Weihnachtsbäckerei
Mein Bruder Harro und ich backten gerne Kuchen. Jetzt waren die Plätzchen für das Weihnachtsfest dran. Wir kneteten, rollten aus, stachen Figuren aus und bestrichen sie mit Eigelb, so bekamen sie eine goldgelbe Farbe. Viele Bleche hatten wir schon fertig, aber was sollten wir mit dem vielen Eiweiß machen. Wir blätterten im Kochbuch — oh ja, das ist die Idee 702 Baisers
. Die sind immer so herrlich süß.
Wir schlugen drei Eiweiß, gaben Puderzucker dazu und setzten kleine Häufchen auf das Backblech. Immer wieder zählten wir, aber wie das 702 Stück werden sollten, war uns schleierhaft. Mutti warf einen Blick in die Küche, sie wollte nur mal sehen, ob wir auch nicht so viel rumschmieren.
Wir backen noch Baisers, aber 702 werden es niemals
, riefen wir ihr zu. Dann nehmt doch das halbe Rezept
, antwortete Mutti. Wir sahen uns fragend an, Erwachsene hören nie richtig zu
brummte ich. Wir haben nicht zu viel Eiweiß sondern zu wenig, es sollen 702 Baisers werden
, klärte Harro unsere Mutter auf, die schon halb aus der Tür war.
Nun horchte sie doch auf: Wieso denn gerade 702
fragte sie. Das steht hier im Kochbuch
, sagte ich, 702 Baisers — und wir haben es genau nach Rezept gemacht, aber es werden höchstens 100 Stück, wir haben schon ganz kleine Häufchen auf das Blech gesetzt
. Nun wurde Mutti doch stutzig: Lasst mal das Rezept sehen
, dann lachte sie schallend auf. Wir sahen sie ratlos an, was war daran so komisch? 702
klärte Mutti uns auf, ist die Nummer des Rezeptes, ihr kleinen Bäcker
.
Nun wurde uns klar, dass es nicht 702 Baisers werden konnten, aber es hat Spuren hinterlassen:
Harro bekommt in jedem Jahr zu Weihnachten eine Dose Baisers von mir mit den Worten 702 sind es leider nicht geworden
- und ich bin inzwischen im Rentenalter.