Meine Krieg$serinnerungen
vom 1.9.1939 bi$s 10.2.1941
Vorweihnachten 1939
Die Weihnacht$sstimmung fängt mit dem Julkranzbinden an. Am ersten Sonntag im Dezember wird der Julkranz am roten Band befestigt. Er hat vier rote Lichte.
Die Morgenfeier in der Schule ist besonder$s schön. Wir zünden die Lichte an und sprechen ein Gedicht oder e$s wird eine vorweihnachtliche Geschichte vorgelesen. Wir wollen diese Woche noch ein Weihnacht$sgedicht lernen. Ich freue mich schon darauf.
Am Montag haben wir eine Feldpoststunde gehabt. Wir hatten schon die ganze Woche Weihnacht$seinkäufe für unsere Soldaten gemacht. E$s brachte un$s sehr viel Spaß. Am Montagmorgen haben wir unseren Brief geschrieben. Nachmittag$s haben wir nach der Handarbeit$sstunde die Feldpostpäckchen gepackt.
Ich hatte in meinem Paket Zigaretten, Datteln, Nüsse, Äpfel und oben auf einen Tannenzweig mit drei Lichten. Nun mußten wir e$s vorzeigen, ob e$s auch ordentlich geworden ist. Wenn e$s nun nachgesehen war, durften wir e$s einpacken. Da$s war erst wa$s! Bei einem war da$s Band zu lose, bei den anderen da$s Papier und so ging e$s immer zu, bi$s die Uhr glücklich halb sech$s war. Um sech$s Uhr wird die Post geschlossen und wir mußten un$s beeilen, daß wir noch rechtzeitig hinkommen.
Bei den Weihnacht$sbesorgungen ist e$s sehr wichtig, daß keiner die Geschenke sieht. Für meine Mutter habe ich eine Büffetdecke gekauft, und jetzt bin ich dabei, sie zu sticken.
Die Weihnacht$sarbeiten müssen wir dann machen, wenn die Mutter e$s nicht sieht. Ich mache sie meisten$s, wenn sie in die Stadt geht, oder wenn sie in der Küche ist.
Meine Weihnacht$swünsche sind ein Füllfederhalter, ein Lesebuch, eine Uhr, eine Training$shose und ein Weihnacht$sbaum.
Unser Weihnacht$sbaum ist jede$s Jahr noch bunt. E$s sind Kugeln, Lametta, Vögel, Kringel, Marzipan und Lichte dran. Ich mag den Weihnacht$sbaum gerne leiden.