Taufe auf dem Flohmarkt?
Es war am 9. Juni 1996. Meine Enkelin Jennifer sollte getauft werden. Die Einladung lag auf unserem Beifahrersitz: Simeon-Kirche am Hohnerkamp
stand dort. Vor der Kirche am Hohnerkamp waren schon die ersten Familien-Mitglieder eingetroffen.
Neben der Kirche war ein Flohmarkt aufgebaut. In der Kirche war noch Gottesdienst. Wir warfen einen Blick hinein: Seltsam, das war ein katholischer Gottesdienst. Na, vielleicht ist das eine Kirchen für Beides
dachten wir. Aber der Gottesdienst nahm kein Ende. Eigentlich sollte schon die Taufe sein. Die Familie war vollzählig versammelt. Wir wurden ungeduldig. Auf dem Flohmarkt wurde ein Tisch mit Kuchen aufgebaut. Extra für uns? Das hatten wir nicht bestellt. Ich fragte nach dem Ende des Gottesdienstes – erntete Achselzucken. Auch Katja, Jennifers Mutti, wurde unruhig. Den Vater ließ es kalt: … wir müssen eben warten
, meinte er.
Schließlich ging ich in das Gemeindehaus und fragte, wann denn die Taufe beginnen kann. Wieso, Taufe? Hier ist doch keine Taufe heute.
Ich war überrascht, sagte dass wir in der Simeon-Kirche am Hohnerkamp angemeldet seien. Dies ist zwar der Hohnerkamp
, wurde ich belehrt, aber die Simeon-Kirche ist am Stühm in der Hohnerkamp-Siedlung. Aha! Zu einer Taufe sollte man sich nicht nur telefonisch anmelden, dachte ich.
Schnell wurde noch einmal der Stadtplan gewälzt, die Familie zusammen getrommelt und aufgeklärt: Wir warten vor der falschen Kirche!
Großes Gelächter. Da ich nun wusste, welche Kirche gemeint war, fuhr ich voran. Auf einer Mauer vor der Kirche saß traurig der Pastor – seine Taufgesellschaft war nicht gekommen, das hatte er noch nicht erlebt. Ich tröstete ihn: Die Familie kommt gleich, wir haben alle an der falschen Kirche gestanden
. Der Pastor strahlte, als alle um die Ecke bogen. Er gab jedem Kind eine große Kerze und gestaltete die Taufe sehr feierlich. Nur Jennifer hat nichts mehr davon mitbekommen – sie war nach soviel Aufregung eingeschlafen.
Wie heißt es doch in der Bibel? Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf
.