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Gisela und Evelin 1957So lernten wir uns 1957 kennen – Evelin und Gisela FreundinnenUnd trafen uns 1988 wieder – Evelin und Gisela

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Wiedersehen nach mehr als 30 Jahren

1957 – das Jahr, in dem wir uns kennenlernten – meine Freundin Gisela und ich. In dem kleinen Dorf Zarpen bei Lübeck wohnte meine geliebte Großmutter, und ich freute mich, sie in den Schulferien zu besuchen. Der Duft von Heu, Pferden, frisch gebackenem Brot (von einer nahen Kornmühle mit Backstube) ist bis heute allgegenwärtig. Gleich nebenan, im kleinen Dorf Heilshoop, besuchte Gisela ihren Opa, der über einige Ecken mit meiner Großmutter verwandt war. Ich war damals 12 Jahre und Gisela 14 Jahre alt, und so lernten wir uns kennen. Sie wohnte mit ihren Eltern in Oschersleben (Sachsen-Anhalt), und ich kam aus Hamburg-Langenhorn. Wir hatten viel Spaß miteinander, schaukelten in einem Kuhstall von einer Wand zur anderen und genossen das Dorfleben in den Ferien. Aber eines Tages war es vorbei, die DDR errichtete ihren Grenzwall gegen das imperialistische westliche Ausland. Gisela durfte ihren Opa nun nicht mehr besuchen, und unsere Freundschaft wurde plötzlich unterbunden.

Unser Kontakt fortan gestaltete sich dürftig und wäre sicher eingeschlafen, wenn meine Großmutter nicht 1967 gestorben wäre. Gisela schickte einen Kondolenzbrief, und nun nahmen wir unseren Kontakt wieder regelmäßiger auf, schickten Briefe und Bilder hin und her und verfolgten unsere Lebenswege. Inzwischen waren wir beide verheiratet, sie hatte einen und ich zwei Söhne.

Sicherlich hätten wir uns schon viel früher wiedersehen können, aber ihr damaliger Ehemann mit dem Vornamen Adolf wollte keinerlei Kontakt mit dem kapitalistischen Ausland knüpfen. Es kam das Jahr 1988, meine Freundin hatte sich nach jahrelangen Querelen scheiden lassen, und ihre erste Tat nach der familiären Freiheit war, mich und meinen Mann nach Oschersleben einzuladen. Sie deklarierte mich kurz entschlossen als Kusine in den Einladungsunterlagen, verschwieg dabei, dass mein Mann Polizeibeamter war (was mit Sicherheit zur Ablehnung des Besuchsantrages geführt hätte) und schon konnte unser Abenteuer beginnen.

Eine Schwierigkeit stellte sich noch kurz in den Weg, indem ich mir vor der Abreise den rechten Arm beim Sport brach, aber der Gipsarm hielt uns letztlich nicht davon ab, das Wagnis eines DDR-Besuches einzugehen.

Zu Pfingsten 1988 starteten wir mit unserem kleinen Auto der Marke Subaru von Hamburg aus über Hannover und Helmstedt. Hier mussten wir uns registrieren lassen, 25 D-Mark Zwangsumtausch pro Person akzeptieren, und plötzlich schien es uns, als sei die Luft in der damaligen DDR völlig anders, stickiger und bedrückender als bei uns zu Hause, obwohl viele Leute uns nachschauten, winkten und uns in unserem kleinen Auto bestaunten. Schließlich waren zu damaliger Zeit fast nur Trabbis im Osten zu sehen. In Oschersleben mussten wir eine fürchterlich unebene, runde Straße passieren, und wir fürchteten um den Unterbau unseres Autos.

Gisela wartete schon voller Unruhe und Vorfreude auf uns, und wir nahmen uns ganz selbstverständlich in die Arme, als seien wir gerade gestern getrennt worden. Auch meinen Mann, den sie nur auf Fotos gesehen hatte, schloss sie in ihre Arme, als hätte sie ihn ewig gekannt.
Bis heute ist diese Freundschaft so herzlich geblieben.

Nach unserer Ankunft zeigte uns Gisela ihre Stadt, und ich kann mich bis heute gut erinnern, dass es überall fürchterlich nach Braunkohle roch. Vor einem Laden standen viele Leute in einer Schlange an, und unsere Freundin bat uns, wir mögen uns anstellen, um zu erfahren, welcher Artikel verkauft wurde. Es gab Unterhosen für Männer, und sie wollte auch einige für ihren Sohn erstehen. Unterhemden dazu gäbe es wahrscheinlich erst später, erklärte uns Gisela. Man müsste nehmen, was gerade angeboten wird. Im nächsten Geschäft standen die Leute nach Bananen und Kuba-Apfelsinen an, die aber nur als Saftapfelsinen zu gebrauchen waren. Mein Mann fand die Verkäuferin zu unfreundlich und die Ware schlecht, so dass wir doch lieber ein anderes Geschäft aufsuchen sollten. Meine Freundin lehnte ab und meinte, dass alle Geschäfte nach diesem System funktionieren würden.

Zunächst stand die Anmeldung in der Präfektur an. Wegen des anstehenden Pfingstfestes war es erlaubt, dass wir uns an- und gleichzeitig abmelden durften. Wir warteten auf dem Treppenflur, die Leute standen schon wieder in Reihen geduldig an, und mein Mann fragte: Was gibt es denn hier zu kaufen, die Leute stehen ja schon wieder Schlange? Aber das war meiner Freundin sehr peinlich, und sie meinte: Pssst, es könnte uns jemand von der STASI hören und beobachten. Solche Unfreiheiten waren wir ja gar nicht gewohnt!

Im Garten meiner Freundin wurden nun Vorbereitungen getroffen, um das Bücktisch-Fleisch zu grillen. Gisela hatte schon einige Tage vor unserem Besuch das Fleisch bestellt. Dieses war aber nur möglich mit Beziehungen nach dem Motto: Gibst du mir, dann gebe ich dir ... Wir hatten natürlich den Wein und die Bananen zum Nachtisch aus dem Westen importiert, und so ließen wir die Korken knallen!

Am Pfingstsonntag fuhren wir in das schon damals sehenswerte Harzstädtchen Wernigerode mit seinem berühmten, schönen Rathaus. Nahebei war ein Restaurant, in dem wir platziert wurden.
Obwohl nur ein Gast anwesend war, wurden wir an den Tisch dieses Herren gesetzt, bekamen eine Speisekarte mit verschiedenen Gerichten gereicht. Aber letztendlich stellte sich heraus, dass es nur ein einziges Gericht zur Auswahl gab, nämlich Bauernfrühstück. Wahrscheinlich sollte die Küche nicht mit einem aufwendigeren Gericht belastet werden.

Erst zu späterer Zeit wurde uns bewusst, dass wir Wernigerode gar nicht aufsuchen durften, da unser Visum nur für den Bereich Oschersleben galt. Glück gehabt, dass wir nicht erwischt wurden.

Am Pfingstmontag mussten wir zurückfahren, und dank meines Gipsarmes wurde unser Auto nicht besonders sorgfältig durchsucht. Der Grenzbeamte hatte sogar Sorge um mich und meinte, dass mir so viel Pech hoffentlich nicht in seiner DDR passiert sei, und so musste ich an der Grenze noch nicht einmal aus dem Auto aussteigen. Trotzdem hatten wir nach der Grenzüberschreitung das Gefühl, als sei hier eine ganz andere, frischere Luft zum Atmen.


  • Autorin: Evelin Bergknecht, 25. Januar 2011
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