Achtung Taschendiebe
Zigmal im Fernsehen gesehen, zigmal in der Zeitung gelesen, und doch reingefallen auf die Taschendiebe.
Es begann am Freitag, dem 24. Januar 2020 in der Apotheke am Langenhorn Markt in Hamburg. Dort bezahlte ich meine Einkäufe mit meiner EC-Karte. Da das Suchen nach dem Medikament etwas länger dauerte, habe ich mich auf meinen Rollator gesetzt. Das Lesegerät zur Pin-Eingabe habe ich dann in die linke Hand genommen und mit der rechten Hand den Pin eingegeben. Anschließend bin ich in den Fahrstuhl direkt neben der Apotheke eingestiegen, um in die Tiefgarage zu fahren. Beim Einsteigen in den Fahrstuhl stürzte ein etwa 30-jähriger Mann auf mich zu, jammerte filmreif la Mamma, la Mamma. Hospital, Bus
und hielt mir immer einen Faltstadtplan vor die Nase. Er fuhr mit mir in die Tiefgarage. Jammerte immer das Gleiche weiter und verfolgte mich bis zum Auto. Irgendwie tat er mir leid, todkranke Mama, der Sprache nicht mächtig und völlig verzweifelt. Ich habe ihm dann auf Deutsch und Englisch gesagt, dass ich ihm nicht helfen kann. Während ich meinen Rollator ins Auto hob, war er plötzlich verschwunden.
Zu Hause, noch in der Garage, habe ich dann bemerkt, dass der Reißverschluss meiner Jacke offen war und das Portemonee fehlte. Nun beginnt bei dir der Alzheimer, dachte ich, lässt schon dein Portmonee liegen. Zurück zur Apotheke, nein hier war nichts liegen geblieben und auch nichts abgegeben worden. Die Apothekerin erinnerte sich aber, dass hinter mir ein Mann gestanden und mir über die Schulter gesehen hat, sie dachte aber, der gehört zu mir, ich habe ihn jedoch nicht bemerkt. Nun dämmerte es langsam bei mir. Der Sausack, der mir eben noch leidgetan hat, hat mir das Portmonee geklaut. Nun fielen mir auch nach und nach weitere Einzelheiten ein. Der Faltplan war mit Folie überklebt, sodass er ihn in einer Hand halten konnte, ohne dass die Seiten herunterfielen. Er muss dann, während ich den Rollator ins Auto geladen habe, mein Portemonee aus der verschlossenen Jackentasche entwendet haben. Den Pin hatte er ja schon in der Apotheke ausgespäht. Anschließend bin ich sofort zur Commerzbank und habe mein Konto sperren lassen. Da war noch keine halbe Stunde seit dem Diebstahl vergangen, aber er hatte schon zehn Minuten nach dem Diebstahl 2.000 Euro, mein tägliches Limit, abgehoben. Er hat dann auch noch mal versucht, von meiner Mastercard Geld abzuheben, aber da fehlte ihm der Pin. Das alles konnte die Dame bei meiner Bank nachvollziehen. Anschließend zur Polizei und eine Anzeige aufgeben. Dort wurde ich weitergereicht an die Kripo, um mir verschiedene Bilder von Straftätern anzusehen. Auch ein Protokoll wurde hier aufgenommen.
Kollateralschaden: Etwa 40 Euro Bargeld, und alle Papiere die man zum Leben in Deutschland braucht. Personalausweis, Führerschein, Fahrzeugschein, Gesundheitskarte, Schwerbehindertenausweis, zwei Kreditkarten, ADAC-Mitgliedskarte und persönliche Sachen wie Gutscheine.
Auf die Meldungen an die jeweiligen ausstellenden Behörden und Firmen wegen Ersatzdokumenten hat am schnellsten der ADAC reagiert, auch von den Banken habe ich innerhalb weniger Tage Ersatzkarten erhalten. Am längsten, wen wundert's, dauert es bei den Behörden! Die Krankenkasse braucht sieben Tage, solange bekomme ich keinen Arzttermin oder Rezept, selbst für das für mich lebenswichtige Insulin nicht. Ich muss jedes Mal bei der Krankenkasse anrufen und sie bitten, ein Fax an den jeweiligen Arzt zu schicken. Dort bekomme ich dann als erstes zu hören: Das darf ich nicht wegen Datenschutz! Aber ich mach das mal als Ausnahme.
Noch trauriger ist es mit dem Personalausweis und den Autopapieren. Um neue Papiere zu bekommen, muss ich erst mal einen neuen Personalausweis beantragen. Wartezeit für einen Termin: vier Tage. Nach dem Termin etwa zwei bis drei Wochen, bis ich den Ausweis abholen kann. Wenn ich dann irgendwann den neuen Ausweis habe, kann ich versuchen, bei der Verkehrsbehörde einen Termin zu bekommen.
Glück im Unglück: Vielleicht war es ja ganz gut, dass ich den Diebstahl nicht sofort bemerkt habe, denn sicherlich wäre der Dieb handgreiflich geworden, denn er hatte ja schon den Pin meiner Scheckkarte.
Ein paar Wochen später konnte ich aufatmen, mein Bank hatte den Geldverlust übernommen, der mir durch die Abhebung per EC-Karte entstanden war. So habe ich nur 40 Euro Lehrgeld
zahlen müssen; das war der Betrag, der dem Dieb mit meiner Geldbörse in die Hände gefallen war.