehe ich noch genau vor mir.

Einmal stand ein großer Panzer vor dem Haus, oben aus der Luke starrte mich ein Soldat an. Ich stand wie angewurzelt, hatte große Angst, konnte mich nicht bewegen, nicht weglaufen. Plötzlich packte mich der starke Arm meiner Tante und zog mich ins Haus. Ich weinte, obwohl ich mich in ihrem Arm geborgen fühlte.

Unser Vater war während des Krieges natürlich selten zu Hause, was für uns Kinder wohl normal war. Wenn er auf Urlaub kam, gab es Hühnersuppe oder Kaninchenbraten, denn wir hatten Hühner und Kaninchen. Aber diese Besuche waren selten. Mein Vater ist mir immer ein bisschen fremd geblieben, die ersten Jahre haben gefehlt. Erst aus seinen Feldpostbriefen habe ich von seiner großen Sorge um uns gelesen. Immer war er auf der Suche nach Süßigkeiten, Kleidung, Schuhen für uns. Immer hat er gefragt: Was machen die Kleinen? Und immer hat er Küsschen oder Schmätzchen für uns mit geschickt. Oft war er traurig, weil wir ihn in jedem Urlaub wieder wie einen Fremden betrachteten.

Zu einem Weihnachtsfest hatte unser Vater mir ein großes Puppenhaus gebastelt. Es hatte zwei Etagen, war dunkelgrün angestrichen mit einem roten Dach. Im Rucksack hat er es nach Hause geschleppt. Leider ist es später, als ich nicht mehr damit spielte, in der Familie weiter verschenkt worden und war nicht wieder aufzufinden. Das bedaure ich noch heute, es wäre ein wunderbares Stück Erinnerung.

An die Schrecken des Krieges, die Sorgen und Nöte unserer Eltern, kann ich mich kaum erinnern. Aber noch viele Jahre nach dem Krieg kroch in mir Angst hoch, wenn ich irgendetwas aus dem Keller holen sollte. Und wenn in unserem Dorf sonnabends um 12.00 Uhr die Sirene heult, zucke ich immer wieder zusammen. Dieser Heulton hieß Gefahr - das vergisst man wohl nie.


  • Autorin: Renate Rubach, März 2005
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