Winter im Januar 2010
Neuschnee - und das alle paar Tage! Was haben sich die Hausfrauen in den 1930er-Jahren über solches Wetter gefreut. Endlich wurden die Teppiche und Brücken mal so richtig sauber.
Der Staubsauger war wohl schon erfunden, aber lange nicht in jedem Haushalt vorhanden. Zu teuer in der Anschaffung und im Stromverbrauch.
Auch ein Teppich gehörte nicht unbedingt zur Wohnungseinrichtung. Da gab es zur Verschönerung der guten Stube einen gemusterten Belag, in den Maßen eines Teppichs, aus Stragula oder Balatum. Etwa vergleichbar mit dem heutigen PVC.
Neubauwohnungen waren schon mal etwas komfortabler ausgestattet und hatten einen Bodenbelag aus Linoleum. Normal waren Holzdielen, die entweder gestrichen, geölt oder lackiert waren.
Also, wenn es denn einen Teppich (meistens aus Haargarn) gab, waren die fleißigen Hausfrauen bei Neuschnee nicht mehr zu halten. Der Teppich wurde zusammengerollt, über die Schulter gewuchtet und in den Schnee geschleppt. Dort wurde er ausgerollt, mit der Oberseite in den Schnee gelegt und dann wurde geklopft.
Stück für Stück - Reihe für Reihe, bis jedes Eckchen einmal beklopft war. Dann wurde er wieder zusammengerollt und auf den nächsten, jungfräulichen Schneefleck gebracht. Das wiederholte sich drei- vielleicht viermal. Sonst wäre der Teppich wohl zu nass geworden.
Am Ende des Tages, wenn alle Teppiche den Schnee geküsst hatten, sah der Hof kariert aus. Von dunkelschwarz bis mittelgrau. Gut war natürlich, wenn man eine liebe Nachbarin hatte, mit der man gemeinsam diese Prozedur bewältigen konnte. Meistens war es auch so. Die Nachbarin hinter der Gardine hat natürlich auch alles beobachtet!
O - guckma, der Teppich von Frau Meier, mein Gott is der schietig!
Wollen wir uns noch beklagen? Nöööö!