Mörder för dree Stunnen
Een wahre Geschicht
Hermann föhr'n grooten Mercedes. Alle andern in Außendienst bi uns in de Firma har'n Firmenwoogen, VW-Standard oder, wer all länger dor wör, uk mol'n Export, avers eben 'n VW, dat genügde. Blots Hermann, de genügde dat nich, un deswegen har he sik selbst'n Auto köfft un kreeg von de Firma nu Kilometergeld. He muss de Höhnerfutterkunn betreu'n in dat Gebiet so von Hamburg bit na Rendburg rup. Un wiel dat so veele Kunn wörn un Hermann för jede Gelegenheit dat Nödigste immer gern sofort to Hand har, bruuk he 'n grooten Kufferruum. De het'n VW nu jo mal nich, un dorüm har Hermann 'n Mercedes. Dat wör nich mehr de neeste Modell, har he gebruukt bi Fa. Max Stauffer in Niemünster köfft. Avers billig in'n Verbruuk wör de, wör nämlich 'n Diesel.
Eenes Daags mut Hermann mit em na de Warkstee, na Max Stauffer in Niemünster. He het nämlich siet een paar Doog bi't föhren immer so'n Knistern achtern in't Auto hört, kann avers nich genau faststell'n, wo dat herkummt. Dat war wi woll finn'n
meent de Meister bi Max Stauffer, de Hermann all lange Johr'n goot kennt. Wi föhrt mal'n Stück tosomm un denn wüllt wi mal sehn.
De Meister sett sik up den Bifohrersitz un Hermann föhrt los. Toerst is dor nix to hör'n, wiel dat de Straat gerade dor so schön glatt is. Föhr dor achtern man mol rechts af, in de ole Wohnsiedlung rin, dor is'n Koppsteenploster.
Hermann föhrt rechts af, un de Meister dreiht den Kopp, so dat he na achtern hörn deiht. Jo, dor is wat! As wenn dor Blick up Blick schüern deiht. Kannst dat uk hör'n? Nu! Ganz düütlich!
Hebb ik di jo segggt
, seggt Hermann, overs, wo kummt dat denn genau her?
Dat wet ik uk noch nich. Dat mut irgendwo bi de Radkassens wesen. Weest wat? Hol mol kort an. Ik kreep eenfach mol in'n Kufferruum rin, un denn föhrst du mol richtig mit Karacho över de Koppsteen. Denn mööt ik dat jo hör'n könn'n, wo dat sitt
.
De Wagen hölt an, beide stiegt ut un goht na achtern. Oha,
seggt Hermann, as he denn Deckel open moken deiht, de Kufferruum, de is jo ganz vull, dor paßt du gornich mehr mit rin. Hier, kiek mol. Schall ik dat gau utrüm'n?
De Meister kickt sik all de Karteikassens, Medizinbuddels un Futterproben an, de dor krüz un quer liggen doht: Och wat. Ik bin jo nich so dick. Dor pass ik woll noch rin. Kannst mi jo man beten nahelpen
. Un dormit krüppt he eenfach över den ganzen Krimskroms hinweg. Un dat geiht uk ganz goot, bloots de Been, dar mut Hermann so'n beten naschuben, sonst ward dat nix. So, nu mok den Deckel dich un denn föhr gau los. Lang hol ik dat hier nich in ut
.
Hermann knallt den Kufferruum to un rennt in Galopp na vörn. Rinn in't Auto un af geiht de Post över't Koppsteenploster.
So, wat nu noch passert, is nich so interessant för uns: dat het nich lang duurt, dor har de Meister dat funn, wo dat Knistern herkeem un de Wagen keem in de Warkstee. Kannst em vonnomiddag wedder afhol'n!
wor dor seggt un allns wör sowiet in Ordnung.
Hermann holt so gegen Klock twee dat Auto wedder af un föhrt denn recht tofreeden dör Niemünster. Dat Knistern is weg. Mit eenmal kummt achter em 'n Polizeiwogen mit Blaulicht un Martinshorn angebruust. Hermann föhrt rechts ran, dormit de vörbi kann. De Wogen bliwwt avers achter em un tut't ümmer lustig wieter up sein Sireen. Na
, denkt Hermann, wat het de denn vör
un föhrt langsom wieter, bit ann de nächste Krüzung ran.
Un dor geiht't nu los: mit eenmol kamt von alle Sieden Peterwagens mit Blaulicht un Martinshorn, holt an, up de Straat, up'n Bürgerstieg un överall, wo Platz is. Polizeibeamte springt rut, verkreept sik deelwies achter de Autos un hebbt sofort 'ne Kalaschnikoff in Anschlag. Annere Beamten winkt de Autofahrers dör: se schöllt wieterföhrn; bloots Hermann nich, de wiest se 'ne rote Kelle anstatt ne gröne. Dreiht de hier'n Film, oder wat is hier los
, denkt Hermann. Un dor kummt uk all een Beamten ganz langsam up sien Wagen to, mit noch anners een, un de holt sein Maschinengewehr genau up Hermann. De dreiht die Schiew dahl: Wat is denn hier los. Wüllt ji mi nu dotscheeten?
De Polizist seggt erst wat, as he bit up dree Meter heran is: Fahrzeugkontrolle! Steigen Sie bitte ganz langsam aus.
Hermann denkt, dat bruukt de woll för den Film und stiggt ut. Drehen Sie sich langsam um und legen Sie die Hände auf das Autodach!
Hermann dreiht sik um un leggt de Hann up dat Autodack. Wat is denn bloots los mit jo? Wat hebb ik denn makt?
Hermann schnackt ümmer plattdütsch, wenn he inne Bredullje komen deiht. De Beamte hett em intwüschen afgrabbelt, ob he 'n Revolver oder sonstwat bi sik het. Öffnen Sie bitte mal den Kofferraumdeckel
, hört Hermann em seggen. Nu wat em dat langsam to bunt: Nu vertell mi doch erst mal, wat ik utfreeten hebb, sonst do ik öberhaupt nix mehr!
blafft he denn Polizisten an. Sie sollen eine Leiche im Kofferraum haben
seggt dor de Beamte. Hermann kickt em ganz verdutzt an, – un denn geiht em langsom een Licht up. He geiht na achtern un mokt den Deckel open: Hier, dor het de Liek legen, aver de arbeit nu all lang wedder, as Meister bi Max Stauffer. Kannst em jo mol anropen!
De Polizist kickt em an, as wenn he dat gornicht verstahn deiht, wat he dor hört het. Schließlich avers geiht he langsam – un zwar rückwärts – na de annern up de anner Stratensiet wedder trügg. Uk sien Kolleg mit de Kalaschnikoff sett sik uk vörsichtig af, wiest dorbi mit sein Scheetprügel avers ümmer noch up Hermann un het den Finger an'n Afzug. Hermann bliwwt bi sein Auto stahn, kickt in'ne Runn'n un grinst. Wat dor nu woll passeren deiht.
Nu ward erst mal schnackt, overs so dat Hermann dat nich hören kann. Een mit de meisten Sterns up de Achselstücken het dat Hauptwort. De is dat denn uk, de mit irgend jemand telefonieren deiht, ne ganze Tied lang, un denn anschließend na Hermann rankummt. Kann ich mal Ihren Ausweis sehen?
frogt he denn ganz höflich. Dat kann he jo woll. He kickt sik den Utwies an, denn Hermann in't Gesicht, un wedder den Utwies, un den giwwt he Hermann de Hand und seggt: Entschuldigen Sie bitte vielmals, da hat sich wohl jemand versehen.
Wat dor nu wirklich passeert wör, kriggt Hermann uk noch von denselben Polizisten to weten,: een öllere Froo har morgens ganz upgereegt in de Wache anropen, dat dor jemand in eer Straat grad eene männliche Liek achter in sien Auto verstaut har un wör denn mit quietschende Reifen dorvonbruust. Se har dat von boben von ehr Fenster ut ganz genau sehn un sik uk de Autonummer noch marken kunnt. Un de Polizei har all 'ne ganze Tied un in de ganze Stadt mit 'ne Großfandung na disse Autonummer söcht. Harn'n de natürlich nicht funn'n, wiel dat dat Auto jo inne Warkstee wör. Und das hat sich dann ja vorhin durch meinen Anruf bei Max Stauffer alles aufgeklärt
meent he denn noch.
Un denn kann he plötzlich uk plattdütsch un seggt: Weest wat, kumm doch vonabend gegen Klock söß mol na uns inne Wache, denn hebbt wi all Fierabend un könnt mol'n schön't Glas Beer tosom'n drinken!
Un dat hebbt se denn uk dahn un hebbt dor veel bi lacht, de Polizisten un Hermann, de Mörder för dree Stunn'n.
Mörder für drei Stunden
Eine wahre Geschichte
Hermann fährt einen großen Mercedes. Alle andern im Außendienst unserer Firma haben einen Firmenwagen, VW-Standard oder, wer schon länger in der Firma war, auch mal einen VW-Export, aber eben einen VW, das genügte. Bloß Hermann, dem genügte das nicht, und deshalb hat er sich selbst ein Auto gekauft und bekommt von der Firma nun Kilometergeld. Er muss die Hühnerfutterkunden betreuen im Gebiet so von Hamburg bis nach Rendsburg rauf. Und weil das so viele Kunden sind und Hermann für jede Gelegenheit das Nötigste immer gern sofort zur Hand hat, braucht er einen großen Kofferraum. Den hat so ein VW ja nun mal nicht, und darum hat Hermann einen Mercedes. Es ist nicht mehr das neueste Modell, hat er gebraucht bei Fa. Max Stauffer in Neumünster gekauft. Aber billig im Verbrauch ist er, ist nämlich ein Diesel.
Eines Tages muss Hermann mit ihm in die Werkstatt, zu Max Stauffer in Neumünster. Er hat nämlich seit ein paar Tage beim Fahren immer so ein Knistern hinten im Auto gehört, kann aber nicht genau feststellen, woher das kommt. Das werden wir wohl finden
meint der Meister bei Max Stauffer, den Hermann schon seit vielen Jahren gut kennt. Wir fahren mal ein Stück zusammen und dann wollen wir mal sehen.
Der Meister setzt sich auf den Beifahrersitz und Hermann fährt los. Zuerst ist nichts zu hören, weil die Straße gerade da so schön glatt ist. Fahr da hinten man mal rechts ab, in die alte Wohnsiedlung rein, da ist Kopfsteinpflaster.
Hermann fährt rechts ab, und der Meister dreht den Kopf, sodass er nach hinten hören kann. Ja, da ist was! Als wenn da Blech auf Blech scheuert. Kannst du das auch hören? Nun! Ganz deutlich!
Hab ich dir ja gesagt
, sagt Hermann, aber, wo kommt das denn genau her?
Das weiß ich auch noch nicht. Das muss irgendwo aus den Radkästen kommen. Weißt was? Halt mal kurz an. Ich krabbel einfach mal in den Kofferraum, und dann fährst du mal richtig mit Karacho über die Kopfsteine. Dann müsste ich es ja hören können, wo das herkommt
.
Der Wagen hält an, beide steigen aus und gehen nach hinten. Oha
, sagt Hermann, als er den Deckel aufmacht, der Kofferraum ist ja so voll, da passt du gar nicht mehr mit rein. Hier, guck mal. Soll ich das schnell ausräumen?
Der Meister guckt sich die Karteikästen, Medizinflaschen und Futterproben an, die dort kreuz und quer liegen: Ach was. Ich bin ja nicht so dick. Da passe ich wohl noch rein. Du kannst mir ja ein bisschen nachhelfen
. Und damit kriecht er einfach über das ganze Gerümpel hinweg. Das geht auch ganz gut, nur die Beine, da muss Hermann ein bisschen nachschieben, sonst wird das nichts. So, nun mach den Deckel zu und dann fahr schnell los. Lange halte ich das hier im Kofferraum nicht aus
.
Hermann knallt den Kofferraum zu und rennt im Galopp nach vorn. Rein ins Auto und ab geht die Post über das Kopfsteinpflaster.
So, was jetzt noch passiert, ist nicht so interessant für uns: Das hat nicht lange gedauert, da hat der Meister gefunden, woher das Knistern kommt und der Wagen kommt in die Werkstatt. Kannst ihn heute Nachmittag wieder abholen!
wurde noch gesagt und alles war so weit in Ordnung.
Hermann holt so gegen zwei Uhr das Auto wieder ab und fährt recht zufrieden durch Neumünster. Das Knistern ist weg. Mit einmal kommt hinter ihm ein Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn angebraust. Hermann fährt rechts ran, damit die vorbeikönnen. Der Wagen bleibt aber hinter ihm und tutet immer lustig weiter mit seiner Sirene. Na
, denkt Hermann, was haben die denn vor
und fährt langsam weiter, bis an die nächste Kreuzung.
Und dort geht es nun los: Mit einmal kommen von allen Seiten Peterwagen mit Blaulicht und Martinshorn, halten an, auf der Straße, auf dem Bürgersteig und überall, wo Platz ist. Polizeibeamte springen raus, ducken sich teilweise hinter ihren Autos und haben sofort eine Kalaschnikow im Anschlag. Andere Beamte winken die Autofahrer durch: Sie sollen weiterfahren; nur Hermann nicht, dem zeigen sie eine rote Kelle anstatt einer grünen. Drehen die hier einen Film, oder was ist hier los
, denkt Hermann. Und dann kommen auch andere Beamte ganz langsam auf seinen Wagen zu, mit noch einem, der sein Maschinengewehr genau auf Hermann hält. Der dreht die Scheibe runter: Was ist denn hier los. Wollt ihr mich jetzt totschießen?
Der Polizist sagt erst was, als er bis auf drei Meter heran ist: Fahrzeugkontrolle! Steigen Sie bitte ganz langsam aus.
Hermann denkt, das brauchen die wohl für ihren Film und steigt aus. Drehen Sie sich langsam um und legen Sie die Hände auf das Autodach!
Hermann dreht sich um und legt die Hände auf das Autodach. Was ist denn bloß los mit euch? Was habe ich denn gemacht?
Hermann redet immer plattdeutsch, wenn er in Bedrängnis gerät. Der Beamte hat ihn inzwischen abgetastet, ob er einen Revolver oder sonst was bei sich hat. Öffnen Sie bitte mal den Kofferraumdeckel
, hört Hermann ihn sagen. Nun wird ihm das langsam zu bunt: Jetzt erzählen Sie mir doch erst mal, was ich ausgefressen habe, sonst mach ich überhaupt nichts mehr!
blafft er den Polizisten an. Sie sollen eine Leiche im Kofferraum haben
, sagt da der Beamte. Hermann guckt ihn ganz verwirrt an, – und dann geht ihm langsam ein Licht auf. Er geht nach hinten und macht den Deckel auf: Hier, da hat die Leiche gelegen, aber die arbeitet jetzt wieder, als Meister bei Max Stauffer. Kannst ihn ja mal anrufen!
Der Polizist guckt ihn an, als wenn er gar nicht versteht, was er gehört hat. Schließlich aber geht er langsam – und zwar rückwärts – zu den anderen auf der anderen Straßenseite wieder zurück. Auch sein Kollege mit der Kalaschnikow setzt sich vorsichtig ab, zeigt dabei mit seinem Schießprügel aber immer noch auf Hermann und hat den Finger am Abzug. Hermann bleibt an seinem Auto stehen, guckt in die Runde und grinst. Was nun wohl passieren wird.
Jetzt wird erst mal geredet, aber so, dass Hermann es nicht hören kann. Einer mit den meisten Sternen auf den Achselstücken führt das Wort. Der ist es dann auch, der mit irgendjemand telefoniert, eine ganze Zeit lang, und dann anschließend zu Hermann kommt. Kann ich mal Ihren Ausweis sehen?
, fragt er ganz höflich. Das kann er ja wohl. Er guckt sich den Ausweis an, dann Hermann ins Gesicht, und wieder den Ausweis, und dann gibt er Hermann die Hand und sagt: Entschuldigen Sie bitte vielmals, da hat sich wohl jemand versehen.
Was da wirklich passiert ist, bekommt Hermann auch noch von dem Polizisten zu wissen: Eine ältere Frau hat morgens ganz aufgeregt auf der Wache angerufen, dass da jemand in ihrer Straße gerade eine männliche Leiche hinten in seinem Auto verstaut hat und wäre anschließend mit quietschenden Reifen davon gefahren. Sie hat das von oben aus ihrem Fenster ganz genau gesehen und sich auch die Autonummer merken können. Daraufhin hat die Polizei eine ganze Weile und in der ganzen Stadt mit einer Großfahndung nach dieser Autonummer gesucht. Haben sie natürlich nicht gefunden, weil das das Auto ja in der Werkstatt war. Und das hat sich dann ja vorhin durch meinen Anruf bei Max Stauffer alles aufgeklärt
meint er dann noch.
Und dann kann er plötzlich auch plattdeutsch und sagt: Weißt du was, komm doch heute Abend gegen sechs Uhr mal zu uns auf die Wache, dann haben wir alle Feierabend und können mal ein schönes Glas Bier zusammen trinken!
Und das haben sie dann auch getan und haben dabei viel gelacht, die Polizisten und Hermann, der Mörder für drei Stunden.