Alleen tohuus
Mien Fro hett to mi seggt: Ik goh no Christine, wi wöllt Bridge speelen.
Genau — Bridge speelen, nich Skoot oder Rommé, wat ik ok kann. Vörnehme Dooms speelt Bridge hüütodoogs — dat höört schienbor to jüm ehr Emanzipatschoon.
Also mien Fro Rosel, ik segg jümmers Rosella to ehr, seggt kott bevör se affhoolt warrt: Schall ik di wat ton Eeten hinstelln?
— Nee, deit nich nödig, ik mook mi sülven wat Lüttes in de Pann.
— Aver dat dat nich wedder an de Deek hangt.
Jümmers höllt se mi dat vör, wat all veele Johrn trüüch liggt. Ik harr dormols dat Fett in de Pann to hitt warrn loten, de Eier dorin doon un den Deckel opleggt. As ik em affnemm, dor suus de ganze Kroom an de Deek. Un dat in Rosellas Köök ehr Paradestuuv
.
In'n Köhlschapp stoht Delikatessheringe, de kannst mit Swattbroot eten. Kannst di ok 'n poor Knackwüst hitt mooken, de kannst ok mit Brot eten
, meent se. Ik kunn richdig höörn, dat man dorto keen Fett hitt moken bruukt. Aver Heringe — dat weer nich slecht. Wat heet hier överhaupt Knackwüst oder Heringe. För mi wöör in Stillen all Knackwüst und Heringe dorut. Nee, nich tohoop, schöön een no't Annere — Vörgericht un Hauptgericht. Un denn- Heringe mookt son schöönen Beerdöst.
Rosella warrt affhoolt. Mi weer so, as wenn de Bridgedooms mi minnachtig ankeeken. In jüm ehr Oogen weer 'k jo ok bloß een ganz gewöhnlichen Skootbroder. Rosella meent, dat is mien Minderwertigkeitskomplex. Bevör se ut de Döör güng, keek se noch mol in ehre Köök - allns wie gelickt.
Endlich alleen. Dat schull 'n herrlichen Dag warrn. Eerstmol eenen Whisky pur un een Beer. Denn mienen Schrievdisch opkloorn — Klock fiev kunn dat Fest losgohn. Bit dorhin sitt Rosella bi Christine un pleeg sik mit Nööttort un Slagrohm. Dat heet jümmers, dat Christine no oole Rezepten backt: Du nemmst tein Eier un een Pund Botter
...un so wieder. Aver wat is dat gegen mien Delikatesshering un Knackwust.
De Klock is fiev. Rin in de Köök. Een Töller mit Swattbroot för de Heringe. Aver eerstmol Botter op't Broot. Ik höör Rosella seggen: Kleev de Botter nich op't Broot.
Is dat villicht mien Schuld, dat man Köhlschappbotter nich smeern — bloß in Schieben snieden kann? Nu de Heringe dorop — to schöön. Dorto noch'n Beer, deit keenen Schoden. Loter een weniger — wenn ik dat bit dorhin nich wedder vergeeten heff.
Man smeckt dat goot - is goot för dree Steerns! Nebenbi loot ik all dat Woter för de Knackwüst hitt warrn. Rosells sitt mi all wedder in'n Nacken un seggt: Dat Woter dröff nich koken, sünst platzt de Wust. Un se mööt fiev oder tein oder twintig Minuten trecken.
Wie lang denn nu? Dat wüß ik nich. Keen Vörstellung. Worüm heff ik Rosella denn dat teinbändige Kookbook schenkt, dor mutt dat in stohn.
Allns steiht dor: Wust in Kartüffelmantel, Wust in Slooprock, Wust mit Kees un Schinken, Wust provenzialisch. Dat heet jo, dat de Franzosen ok Wust eet — also ik bin op den richdigen Weg. Aver nirgends steiht, wolang de Wust int Woter blieven mutt. Wat dor allns över Wust lesen kannst. Welk warrt brüht, welk broodt, eh dat se op'n Disch kommt. Dat gifft Kalvsbrootwust oder Swiensbrootwust in Natur- oder künstlichen Darm. Brüh- un Kookwust, Regensborger, Frankfurter, Wiener. All gifft dat frisch oder in Dosen. Man bruukt se op'n Johrmarkt un ton Kinnergeburtsdag. Aver nich een Woort doröver, wie lang se in Woter hitt warrn mööt.
Intwischen heff ik dat Beer utdrunken — keen Wunner bi de seelische Belastung. Her mit'n frischen Buddel. Villicht steiht dat bi de Wust in Kartüffelmantel. Mol sehn. Dorto bruukt man söbenhunnertföfftig Gramm Pellkartüffeln, fievunsöbentig Gramm Mehl, dree Eigeel. Ton Utbacken söbenhunnertföfftig Gramm Kokosfett oder een Liter Öl. Kiek mol so veel Fett un ik krieg Utschells, wenn ik de Botter bloß 'n beten dicker oplegg. Ik föhl mi rehabiliteert! Aver nich een Woort över de Tiet ton Hittwarrn von Wüst!
De sind nu döttein Minuten in'n Putt, nu krieg ik se rut. Döttein is een Glückstall. De Wüst smeckt un sind richdig hitt. Worüm mutt ik de eegentlich nookig eten, mi dünkt'n poor Eier könnt keen Schoden doon. Röhreier sind mien Spezialität. Wenn se stockt sind, sind se fardig. Aver dat geiht op best, wenn de Kookplatt ok anstellt is. Ok dat krieg ik trecht. Un so heef ik opletzt noch een frugalet Eeten op'n Töller.
Allein zu Hause
Meine Frau sagte zu mir: Ich gehe zu Christine zum Bridge-Spielen.
Genau — Bridgespielen — nicht Skat oder Rommé, was ich auch kann. Vornehme Damen spielen heute Bridge — das gehört wohl zu ihrer Emanzipation.
Also meine Frau Rosel — ich sage Rosella zu ihr — sagt, kurz bevor sie abgeholt wird: Soll ich dir etwas zum Essen hinstellen?
— Nein, das ist nicht nötig. Ich mache mir etwas Kleines in der Pfanne.
— Aber pass auf, dass es nicht wieder an der Decke hängt.
Immer hält sie mir das vor, was schon viele Jahre zurückliegt. Ich hatte damals das Fett in der Pfanne heiß werden lassen, die Eier dazu gegeben und den Deckel auf die Pfanne gelegt. Als ich diesen abnahm, sauste der ganze Kram an die Decke. Und das in Rosellas Küche — ihrer Paradestube.
Im Kühlschrank stehen noch Delikatess-Heringe, die kannst du mit Schwarzbrot essen. Kannst dir auch Knackwurst heiß machen, die kannst du auch mit Schwarzbrot essen,
meinte sie noch. Ich kann hören, dass man dazu kein Fett in der Pfanne heiß machen muss. Aber Heringe — das ist nicht schlecht. Was heißt hier überhaupt Knackwurst oder Heringe? Für mich wurde daraus im Stillen Knackwurst und Heringe. Nein — nicht zusammen, schön eins nach dem anderen — Vorgericht und Hauptgericht. Außerdem, Heringe machen einen so schönen Bierdurst.
Rosella wird abgeholt. Mir war so, als ob die Bridgedamen mich als minderwertig ansahen. In ihren Augen war ich ja auch nur ein ganz gewöhnlicher Skatbruder. Rosella meint, das ist mein Minderwertigkeitskomplex. Bevor sie aus der Tür geht, wirft sie noch einen Blick in ihre Küche — alles picobello — wie geleckt.
Endlich allein! Das sollte ein herrlicher Tag werden. Erstmal einen Whisky pur und eine Flasche Bier. Dann meinen Schreibtisch aufklaren. Um fünf konnte das Fest beginnen. Bis dahin sitzt Rosella bei Christine und pflegt sich mit Nusstorte und Schlagsahne. Es heißt, dass Christine noch nach alten Rezepten backt: Du nimmst zehn Eier und ein Pfund Butter
und so weiter. Aber was ist das schon gegen Delikatessheringe und Knackwurst.
Die Uhr ist fünf. Hinein in die Küche. Einen Teller für das Schwarzbrot und die Heringe. Aber erstmal Butter aufs Brot. Ich höre Rosella sagen: Nicht die Butter aufs Brot kleben.
Ist das vielleicht meine Schuld, dass man Kühlschrankbutter nicht streichen sondern nur in Scheiben schneiden kann? Nun die Heringe darauf — zu schön. Dazu noch ein Bier, das tut keinen Schaden. Später eins weniger, wenn ich das bis dahin nicht vergessen habe. Mann, schmeckt das gut — mindestens drei Sterne!
Nebenbei lasse ich schon das Wasser für die Knackwurst heiß werden. Rosella sitzt mir schon wieder im Nacken und sagt: Das Wasser darf nicht kochen, sonst platzen die Würste. Sie müssen fünf oder zehn oder zwanzig Minuten ziehen.
Wie lange denn? Das weiß ich nicht. Keine Vorstellung. Wozu habe ich ihr denn das zehnbändige Kochbuch geschenkt, darin muss es ja angegeben sein.
Alles steht da: Wurst im Kartoffelmantel, Wurst im Schlafrock, Wurst mit Käse und Schinken, Wurst provenzalisch usw. Das heißt ja, dass die Franzosen auch Würstchen essen, dann bin ich auf dem richtigen Weg. Aber nirgendwo steht, wie lange die Wurst im Wasser bleiben muss. Was man da alles über Wurst lesen kann, unglaublich. Manche Würste werden gebrüht, andere gebraten, ehe sie auf den Tisch kommen. Es gibt Kalbsbratwürste und Schweinsbratwürste im Natur- oder künstlichen Darm, Brüh- oder Kochwürste, Regensburger, Frankfurter, Wiener oder Nürnberger. Alle gibt es frisch und in Dosen. Man isst sie auf dem Jahrmarkt und zu Kindergeburtstagen. Aber nicht ein Wort darüber, wie lange sie im heißen Wasser ziehen müssen.
Inzwischen habe ich das Bier ausgetrunken, kein Wunder bei der seelischen Belastung. Her mit einer frischen Flasche. Ach, vielleicht steht es bei Wurst im Kartoffelmantel. Mal sehen. Dazu braucht man 750g Pellkartoffeln, 75g Mehl, sowie drei Eigelb. Zum Ausbacken benötigt man siebenhundertfünfzig Gramm Kokosfett oder einen Liter Öl. Sieh mal an, so viel Fett und ich bekomme Vorwürfe, wenn ich die Butter bloß ein bisschen dicker aufs Brot lege
. Ich fühle mich rehabilitiert. Aber nicht ein Wort über die Zeit vom heiß werden der Würste
.
Die sind jetzt dreizehn Minuten im Topf, ich hole sie jetzt raus. Warum soll ich die eigentlich nackig
essen? Ich mache mir ein paar Rühreier dazu — schadet ja nicht. Rühreier sind meine Spezialität. Wenn sie gestockt sind, sind sie fertig. Aber das geht am besten, wenn man die Herdplatte auch anstellt. Auch das schaffe ich noch. Und so habe ich zuletzt doch noch ein üppiges Hauptgericht auf meinem Teller.