Mit Schwiegervater auf dem Hamburger Rathausmarkt
Diese Geschichte widme ich meinem Schwiegervater, geboren 1914 in Schafwedel und leider 2005 verstorben.
Auf dem Foto steht Opa Werner mit seinen beiden Enkeln auf dem Hamburger Rathausmarkt. Ein Triebwagen hält gerade an der Kehrschleife Höhe Reesendamm ‒ Alter Wall und macht Pause. Es war die Baureihe V6 E. Dem Opa machte es viel Freude, in Hamburg etwas zu sehen. Er wurde in der Südheide geboren und verbrachte sein ganzes Leben in Schafwedel, einem Dorf im Kreis Uelzen. Bilder von diesem Ort sind in meiner Geschichte Mein 40ster Geburtstag an der Zonengrenze
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. Ich erklärte ihm, wo die Linien hinfuhren. Er war beeindruckt von den vielen Straßenbahnen, die am Rathausmarkt hielten. Natürlich auch über die viele Reklame an den Triebwagen. So erzählte ich ihm, dass früher zu Spitzenzeiten die Straßenbahn mit Anhänger fuhr. In den 1950er Jahren gab es auch Triebwagen mit zwei Anhängern. Die Mönckebergstraße war sehr voll vom Verkehr. Autos mussten sich auch durch die, Möncke
schlängeln. Heute fahren nur noch Busse, Taxen, Lieferfahrzeuge und Radfahrer durch die umgebaute Straße. Busse XXL mit einer Länge von ca. 24 Meter Länge gab es Ende der 70er Jahre noch nicht. Der Rathausmarkt war auch noch nicht umgebaut, dort standen nur vier Pavillons. In einem Pavillon war ein Postamt untergebracht, das war auf der Höhe Hermannstraße und Plan. Die Pavillons standen in derselben Richtung wie die Straßenbahnen fuhren, zum Jungfernstieg.
Dann gingen wir in den Innenraum der Turmhalle und dann in die Diele des Rathauses. Hier ist der Sitz der Bürgerschaft und des Senates der Freien und Hansestadt Hamburg. Ich erzählte vom Hamburger Bürgermeister, der hier seine Amtsgeschäfte ausübt. Bei einer Bürgerschaftssitzung sind bis zu 120 Abgeordnete im Plenarsaal anwesend. Mein Schwiegervater konnte es nicht fassen, so viele Leute haben was zu sagen. In seinem Ort gibt es einen Bürgermeister zum Anfassen und einige Ratsmitglieder.
Der Turm des Rathauses ist 112 Meter hoch. Eingeweiht wurde das Rathaus im Oktober 1897. Es steht auf 4000 Eichenpfählen, weil der Boden wegen der Alsternähe sehr morastig ist.
Wir gingen vom Rathaus zum U-Bahn-Eingang Rathaus
. Von hier fuhren wir mit der U-Bahn Richtung Landungsbrücken. Zu der Zeit fuhren die DT2-Züge der Hamburger Hochbahn mit zwei zusammenhängenden Wagen und einer runden roten Stirnfront. Von der Baureihe DT2 wurden 1962-1966 insgesamt 182 Einheiten gebaut und in Betrieb genommen. Eine Einheit bestand aus zwei Wagen. Einige Einheiten hatten harte Bänke, die anderen waren braun und blau gepolstert. Vor der nächsten Haltestelle Rödingsmarkt machte die U-Bahn in der Kurve quietschende Geräusche. Man konnte sein eigenes Wort im Wagon nicht verstehen. Hier sah man rechts und links nur noch Bürogebäude, mit vielen Menschen an den Schreibtischen sitzend. An der U-Bahn-Station Landungsbrücken verließen wir die U-Bahn. Am Ausgang gingen wir rechts die Treppen hoch auf den Stintfang. Hier hatte und hat man eine gute Sicht auf den Hafen. Das Wetter war recht gut für ein langes Verweilen am tollen Aussichtspunkt. Ich holte aus meiner Tasche etwas zu trinken, natürlich für alle. Auch Doppelkekse mit Schokoladenfüllung hatte ich dabei. Die Kekse gibt es noch heute, mit dem de
. Mein Neffe aus der Südheide ist immer noch mit 40 Jahren Fan dieser Kekse. Er könnte eine eigene Geschichte über seine Lieblingskekse erzählen oder auch schreiben.
Mein Schwiegervater fragte nach dem gelben Haus auf dem Berg. Das ist die Jugendherberge auf dem Stintfang. Hier treffen sich Jugendliche aller Völker und können dort zu einem günstigen Preis essen und übernachten. Eine Mitgliedschaft im DJH ist Voraussetzung. Der Beitrag braucht nur einmal im Kalenderjahr bezahlt zu werden. Heute benutzen auch Familien die Herberge und dieser Trend nimmt von Jahr zu Jahr zu. Denn die Kosten für die Übernachtung sind im Vergleich zu einer Hotelübernachtung recht preisgünstig. Es gibt zwei Jugendherbergen in Hamburg. Die eine liegt auf dem Stintfang über der U-Bahn-Haltestelle Landungsbrücken. Die andere liegt im Osten von Hamburg, an der Horner Rennbahn, beide Herbergen sind mit der U-Bahn gut zu erreichen.
Jetzt wollten wir aber noch den alten Elbtunnel besichtigen, der nicht weit entfernt an den Landungsbrücken ist. Nur schnell ging es nicht, da ich drei Familienmitglieder mit kurzen Beinen mit hatte, Schwiegervater, meinen kleinen Neffen und meinen ältesten Sohn. Meine Gangart musste ich drosseln, mit meinen langen Beinen. Aber wir lagen ganz gut in der Zeit. Am alten Elbtunnel angekommen, wurden erst einmal die alten Fahrkörbe für PKW angeschaut. Es gibt vier Autoaufzüge, Einfahrt St. Pauli und auf Steinwerder sind es ebenfalls vier Aufzüge. Der alte Elbtunnel ist 448,50 Meter lang. Dann gingen wir über Treppen nach unten. Hier wurde es ganz schön laut. Beide Tunnelröhren waren in Betrieb. Oben und unten war ein Fahrstuhlführer in Dienstkleidung, der die Kraftfahrzeuge in die freien Wagenaufzüge einwies. Zwei Fahrzeuge passten in jeden Aufzug und rechts und links dazu Fußgänger und Radfahrer. Bei der Einfahrt in den Tunnel steht ein Verkehrsschild bis zu einer bestimmten Achsbreite zulässig, die heute noch gültig ist. Bis nach Steinwerder (Blohm und Voss) wollte ich niemanden scheuchen, so gingen wir wieder zurück. An der U-Bahn-Station Landungsbrücken warteten wir auf die nächste U-Bahn Richtung Barmbek.
Zu der Zeit war es die gelbe U3, seit einigen Jahren ist es die rote Ringlinie U2. Wir warteten in der Mitte des Bahnsteigs auf die U-Bahn, denn die ersten beiden Wagen sind immer voller als die in der Mitte. Als sie kam, wurde ein Fensterplatz für alle gesucht. Zwischen den Haltestellen Hoheluftbrücke und Eppendorfer-Baum gab es für die drei viel zu sehen, rechts und links konnte man in die Wohnungen schauen. An der Haltestelle Kellinghusenstraße wartete auf dem Nachbargleis auf die blaue U1 Richtung Garstedt. Hier auf der Strecke fuhren die DT3 Triebwagen mit drei Wagen. Es wurden von 1966 bis 1971 vom Typ DT3 119 Einheiten gebaut. Eine Einheit bestand aus drei Wagen.
An der U-Bahn Station Ochsenzoll stiegen wir aus und warteten auf den Linienbus 178 oder 378. Wir fuhren zwei Stationen bis zu uns nach Hause, wo die Frauen schon mit dem Essen auf uns warteten. Dieser Ausflug machten wir Mitte der 1970er Jahre und Schwiegervater wurde nicht müde, seiner Frau die vielen neuen Eindrücke zu erzählen!
Farben der U-Bahn-Linien 1973: