Auf dem Bahnsteig nachts um halb eins
Es ist nach Mitternacht,
ich stehe mutterseelenallein
auf dem Bahnsteig am Ochsenzoll.
Endstation, ich warte auf die nächste Bahn,
weit und breit kein Mensch. Es ist kalt.
Da taucht eine dunkle Gestalt,
schwarz gekleidet mit schwarzer Maske,
aus der Dunkelheit auf.
Ich weiche zurück, was will die Person?
Abstand halten ist doch das erste Gebot!
Da kommt es schon, mit voller Autorität:
Setzen Sie Ihren Mundschutz auf.
Ich schau mich um und meine:
Da ist doch gar keine.
Aber die Vorschrift gibt der Person Macht,
nach dem Sinn fragt sie nicht heute Nacht.
Wer soll mich anstecken? Wen stecke ich an?
Wenn da niemand ist?
Aber ich diskutiere nicht,
setz auf meine Maske und warte,
bis die Person um die Ecke ist.
Dann setze ich die Maske wieder ab
und atme durch, schließlich bin ich allein.
Wo soll die Gefahr sein?
Als der Zug kommt, setze ich die Maske
selbstverständlich wieder auf die Nase.
Ja, so ist das in Zeiten von Corona,
Sinn und Unsinn sind nah beieinander.