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TeppichMein schöner Teppich, Andenken an meine Freundin


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Der Teppich

Es war ein strahlender Sonnabend im Sommer 1978 in Moskau.

Meine Freundin und ich wollten für mich einen Teppich kaufen. Zu der Zeit waren Teppiche Mangelware und schwer zu beschaffen, nicht nur Teppiche – auch Möbel, Kühlschränke, Pelze, Winterstiefel und vieles andere.

Zwei Jahre davor hatte meine Freundin unterwegs bei einem Laden eine Schlange Menschen gesehen, dort konnte man eine Postkarte für den Erwerb eines Teppichs einreichen. Nicht dass sie dringend einen Teppich brauchte, aber wieso sollte sie so eine Möglichkeit verpassen? Es sind zwei Jahre vergangen, und plötzlich hat sie die Postkarte erhalten mit der Adresse eines Teppichladens und einem Abholdatum.

Sie brauchte keinen Teppich und hat ihn mir angeboten. Wir sind vor Kurzem in eine neue Wohnung gezogen und mussten uns einrichten, so kam uns ein Teppich sehr gelegen.

Als wir aus dem Bus stiegen, haben wir gesehen, dass der Teppichladen von Südländern umlagert war, nur Männer, mit dunkler Haut und schwarzen Haaren. In den asiatischen Republiken der UdSSR waren Teppiche ein begehrter Teil der Einrichtung, man hängte sie an die Wände, man legte sie auf den Boden, auf das Sofa, man saß darauf, empfing darauf Gäste und trank Tee mit ihnen.

Vor der Revolution 1917 haben die Frauen selbst die Teppiche gewebt. Jetzt arbeiteten die Frauen in Kolchosen, eigene Schafe gab es selten und die alte Kunst des Webens ist verloren gegangen. Deshalb reisten die Männer nach Moskau, um Geschäfte mit Teppichen zu machen. Sie waren bereit, für einen Teppich das Doppelte und Dreifache zu zahlen. Einfach die Postkarte abzukaufen ging nicht, der Käufer musste einen Pass mit der Adresse vorlegen.

Meine Freundin, sie hieß übrigens auch Elena, war Augenärztin. Sie war etwas älter als ich, blond, üppig, mit hübschen Grübchen und sehr gutherzig. Sie strahlte es einfach aus, im Gegensatz zu mir. Ich wirkte eher kritisch und sarkastisch. Also, ein paar Usbeken, oder Tadschiken hatten uns umringt und wollten unseren Teppich haben. Wir hatten nur gelacht. Aber einer der Usbeken war stur, und er hat sich in meine Freundin echt verguckt. Er hat ihr sofort sein Herz angeboten und um ihre Hand gebeten. „Ich habe Frauen und Kinder, aber Du wirst meine erste, leitende Frau werden, du bist so schön! Und ich bin reich, dir wird es an nichts mangeln!“ Wir haben gekichert und Elena sagte, sie ist mit ihrem Mann zufrieden. Der Usbeke hat uns geholfen, den Teppich zu kaufen und ihn bis zum Taxi gebracht. „Gut, heute und morgen bin ich hier beschäftigt, aber Montag will ich dich ins Restaurant einladen“. Elena sagte, sie muss am Montag arbeiten. „Was ist das denn für ein Mann, bei dem die Frau arbeiten muss? Bei mir musst du nicht zu arbeiten!“ Wir sind abgefahren und haben die ganze Zeit im Taxi gelacht.

15 Jahre hat der Teppich bei uns in Moskau an der Wand gehangen und ist dann 1993 mit mir nach Deutschland gekommen. Meine Freundin ist leider nicht mehr am Leben.

Und jetzt … Es ist Corona-Zeit, es regnet, es ist langweilig … Ich sitze auf dem Teppich und denke über den Sinn meines Lebens nach. Meine Enkel sind groß geworden und ich kann der Familie meiner Tochter nicht viel helfen, eigentlich brauchen sie meine Hilfe nicht mehr. Die Freunde sind in der ganzen Welt zerstreut, und viele sind schon gestorben. Was ist mir denn außer Einsamkeit geblieben? Na, die Erinnerungen! An alte Freunde, an schöne Zeiten, als wir noch jung waren, und ein Teppich so lustig machen konnte!


  • Autorin: Elena Orkina, 14. Juli 2020
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