Raucher unter sich
Im Jahr 1975 machte sich noch niemand ernsthafte Gedanken um das Laster des Rauchens.
In allen Gaststätten und öffentlichen Räumen war es erlaubt, und selbst im eigenen Auto tat man es. Hierbei wurde gar nicht bedacht, dass die eigene Gesundheit und die der z.B. mitfahrenden Kinder beeinträchtigt werden könnte. Kein Wunder, dass die Kinder es als normal betrachteten, wenn der Vater oder der Großvater sich zu den Glimmstengeln
hingezogen fühlten.
Mein Vater hatte diesem Laster mit ca. 40 Jahren entsagt, meinem Mann gelang es immerhin schon mit fast 33 Jahren, also im Frühsommer 1975.
Gleiches Recht gilt für alle, so dachte sich wohl unser kleiner Sohn. Er war damals im Sommer zarte 5 Jahre alt und dick befreundet mit Joachim, seinem gleichaltrigen Freund aus unserer Wohnanlage.
Joachim war etwas größer und kräftiger als unser Sohn, und in seiner Jackentasche klimperten einige Münzen Taschengeld. Auf der anderen Straßenseite unseres Wohngebietes befand sich ein Zigarettenautomat, und so entstand die Idee, die Münzen in den Schlitz des Automaten zu werfen und eine Packung Zigaretten zu ziehen. Der Freund unseres Sohnes übernahm diese Aufgabe, aber woher er die Streichhölzer zum Anzünden der Stäbchen
besaß, weiß ich bis heute nicht.
Die Beiden zogen sich in den hinteren Teil des Gartengeländes zurück und probierten ihre erste Zigarette.
Derweil suchte unser zwei Jahre älterer Sohn seinen kleinen Bruder, um ihn zum Abendessen zu holen, und er entdeckte die zwei Rangen paffenderweise in ihrem Versteck. Völlig aufgeregt kam er angerannt, um uns zu vermelden: Mein Bruder und sein Freund sitzen dort hinten im Gebüsch und rauchen
. Natürlich machte sich mein Mann sofort auf zum Ort des Geschehens, um dem Treiben ein Ende zu bereiten und die Gefährlichkeit für ihre junge Gesundheit zu erklären. Zigaretten und Streichhölzer wurden eingezogen. Der Spaß war vorbei, und wir konnten von Glück sagen, dass den zwei Knaben nicht fürchterlich schlecht geworden war.
Einige Tage später besuchten wir die Großeltern unserer Kinder. Mein Vater fragte meinen Mann, ob er sich das Rauchen nun endgültig abgewöhnt habe oder rückfällig geworden sei. Aus eigener Erfahrung wusste er wohl, dass manch einem Raucher dieser Schritt nicht leicht fällt und der Griff zur Zigarette so manches Mal zu verlockend ist.
Mein Mann bestätigte seine Standhaftigkeit, was wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde, und er hat bis heute dem Tabak entsagt.
Unser kleiner Sohn hatte dieses Gespräch mit angehört und meinte nach kurzer Zeit ganz trocken: Opa, ich habe mir auch gerade das Rauchen abgewöhnt
.
Ich denke, es war eine gute Erfahrung, denn bis zum heutigen Tage ist er Nichtraucher geblieben.