Mulligatawny Soup
Es ist Silvester und wie jedes Jahr heißt es wieder: The same procedure as last year
. Dinner for One
ist ein Kult-Sketch, der seit mehr als sechzig Jahren immer an Silvester in fast allen Fernsehprogrammen ausgestrahlt wird.
In diesem zeitlosen Klassiker lädt die 90-jährige Miss SophieMiss Sophie, verkörpert von May Warden ihre imaginären Freunde zu einem Geburtstagsdinner ein. Butler James
Freddy Frinton als Butler James schlüpft in die Rolle der Gäste und trinkt bei jedem Gang mit Miss Sophie ein Glas Wein, Sherry oder Port. Während James zunehmend betrunkener wird, bricht das Publikum in schallendes Gelächter aus – dank der grandiosen Darbietung des Hauptdarstellers.
Auch diesmal sah ich mir den Sketch an, und als James den ersten Gang servierte und Miss Sophie die Mulligatawny Soup genoss, dachte ich, dass ich diese Suppe endlich wieder aus der Quarantäne
holen könnte.
Diese englisch-indische Hühnersuppe hatte mal einen festen Platz in meiner Küche. Es begann damit, dass ich Anfang der siebziger Jahre im jugendlichen Überschwang die gesamte Abteilung meiner Firma zum Essen eingeladen hatte. Es waren etwa zehn Personen. Die Ernüchterung kam etwas später, denn erst dann überlegte ich, was ich kochen sollte.
Eine ältere Freundin riet mir, ich solle doch diese Britisch-Indische Mulligatawny Suppe machen, sie selbst hätte schon gute Erfahrung bei einer größeren Gästezahl gemacht. Nur eine Suppe als Hauptgang? Das geht ja gar nicht. Sie schenkte mir dann das passende Kochbuch Die 100 berühmtesten Rezepte der Welt
, von Roland Gööck, in dem dieses Rezept enthalten ist. Ich war immer noch skeptisch. Hühnersuppe mit Curry und Sahne? So was gab‘s bei uns nicht. Doch in Ermangelung einer besseren Idee machte ich diesen Versuch. Alle lobten das Essen und ich sah ein zufriedenes Lächeln in den Gesichtern. Welche Köchin mag so etwas nicht? Ab sofort wurde diese Suppe häufig gekocht, wenn ich mehrere Gäste zu bewirten hatte. Bis vor ungefähr zwanzig Jahren.
Meine Tochter und der Schwiegersohn ließen ihr altes Haus renovieren und das Dach wurde neu gedeckt. Meine Tochter bat mich, ich sollte einen großen Warmhaltetopf voll mit dieser Suppe für die Handwerker kochen. Das tat ich doch gern. Es reichte für alle, auch für die Enkelkinder und die Suppe kam – wie immer – bei allen gut an.
Doch am nächsten Tag kam die Bescherung. Mein Enkelsohn, der damals eine feste Zahnspange trug, hatte plötzlich gelbe Zähne. Die Kunststoffteile der Zahnspange hatte das Curry so verfärbt, dass selbst der Kieferorthopäde keine Abhilfe schaffen konnte. Die Reparatur war teuer, und zur Strafe kam die Suppe jetzt in die kulinarische Verbannung.
Erst in diesem Jahr, als mich Miss Sophie wieder an die Mulligatawny Soup erinnerte, wagte ich, sie erneut zu kochen. Und siehe da: Sie schmeckte genauso köstlich wie früher! Diesmal hatte ich keine Gäste, doch mein Mann und ich konnten drei Tage davon genießen – was perfekt passte, denn wir hatten uns beide eine Erkältung eingefangen. Und gibt es nicht etwas Besseres als Hühnersuppe, um wieder auf die Beine zu kommen?
Hier ist mein Rezept für vier Personen: Es gibt zwar unzählige Rezepte dieser Suppe, doch dieses Rezept soll überwiegend in England und Australien beliebt sein.
1 Suppenhuhn oder vier große Hähnchenschenkel
Hier muss man entscheiden, ob man besser mehr Brühe oder mehr Fleisch in der Suppe haben will. Ich nehme bei großen Mengen beides.
1 große Zwiebel
1 großer Bund Suppengrün
3 Lorbeerblätter
40 g Butter
150 g kleingeschnittener Räucherspeck
1 Dose gehackte Tomaten 400 g
1 großes Stück Ingwer
40 g Mehl
3 Esslöffel Currypulver - ja ESSLÖFFEL!
Cayennepfeffer – Menge nach Geschmack
¼ Liter süße Sahne
Etwas Butter
4 Toastbrotscheiben
Das Suppenhuhn mit Salz, grob geschnittenem Suppengrün – nur waschen, nicht schälen –, geschälte und grob geschnittene Zwiebel sowie dem etwas kleiner geschnittenen Ingwer und den Lorbeerblättern in kaltem Wasser aufsetzen. Zum Kochen bringen und bei mäßiger Hitze garen. Fleisch herausnehmen, auslösen und in feine Streifen schneiden. Die Brühe kann indessen noch etwas weiter köcheln, dann durch ein feines Sieb gießen und das ausgekochtes Gemüse im Bioabfall entsorgen.
Den Räucherspeck mit der Butter etwas anbraten und die Tomaten hinzufügen. Dann mit dem Mehl bestäuben, gut umrühren und mit der Brühe auffüllen. Etwa 15 Minuten köcheln lassen.
Currypulver mit dem Schneebesen einrühren und mit Cayennepfeffer abschmecken und das ausgelöste Hühnerfleisch hinzugeben. Zum Schluss die Sahne dazugeben und nicht mehr aufkochen.
Dazu werden Croûtons extra gereicht: Toastbrotscheiben werden in kleine Würfel geschnitten und mit Butter goldbraun in der Pfanne geröstet.
Tipp: Diese Suppe passt nicht zu einer Fastenkur – aber dafür umso besser zu einem gelungenen Abend mit Gästen.
Guten Appetit!