Die vermasselte Weihnachts-Überraschung
Es war kurz vor Weihnachten 1945. Mutti musste noch ein paar Einkäufe machen, bei denen sie uns nicht gebrauchen konnte. Mein Bruder, er war viereinhalb Jahre alt, und ich sechs Jahre, waren allein zu Hause. Wir lagen noch im Bett, und als Mutti aus dem Haus war, fingen wir an zu toben. Da klapperte etwas unter dem Bett!
Sofort krabbelten wir unters Bett, um nachzusehen was das war. Eine dicke geknüllte Wolldecke lag da. Wir rüttelten etwas daran. Was klapperte da drin nur so? Wir zogen die Decke vor, schlugen sie auseinander.
Oh, welche Freude! - In der Wolldecke lagen unsere lange vermissten Puppen Käthchen
und Ursula
. Endlich hatten wir sie wieder gefunden. Warum waren sie bloß versteckt? Und neue Kleider hatten sie an. Wir freuten uns riesig und spielten damit - bis unsere Cousine Dora kam, die uns beaufsichtigen sollte. Zu spät! Entsetzt sah sie uns mit den Puppen spielen, nahm sie und packte sie wieder in die Wolldecke. Wir heulten: Es sind doch unsere Puppen, wir haben sie schon so lange gesucht!
Als Mutti kam gab es erst richtig Krach, was wir gar nicht verstehen konnten. Schnell verstaute sie die Puppen wieder. Sie sollten in den neuen Kleidern eine Weihnachts-Überraschung sein. Die hatten wir nun vermasselt.
Als die Puppen am Heiligabend unter dem Tannenbaum saßen, taten wir ganz überrascht, waren aber überglücklich, dass wir sie nun doch wieder in die Arme nehmen konnten. In Zukunft wollten wir sie besser bewachen
.
Damals freuten wir uns noch über neue Kleider für die geliebte alte Puppe.