Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg
Vor ein paar Wochen wurde ich durch eine Meldung im Radio erschreckt:
In Bad Oldesloe wurde ein Blindgänger gefunden. Ganze Straßen wurden evakuiert. „Die Mewesstraße …“ hörte ich. Hier hatte meine Oma nach dem Krieg gewohnt. Wer nicht zu Verwandten kann, sollte in die Stadtteilschule in der Salinenstraße kommen – hier war ich zur Schule gegangen.
Und plötzlich sah ich mich mit allen Nachbarskindern vor unserem Haus im Ahornkamp stehen: Kurz nach dem Krieg wurde im Garten unseres Nachbarn ein Blindgänger entdeckt. Ein großer graugrüner LKW stand in unserer kleinen Straße und viele Männer arbeiteten in dem Garten des Nachbarn. Ein riesiges „Ungetüm“ wurde auf den LKW gehievt. Wir Kinder standen staunend rundum. Mein Bruder – damals ungefähr sechs Jahre jung – meinte dazu: „Die Engländer sind aber nett, erst werfen sie die Bomben und dann holen sie sie wieder ab.“
Ich höre ihn noch heute diesen Satz sagen und kriege immer eine Gänsehaut, wenn irgendwo im großen Umkreis Evakuierungen stattfinden, weil eine Bombe gefunden wurde und entschärft werden muss. Niemand hat uns damals weggeschickt.
Zum Glück ist nichts passiert, sonst hätte ich die Erinnerung jetzt nicht aufschreiben können, sie verblasst wohl nie.


