TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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Das Elternhaus meiner MutterRoostraße 25 in Osterode/Ostpeußen; das Elternhaus meiner Mutter um 1940 Bayerländerturm OstwandKlettern am Bayerländerturm, Ostwand; IV+, 200 m; Hochtourenführerlehrgang 1992 Wattwandern 1987Wattwandern an der Nordsee im Winter 1987


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Heimatgefühle

Viel ist über den Begriff Heimat, auch hier in der Erinnerungswerkstatt bereits geschrieben worden, doch immer scheinen mir die Definitionen schwammig und unbestimmt zu bleiben. Vielleicht kann man auch gar nicht eine umfassende Beschreibung von Heimat abgeben, weil es keine klare Definition dafür gibt. Ist es dann eher ein Bauchgefühl, etwas, wobei es einem warm ums Herz wird, wenn man an seine Heimat denkt? Ist es das Paradies der Kindheit, aus dem der junge Erwachsene vertrieben wurde, als er ins Berufsleben entlassen wurde, flexibel den Wünschen des Unternehmens folgend?

Meine Eltern sind Heimatvertriebene, Flüchtlinge aus dem ehemals deutschen Ostpreußen. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen, wenn sie von ihrer Heimat, den weiten ostpreußischen Wäldern und den kristallklaren Seen des Oberlandes rund um Osterode in Ostpreußen erzählte. Mein Vater, 1920 in Röschgen/Ostpreußen geboren, erzählte mir, wie er von seinen Eltern zum Pilze sammeln angeleitet wurde und im Herbst in den tiefen Wäldern seiner Heimat das Fleisch des Waldes in großen Körben nach Hause schleppte. Meine Großmutter sprach noch ein wenig in ostpreußischer Mundart und erzählte ebenfalls aus der Heijmat wo es im Winter kalt war, viel kälter als hier in Hamburg und am Dreewenzsee das Eis geerntet wurde, das in Stroh verpackt, den Eiskeller bis zum nächsten Winter kühlte und die Sommer waren viel wärmer als hier…

1945 haben sie ihre Heimat verlassen, ihre Häuser, ihre Freunde und Bekannte, alle sozialen Strukturen brachen zusammen und die Menschen wurden in alle Himmelsrichtungen versprengt und ihrer Wurzeln beraubt. Bis zu ihrem Tode haben meine Eltern von ihrer Heimat erzählt, in die sie nicht mehr zurückkehren konnten.

In jedem Jahr wurden von den Landsmannschaften der heimatvertriebenen Ostpreußen, Sudetendeutschen, Schlesier und Pommern die sogenannten Kreisheimattreffen veranstaltet, die auch von meinen Eltern regelmäßig in der Hoffnung besucht wurden, Freunde, Bekannte und ehemalige Nachbarn aus dem Oberland Ostpreußens zu treffen. Ich erinnere mich, zu einem dieser Treffen mitgenommen worden zu sein und ich höre heute noch deutlich die markigen Worte, die von der Rednerkanzel in den Saal geschmettert wurden. Deutschland geteilt? – Niemals wurde gerufen und ich hörte einige Leute reden Unser schönes Land haben jetzt die Pollacken und das war einmal die Kornkammer Deutschlands. In mir stieg die Angst auf, weit weg ziehen zu müssen, meine Freunde und mein Umfeld zu verlieren, um es für ein unbekanntes Land eintauschen zu müssen, in dem auch noch Pollacken wohnten. Wie aber ein Zurückkehren vonstatten gehen sollte, ohne erneut ein Unrecht an der nach dem Krieg dort geborenen Generation zu begehen, blieb unklar und wurde von den Rednern nicht weiter erläutert und meine Generation hatte solche Ambitionen nicht, unsere Heimat war hier – im westlichen Norddeutschland.

Auch meine Eltern haben lange so gesprochen, 1987 waren sie das erste Mal im Rahmen einer StudienreiseLesen Sie auch:
Wiederbegegnung mit dem Land Ostpreußen nach 42 Jahren
mit der Volkshochschule Quickborn in der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren, in Ostróda im ehemaligen Osterode in Ostpreußen. Grau und ungepflegt fanden sie die Gebäude in ihrer ehemaligen Heimat vor, noch immer gezeichnet von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Das zweite und letzte Mal, dass meine Mutter ihre Heimatstadt sehen konnte, war im August 2006, kurz vor ihrem Tod. Das erste Mal nach 61 JahrenLesen Sie auch:
Wiedersehen mit Ostpreußen; nach 61 Jahren
fand ein Kreisheimattreffen in Ostróda/Polen statt und sie fuhr mit ihren Kindern und Schwiegerkindern dort hin, an den Ort wo sie aufwuchs und ihre Kindheit verbrachte. Als sie zurückkam, war sie versöhnt, da sie sehen konnte, wie ihr schönes Osterode wieder aufgeblüht war und sich zu einer lebendigen, liebenswerten Kleinstadt gemausert hatte.

Mit dem Verlust meiner Heimat, wenn auch freiwillig, wurde ich Ende der 1980er Jahre konfrontiert. Nach gescheiterter Ehe und Trennung fing ich ein völlig anderes Leben an, in der Sprache der Segler habe ich eine Halse gemacht. Aus treusorgendem, pflichtbewusstem Ehemann wurde ein Felskletterer und Bergsteiger. Nicht von heut’ auf morgen, aber im Laufe einer recht kurzen Zeit. Ich war verrückt genug, um über das Wochenende nach Berchtesgaden zu fahren, um mit Hamburger Freunden die Watzmann-OstwandLesen Sie auch: Bergsteigen in den Ostalpen Durchsteigung der Watzwann-Ostwand. zu durchsteigen. Von Februar bis Oktober war ich jedes Wochenende in einem der norddeutschen Klettergärten in Süntel, Ith und Harz zu finden. Ich hatte genug selber geplante und geführte Touren im Hochgebirge des Berner Oberlandes und der Walliser Alpen in meinem Tourenbuch, dass ich von meiner Sektion des Deutschen Alpenvereins zum Lehrgang Hochtourenführer, oder wie es heute heißt Fachübungsleiter Hochtouren angemeldet wurde. Im Verlauf der nächsten drei Jahre habe ich dann eine Lizenz Fachübungsleiter Hochtouren erworben und durfte selbstständig Gruppen auf Touren im Eis und auf Gletschern führen, wo Spaltensturzgefahr besteht und in Klettertouren im senkrechten Fels bis zum vierten Schwierigkeitsgrad.

Doch leider war Hamburg maximal entfernt von den Alpen und meinen geliebten Bergen. Doch hatte ich das Glück, bei einem großen, deutschlandweit vertretenen Unternehmen angestellt zu sein und konnte so im monatlich bundesweit erscheinenden Amtsblatt den Wunsch nach Veränderung meines Wohnortes von Hamburg nach München kundtun. Ich suchte einen Tauschpartner, der bereit war, von München nach Hamburg zu den Fischköppen zu ziehen. Ich hatte auf der Meilerhütte im Wettersteingebirge mal ein bayrisches Urviech getroffen, der die Feindseligkeiten mit den Worten eröffnete: Gell, du bischt a Preiss – no?. Im weiteren Verlauf des Gesprächs erzählte er mir: Aus Hamborch kummste? No do fohr i net hi, dor isch ja alles sumpfig. Nach einem Bier wurde er aber etwas lockerer und erzählte mir, dass er aber gerne einmal in Hamburg an der Nordsee die Flut an sich hochsteigen lassen würde. Ich habe daraufhin versucht, ihm zu erklären, dass Hamburg von der Nordsee so weit entfernt liegt, wie München von den Alpen.

Was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, ich fand tatsächlich einen Kollegen aus dem Süden, der sich zu den Fischköpfen nach Hamburg (an der Nordsee) versetzen lassen wollte. Nun wurde es ernst. Der Kollege hatte die gleiche Besoldungsgruppe und kam aus dem fernmeldetechnischen Bereich, einem Tausch des Dienstortes stand nichts im Wege. Nun musste ich in mich gehen und mich fragen, ob das wirklich mein Wunsch ist, ob ich mich an die Bayern gewöhne und sie mich bei sich wohl aufnehmen wollten. Probleme sah ich wegen der Sprachbarriere, ich hatte mich auf bundesweiten Lehrgängen, an denen auch Bajuwaren teilnahmen, erfolgreich auf Plattdüütsch verteidigt, wenn ich deren Kauderwelsch nicht verstand. Meistens haben wir dann einen hochdeutschen Waffenstillstand aushandeln können und ich muss dazu sagen, ich kann kein Platt!

Gescheitert ist der Tausch letztlich daran, dass ich doch nicht den Mut gefunden habe, meine norddeutsche Heimat zu verlassen. Gehindert hat mich der Gedanke, dass die Nordsee ebenso weit von München entfernt liegt, wie Hamburg von den Alpen. Eine Wattwanderung auf eine der Inseln ist wegen der Gezeiten wesentlich schwieriger zu planen, als eine Durchsteigung der Watzmann-Ostwand, und Wattwandern gehört auch heute noch zu meinen Lieblingstätigkeiten – nur Bergsteigen kann ich nicht mehr.

Heute weiß ich, wie sehr mich Landschaft, Erlebnisse und die Erinnerungen daran geprägt haben, ich habe hier Wurzeln geschlagen und das macht für mich das Gefühl von Heimat aus.

  • Autor: Hartmut Kennhöfer, 23. April 2014
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