Fußball-WM 1954
Es war ungewöhnlich: Meine Mutter und ihre Freundin Greti saßen vor dem Radio und hörten eine Fußball-Übertragung: Die Fußball-Übertragung: Ungarn gegen Deutschland – es ging um die Weltmeisterschaft.
Das Radio wurde immer lauter eingestellt, Keiner durfte dazwischen reden. Ich war damals 14 Jahre alt und Fußball interessierte mich nicht besonders. Auch bei meiner Mutter hatte ich bisher nicht bemerkt, dass sie sich für ein Fußballspiel begeistert - diesmal war alles anders.
Plötzlich ein Aufschrei: Tor, Tor, Tor
Anmerkung von einem, der es wissen muss:
Der Radioreporter heißt Herbert Zimmermann und er hat viermal Tor
geschrien. die Stimme des Radio-Reporters überschlug sich, ebenso die von Mutti und Tante Greti. Beide sprangen aus dem Sessel, umarmten sich, jubelten immer wieder Tor, Tor, Tor...
und ich sah Freudentränen.
Was ist los?
fragte ich erstaunt. Wir haben gewonnen
- Wir sind Weltmeister – Fußball-Weltmeister! – Haben wir noch Sekt?
Ich lief in den Keller und fand eine Flasche. Der Korken knallte, die Gläser liefen über und die Freundinnen prosteten sich zu, der Jubel war nicht zu bremsen.
Was für ein Freudentaumel?
dachte ich und begriff das Ganze nicht so recht. Die Freude war unglaublich und echt – nicht aufgeheizt durch Medien und Internet (das gab es noch nicht).
Als mein Vater von der Arbeit kam – er hatte Schichtdienst beim Hamburger Abendblatt
- wurde weiter gefeiert. Auf den Straßen fielen sich die Menschen in die Arme – sie waren alle aus dem Häuschen
vor Freude über diesen Sieg unserer Fußballer.
Heute weiß ich: Es war der erste große Sieg Deutschlands nach dem Krieg. Die Deutschen konnten stolz sein auf ihre Sportler und damit auf die deutsche Nation. International gewannen sie durch diesen Sieg an Ansehen.
Die Aufzeichnung des Spiels ist oft im Fernsehen gezeigt und manch einer vergießt noch Freudentränen, wenn er an diesen ganz besonderen Erfolg denkt.