TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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1948 - Währungsreform

Währungsreform
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Währungsreform 1948
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Der Kohlenklau als Karrikatur in der Tageszeitung.

Der Kohlenklau ist die Karikatur eines Kohlendiebes aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, geschaffen von Wilhelm Hohnhausen und seiner Werbeagentur Arbeitsgemeinschaft Hohnhausen in Stuttgart, mit der für sparsamen Umgang mit Energie geworben wurde; zu verstehen in dem Sinne, dass derjenige, welcher Energie verschwendet, der Volksgemeinschaft Kohlen stiehlt. Sie bediente sich deutlich der Assoziation zum Schwarzen Mann.

Unter der Losung Kampf dem Kohlenklau begann in Deutschland am 23. Juni 1942 eine Propagandaaktion zur Einsparung von Brennstoffen. Um der Kriegsmaschinerie die notwendige Versorgung mit Energie zu sichern, wurde versucht, die Menschen von einer eigens dazu gegründeten Propagandaabteilung zum Sparen zu bewegen. Dabei wurden große Anstrengungen unternommen. Die Kohlenklau-Aktion ist bis heute die wohl umfangreichste Energiespar-Aktion, die jemals durchgeführt wurde.

In der Nachkriegszeit blieb die Figur weiterhin populär, diesmal ging es allerdings um den Diebstahl von Kohlen aus Zügen oder Lastwagen, um die ärgste Not zu lindern. Der Kölner Kardinal Joseph Frings hat in seiner Silvesterpredigt 1946 diese Art von Organisieren als in Notzeiten entschuldbaren Mundraub dargestellt, woraus der Volksmund das Wort fringsen ableitete.

Im Saarland wurde Mitte der 1950er Jahre während der Abstimmung über das Saarstatut der französische Nachbar als Kohlenklau bezeichnet, weil die französische Grubengesellschaft von Frankreich aus Steinkohle unter saarländischem Gebiet abgebaut haben soll.

Mundraub ist ein inzwischen abgeschaffter deutscher Straftatbestand. Er bezeichnete die Entwendung oder Unterschlagung von Nahrungs- oder Genussmitteln oder von anderen Gegenständen des hauswirtschaftlichen Gebrauchs in geringer Menge oder von unbedeutendem Wert zum alsbaldigen Verbrauch.

Nach §370 Abs.1 Nr.5 StGB a.F. wurde Mundraub zuletzt mit einer Geldstrafe bis zu fünfhundert Deutsche Mark oder mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Wochen bestraft. Wurde die Tat gegen einen Nachkommen oder gegen den Ehegatten begangen, war sie straflos. Im Rahmen der Strafrechtsreform wurde Mundraub zum 1. Juli 1975 als eigenständige Deliktsform entfernt. Heute werden Diebstahl und Unterschlagung geringwertiger Sachen gemäß §248a StGB grundsätzlich nur noch auf Antrag verfolgt.

Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie

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Meine Nachkriegskriminalität

Es waren schlimme Jahre in der Nachkriegszeit. Ich war so zwischen elf und vierzehn Jahre alt. Ein sehr großes, sehr dünnes und immer hungriges Mädchen.
Zwei Erlebnisse in der Zeit haben meine damaligen moralischen Bedenken sehr ins Wanken gebracht. Das erste war die Tatsache, dass meine Mutter, die ich als Mädchen in meinem Alter bis dahin für einen ehrlichen Menschen hielt, unter die Kohlenklauer ging, die sich in die große Schar der allabendlich in der Dunkelheit losziehenden Menschen einreihte. War Diebstahl nicht verboten? Und war es überhaupt Diebstahl? Ende der vierziger Jahre hatten wir noch sehr kalte Winter. Wenn man dann mal für ein paar Stunden einen warmen Raum hatte, war es mit der Moral nicht mehr weit her.

Das zweite Erlebnis hatte ich bei unserem Bäcker an der Ecke. Ich stand am Tresen, die Verkäuferin hatte sich abgewandt, als ein Mann neben mir über den Tresen ins Bord langte, sich ein Brot griff und dann spurlos aus dem Laden verschwand! Ich weiß noch genau, meine erste Reaktion war Empörung! Als ich es meiner Mutter erzählte, hatte sie zu meinem Erstaunen, nur folgenden Satz parat: Ingrid, der Mann hatte Hunger! Damit wurde sicher der Grundstein zu meiner Nachkriegskriminalität gelegt, denn schließlich hatte ich auch immer Hunger!

Wenn man zu der Zeit die Augen offen hielt, konnte man erkennen, dass es kaum irgendwo mit rechten Dingen zuging. Vom kleinsten Mundraub bis zur Schieberei im großen Stil versuchten die Menschen über die Runden zu kommen. Es wurde verkauft, getauscht, gehamstert, gestohlen! Da wir acht Wochen vor Kriegsende noch total ausgebombt wurden, hatten wir keine Kauf- und Tauschobjekte und zählten zu den Ärmsten. Ein Onkel von mir brannte Schnaps aus Kartoffeln. Wir hatten zu der Zeit noch nicht einmal welche zum Essen! Ihm ging es gut, denn Alkohol wurde auch damals reichlich konsumiert. Einer unserer Nachbarn schob (so nannte man es) mit Zigaretten. Beruflich hatte er es mit Fischtransport zu tun. Ein- bis zweimal in der Woche stand sein Lastwagen mit Anhänger vor unserem Haus, beladen mit leckeren Heringen! Die Kisten auf dem Wagen hatten Ritzen. Und wenn nun schon mal ein Schwanz oder eine Flosse raus lugte, war es ein Leichtes, so einen Fisch an Land zu ziehen! Andere Kinder, die in der kleinen Straße wohnten, waren auch zur Stelle, wenn der Fischwagen vor der Tür stand und keines hatte Skrupel, auch wenn es unser Nachbar war, der die Fische transportierte. Denn der als Schieber bekannte Mann, trug sich ja selbst die vollen Kisten ins Haus. In dieser kleinen Straße, wo jeder jeden kannte, blieb nichts verborgen!

Es gab aber auch Neid und Häme des kleinen Mannes, auf die großen Schieber. So ließ mein Großvater sich dazu hinreißen, wenn er beim Braten der Heringe war, dem bestohlenen Nachbarn einen schadenfrohen Gruß zu senden, der natürlich bei diesem niemals ankam.
Die schon erwähnte kleine Straße befand sich in einem Ottenser Viertel, das weitgehend von Bombardierungen verschont geblieben war. Dort gab es neben Kohlen- und Holzhandel auch eine kleine Fischfabrik und viele Bäckereien, in denen noch selbst gebacken wurde. Aber viel Ware hatten sie alle nicht. Und wenn doch, waren wir Kinder da, um etwas abzustauben. Einmal hatte ich von einem Lastwagen Holzabfälle runter geholt, die wohl für eine Fischfabrik zum Heizen gedacht waren. Schönes Kienholz, das lange brannte. Der Fahrer dieses Wagens hatte mich geschnappt und ich rechnete mit dem Schlimmsten, aber er fummelte mir nur mit seinen großen Händen, die kurz vorher noch im Fisch gewühlt haben mussten, im Gesicht herum. Noch heute kann ich dieses eklige Gefühl von damals nachempfinden. Aber ich war ihm auch dankbar, dass er mir mein organisiertes Holz gelassen hatte. Damals war es mir noch nicht so bewusst, dass wir Kinder angesichts der großen Not auch viel Narrenfreiheit hatten! Und vielleicht hatte der Mann ja auch eigene Kinder!

Wo sich nun einmal meine Hemmschwelle verschoben hatte, regte sich so etwas wie Stolz in mir, dass ich zur Verbesserung der damaligen Lebensqualität - wir waren mit meinen Großeltern eine Familie von vier Personen - beitragen konnte!
In den schlimmsten und ersten Nachkriegsjahren, konzentrierte sich alles und jeder darauf, satt zu werden und auch nicht zu frieren. Jedenfalls habe ich es in meinem Umfeld so wahrgenommen!
Mein Großvater hatte einen Job im Hafenkrankenhaus. Über seine genaue Tätigkeit wusste ich nichts. Aber sein Organisationstalent war sagenhaft! Plötzlich hatten wir alle die Sachen, die wir so nötig brauchten und die wir, trotz erhaltener Bezugsscheine, nicht mehr bekommen konnten. Die einfachsten und lebenswichtigen Dinge, wie Bettwäsche, Handtücher und Geschirr, schleppte er an. Da wir keine Bettdecken besaßen, waren die Wolldecken, die Opa mitbrachte, ein Geschenk des Himmels, noch dazu in unserem eisigen Keller. Allerdings alles mit Stempel und Aufschrift des Hafenkrankenhauses! Ich war stolz auf meinen Opa, der zu der Zeit schon recht klapprig auf den Beinen war, am Stock ging und uns schon 1949 im Alter von 69 Jahren für immer verlassen hat.
Einmal hatte ich mit meiner Mutter zusammen einen dicken und sehr langen Holzbalken auf einem verlassenen Nachbargrundstück entdeckt. Schon bei seinem Anblick wurde uns ganz warm ums Herz! Die ganze Sache entpuppte sich zu einem Abenteuer, dem wir, trotz Angst, dass man uns schnappen könnte, aber auch eine gewisse Komik abgewinnen konnten.

Die Aktion, die natürlich im Dunkeln stattfinden musste, lief gut an. Nur hatten wir nicht berechnet, dass wir dieses lange Ungetüm nicht in unseren derzeitigen, von uns bewohnten Keller hinein bekamen. Wir brachten den Balken nicht um die Ecke und er ragte weit zur Straße raus. Man musste ihn erst einmal durchsägen, um die Kellertür schließen zu können. Wir wussten nicht, ob wir weinen oder lachen sollten! Meine Mutter machte sich an die Arbeit, während ich auf die Straße und eventuelle Fußgänger achten musste. Also Schmiere stehen!!! Die Sägerei hat man sicher in unserer kleinen Straße überall hören können! Wer Holz sägte, machte sich verdächtig!!! Das Holz klein zu hacken, war dann die Aufgabe meines Großvaters, die er in den nächsten Tagen übernahm.

Alles ging gut und wir haben später viel gelacht, wenn wir am warmen Holzfeuer saßen.
Aber bei anderen Menschen sah es nicht viel anders aus. Bäume, die noch in den Straßen standen und den Bomben getrotzt hatten, wurden nachts gefällt und zersägt.
Die nachkommenden Generationen haben es sicher schwer damit, sich in die moralische Mentalität der hungernden und frierenden Menschen von damals hineinzuversetzen. Aber ich denke schon, dass in Kriegs- und Nachkriegszeiten andere Maßstäbe gelten sollten!

Was meiner Mutter, die für uns allein sorgen musste, nie abhanden kam, war ihr herrlicher Humor, der alles ein bisschen leichter machte. Nie war sie verbittert, immer trotz allem optimistisch, und jeder Situation konnte sie immer auch etwas Gutes abgewinnen!

Als es uns irgendwann besser ging, hat sich meine kriminelle Neigung dann auch wieder verabschiedet!


  • Autorin: Ingrid von Husen, 09. März 2008
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