Wasser ist zum Waschen da…
Wir haben uns nicht gerne gewaschen - damals, als wir Kinder waren. Das Wasser kam eiskalt aus der Leitung über dem Ausguss in der Waschküche oder in der Küche. Das war schon Luxus. Bei Tante Hilde gab es nur eine Pumpe an der Straße. Wir fanden das nicht so schlimm. Aber Mutti feuchtete schon mal mit Spucke ihr Taschentuch an, um uns den Hals zu schrubben. Igitt, das war für uns schlimmer als ein dreckiger Hals.
Wenn wir barfuss gelaufen waren und Mutti kam mit der Schüssel mit kaltem Wasser, grüner Seife und der Wurzelbürste - O je, das gab ein Geschrei!
Der Waschlappen war meistens glitschig von der Seife, die sich nur schwer mit kaltem Wasser ausspülen ließ. Ich schüttel mich noch, wenn ich dran denke.
Unter dem Paradehandtuch in der Küche hingen zwei Handtücher, eins für unsere Eltern, eins für uns drei Kinder. Ich beeilte mich morgens immer, um mich als Erste abtrocknen zu können. Glück gehabt, der Letzte hatte nur noch einen nassen Lappen
. Schon am nächsten Tag müffelte
dieser Lappen
unangenehm. Als ich ein eigenes Zimmer mit einem Waschbecken bekam, war ich überglücklich. Mein Handtuch gehörte mir allein.
Was für ein Luxus heute: Das Wasser kommt warm aus der Leitung im Badezimmer, wir können duschen, so oft wir wollen. Es gibt Wegwerfwaschlappen oder jeden Tag einen sauberen, weichen Frotteelappen. Jeder hat sein eigenes Badelaken, ein eigenes Handtuch, am liebsten jeden Tag frisch - und ab damit in die Waschmaschine.
Diesen Luxus
genieße ich jeden Morgen. Für meine Kinder und Enkelkinder ist er selbstverständlich - wie könnte es anders sein?