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Zweiter Weltkrieg, 1939 bis 1945

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Zweiter Weltkrieg, Flucht und Vertreibung, 1939 bis 1945
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Vaters Mütze

Mai 1945. Endlich war der Krieg in Deutschland beendet. Viel Blut ist geflossen, auf beiden Seiten. Viele, sehr viele Wunden wurden geschlagen.

Was wird nun aus uns? Können wir zurück? Und wenn ja, wann geht es zurück? Fragen über Fragen.

Eines Tages sagte Vater zu uns: Wisst Ihr, ich werde morgen früh nach Bütow zur russischen Kommandantur gehen. Ich hoffe, dass ich dort was über unsere Zukunft erfahren werde. In die Höhle des Löwen willst Du? fragte ich ihn. Ja sagte Vater, so kann das nicht weitergehen, ich muss es halt versuchen! Was wird, wird.

Am nächsten Tag ging Vater nach Bütow. Unsere Angst und Tränen begleiteten ihn. Was hätten wir nur machen sollen, wenn man ihn dort einkassiert hätte? Wir hatten doch unterwegs genügend Transporte auf den Straßen gesehen.

Doch Vater kam am Nachmittag zwar hungrig, aber wohlbehalten zurück. Er hatte den russischen Kommandanten gesprochen, der muss ihn wohl an die polnische Behörde verwiesen haben, denn seine weiteren Besuche in Bütow führten ihn dann immer dort hin. Jedenfalls brachte Vater dann die Kunde mit, dass jede Woche ein Zug nach Osten ginge. Das wäre zwar alles noch nicht ausgegoren, er sollte man noch ein Weilchen warten. Im Übrigen sei gestern der erste Zug abgefahren und nun wären ja sowieso noch fast zwei Wochen Zeit! Vater ging von da ab mindestens zwei Mal die Woche nach Bütow zum polnischen Büro. Wenn ich heute so nachdenke, muss er mit dem polnischen Beamten wohl recht gut ausgekommen sein! Und der hat ihn dann auch immer recht gut informiert, jedenfalls über das, was auch er wusste.

Hinter dem Bürostübchen des polnischen Beamten war so etwas wie ein Standesamt. Dieses wurde von einer Frau betreut. Sie erfasste Geburten und Sterbefälle und Vater bekam auch zu ihr Kontakt, es war wohl eine Deutsche, jedenfalls sprach sie ausgezeichnet deutsch, aber natürlich auch polnisch.

Wir hatten durch den Frontwechsel meine Schwägerin mit den Kindern verloren. Das jüngste Kind war wohl im Februar 1945 geboren. Vielleicht war es hier sogar registriert worden. Man sollte ja nichts unversucht lassen!

Als höflicher Mensch, der Vater nun mal eben war, nahm er im Zimmer der Dame seine Mütze ab, legte sie vor sich auf den Tisch und dann redeten die beiden miteinander, wie er uns später berichtete. Plötzlich habe sie ganz erschrocken gefragt, ob dies seine Mütze sei. Ja hätte er dann geantwortet, dies sei früher seine Sonntagsmütze gewesen, heute habe er nur noch diese eine. Aber wieso sie frage, was denn mit der Mütze sei? Gegenfrage: Haben Sie sich denn Ihre Mütze überhaupt schon mal richtig angesehen? Wieder Vater: Nein, aber was soll denn mit ihr sein, ich trage sie doch schon seit vielen Jahren, wie gesagt, früher nur sonntags! Und dann wieder die Frau: Na dann schauen Sie sich doch bitte mal das Band an, das da oberhalb des Schirmes läuft, also zwischen Schirm und Oberteil! Verwundert habe er nun die Mütze zur Hand genommen, sie eingehend betrachtet und dann sei er wohl blass geworden! Das Band war rundherum mit Hakenkreuzen versehen und das hatte bisher niemand gesehen! Weder der russische Kommandant, noch der polnische Beamte. Und die Wache, durch die er musste, auch nicht!

Er bedankte sich rasch bei der Frau, klemmte die Mütze unter den Arm und eilte nach Hause.

Zufällig sah ich Vater schon von weitem, wie er den kleinen Feldweg zu unserem Haus hoch kam. Mir fiel natürlich auf, dass er seine Mütze nicht auf hatte sondern unter dem Arm trug. Na so was, dachte ich, so warm ist es doch heute gar nicht!

Als Vater uns die Geschichte erzählt hatte, war die ganze Familie ziemlich erschrocken. Was hätte alles passieren können!

Dann habe ich das Nähzeug hervorgeholt und zum Glück war auch genügend schwarzer Twist dabei. Damit habe ich das ganze Band mit den Hakenkreuzen übernäht, Stich für Stich. Ich musste dies tun, denn wenn ich es abgetrennt hätte, wäre die ganze Mütze zusammengefallen. Ich stichelte ziemlich lange daran herum, aber danach konnte Vater seine geliebte Mütze wieder tragen, ohne befürchten zu müssen, behelligt zu werden. Und er ging auch wieder mit seiner Mütze, mit seinem Markenzeichen ins polnische Büro!

Ich frage mich heute noch, hat der polnische Beamte das Hakenkreuzband an der Mütze wirklich nicht gesehen? Vater war doch jede Woche mindestens zwei Mal dort. Oder wollte er es nicht sehen? - Vielleicht!

Wenn ich heute daran denke, wird mir noch immer ganz komisch zumute.


  • Autorin: Ida Slomianka, 28.07.2005
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