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DDR

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Leben in der DDR — 40 Jahre Diktatur / Die 50er bis 70er Jahre, Nierentisch und Tütenlampe
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S-Bahn 19631963, S-Bahn-Zug der Bauart „Stadtbahn“ mit Ziel „Gesundbrunnen“ S-Bahn Berlin, 202562 Jahre später an gleicher Stelle, die Berliner S-Bahn fährt wieder als Ringbahn Bilora BellaDie „blaue Bella“ wurde von 1955 bis 1958 bei Bilora, (Metallwarenfabrik Kürbi & Niggeloh), produziert und benötigt das Rollfilmformat „127“, Foto: Alfred from Germany, CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0), via Wikimedia Commons StädteplanungWelches Bild wird sich uns in weiteren zweiundsechzig Jahren bieten? Erlauben wir uns eine Vision. Vor einigen Jahren kam die Idee auf, die Stadtautobahn, diese unwirtliche Verkehrsschneise, zu überbauen und zu begrünen …

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Betreten der Baustelle verboten!

Zweiundsechzig Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufnahmen von mir.

Ich war 13 Jahre alt, als ich 1963 unter der Knobelsdor‍f‍‍‍‍‍fbrücke in Berlin-Charlottenburg mit meiner einfachen Rollfilmkamera Bilora Bella diesen S-Bahn-Zug der Bauart Stadtbahn aufgenommen habe. Eher zu erahnen, als wirklich zu lesen ist das Ziel der Fahrt: Gesundbrunnen.

Ein Rückblick auf die Situation in West-Berlin im Jahr 1963: Die Mauer trennte bereits seit knapp zwei Jahren Ost- von West-Berlin. Sie hinderte nicht nur die Einwohner der DDR daran, ihr Land zu verlassen, sondern erlaubte meinen Eltern und mir auch keine Besuche bei unseren Verwandten und Freunden in Ost-Berlin mehr. Die Stimmung in West-Berlin war bis Mitte 1963 eher trotzig als optimistisch. Trotz der tapferen Rhetorik des West-Berliner Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt fühlten sich die West-Berliner allein und im Stich gelassen. Der aufmunternde Besuch des US-amerikanischen Präsidenten Kennedys (Ich bin ein Berliner) erfolgte erst im Juni dieses Jahres.

Auch das bis 1961 einheitliche Netz der Berliner S-Bahn wurde durch den Bau der Berliner Mauer in zwei Teilbereiche zerrissen: In West-Berlin endeten die Züge der Ringbahn nun im Bahnhof Gesundbrunnen. Doch nach wie vor oblag der Betrieb der S-Bahn auch in West-Berlin der DDR-Reichsbahn, was auf die Vereinbarungen zwischen den vier Siegermächten nach dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführen war.

Nachdem wir West-Berliner machtlos zusehen mussten, wie der Stacheldraht ausgerollt wurde, richtete sich unsere ohnmächtige Wut gegen die ostzonale S-Bahn. Unmittelbar nach der Grenzabriegelung im August 1961 waren wir zum Boykott aufgerufen worden: Der S-Bahn-Fahrer zahlt den Stacheldraht. Und tatsächlich fuhren die Züge bald gespenstisch leer durch die Halbstadt.

Auf dem Foto von 1963 ist am Bildrand ein hölzerner Bauzaun zu erkennen. Links davon wurde gerade die östliche Fahrbahn der West-Berliner Stadtautobahn gebaut. Natürlich durfte ich weder auf diese Baustelle noch so nah an die Gleise, aber abgesehen von meiner Eisenbahnbegeisterung fühlte ich mich alterstypisch durch den Reiz des Verbotenen angezogen. Ich wohnte mit meinen Eltern unmittelbar an der Knobelsdorffbrücke und erlebte mit, wie ab Ende der 1950er Jahre diese neue Stadtautobahn nach amerikanischem Vorbild gebaut wurde.

Die Idee eines Schnellstraßenrings hatte der einflussreiche West-Berliner Senator Rolf Schwedler von einer Studienreise nach Los Angeles mitgebracht. Der Bau stieß auf ungeteilte Begeisterung in der Bevölkerung, denn die autogerechte Stadt galt in dieser Zeit unhinterfragt als fortschrittlich. Tatsächlich war das private Auto damals nicht nur ein bequemes Verkehrsmittel, sondern auch ein Statussymbol. Ohne damit anzugeben genoss auch ich, dass mein Vater beruflich bedingt immer ein Auto besaß.

So nahmen wir als Anwohner dann auch klaglos den jahrelangen Baulärm für diesen Fortschritt in Kauf. Ende 1962 wurde die westliche Fahrbahn eröffnet, während die in nördliche Richtung verlaufende Strecke erst Ende 1963 fertiggestellt wurde, was mir das Betreten der Baustelle und das Foto möglich machte.

Jetzt, etwa zweiundsechzig Jahre später, fotografierte ich von fast derselben Stelle aus erneut einen S-Bahn-Zug. Wieder kraxelte ich auf einer Baustelle herum. Alter schützt vor Torheit nicht, könnte man meinen, aber ich konnte dem Reiz nicht widerstehen, die heutige Situation mit der meiner Kindheit vor Ort zu vergleichen.

Wie 1963 ist die westliche Fahrbahn der Stadtautobahn befahrbar, die östliche jedoch nicht. Die jahrzehntelange Überlastung hatte die sogenannte Ringbahnbrücke nahe dem Bahnhof Westkreuz so marode werden lassen, dass sie im April 2025 kurzfristig gesperrt und dann abgerissen werden musste. Ursprünglich geplant für 25.000 Fahrzeuge pro Tag schlichen zuletzt knapp zehnmal so viele Fahrzeuge über die Schnellstraße. Für den Neubau und die Wiedereröffnung dieses Autobahnabschnitts gibt es noch keinen Zeitplan.

Der Verkehr auf der Autobahn mit seinem Lärm und den Abgasen hat inzwischen das Wohnhaus meiner Kindheit und die Umgebung qualitativ entwertet. Heute würde ich dort nicht mehr leben wollen. Die Illusion von der freien Fahrt für freie Bürger war zu einem urbanen Albtraum geworden. Doch statt auf die Ratschläge von Verkehrsexperten zu hören, setzt die Berliner Verkehrspolitik in zauberlehrlingshafter Manier weiterhin auf den städtebaulichen Anachronismus und baut Autobahnen in der Stadt.

Positiv hat sich hingegen die Situation um die S-Bahn entwickelt. Auf dem Foto ist ein Zug der neuesten S-Bahn-Baureihe 483/484 zu sehen, an der – erstaunlich für die Berliner Mecker-Mentalität – bislang keine (technische) Kritik laut wurde. Der Fahrtzielanzeiger weist mit Ring keinen Endbahnhof mehr aus. Wie vor dem Mauerbau 1961 fährt die Berliner Ringbahn wieder auf dieser Strecke ohne Ende.

Berlin ist wieder vereinigt und hat jetzt offiziell 3,9 Millionen Einwohner. Doch gefühlt sind deutlich über vier Millionen Menschen in der Stadt. Die Stimmungslage und Lebensqualität in Berlin werden gegenwärtig unterschiedlich bewertet. Während einige Rankings Berlin zu den besten Städten Europas zählen, wird die Lebenszufriedenheit der Bewohner im bundesweiten Vergleich eher als unterdurchschnittlich bezeichnet. Mich betrübt es, die zunehmende Verwahrlosung der Stadt wahrzunehmen, auch wenn dies ja kein spezifisches Berliner Problem ist. Vielleicht ist es auch meinem Alter geschuldet, dass ich jetzt zufrieden bin, nicht mehr in dieser Großstadt zu wohnen.

Aber Berlin ist nach wie vor eine Stadt voller Geschichte, Kultur und Leben. Für meine Besuche in der Bundeshauptstadt nutze ich – natürlich – die S-Bahn. Als gebürtiger Berliner habe ich ohnehin ein emotionales Verhältnis zu diesem ikonischen Verkehrsmittel, und selbst wenn ich wieder einmal von einer der häufigen Störungen im Betriebsablauf betroffen bin, übe ich mich als bekennender Eisenbahnfreak seufzend in nachsichtiger Geduld.

Welches Bild würde sich uns in weiteren zweiundsechzig Jahren bieten? Erlauben wir uns eine Vision. Vor einigen Jahren kam die Idee auf, die Stadtautobahn, diese unwirtliche Verkehrsschneise, zu überbauen und zu begrünen. Damit wäre nicht nur der Verkehrslärm begraben, sondern auch die Wohnqualität im Umfeld nachhaltig verbessert. Erfolgreiche Vorbilder gibt es bereits im In- und Ausland. In Madrid habe ich ein überzeugendes Beispiel kennengelernt: Mit dem Parque Madrid Río ist dort ein Jahrhundertwerk entstanden.

Auch wenn in Berlin mit seinen notorischen Zuständigkeitsquerelen gegenwärtig weder der politische Wille noch die Gestaltungsfähigkeit für eine umweltverträgliche Stadtmobilität erkennbar sind, möchte ich die Vorstellung von dieser wünschenswerten Zukunft nicht aufgeben, selbst wenn ich im Jahr 2087 kaum mehr verbotenerweise irgendwelche Baustellen betreten werde.

  • Quellen:
  • S-Bahn-Fotos aus Privatbestand; Vision: VirtualCity (bearbeitet)
  • Foto Bilora Bella; Alfred from Germany, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons
  • Detlev Lubjahn: Der Wohnblock Knobelsdorffstraße 56a – 62 und die ehemalige „Großgarage am Kaiserdamm“ – Ein Beitrag zur Stadtgeschichte Charlottenburgs, Self Publishing 2024. 10 €. Erhältlich im Kiezbüro Klausenerplatz, Seelingstraße 14, 14059 Berlin zu den Öffnungszeiten oder beim Autor: Detlev.Lubjahn@web.de
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesautobahn_100 (Stand: 27. Mai 2025)
  • https://de.wikipedia.org/wiki/DB-Baureihe_483/484 (Stand 27. Mai 2025)
  • DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Hrsg.): A 100: Machbarkeitsstudie Überdeckelung zwischen Knobelsdorffbrücke und Kaiserdammbrücke. URL: https://www.deges.de/projekte/projekt/a-100-machbarkeitsstudie-ueberdeckelung-der-a-100-zwischen-derknobelsdorffbruecke-und-der-kaiserdammbruecke/ (Stand: 22. August 2023)

  • Autor: Detlev Lubjahn, im Mai 2025
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