Eine kurze Weihnachtsgeschichte
Noch ist ja Winterzeit im Januar 2011, und in den langen dunklen Abenden kommen uns manche Abenteuer aus der Jugendzeit in den Sinn.
So erinnere ich mich an das Weihnachtsfest im Jahre 1966, als jung verheiratetes Paar, übermütig und voller Schwung und Drang zu neuen Taten. Die eigene Wohnung war noch nicht ganz fertig, und so bewohnten mein Mann und ich ein Zimmer im Hause meiner Eltern. Wir freuten uns auf das erste Weihnachtsfest als Großfamilie, und meine Mutter hatte, wie auch die Jahre zuvor, das Zubereiten des Festtagsbratens übernommen. Am ersten Weihnachtstag brutzelte die Gans mit zwei, vier, sechs oder acht Keulen, je nach Anzahl der Personen, die zum Essen geladen waren, im Ofen.
Nach dem köstlichen Mahl wurden die Fleischreste von den Knochen gelöst, als Einlage zur Soße für ein Reste-Essen am zweiten Weihnachtstag, und ehe die vielen Knochen im Abfalleimer entsorgt wurden, kam uns eine verwegene Idee. Wir suchten einen schönen Karton heraus, in dem zuvor eines der vielen Weihnachtsgeschenke gelegen hatte, betteten die Knochen sorgfältig hinein, umwickelten den Karton mit Weihnachtspapier und banden auch noch eine hübsche Schleife herum. Gegen Abend stellten wir dieses Geschenk draußen auf den Pfeiler der Gartenpforte. Es sollte so aussehen, als hätte irgend jemand sein Geschenk dort abgestellt und vergessen es mitzunehmen.
Fröhlich zogen wir uns wieder ins Haus zurück.
Ab und zu zogen wir die Gardine vorsichtig zur Seite und schauten nach draußen, leider bemerkten wir keinen Zugriff auf das Päckchen. Gerne hätten wir gesehen, wie sich jemand verstohlen umschaut und dann sich diese unverhoffte Gabe unter den Arm klemmt. Schade.
Der nächste Morgen kam, das Geschenk war verschwunden, und leider haben wir niemals erfahren, wie groß die Freude des Finders gewesen sein mag.