Lichterglanz zur Weihnachtszeit in Hamburg!
Es muss die Vorweihnachtszeit 1957 gewesen sein. Ich kann mich noch erinnern, ich hatte noch keinen kleinen Bruder, der wurde erst 1958 im Juni in der Finkenau in Hamburg geboren.
So sagte meine Mutter eines Mittags in der Vorweihnachtszeit Anfang Dezember zu mir, lass uns mal in die Hamburger Innenstadt laufen. Am Ende gibt es eine Überraschung
. Für Überraschungen war ich immer zu haben. Toll,
dachte ich, Super,
und freute mich riesig. Somit machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Meine Eltern wohnten in Barmbek Süd am Anfang der Mozartstraße. Das Wetter war gut, keine Minus Grade. Was für ein Werktag es war, kann ich nicht mehr sagen. Mein Fußmarsch ging über die Schenkendorfstraße, Hofweg, Fährhausstraße, Schöne Aussicht, zur Schwanewik, immer mit dem Gesicht zur Alster. Die Straße an der Alster war zu der Zeit noch nicht so befahren wie heute. An der Außenalster entlang wurde es immer heller, Richtung Binnenalster. Nun gingen wir am Hotel Atlantik entlang, ein tolles, großes Hotel,
dachte ich. Weiter ging es Richtung Binnenalster zum Ballindamm und dem Jungferstieg. Lichter über Lichter, der Weihnachtsbaum am Alsterhaus war von vielen Lichtern geschmückt. So einen großen Weihnachtsbaum hatte ich noch nicht gesehen. Das Zeitalter, einen großen Weihnachtsbaum auf einen schwimmenden Ponton zu stellen, der leuchtet, war noch nicht eingeläutet. Als ich die Lichter des Weihnachtsbaums zählen wollte, wurde ich immer wieder vom Vorbeifahren der Hamburger Straßenbahn (HHA) abgelenkt. War ich bei 10 angelangt, kam schon wieder eine Straßenbahn angerattert. Triebwagen mit einem, oder Triebwagen mit zwei Anhängern. Die heutigen Straßenbahnen in anderen Städten (Niederflurwagen) sind so leise, dass man sie gar nicht mehr hört. In Hamburg wurde die letzte Straßenbahn 1978 abgeschafft. Ich sagte zu meiner Mutter, das sind ja viele Lichter am Tannenbaum vom Alsterhaus
ohne die Zahl zu nennen! Nun gingen wir beide durch den Haupteingang in das Alsterhaus hinein. Es gab noch einen Nebeneingang, den konnte man von der Poststraße aus betreten. Am Haupteingang hatte der Pförtner seine Loge. Meine Mutter sprach mit dem Pförtner und sagte zu mir, dass sie mich in ca. 15 Minuten wieder abholen würde. Wenn ich artig wäre, würde es die Überraschung geben! Ich hatte noch keine Uhr am Handgelenk, um die Zeit zu verfolgen. Ich saß wie ein Denkmal auf einem Stuhl des Pförtners und dachte, nur nicht auffallen
. Dann holte mich meine Mutter wieder ab. Beim Pförtner bedankte sich meine Mutter herzlich und wir gingen aus dem Alsterhaus hinaus. Neugierig wie ich war, fragte ich meine Mutter, was sie besorgt habe. Für unsere Oma
sagte sie die hat ja am 28. Dezember Geburtstag
. Mit der Antwort war ich zufrieden, obwohl meine Mutter ein Weihnachtsgeschenk für mich gekauft hatte, aber das wusste ich ja nicht.
Jetzt begann der Rückweg im Lichterglanz des Jungfernstiegs. Die Geschäfte hatten alle ihre Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Es sah toll aus, ich war begeistert. Wir gingen über den Jungfernstieg zum Alsteranleger. Dort gab es die Überraschung des Tages. Jetzt fahren wir mit dem Alsterdampfer nach Haus. Es lagen einige Alsterdampfer am Alsteranleger. Sie hatten alle je nach Fahrtrichtung vorne beim Kapitän eine Fahne in unterschiedlicher Farbe. Wir stiegen in den Alsterdampfer ein, der Richtung Saarlandstraße fuhr. Meine Mutter suchte sich einen Sitzplatz aus, ich brauchte keinen. Es gab so viel zu sehen im Schiff, einfach toll. In der Mitte des Innenraums des Schiffs waren mehrere Glasscheiben, wo man nach unten in den Maschinenraum sehen konnte. Heute sieht man nichts mehr davon nach den Umbauten der Alsterflotte. Das Schiff hatte zwei Mann Besatzung. Der zweite Mann war Kassierer und Festmacher des Schiffs. Er sprang an jeder Anlegestelle aus dem Schiff und machte mit seinem Tampen am Anleger das Schiff fest. Für die Fahrgäste wurde eine Absperrung auf Rollen geöffnet und bei Abfahrt geschlossen! Viele Leute stiegen ein und aus. Am Schluss meiner Tour befuhr das Schiff den Osterbeckkanal. Jetzt wurde der Kanal immer enger im Gegensatz zur Außenalster. In die Villen konnte man hineinsehen, wenn man wollte. Der Anleger Mühlenkamp war schon zu sehen. Wir waren zum Aussteigen bereit. Der Alsterdampfer fuhr noch zwei Stationen weiter bis zur Saarlandstraße. Heute werden diese beiden Stationen seit Jahren nicht mehr bedient. Wir stiegen aus und der Weg nach Hause dauerte ca. 5 Minuten. Meinem Vater erzählte ich dann vom Geschenkkauf für Oma. Er sagte: Das ja toll,
ohne eine Miene zu verziehen!
Auch nach 55 Jahren finde ich das Alsterhaus Kult. Das Alsterhaus wurde früher als die Kaufstätte Hamburgs am Jungfernstieg genannt.
Der Alsterdampfer fährt nur noch mit einem Mann Besatzung, der Festmacher wird nicht mehr gebraucht. Dieses übernehmen Magneten an zwei Stellen des Schiffs. An den Anlegestellen sind Eisenplatten angebracht und das Anlegen des Schiffs geht schneller als früher!