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Sylvester-Bräuche

Mein Vater stand in der Küche und knetete den Teig für die Berliner (in Berlin heißt dieses Gebäck: Pfannkuchen). Mit einem Wasserglas stach er runde Formen aus, setzte einen Klecks Marmelade darauf, legte immer zwei runde Formen übereinander und drückte sie zusammen. In einer Augenpfanne (sie hatte kugelförmige Ausbuchtungen) wurden sie in Fett ausgebacken und dann in Zucker gewälzt. Sie waren ein Gedicht, ohne sie war kein Sylvester.

Meine Brüder durften Rummelpott laufen. Ich durfte nur bis zur Ecke mitgehen, was ich überhört habe. Schließlich wollte ich sehen, was in dem Bütel verschwand und meinen Anteil daran haben. Ich höre die Beiden noch ihren Vers aufsagen:

Rummel, rummel, rütel
Gif' uns wat in'n Bütel,
laat uns nich' so lang stahn,
denn wi wüllt noch wieder gahn.

Es gibt viele Verse dieser Art, wir haben diesen auf plattdeutsch aufgesagt.

Ein paar Jahre später wurden wir beauftragt, den Tisch festlich zu decken, während unsere Eltern mit Verwandten im Theater waren. Wir beeilten uns, alles vorzubereiten und gingen in die Eckkneipe, um zu sehen, wie Erwachsene feiern. Dort fanden wir es langweilig und waren zu Hause, bevor die Eltern kamen. Ein Glück, es hätte bestimmt ein Donnerwetter gegeben.

Um Mitternacht stießen die Erwachsenen mit Grog an, wir bekamen Brause.

Dann wurde draußen geböllert. Irgendwie war plötzlich unser Hund verschwunden. Wir haben gerufen und überall gesucht, er war nicht zu finden. Plötzlich fiel Mutti ein, dass sie sich eine Jacke aus dem Schrank geholt hatte: Da saß unsere Dina, zusammen gekauert und zitternd. Die Knallerei hatte ihr Angst gemacht und die Kleiderschranktür war gerade im richtigen Moment geöffnet worden. Nun winselte sie vor Freude, dass wir sie wieder ins Freie ließen.

Als wir dann eine eigene Familie hatten, wurde Sylvester die Stube mit Lampions und Papierschlangen dekoriert. Mit Freunden bereiteten wir ein Tartar aus frischem Hack zu: mit Kapern, Zwiebeln, kleinen Pfeffer- und Paprikahäufchen umlegt und einem rohen Ei in der Mitte. Jeder konnte sich das Ganze nach Geschmack mischen. – Wer würde heute noch rohes Hack essen?

Uns hat es nicht geschadet.

Dann kamen die Igel auf: Ein Rotkohl oder eine Pampelmuse wurde mit Käsewürfeln, Weintrauben oder Gürkchen besteckt, so dass es wie ein Igel aussah. Tomaten bekamen Tupfer aus Mayonnaise und wurden zu Fliegenpilzen, hart gekochte Eier wurden mit Sardellenfilets belegt usw. Als gute Unterlage galten Ölsardinen.

Zum Anstoßen gab es Bowle mit Früchten aus der Dose oder eingemachten Erdbeeren. Der Wein musste süß sein und der Sekt billig. Auch Weinbrand haben wir dazu gegeben – und uns gewundert, dass wir leicht benebelt waren.

Wir spielten Spiele und haben viel getanzt – einen Fernseher zum Zappen hatten wir noch nicht – das hatte Vorteile.

Mit einer Feuerzangenbowle hätten wir einmal fast die Bude abgefackelt. Da hat wohl jemand zu viel Rum auf den Zuckerhut gegossen – die Flammen schlugen hoch. Es hat nie wieder Feuerzangenbowle gegeben bei uns!

In nicht zu großer Runde wurde dann Fondue essen beliebt oder Fleisch vom heißen Stein, Beides wird auch heute noch gerne gegessen.

Bei uns gibt es meistens Karpfen oder Forelle am Sylvester-Abend, dazu einen Chablis und um Mitternacht sollte es Champagner sein – man gönnt sich ja sonst nichts.

  • Autorin: Renate Rubach, Januar 2007 / Erinnerungswerkstatt
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