Liebesbriefe
Vor langer Zeit, als es noch keine Computer und keine Handys gab, als man noch nicht wusste, was eine SMS ist, musste man richtige Briefe schreiben, wenn man jemandem Liebes etwas Schönes mitteilen wollte und man sich nicht jeden Tag treffen konnte, und zwar mit Federhalter und Tinte – Löschpapier nicht zu vergessen!
Dazu verwendeten die jungverliebten Damen (manchmal natürlich auch die Herren) meistens hübsches Papier und eine Menge Zeit, denn es sollte ja auch mit viel Gefühl ausgedrückt werden, was man für den anderen empfand. Die Briefumschläge waren in zarten Pastellfarben gehalten und selbst die Briefmarken konnte man noch so aufkleben, dass sie geheime Botschaften übermittelten. Ganz profanes, abgezirkeltes Aufkleben an der amtlich dafür vorgesehenen Stelle war verpönt. Bestimmte Kippstellungen der Marken signalisierten dem oder der Liebsten Gefühle wie: Ich denk an Dich
, Ich liebe Dich
, Ich küsse Dich
, Ich hab von Dir geträumt
oder Bist Du mir noch böse?
Es gab Büchelchen, in denen dies genau beschrieben wurde. Man konnte natürlich auch absprechen, was die einzelnen Positionen bedeuten sollten. Heute kann man Gefühle oder direkte Wünsche mit kleinen Smileys
in e-Mails ausdrücken. In der einfacheren Form werden sie auch emoticons
genannt und müssen mit der Tastatur des PC geschickt aufgebaut werden. Aber das hat lange nicht die erotisierende Wirkung, wie eine geheimnisvoll aufgeklebte Briefmarke, mit der man intimste Wünsche ausdrücken konnte!
Auch heute noch bewahren viele Frauen die Briefe auf, die ihnen vor langer, langer Zeit schmachtende Liebhaber geschickt haben, selbst wenn sie den dann doch nicht geheiratet haben. Da findet man manchmal in den hintersten Schubladen fein säuberlich mit blauen oder rosa Bändchen zusammengebundene Briefstapel, die heute noch nach Kölnisch Wasser duften. Oder sie haben die eigenen Briefe aufbewahrt, die sie dem Manne, den sie geheiratet haben, vor langen Jahren geschickt hatten.
Ich habe Briefe gesehen und auch selbst erhalten, auf denen Kussmünder zu sehen sind, die mit extra dick aufgetragenem Lippenstift dort hingeküsst
wurden. Heute sieht man meistens nur noch einen Fettfleck an der Stelle, wo dieser Liebesbeweis angebracht wurde. Ganz romantische Mädchen haben auch hübsche Oblaten oder Abziehbilder aufgeklebt oder die Anfangsbuchstaben ihrer Sätze kaligrafisch mit viel Liebe zum Detail umschnörkelt.
Liebesbriefe sind etwas zutiefst Intimes. Man bekommt sie selten zu sehen und wenn, dann bekommen die Damen heute noch rote Bäckchen. Nicht anders geht es wohl auch den Herren der Schöpfung, wenn sie sich in dieser Hinsicht öffnen müssten. Oft genug gibt es aber auch die hoffnungslosen Fälle, die angeblich schon vor Jahren ihre Liebesbriefe vernichtet haben, weil sie nicht wollten, … dass sich die Kinder oder Enkel totlachen, wenn sie diese Sachen finden!
Was für ein Schmarren. Ich habe jedenfalls einige der schönsten Liebesbriefe, die ich vor x-Jahren erhalten habe, aufbewahrt. Wenn ich sie dann einmal zufällig wieder zur Hand nehme und darin lese, versinke ich in eine Welt, die so fern, aber mit einem Male wieder so gegenwärtig ist, dass man sie fast anfassen kann. Ich gönn mir das, auch wenn manchmal Jahre dazwischen liegen!
Wenn Sie einen solch einen Stapel irgendwo versteckt haben, kramen Sie ihn doch wieder einmal her vor. Sie werden sicher ein paar wunderschöne Erinnerungen erleben!