Russlandreise vom 25. Juni bis 5. Juli 2019
Erster Reisetag (25. Juni): Abflug Hamburg nach Sankt Petersburg
Mit einer komfortablen Maschine vom Typ Airbus A319 fliegen wir um 17.35 Uhr vom Helmut Schmidt Airport ab. Die Flugzeit beträgt drei Stunden, allerdings liegt Sankt Peterburg in einer anderen Zeitzone, wir stellen die Uhren um eine Stunde vor.
Im Terminal werden wir von der Reiseleitung (Trendtours) in Empfang genommen. Es befindet sich dort eine große Menschenansammlung, viele junge Frauen mit grün gefärbten Haaren sind zu sehen und die Leute der Security. Es wird die Ankunft einer koreanischen Rock-Gruppe erwartet. Wir können dem Treiben zusehen, weil ein Paar noch auf einen Koffer wartet. Es wird gerätselt, warum man für eine elftägige Reise vier Koffer benötigt. Die Wartezeit wird von vielen genutzt, einige Euros in Rubel zu tauschen. Der Tauschkurs ist gut, für einen Euro gibt es rund 72 Rubel. Wir tauschen ganze 40 Euro und kommen damit für die gesamte Reise gut über die Runden. Als Zahlungsmittel wird überall die Kreditkarte (Visa / MasterCard) akzeptiert, die EC-Karte funktioniert in Russland allerdings nicht.
Endlich hat das Paar auch den verloren geglaubten Koffer gefunden und unsere Reisegruppe ist komplett. Die Reiseleitung begleitet uns zum Bus, der unser Gepäck aufnimmt und zu einer Stadtrundfahrt durch Sankt Petersburg startet. Die Reiseleiterin überschwemmt uns mit Informationen über den weiteren Verlauf der Reise, die wir gar nicht aufnehmen können, weil es so viel zu schauen gibt. Spät werden wir dann in das Hotel Moskau gebracht, das ungefähr zwölf Kilometer vom Stadtkern entfernt liegt. Das Hotel ist ein mächtiger Kasten mit 20 Stockwerken, vier Fahrstühlen und scheint gut belegt zu sein. Das Restaurant hat bereits geschlossen, da wir erst nach 22.00 Uhr eintreffen. Ein Imbiss wird im achten Stockwerk, in der Bar serviert. Es besteht aus Tee und Kaffee, einigen pappigen Brötchen, die mit Käse, Wurst und Lachs belegt sind. Schmecken wie sie aussehen, nach Pappe mit was drin. Dazu gibt es noch etwas frischen Salat.






















Unser Hotelzimmer liegt im vierten Stock, die Aussicht geht auf ein Dach mit vielen Lüftern, die Geräuschkulisse ist entsprechend, das Fenster muss geschlossen bleiben. Der Raum ist aber mit einer Klimaanlage ausgestattet, das werden wir in Sankt Petersburg und in Moskau noch häufiger zu sehen bekommen. Klimaanlagen scheinen in den Großstädten zum Standard zu gehören. Die beiden Einzelbetten im Doppelzimmer sind gut und bequem. Das Badezimmer ist mit einer Badewanne, Duschvorhang und Dusche ausgestattet, das Aussteigen aus der Wanne gestaltet sich schwierig, man muss aufpassen, dass man auf den glatten Fliesen nicht ausrutscht. Sonst alles sauber und mit Handtüchern und Seifenspender ausgestattet.
Frühstück am anderen Morgen ab 7.00 Uhr in einem Riesenspeisesaal mit einem Frühstücks-Buffet. Hier geht es sehr chaotisch zu, was der Organisation zuzuschreiben ist. Am Kaffeeautomaten stehen die Suppentassen, Kaffeetassen, Messer und Gabel sind gut versteckt. Ansonsten bietet das Buffet nichts außergewöhnliches, Käse und Wurst, Marmelade und Butter gibt es wie überall abgepackt. Ich vermisse das Ei, dafür werden Bratkartoffeln und warme kleine Würstchen angeboten.
Nach dem Frühstück, wir haben in den Hotels Halbpension, weil wir den ganzen Tag unterwegs sein werden, holt uns der Bus zu einer weiteren Stadtrundfahrt ab.
Zweiter Reisetag (26. Juni): Rundfahrt durch Sankt Petersburg
Nach dem Frühstück, wir haben in den Hotels Halbpension, weil wir den ganzen Tag unterwegs sein werden, holt uns der Bus zu einer weiteren Stadtrundfahrt ab, am Abend steht eine Kanalfahrt unter dem Motto Venedig des Nordens durch die Stadt an. Sankt Peterburg erhielt 1991 nach einer knappen Volksabstimmung seinen alten Namen wieder, das Umland heißt weiterhin Leningrader Region. Die Stadt ist mit fünf Millionen Einwohner die zweitgrößte Stadt Russlands.
Der erste Bus-Stopp ist am Newski-Prospekt am Gribojedow-Kanal. Da wir ein Einzelvisum besitzen, können wir uns in der Stadt frei bewegen und bekommen bei den Stopps freie Zeit und können die Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust erkunden. Vom Bus ist es nicht weit zur Blutkirche, der Christi-Auferstehungs-Kirche. Leider wird der Hauptturm gerade renoviert und verbirg sich hinter Gerüst und Planen. Die Bezeichnung der Straßen als Prospekt leitet sich von Perspektive ab. Die Stadt sollte nach den Vorstellungen des Zaren Peter I gebaut, Perspektiven, Durchblicke bieten. Das Wort ist aber im russischen zu schwierig auszusprechen, daraus wurde Prospekt als Bezeichnung für alle Querstraßen.
Die Auferstehungskirche, auch als Blutkirche, Erlöserkirche und Erlöser-Kirche auf dem Blut (russisch Собор Воскресения Христова) bekannt, ist eine Memorialkirche in Sankt Petersburg. Sie ist nach dem Vorbild der Moskauer Basilius-Kathedrale gestaltet und als einziges großes Kirchengebäude der Petersburger Innenstadt, das nicht italienischen und klassizistischen westlichen Baustilen folgt, entsprechend auffällig. Die Orientierung an der ornamentalen und bunten Dekorationsweise der altrussischen Kunst aus der Epoche vor Peter I., die sich der westlichen Kultur noch nicht geöffnet hatte, entsprach der in der zweiten Jahrhunderthälfte am Zaren Hof gepflegten Rückwendung hin zu nationalen Traditionen und ist damit dem gleichzeitigen mitteleuropäischen Historismus vergleichbar. Erbaut wurde sie von 1883 bis 1912 an der Stelle, an der Alexander II. einem Attentat zum Opfer gefallen war. Sie wurde zur Hundertjahrfeier des Sieges über Napoleon Bonaparte im Vaterländischen Krieg und zum 300-jährigen Jubiläum der Romanow-Dynastie eröffnet. Die Kirche steht in der Nähe des Newski-Prospektes am Gribojedow-Kanal. Sie bedeckt eine Fläche von etwa 7.000 Quadratmetern; die innere flächendeckende Ausgestaltung im Ikonenstil und äußere Verzierung besteht vor allem aus Mosaiken.
Vom Ufer der Newa können wir die Peter und Paul Festung mit ihrem schlanken, hohen, goldenen Turm bewundern. Die Peter-und-Paul-Festung (russisch Петропавловская крепость/Petropawlowskaja krepost) ist eine Festungsanlage aus dem frühen 18. Jahrhundert, die den Ursprung und das historische Zentrum der Stadt Sankt Petersburg bildet. Die auf der Haseninsel in der Newa gelegene Anlage beherbergt heute vor allem Ausstellungen und Museen und ist sowohl Touristenmagnet als auch Erholungsort für die Sankt-Petersburger. Die Festung ist zentraler Teil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Sankt Petersburger Innenstadt.
Die Fahrt geht weiter, vorbei am Winterpalais der Romanows, in der heute die Eremitage, eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt untergebracht ist, zur Isaak-Kathedrale. Die Isaak Kathedrale (russ. Исаа́киевский собор; offizielle Bezeichnung: Kathedrale des Heiligen Isaak von Dalmatien, russ. собор преподобного Исаакия Далматского) ist die größte Kirche Sankt Petersburgs und einer der größten sakralen Kuppelbauten der Welt. Die Kirche ist 111 Meter lang, 97 Meter breit und 101,50 Meter hoch. Der Durchmesser der vergoldeten Hauptkuppel beträgt 26 Meter. In der Kirche finden mehr als 10.000 Menschen Platz. Seit den 1930er-Jahren wird sie als Staatsmuseum verwaltet.

































Mir fallen die genialen Ampelanlagen in der Stadt auf. Statt des gelben Lichtes wird die Rot- bzw. Grünphase in verbleibenden Sekunden angezeigt. Während des Umschaltens ist kurz eine gelbe Ampel zu sehen, dann folg wieder eine Sekundenanzeige in grün oder rot, je nach Ampelphase.
Die nächste Freizeit haben wir zur Besichtigung der Kasaner Kathedrale am Newski-Prospekt. Unsere Mitreisenden bleiben in der Stadt und kommen später mit der Metro ins Hotel, eine einfache Fahrt kostet 45 Rubel.
Im Hotel machen wir eine kleine Ruhepause und ziehen dann auf eigene Faust los, am Ufer der Newa entlang, immer der Uferpromenade folgend. Das Alexander-Newski-Kloster befindet sich unmittelbar gegenüber dem Hotel. Der Verkehr ist selbst für uns, die wir doch aus einer großen Stadt kommen, gewöhnungsbedürftig. Heil über die Straße zu kommen ist lebensgefährlich, die Autofahrer nehmen wenig Rücksicht. Besonders beim Abbiegen fahren sie sehr forsch. Fußgänger sollten sehr vorsichtig sein. Der Preis für einen Liter Diesel oder Benzin ist fast gleich, der Liter kosten durchschnittlich 45 Rubel, rund 60 Cent, soviel wie eine einfache Fahrt mit der Metro.






















Am Abend besteigen wir wieder den Bus, der uns in die Altstadt bringt. Wir werden zu den Barkassen gebracht, die uns heute durch die Kanäle der Stadt schippern sollen. Die Fahrt wird unter dem Motto: Venedig des Nordens
angeboten und muss als Ausflug extra gebucht werden.












































Die Kanalfahrt begann nach dem Dinner im Hotel am 26. Juni 2019 um 19.30 Uhr mit der Abfahrt vom Hotel. Gegen 22.00 Uhr waren wir wieder zurück, wir haben die Bootsfahrt während der Weißen Nächte
in Sankt Petersburg sehr genossen und würden jedem Besucher zu dieser Fahrt raten, die Stadt ist vom Wasser aus doppelt sehenswert.
Die Dreifaltigkeitskathedrale, auch Ismailowskij-Kathedrale genannt, (russisch Троицкий собор, Troitski sobor, Троице-Измайловский, Troize-Ismailowskij sobor) ist eine russisch-orthodoxe Kathedrale im Zentrum von Sankt Petersburg und gehört zu den markantesten Bauwerken der Stadt. Sie wurde als Garnisonskirche für das Ismailowskij-Regiment errichtet.
Die Nikolaus-Marine-Kathedrale (russisch Никольский морской собор) in Sankt Petersburg, benannt nach dem Schutzpatron der Seeleute, wurde von 1753 bis 1762 von dem Architekten Sawwa Tschewakinski, einem Schüler von Francesco Rastrelli, im späten Barockstil erbaut. Die am Krjukow-Kanal gelegene Kathedrale ist mit einer blau-weißen Fassade verziert und besteht aus zahlreichen korinthischen Säulen; sie wird von fünf vergoldeten Kuppeln gekrönt. Das Innere der Kirche ist reich mit Goldarbeiten sowie vielfältigem Stuckdekor verziert und enthält eine prächtige Ikonostase mit Bildern aus dem 18. Jahrhundert. Nach russischer Tradition besteht die Kirche aus zwei Kirchenräumen, der Unter- und der Oberkirche. Die niedrige und düstere Unterkirche steht dem Volk täglich zur Verfügung, während die weitläufigere, helle Oberkirche nur an Feiertagen und zu besonderen Festtagen geöffnet ist. Die Nikolaus-Kathedrale war eine der wenigen Kirchen, die in sowjetischer Zeit nicht geschlossen wurde. Im Jahr 1967 wurde hier die Totenmesse für die Dichterin Anna Achmatowa abgehalten. Das ursprünglich als Kirche für die Angestellten der Admiralität im Seefahrer-Viertel errichtete orthodoxe Gotteshaus ist auch der Ort, wo der auf dem Meer umgekommenen Seeleute gedacht wird. So gibt es in der Kirche Gedenktafeln für die Besatzungen gesunkener U-Boote. Hier fanden auch die Trauermessen für die Mannschaft des im Jahr 2000 gesunkenen U-Boots K-141 Kursk
statt.
Dritter Reisetag (27. Juni):
Sankt Petersburg - Smolnyj Kloster und Eremitage,
Einschiffung auf der MS »Lenin«
Wir verlassen des Hotel Moskau
mit unserem Gepäck, checken aus und verstauen das Gepäck im Bus. Heute werden wir das Smolnyj-Kloster und die Eremitage besuchen, abends begeben wir uns auf unser Schiff, die MS »Lenin«.
Das Smolny-Institut (russisch Смольный институт) ist ein ursprünglich als Kloster konzipierter Komplex in Sankt Petersburg, der jedoch nie als solches benutzt wurde. Der Komplex unterteilt sich dabei in das Institut selbst und das Kloster (russisch Смольный монастырь) samt Auferstehungskathedrale (russisch Смольный Воскресения Христова собор). Smolny kommt vom russischen Wort smoljanoj (russisch смоляной), was so viel wie harzig oder teerig bedeutet. Der Standort war ein ehemaliges Gelände einer Teerfabrik, gelegen an einer Newa-Biegung im Nordosten Sankt Petersburgs. Heute liegt das Kloster am Rastrelli-Platz (russisch площадь Растрелли), der zu Ehren des Architekten des Smolny-Klosters so benannt worden ist. Das Kloster wurde von Zarin Elisabeth I. als Altersruhesitz geplant und von dem italienischen Baumeister Bartolomeo Francesco Rastrelli in den Jahren 1748 bis 1757 erbaut. Das Kloster ist in Form eines griechischen Kreuzes angelegt, in dessen vier Ecken einkupplige Kirchen integriert wurden. Es wird weithin als Meisterwerk des Elisabethanischen Barocks angesehen und die für Rastrelli typischen weiß-blauen Farbtöne dominieren. Der von ihm entworfene 160 Meter hohe Glockenturm hätte das höchste Gebäude Russlands der damaligen Zeit werden sollen. Der Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs verhinderte jedoch den weiteren Ausbau und mit dem Tode Elisabeths im Jahre 1762 wurden Pläne für den Glockenturm und den weiteren Innenausbau auf Eis gelegt. Da die neue Zarin Katharina II. zudem den Klassizismus bevorzugte, erhielt der vormalige Hofarchitekt Rastrelli keine weiteren Aufträge mehr.
Wir besuchen den Panzerkreuzer »Aurora«. Symbol der Oktoberrevolution. Die Aurora (russisch Аврора Awrora) ist ein Kriegsschiff der ehemaligen Kaiserlich Russischen Marine und liegt seit 1956 als Museumsschiff in Sankt Petersburg.



























Die Weiterfahrt endet auf dem Palastplatz vor dem Winterpalast, der die Eremitage beherbergt. Unsere pfiffige Reiseleiterin bringt uns an der langen Schlange vor dem Haupteingang durch einen Nebeneingang ins Gebäude, sodass uns langes Schlange stehen erspart bleibt. Nach Überprüfung und Durchleuchtung der Taschen werden wir mit Hörgeräten ausgerüstet, damit wir den Erklärungen lauschen können.
Der Winterpalast (russ. Зи́мний дворе́ц [ˈzʲimnʲɪj dvɐˈrʲɛts]), auch Winterpalais genannt, war die Hauptresidenz der russischen Zaren in Sankt Petersburg. Das Gebäude befindet sich zwischen dem Palastplatz und dem Ufer der Newa. Es beherbergt heute einen Teil der Museumssammlung Eremitage.























































Die Eremitage [eʁɘmiˈtaːʒ] oder Ermitage (russisch Эрмитаж) in Sankt Petersburg an der Newa ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Auch der Gebäudekomplex, der das Museum beherbergt und zu dem der berühmte Winterpalast gehört, wird heute zusammenfassend als Eremitage bezeichnet. Er ist ein zentraler Bestandteil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Sankt Petersburger Innenstadt. Im Archiv befinden sich fast drei Millionen Objekte, unter anderem archäologische Fundstücke sowie die neben dem Louvre und dem Prado bedeutendste Sammlung klassischer europäischer Kunst. In mehr als 350 Sälen sind etwa 65.000 Exponate ausgestellt. Zu den ausgestellten Bildern gehören Werke holländischer und französischer Meister wie Rembrandt, Rubens, Matisse und Paul Gauguin. Außerdem sind zwei Gemälde des italienischen Universalgenies Leonardo da Vinci sowie im nahegelegenen Generalstabsgebäude 31 Gemälde des spanischen Malers Pablo Picasso ausgestellt. Das Museum hat etwa 2.500 Mitarbeiter.






















Wir verlassen die Eremitage und den Palastplatz. Unser Bus bringt uns die Newa aufwärts zum Anleger der Flussschiffe. Die Fahrt geht durch die Vorstädte von Sankt Petersburg, genannt Leningrader Region
mit den vielen Hochhäusern mit mehr als 20 Stockwerken. Wir checken auf dem Schiff ein, geben unsere Pässe an der Rezeption ab und erhalten unsere Kabinenschlüssel. Das Schiff wurde 1987 in Boizenburg an der Elbe, damals noch DDR, gebaut und verströmt den Resopal-Charme der 80er Jahre. Die Kojen sind etwas kurz, das Duschbad einfach, aber das ist kein Manko. Wir wollen die Landschaften Kareliens sehen und nicht in der Kabine residieren. Das ganze Schiff macht aber einen sehr gepflegten und sauberen Eindruck. Die Küche leistet unglaubliches, um den 250 Gästen an Bord jeden Abend ein fürstliches und ausgezeichnetes Fünf-Gänge-Menü zu zaubern.
Gegen 21.30 Uhr Ortszeit passieren wir die Ruine der Festung Schlüsselburg. Die Festung Schlüsselburg (historisch Festung Nöteborg) liegt am linken Ufer der Newa am Ladogasee auf einer Flussinsel vor der gleichnamigen Stadt Schlüsselburg 35 Kilometer östlich von Sankt Petersburg. Die Festung Schlüsselburg wurde 1990 von der UNESCO in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen. Die Festung wurde laut der russischen Geschichtsschreibung im 14. Jahrhundert von Juri I. Daniilowitsch angelegt, der Großfürst von Moskau und gleichzeitig Fürst von Nowgorod war. Nach dem russischen Wort für die auf der Insel wachsenden Haseln (nach einer anderen Version nach der Form der Insel, einer weiteren nach im Sinne von harte Nuss) nannte er sie Orechowez (Ореховец), die Festung Oreschek (Орешек). Nach der schwedischen Version wurde die Insel erstmals 1299 vom Schweden Torgils Knutsson befestigt. Auch der schwedische Name hat etwas mit Nuss zu tun: Nöt
heißt auf Schwedisch Nuss, borg bedeutet Burg. 1323 wurden in der Festung Verhandlungen um den russisch-schwedischen Grenzverlauf in Karelien geführt, der Abschluss wird in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung meist als Vertrag von Nöteborg oder Frieden von Schlüsselburg benannt. Die Festung selbst verblieb bei Nowgorod bzw. später als Teil des Zarentum Russland und wurde 1352 mit steinernen Mauern sowie in den folgenden Jahrhunderten zudem mit mehreren Türmen verstärkt.
Vierter Reisetag (28. Juni): Ladogasee und Swir-Schleusen
In der Nacht hat unser Schiff die Newa verlassen und befährt nun den größten Süßwassersee Europas, den Ladoga-See. Er liegt in Nordwestrussland zwischen der Oblast Leningrad und dem Süden der Republik Karelien, nahe der Grenze zu Finnland. Seine Wasserfläche beträgt 17.700 Quadratkilometer, zusammen mit seinen weit über 500 Inseln umfasst er 18.135 Quadratkilometer. Die Summe der Landflächen seiner Inseln übertrifft mit 687 Quadratkilometer die Wasserfläche des Bodensees. Der See erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über knapp 220 Kilometer und misst an seiner breitesten Stelle in West-Ost-Richtung 120 Kilometer; im Minimum ist er etwa 80 Kilometer breit. Die maximale Tiefe des Ladogasees beträgt 225 Meter, die durchschnittliche See Tiefe liegt bei etwa 52 Meter.
Wir verlassen den See und kommen in das Museumsdorf Werchnije Mandrogi (russisch Верхние Мандроги). Das Dorf in der Oblast Leningrad (Russland) hatte im Oktober 2010 238 Einwohner. Der Ort liegt am linken Ufer des Flusses Swir, der den Onegasee mit dem Ladogasee verbindet. Es befindet sich westlich der Stadt Podporoschje unweit der Grenze zur Republik Karelien. Administrativ gehört es zur Stadtgemeinde (gorodskoje posselenije) Waschiny des Rajons Podporoschje. Die Siedlung städtischen Typs Waschiny liegt etwa 15 Kilometer nordöstlich, die Stadt Podporoschje 20 Kilometer östlich von Werchnije Mandrogi.

































Wir schauen uns im Dorf um, schauen die kunstvoll geschnitzten Giebel der Häuser an und besuchen die Handwerker und Künstler des Dorfes, die mit ihren Erzeugnissen ihren Lebensunterhalt verdienen. Es werden kunstvoll bemalte Matrjoschkas angeboten, auch geschmackvolle Glasarbeiten. Das sind keine Andenken, wie man sie an jeder Straßenecke zum Verkauf angeboten bekommt. Auch die Bernsteinerzeugnisse, vor allem Schmuck, sind filigran und kostbar gearbeitet. Unser Mittag wird heute hier im Zelt serviert, es gibt Schaschlik vom Grill und einen Kuchen zum Nachtisch. Das schiffseigene Entertainerpaar singt dazu mit Akkordeonbegleitung in ordentlicher Lautstärke russische Lieder bis zur Ohnmacht… Kalinka, Kalinka, Kalinka maya… Als der Ghettoblaster den Part übernimmt, verziehen wir uns schleunigst ins Dorf. Dort kommen wir nicht um die leckeren Pirogen herum, die müssen wir ausgiebig probieren. Mit so einer guten Unterlage machen wir uns auf ins Wodka-Museum. Die Frauen kommen nicht mit, darum gehen Reinhard und ich allein. Der Eintritt kostet 300 Rubel, dafür darf jeder vier verschiedene Wodkas probieren. Leicht angedüst gehen wir wieder an Bord und setzen unsere Reise fort.
Die beiden Schleusen am Unterlauf und Oberlauf der Swir heben unser Schiff um je zehn Meter und wir fahren weiter, der Nacht entgegen Richtung Onega-See, dem zweitgrößten See Europas.
Fünfter Reisetag (29. Juni): Onegasee, Kizhi-Insel und Kowzha












































In der Nacht haben wir den Fluss Swir durchfahren und sind jetzt auf dem Onegasee zur Insel Kizhi (russisch Кижи, von karelisch kischat für Spiele
) unterwegs. Ihr Ensemble von Kirchen in Holzbauweise, Freiluftmuseum Kischi genannt, gehört seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es umfasst derzeit etwa 80 Gebäude der karelischen Holzbaukunst. Hier erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise und befinden uns im Herzen Kareliens.
Der Name der Insel deutet darauf hin, dass sich an der Stelle früher ein heidnischer Ritualplatz des Volkes der Karelen befand. Die Insel ist ungefähr sieben Kilometer lang und einen halben Kilometer breit. Sie ist von einer Vielzahl (ungefähr 5.000) zumeist kleinerer Inseln umgeben, die zur Landschaft Saoneshe
(um den Onegasee herum) gehören. Eine Besiedlung der leicht hügeligen Insel lässt sich vom 11. Jahrhundert an nachweisen. Auch im 21. Jahrhundert wohnen rund 100 Personen auf der Insel, die sich auf zwei Dörfer verteilen. Ihr Haupterwerbszweig ist der Tourismus, früher war es der Fischfang, wie ein ausgestelltes spezielles flaches Segelboot, die Kishanka
, bezeugt. Heute kommen jährlich etwa 170.000 Gäste aus aller Welt nach Kischi. Im 17. Jahrhundert wurde ein Ensemble von Kirchen erbaut, welches auch die Verklärungskirche und die Kirche Maria Schutz und Fürbitte umfasst. Im 18. Jahrhundert vernichtete ein Brand die meisten Bauten und diese wurden mithilfe aller Familien wieder neu und schöner errichtet.
Am frühen Nachmittag sind wir zurück am Schiff und legen ab. Wir verlassen den Onegasee südwärts und fahren in den Fluss Kowzha ein. Das Dinner wird heute nur in Piratenverkleidung serviert, der Kapitän dieser Schaluppe hat zum Piratendinner geladen. Wer in unpassender Kledage kommt wird nicht eingelassen, es sei denn er bezahlt in Rubel oder singt ein Lied. Am späten Abend erreichen wir bei der Stadt Wytregra die erste von sechs Schleusen des Wolga-Ostsee-Wasserweges, die uns insgesamt um 80 Meter heben werden. Das Schleusen dauert die ganze Nacht.
Sechster Reisetag (30. Juni): Weißer See, Goritzy und Kirillo-Beloserskij-Kloster
In der Nacht haben wir alle sechs Schleusen der Kowzha passiert und den Weißen See durchfahren. Es regnet bei 17°C, ab Mittag wird es sonnig und wärmer. Bei der Weiterfahrt auf dem Fluss Scheksna passieren wir bei Tschaika die Ruine einer Kirche, die dem Stausee weichen musste.
Wir legen in Goritzy an und werden bei bestem Wetter per Bus zur Besichtigung des Kirillo-Beloserskij-Klosters gebracht. Das Kirillo-Beloserski-Kloster ist eine der größten russischen Klosterfestungen. Es wurde 1397 in der heutigen Oblast Wologda nahe dem Dörfchen Gorizy beziehungsweise der Stadt Kirillow gegründet, und war eines der wichtigsten religiösen Zentren des Großfürstentums Moskau und seiner Nachfolgestaaten. 1924 wurde das Kloster in ein Museum umgewandelt und die Bibliotheksbestände nach Moskau und Sankt Petersburg transferiert. Die Ikonen wurden mit denen anderer Klöster zusammengelegt und im ehemaligen Refektorium in einer beeindruckenden Sammlung der Öffentlichkeit zugängig gemacht.

































Vom Anleger mache ich noch ein Foto von der Klosterkirche in Goritzy, dann geht unsere Reise weiter. An Bord wird zu einer traditionellen russischen Teezeremonie eingeladen, dazu gibt es süße Pirogen. Es entsteht ein solches Gedränge, dass Dörthe und ich den Saal fluchtartig verlassen. Die Gäste an Bord haben sicher nicht genug zu essen bekommen und stürzen sich jetzt wie wild auf das Angebot, Gott sei Dank, dass nicht Messer und Gabel ausgegeben wurden, sonst hätte es Tote und Verletzte gegeben! Wir bevorzugen es an Deck zu bleiben und dem wundervollen Sonnenuntergang zuzuschauen.
Siebenter Reisetag (1. Juli): Rybinsker Stausee, Wolga und Jaroslawl
Wir fahren am frühen Morgen auf der Wolga durch die Schleusen sieben und acht in den Rybinsker Stausee und erreichen beim Hellwerden die Rybinsk-Schleuse und das Denkmal Mütterchen Wolga
. Nach dem Schleusen fährt unser Schiff nicht weiter und alle rätseln herum, bis durchsickert, dass einer der Passagiere in der Nacht verstorben ist und wir Staatsanwalt und Polizei an Bord haben, die uns die Weiterfahrt verboten haben. Der ursprüngliche Plan, bis nach Jaroslawl zu fahren, uns dort auszuladen für eine Stadtbesichtigung, dann Tanken zu fahren und uns später dort wieder abzuholen, ist aus Zeitgründen nicht mehr einzuhalten. Die Planänderung wird über den Bordlautsprecher bekannt gegeben, wir steigen in Rybinsk aus und werden per Bus die 80 Kilometer nach Jaroslawl gebracht. Unser Schiff fährt tanken und wird uns in Jaroslawl abholen, so die jetzige Planänderung, um die Verzögerung zu kompensieren.
In Jaroslawl angekommen, geht es durch die Budenstadt mit vielen Andenkenverkäufern zügig über den großen Platz, dann eine Brücke zum Kreml. Jaroslawl (russisch Яросла́вль) ist eine Großstadt in Russland mit 591.486 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010) und gleichzeitig Hauptstadt der Oblast Jaroslawl. Sie liegt an der Mündung des Flusses Kotorosl in die Wolga im europäischen Teil des Landes, 282 Kilometer nordöstlich von Moskau. Jaroslawl, das im September 2010 sein 1000-jähriges Bestehen feierte, gehört zu den ältesten Städten Zentralrusslands. Im Mittelalter war Jaroslawl die Hauptstadt eines Fürstentums, Anfang des 17. Jahrhunderts war es für einige Monate De-facto-Hauptstadt des russischen Zarentums, und vor der Gründung Sankt Petersburgs galt Jaroslawl als zweitgrößte russische Stadt. Heute ist die Stadt ein beliebtes Touristenzentrum und wird zum Goldenen Ring Russlands gezählt, einer Gruppe altrussischer Städte nordöstlich von Moskau. Die Altstadt mit vielen Kirchen aus dem 17. Jahrhundert, dem Ensemble des Erlöser-Verklärungs-Klosters sowie einem gut erhaltenen Straßennetz aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit vorwiegend klassizistischen Profanbauten ist seit 2005 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO eingetragen.
Den ersten Halt machen wir an der versteckten Kirche
, die während der Stalin-Ära dem Abriss entgangen ist, weil die Gläubigen ihre Kirche mit allerlei Unrat zugestellt hatten, sodass die Obrigkeit nicht die Kunstschätze, die Ikonostase und die zahlreichen Deckenfreskos zu sehen bekam. Lenin hatte gesagt, Religion ist Opium für das Volk und Stalin wollte das Opium
ausrotten.






















Die nächste Station unserer Stadtbesichtigung ist der Gouverneurs Palast Jaroslawl. Die Tochter des Gouverneurs, in der Kleidung des 19. Jahrhunderts, zeigt uns die Schönheit der Räume mit ihren vielen Kunstschätzen und gibt Erklärungen dazu. Im Ballsaal gibt es plötzlich zwei weitere Töchter in entsprechender Kleidung, die mit den Besuchern zu Klavier und Cellobegleitung Menuett tanzen, um die glanzvolle Vergangenheit dieser Räume auferstehen zu lassen. Die Töchter
entpuppen sich als Schauspielerinnen, die sich hier etwas hinzuverdienen.






















Danach haben wir freie Zeit und können uns in der Stadt umschauen. Unser Weg führt uns zur Prophet-Elias-Kirche, deren Turm dem der versteckten Kirche
sehr ähnlich ist. Auffallend sind die vielen grünen Zwiebeltürme.
Am Spätnachmittag beenden wir unseren Rundgang durch Jaroslawl an der Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Erbaut wurde sie von 1215 bis 1219 im Zentrum der Stadt am rechten Ufer der Wolga. 1937, während der Stalin-Ära wurde das Bauwerk abgerissen und erst 2004 begann an gleicher Stelle die originalgetreue Rekonstruktion, die während der Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum am 12. September 2010 mit der Weihe beendet wurde.
Gegen Abend legt unser Schiff am Wolgaufer an und wir steigen müde und erschöpft wieder ein, essen zu Abend und begeben und danach auf das Sonnendeck. Die Luft ist mild, es ist stark bewölkt und es gibt Wetterleuchten. In der Bar findet heute ein Karaoke Wettbewerb statt, Animation für den, der's mag und das Entertainmentduo plärrt mal wieder Kalinka, Kalinka, Kalinka maya…
. Wir genießen die milde Luft, Wodka und Bier und lassen die beleuchten Zwiebeltürme der Kirchen am Wolgaufer an uns vorüberziehen. Blitze erhellen die Nacht und starker Regen prasselt herunter, wir verziehen uns in die Koje.
Achter Reisetag (2. Juli): Auf der Wolga nach Uglitsch
Nach dem gestrigen Gewitter heute strahlender Sonnenschein, am Ufer sehen wir nach dem Frühstück schon die vielen Türme von Uglisch. Am Anleger erwartet uns eine Kapelle, die deutsche Volkslieder spielt und auch vor dem Abspielen unserer Nationalhymne nicht zurückschreckt, gegen Rubel natürlich. Dann folgt ein Fußmarsch durch die Stadt, zuerst durch die lange Reihe der vielen Andenkenbuden, die hier am Anleger aufgebaut sind, dann über den großen Platz und eine alte Brücke zum Kreml. Das Wort Kreml
bezeichnet eine innere Befestigungsanlage, im weitesten Sinne eine für mehrere altrussische Städte typische Zitadelle. Wir bestaunen die Ikonostase, die Malereien und Deckenfresken. Auffällig ist die Darstellung des Gekreuzigten als Viernageltypus, damit ist es vermutlich vor der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. Bis zur Gotik wurde Jesus am Kreuz nicht mit übereinandergeschlagenen, sondern mit nebeneinander befindlichen Beinen dargestellt, jeder Fuß von einem Nagel durchbohrt. Mit den beiden Nägeln für die Hände bzw. Handgelenke finden damit vier Nägel Verwendung.
Zum Ensemble des Kremls gehört auch die Dimitri-Blut-Kirche, sie wurde etwa 1692 in Gedenken an den Zarensohn Dimitri, der in Uglitsch ermordet worden sein soll, am dortigen Wolga-Ufer, auf Anordnung von Zar Peter dem I. errichtet. Die Kirche ist im Inneren mit unzähligen, farbenfrohen Fresken, die die Geschichte des Zarewitschs Dimitri
zeigen, ausdekoriert. Die Kirche ist durch ihre weit leuchtenden blauen Kuppeln und den roten Anstrich schon von weitem am Wolga-Ufer zu sehen. Unsere Reiseleiterin erzählt, dass in Wahrheit der Zarewitsch mit einem Messer gespielt haben soll. Beim Herumtollen mit anderen Kindern ist er gefallen und hat sich das Messer in den Hals gerammt, worauf er verstorben ist.






















Auch die schönste und interessanteste Reise geht einmal zu Ende, unsere müden Füße haben wir heute auf der Liege am Sonnendeck ausruhen können. Am Abend steht das bei Kreuzfahrern so beliebte und unvermeidliche Käptens Dinner an, um elegante Kleidung wurde gebeten. Dafür habe ich sogar ein Jackett im Koffer herumgeschleppt. Wir werden von den fleißigen Damen, die uns so gekonnt die Speisen serviert haben, in Galauniform empfangen. Es gibt Sekt oder Saft nach Wahl und der Kapitän kommt an jeden Tisch, um mit seinen Passagieren anzustoßen. Der Kapitän der MS »Lenin« verantwortungsbewusst mit Saft, deshalb können wir die Nacht ruhig schlafen.
Neunter Reisetag (3. Juli): Ausschiffen und Stadtrundfahrt Moskau
Die letzte Etappe unserer Flussreise, wir verlassen die Wolga und fahren in den Moskau-Kanal. Bei Kaljasin, auf der Wolga passieren wir beim Frühstück den Glockenturm der gefluteten Nikolaus-Kathedrale, die dem gestauten Wasser geopfert wurde, um die Wasserstraße schiffbar zu machen. Leider hatte ich die Kamera nicht griffbereit, deshalb gibt es keine Fotos. Bei Dubna passieren wir zwei Schleusen, bei Dmitrow vier weitere.
Am Vorabend habe ich unser Konto an Bord geschlossen und die Nebenkosten für Getränke etc. mit der Kreditkarte bezahlt. Das geht sehr einfach, Visa- oder Master Card werden problemlos akzeptiert, das Trinkgeld für die Mannschaft kann in Euro in einem geschlossenen Briefumschlag gezahlt werden. Für das Trinkgeld steht eine Urne bereit, in der die Briefumschläge versenkt werden dürfen.
Moskau empfängt uns mit seinen beeindruckenden Vor- und Schlafstädten und Häusern mit mehr als 20 Stockwerken.
Bekanntes Procedere, die Koffer werden entladen und zu den einzelnen Bussen gebracht. Das Aussteigen geht gruppenweise, dazu wurden die Koffer farbig markiert und den einzelnen Bussen zugeordnet. Wir entern den Bus №4 und haben blaue Aufkleber auf dem Gepäck. Dann startet die Stadtrundfahrt, da wir immer noch dem Zeitplan hinterherhinken. Den Extraausflug Moskau bei Nacht
haben wir nicht gebucht, so ist es schon anstrengend genug und mehr werden wir auch nicht sehen können. Wir machen einen ausführlichen Stopp am Roten Platz, der aber gar nicht Rot
ist. Unsere Stadtführerin erklärt, dass rot
gleichbedeutend mit schön
ist, es müsste demnach eigentlich Schöner Platz
heißen. Über Schönheit kann man bekanntlich streiten, aber der Platz ist beeindruckend. Nach PP-Pause sammeln wir uns beim Reiterdenkmal vor dem Historischen Museum. Das Denkmal erinnert an den Sieg über den Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg, wie der Zweite Weltkrieg in Russland genannt wird. Unter den Hufen des Rosses werden die Symbole der Nazi-Herrschaft, das Hakenkreuz zertrampelt.
Wir machen uns entlang der Kreml-Mauer zur Besichtigung des Kremls auf den Weg. Die Mauer und die Türme des Moskauer Kremls gehören zu den ältesten erhaltenen Bauwerken in Moskau. Ursprünglich waren sie als Befestigungsanlage errichtet, um den Kern der Stadt vor Angriffen zu schützen. Der heutige Komplex dieser Stadtbefestigung wurde größtenteils im späten 15. Jahrhundert von italienischen Architekten erbaut. Erhalten sind heute eine durchgehende Stadtmauer, 20 Wachtürme und eine ehemals hochklappbare Zugangsbrücke zu einem der Türme. Wir betreten den Kreml, nachdem wir kontrolliert und durchleuchtet wurden, die Sicherheitsmaßnahmen sind streng, den das Tor des Dreifaltigkeitsturms (Троицкая башня. Der gehört zu den bekanntesten Kreml-Türmen, nicht zuletzt, weil durch dessen Tor die meisten Touristen heute den Kreml betreten. Bis unter den Sowjetstern an seiner Spitze beträgt die Höhe des Dreifaltigkeitsturms 76,4 Meter und einschließlich des Sterns 80 Meter, womit er der höchste Kremlturm ist. Anzumerken ist jedoch, dass seine Höhe bei Betrachtung von der Kremlseite her etwas geringer ausfällt, da der Turm direkt am Hang des Kremlhügels steht. Der Turm besteht aus dem sechsstöckigen Basisteil und dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Anbau mit dekorativen Türmchen und kielbogenförmigen Ornamenten aus weißem Kalkstein sowie einem schlanken Glockenturm mit Zeltdachabschluss.

































Nachdem wir durch alle Kathedralen des Kremls geschleift wurden, Dörthe und Roswita streiken bereits, verlassen wir den Kreml durch das Tor des Erlöserturms. Wie passend gewählt uns dieser Name vorkommt. Wir betreten wieder den Roten (Schönen) Platz und schlendern herüber zur Basilius-Kathedrale, eigentlich: Kathedrale des seligen Basilius (russisch Собор Василия Блаженного, Sobor Wasilija Blaschennogo) ist der inoffizielle Name der russisch-orthodoxen Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben (Собор Покрова Пресвятой Богородицы, что на Рву, Sobor Pokrowa Preswjatoj Bogorodizy, tschto na Rwu) in der russischen Hauptstadt Moskau. Die am südlichen Ende des Roten Platzes stehende Kathedrale gilt als eines der Wahrzeichen Moskaus.











Wir verlassen den Roten Platz und fahren weiter in die Stadt. Uns fallen die hohen spitzen Gebäude aus der Ära Stalin auf, die Stalins sieben Schwestern
genannt werden. Die typische Bauweise wird Zuckerbäckerarchitektur
genannt. Müde und erschöpft checken wir zwölf Kilometer vom Zentrum entfernt im Hotel Salut
ein. Unser Zimmer, sauber nett, aber wieder mit Badewanne statt Duschbad, liegt im 13. Stockwerk. Das Buffet ist unterirdisch, wie ein Relikt aus Stalins Zeiten. Frühstück ist auch nicht besser, aber deswegen sind wir nicht hier.
Zehnter Reisetag (4. Juli): Moskau, Stadtrundfahrt
Unser letzter Urlaubstag, wir haben gut geschlafen und starten ausgeruht in den Tag. Es steht uns ein Stadtbesichtigungs-Marathon bevor, die heutige Bustour durch Moskau soll acht Stunden dauern. Wir starten nach dem Frühstück und besteigen unseren Bus, der uns zum Sperlingsberg bringt. Von dort haben wir eine gute Aussicht über die Stadt.






















Am Platz der Völkerfreundschaft gibt es wieder eine Freizeit, wir gehen durch den Triumphbogen am Lenindenkmal vorbei zum Brunnen der Völkerfreundschaft(russisch фонтан Дружбы народов) einem monumentalen Springbrunnen auf dem Gelände des Allrussischen Ausstellungszentrums, der früheren Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft WDNCh. Sein engerer mittlerer Kreis trägt den Titel Die Goldene Garbe
. Zusammen mit der Wiedereröffnung der erweiterten Ausstellung über die Errungenschaften der Volkswirtschaft wurde der Brunnen 1954 eingeweiht. Dort gibt es für jede der Sowjetrepubliken ein prachtvolles und reich verziertes Gebäude. Die Errungenschaften der UDSSR sollen hier gepriesen werden, bei einer PP-Pause entdecke ich eine echte
Errungenschaft, die man so in Deutschland vergeblich suchen wird: Die Herrentoilette, die nach all den Wasserspielen dringend aufgesucht werden muss.
Letzter Reisetag (5. Juli): Rückflug nach Hamburg
Den Wecker hatte ich auf 5.00 Uhr gestellt, so hatten wir genügend Zeit zum Duschen und Packen. Die Reisenden, die nach Frankfurt mit der Lufthansa fliegen sollten, bekamen ein Lunchpaket, weil Küche und Restaurant erst um 6.00 Uhr öffneten. Mit Gepäck fuhren wir ins Erdgeschoss zum Frühstücken. Ein Bodyguard bewachte unsere Koffer in der Lobby. Eine halbe Stunde später hatten wir bereits ausgecheckt und saßen im Bus, der uns zum größten der vier Moskauer Flughäfen brachte. Um 10.35 Uhr startete unser A320 der Aeroflot in Richtung Hamburg und landeten pünktlich um 12.30 Uhr. In der Maschine haben wir unsere Uhren wieder auf Hamburger Zeit ungestellt, dadurch verkürzte
sich die Flugzeit um eine Stunde. An der Gepäckausgabe fehlte Dörthes Koffer, es wurde eine Verlustmeldung aufgegeben und wir fuhren nur mit einem Koffer nach Hause. Im Koffer befanden sich außer der Kleidung noch eine wertvolle Uhr, zwei Goldketten und ein Opalanhänger, die bei Verlust unversichert sind. Sehr leichtsinnig, Schmuck im Koffer zu transportieren, der Verlust hätte bei ungefähr 4.000 Euro gelegen, den niemand ersetzt hätte. Glücklicherweise fand sich der Koffer wieder, er war in Moskau auf dem Flugfeld stehen geblieben und kam am Samstag mit der Mittagsmaschine unversehrt mit. So hat die Sache einen glücklichen Ausgang gefunden.
Fazit dieser Reise: Es war keine Erholungsreise, sondern sehr anstrengend. Aber es gab eine Menge zu sehen und so hatten wir es uns erhofft. Glücklicherweise hielten sich die Menschenmengen in den Museen und Kirchen in Grenzen, was wohl auch der guten Organisation durch den Veranstalter Trendtours
zuzuschreiben war. Was mir negativ auffiel, war das undisziplinierte Verhalten der Mitreisenden an den Buffets der Hotels. Herausragend war die russische Teezeremonie an Bord, ich hatte den Eindruck, dass die Passagiere nicht zu essen bekommen hatten und wie eine hungrige Meute über die süßen Pirogen herfiel. Gerade von den Älteren hätte ich das nicht erwartet, wir hatten den Eindruck, mit einem Altersheim unterwegs zu sein. Dazu fällt mir der Text des Liedes von Reinhard Mey ein, der die Schlacht am kalten Buffet besingt.