Wiedereinstieg ins Berufsleben 1981
Nach 13 Jahren Abstinenz vom Berufsleben, in denen wir unsere beiden Kinder großgezogen hatten (wie man so schön sagt), wollte ich mit 36 Jahren endlich wieder ins Berufsleben einsteigen. Sich selber einzuschätzen war schwer. Was würde man noch können, was sich zutrauen, wie würde man mit Kollegen zurecht kommen? Eine spannende Frage. Aber es ging darum, das eigene Image wieder aufzurichten, Lob und Anerkennung nicht nur vom eigenen Ehemann (wie für gutes Kochen oder Aufräumen) zu erhalten. So bewarb ich mich beim Hamburger Staat als Büroangestellte im Krankenhauswesen zum 1.8.1981 und wurde angenommen, Dank meines früher erworbenen Kaufmannsgehilfen-Briefes. Zuvor wurde ich jedoch eingeladen, die sogen. Senatsprüfung zu bestehen, um zu beweisen, dass ich nicht alles Wissen vergessen hatte in 13 Jahren Hausfrauen-Dasein.
An einem heißen Julitag 1981 wurde es Ernst. In einem Hamburger Prüfungssaal in der Innenstadt (die genaue Adresse ist in Vergessenheit geraten) traf ich mich mit anderen Anwärtern.
Nach der Stoppuhr mussten wir Aufgaben erledigen in Mathematik, Diktat oder Konzentrationsarbeiten. Schließlich sollten wir einen Aufsatz schreiben. Aus drei verschiedenen Themen entschloss ich mich, über Was sagen Horoskope aus
zu schreiben. Mitten in meinen Überlegungen wurde ich herausgerufen aus dem Unterrichtsraum ins Zimmer der Psychologin. Sie empfing mich ganz provokativ mit den Worten: Warum wollen Sie einem Hamburger Arbeitssuchenden den Platz wegnehmen?
Denn ich wohnte schließlich in Schleswig Holstein und hatte mich in Hamburg beworben.
Zum Glück blieb ich in diesem Moment ganz ruhig und gelassen und meinte, von der Grenze Schleswig Holsteins nach Hamburg hätte ich keinen langen Arbeitsweg, außerdem wäre ich in Hamburg aufgewachsen, habe dort gelernt sowie gearbeitet und kannte viele Plätze hier. In Schleswig Holstein wäre es außerdem schwer gewesen, einen interessanten Arbeitsplatz zu finden.
Die Psychologin akzeptierte meine unaufgeregte Antwort und fragte noch ein paar allgemeine Dinge, unter anderem was ich denn gerne an Büchern lesen würde. Meine Lieblingslektüre zu der Zeit war Roald Dahl, herrlich schwarzer Humor. Und wer ihn kennt, weiß zum Beispiel um die Mordgeschichte einer Frau, die ihren Ehemann mittels einer gefrorenen Lammkeule erschlug, um anschließend die ermittelnden Polizisten zum Essen der geschmorten Tatwaffe einzuladen. Niemals wurde je die Mordwaffe gefunden.
Es stellte sich heraus, dass meine Peinigerin
zufällig genauso ein Fan von Roald Dahl war, und wir hatten ein lebhaftes gemeinsames Gesprächsthema.
Natürlich bestand ich diese Senatsprüfung mit Bravour, sogar ohne die mündliche Nachprüfung, aber das lag sicher auch nicht nur an Roald Dahl.
Am 1. August 1981 konnte ich meinen Arbeitsplatz antreten, den ich mehr als 25 Jahre lang ganz gut vertreten habe.