TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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Imkerei als Hobby, Haupt- oder Nebenerwerb

Bild: BienenstöckeBienenstöcke im 14. Jahrhundert

Etwa 99% der Imker in Deutschland sind Freizeitimker. Wenige betreiben die Imkerei im Nebenerwerb, und nur ca. 200 sind Berufsimker. Die allgemein angenommene Grenze für ein sicheres positives Betriebsergebnis liegt nach Einschätzung der deutschen Finanzämter bei mindestens 30 Bienenvölkern.

In Deutschland wird vergleichsweise viel Honig verzehrt (ca. 1,4kg/Kopf und Jahr). Davon werden etwa 20% des Honigs von heimischen Imkern geliefert, der Rest wird aus dem Ausland importiert.

Ein wesentliches Problem der Imkerei ist der Nachwuchsmangel. Das Durchschnittsalter der Imker in Deutschland liegt bei über 60 Jahren und es kommen nur wenige neue Imker hinzu, was zur Folge hat, dass die Zahl der Imker in Deutschland vermutlich weiterhin abnehmen wird. Ein weiteres großes Problem in der Imkerei ist das abnehmende Blütenangebot, d.h. Trachtquellen für Bienen sowie die Überdüngung und Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft.

Die Geschichte der Imkerei

Die Geschichte der Imkerei ist vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit selbst und seit Jahrtausenden werden Bienen wegen ihrer Produkte wie Wachs und Honig vom Menschen genutzt.

Honigbienen sind auch heute noch Wildtiere, die einer Betreuung durch den Menschen eigentlich nicht bedürfen. Ursprünglich bevorzugten die heute von Menschen gehaltenen Arten dieser Tiergattung zum Errichten ihres Wabenbaus Hohlräume in Bäumen.

Die Geschichte der modernen Imkerei beginnt in etwa im 19. Jahrhundert mit der Umstellung von der Korbimkerei zur Kastenimkerei mit beweglichen Waben. Bei der Korbimkerei wurde nur natürlich anfallenden Bienenschwärmen eine Nisthöhle gegeben. Bei der Ernte von hauptsächlich Honig und Bienenwachs wurde das Wabenwerk in zerstörerischer Weise herausgeschnitten. In noch früheren Zeiten wurde die Bienen in Mitteleuropa direkt als wild lebende Insekten in ihrem angestammten Lebensraum, dem Wald genutzt, (Zeidlerei oder Waldbienenhaltung).

Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie Bild: die kleinen Honigdiebe (Wilhelm Busch)Wilhelm Busch: Die kleinen Honigdiebe,
aus: Fliegende Blätter und Münchener Bilderbogen 1859 - 1871


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Beinahe wäre ich Imker geworden
oder
Ein wirksames Mittel gegen Rheuma

Nein, kein Berufsimker wollte ich werden, aber jemand, der sich nach der Pensionierung einige Bienenvölker als Freizeitbeschäftigung hält. Das hatte ich mir 1943 als zehnjähriger Junge fest vorgenommen.

Volkswirtschaftlich gesehen tut die Imkerei not, heute mehr denn je. Nicht nur wegen des Honigs, sondern wegen des Bestäubens der Nutzpflanzen, die im großen Stil angebaut werden, wie z. B. Obstbäume und Raps. Hin und wieder kann man in den Zeitungen lesen, den Imkern fehlt es an Nachwuchs.

Mein mittlerweile 65 Jahre alter Wunsch brannte sich in meinem Gedächtnis fest damals in Pommern während der kriegsbedingten Kinderlandverschickung. Mein Pflegevater, Meister Schliep, besaß außer seiner Stellmacherei auch zwölf Bienenvölker in einem schmucken, selbst gebauten Bienenhäuschen direkt unter den Fenstern seiner Werkstatt. Ein sehr praktischer Standort, denn so konnte er während seiner Arbeit die Immen beobachten. Ich war sein begeisterter Lehrling und er mein geduldiger Lehrmeister, von dem ich alles lernte, was ich im Folgenden zu Papier bringe.

Zunächst nahm er mir die Angst vor dem Stechen, indem er mir zeigte, wie man sich bei der Arbeit mit Bienen gemächlich, gelassen und ohne Hast bewegt. Damit vermittelt man ihnen das Gefühl, dass ihnen keine Gefahr droht. Die Tierchen belohnen dieses Verhalten mit weitgehender Friedfertigkeit. An uns Menschen sind sie überhaupt nicht interessiert, sondern nur an Blüten und an der Sicherheit ihres Volkes. Sie sind auch nicht darauf aus, uns zu stechen, weil sie dann unweigerlich sterben müssen. Denn ihr Stachel, der einen Widerhaken hat, durchdringt zwar unsere zähe Haut, aber beim Herausziehen bleibt der Widerhaken hängen, und die Biene reißt sich beim Wegfliegen Stachel und Giftblase aus dem Leib, worauf sie bald verendet. Den Hummeln ergeht es übrigens genau so. Jeder Stich in eine Säugetierhaut bedeutet den Tod für sie. Dieses passiert jedoch nicht den Wespen, weil sie keinen Widerhaken besitzen. Der Widerhaken ist aber eine gefährliche Verteidigungswaffe gegen Raubinsekten, die den Bienen nachstellen, weil er an deren starren und brüchigen Chitinpanzer nicht hängen bleibt, sondern ihn aufreißt.

Sticht uns ausnahmsweise eine Biene doch einmal, zieht man den Stachel vorsichtig heraus und reibt diese Stelle. Die ersten Stiche tun auch einem angehenden Imker weh, die Haut rötet sich und bildet die übliche kleine Quaddel. Aber nach mehreren Tagen wird er immun gegen das Bienengift, und die unangenehmen Folgen bleiben aus. Auch die Einstiche spürt er kaum noch. Das habe ich als Kind selbst erlebt. Das Bienengift ist sogar eine gute Medizin gegen Rheuma, sagte mein Pflegevater. Tatsächlich war er rheumafrei.

Sein Bienenhäuschen hatte er begehbar und aus Holz gebaut. Seine Völker wohnten nicht in runden, geflochtenen, igluähnlichen Körben, wie man sie von alters her kennt, sondern in quadratischen Holzkästen, die er wie große Schubläden an der Vorderfront hinein schieben oder heraus ziehen konnte. Jeder Kasten war in einer anderen Farbe angestrichen und besaß ein Flugloch in Form eines Schlitzes, der in der kalten Jahreszeit verkleinert wurde. Von oben wurden die leeren Waben eingehängt und wieder herausgezogen, wenn die Bienen sie mit Honig gefüllt und die Zellen mit einem Wachsdeckel verschlossen hatten. Die Kästen waren durch eine Querwand geteilt. In dieser Querwand befand sich ein durchgehender, schmaler Schlitz. Der Schlitz war so schmal, dass nur die Arbeiterinnen hindurch krabbeln konnten, aber nicht die deutlich größere Königin. Sie konnte also keine Eier in diese Wabenzellen legen, weshalb diese Zellen nur mit Honig gefüllt waren, aber nicht mit der Brut (Larven und Puppen). Das war sehr vorteilhaft später bei der Honigernte (Honigschleudern). An der Rückseite hatten die Kästen eine Glasscheibe, damit der Imker das Leben und Treiben der Bienen beobachten konnte, und das ist hochinteressant.

Auf den ersten Blick sieht es wie das totale Chaos aus. Ungefähr 60.000 Tiere - soviel leben im Sommer in einem Volk, etwas weniger als Norderstedt Einwohner hat - wimmeln auf engstem Raum durch-, über- und untereinander, scheinbar ungeordnet. In Wirklichkeit arbeiten alle bienenfleißig an ganz speziellen Aufgaben nach einem strengen Ordnungsplan. Fast alle Bienen sind so genannte Arbeiterinnen. Sie sehen alle ununterscheidbar gleich aus, sind nicht fortpflanzungsfähige Weibchen, leben meistens nur einige Monate im Sommer, die Spätgeborenen überstehen den Winter, indem sie eine Traube bilden und sich gegenseitig wärmen. Ihre Aufgaben richten sich nach ihrem Alter wie folgt:

Nachdem sie ihre Geburtszelle verlassen hat, verrichtet die Arbeiterin etwa drei Wochen lang Innenarbeiten. Das heißt, sie sorgt für Sauberkeit, füttert und pflegt die Brut, übernimmt von den Sammlerinnen den Blütennektar und verarbeitet ihn zu Honig, produziert Wachs und baut daraus sechseckige Zellen. Sie leistet Wächterdienst am Flugloch, indem sie jedes Wesen, das nicht zu ihrem Volk gehört, vertreibt oder tot sticht. Danach macht sie gut einen Monat Außendienst, das heißt, sie schleppt im Flug Nektar (in ihrem Magen) und Blütenstaub, auch Pollen genannt, (als gelbe Klümpchen an ihren Hinterbeinen) heran, bis sie keine Kraft mehr hat und bei der Arbeit stirbt.

Ich hätte damals stundenlang fasziniert durch die Glasscheiben gucken können. Beim geduldigen Zuschauen war es mir möglich, die einzelnen Arbeiten zu unterscheiden: Zellenwände aufbauen, die Zellen mit Nahrung füllen, mit den Flügeln schlagen und für eine gute Klimatisierung im Stock sorgen. Letzteres erzeugt ein angenehmes, warmes Dauersummen im Bienenhaus. Manche Bienen bilden eine Gruppe, in deren Mitte eine von ihnen seltsame Drehbewegungen aufführt, ähnlich einem temperamentvollen Tanz. Meister Schliep sagte mir, die Tänzerin erkläre den anderen, wo es Nektar zu holen gibt. Wenn ich Glück hatte, tauchte aus dem Gewimmel von Abertausenden emsigen Arbeiterinnen gemessenen Krabbelschritts und majestätisch die Königin auf, umringt von ihrem Hofstaat, bestehend aus Arbeiterinnen, die nichts anderes tun, als sie dauernd zu füttern. Denn die Königin, sofort zu erkennen an ihrer Größe und dem langen, prallen Hinterleib, hat allein die Aufgabe, in jede leere Zelle ein Ei abzulegen. Sie schaut zuerst in die Zelle hinein, ob sie leer ist, dann dreht sie sich um und senkt ihren Hinterleib hinein. Das tut sie viele hundert Mal am Tag, denn sie muss ja im Laufe eines Jahres ein komplettes Volk einschließlich der Verluste generieren. Das macht sie natürlich hungrig.

Das Leben und Treiben einer Königin, auch Weisel genannt, ist eine spannende Geschichte für sich. Menschliche Maßstäbe anzusetzen, wäre töricht und ungerecht, denn bekanntlich unterliegen Tiere nur ihren angeborenen Instinkten und - möglicherweise - Dressureffekten. Sie können gar nicht anders handeln.

Geboren wird die Königin im Frühjahr in einer der wenigen Weiselzellen. Normalerweise bauen die Arbeiterinnen zigtausende von sechseckigen Zellen für die Aufzucht von Arbeitsbienen, die alle dieselbe Größe haben. Zur Erleichterung seiner und der Bienen Arbeit spannt der Imker zwischen die hölzernen Wabenrahmen dünne Wachsplatten, auf denen das Zellenmuster reliefartig aufgedruckt ist. Die Immen brauchen nur darauf die Zellwände aufzubauen, was sie auch tun. Aber hin und wieder weichen sie davon ab und bauen an glatten Flächen mehrere größere Zellen in zwei Größensorten. Die etwas Kleineren sind Drohnenzellen, und die größere Sorte heißt Weiselzellen. Zellengröße und eine besondere Nahrung bewirken, dass nach der Eiablage Drohnen und Königinnen heranwachsen. Drohnen sind bekanntlich die männlichen Bienen. Sie haben keinenn Stachel und sammeln auch keinen Honig, sie essen ihn nur. Dann geht es nach dem Prinzip: wer ist die Schnellste. Diejenige junge Königin, die als erste den wächsernen Zellendeckel aufbeißt und aus ihrer Kinderstube schlüpft, hat nichts Eiligeres zu tun, als ihre Schwestern - noch eingeschlossen in ihren Zellen - zu erstechen. Ihre Brüder, die Drohnen, lässt sie unbehelligt, denn die braucht sie noch. Nach einigen Tagen fliegt sie aus, hoch in die Lüfte, die Drohnen hinter ihr her. Dort oben im Luftschloss wird die Hochzeit der inzestuösen Polygamistin mit allen Drohnen vollzogen. Nun hat sie einen Spermienvorrat, der für ihr ganzes Leben reicht. Eine Liebesheirat scheint es nicht zu sein, denn nach der Rückkehr lässt sie ihre wehrlosen Freier als unnütze Esser von ihren Arbeiterinnen tot stechen. Scheidung auf Bienenart.

Einige Tage nach diesem Gemetzel, Drohnenschlacht genannt, wird das Volk sehr aufgeregt und stechlustig. Die junge Königin sammelt ungefähr die Hälfte des Volkes um sich und fliegt aus dem Stock, um ein neues Zuhause zu finden und ein neues Volk zu gründen. Das nennt man Schwärmen. Die alte Königin bleibt mit der anderen Hälfte im alten Stock. Ob die Königinnen eine Wahlkampfrede gehalten haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber sicher werden sie irgendeine Art des Kommunizierens beherrschen, die wir nicht verstehen. Die Wahlversprechen müssen wohl immer komplett eingehalten worden sein, denn ich habe noch nie gehört, dass ein Volk seiner Königin die Gefolgschaft aus diesem Grund versagt hätte.

Sehr weit kommt die neue Königin beim Schwärmen nicht. Bei meinem Pflegevater war meistens Schluss mit der Reise im nächsten Apfelbaum in seinem eigenen Garten. Die Königin geruhte an einem Ast zu rasten, alle Bienen stoppten ebenfalls und bildeten mit ihren Leibern um ihre Monarchin eine große Traube.

Den Kopf geschützt durch eine Kapuze mit einem dichten Drahtnetz im Augenbereich, schlich sich Vater Schliep mit einem offenen Kasten heran, hielt ihn unter die Traube und schüttelte kurz und kräftig am Ast. Die Traube plumpste hinein, und schnell legte er den Deckel darüber.

Die Aufregung der Bienen war unbeschreiblich! Sie hätten jedes ungeschützte Wesen in unmittelbarer Nähe tot gestochen, mindestens mit einer Unzahl von Stichen schnellstens vertrieben. Der Kasten hatte ein Flugloch. Das war aber so eng, dass nur die Arbeiterinnen hindurch konnten, nicht jedoch die Königin. Diese saß nun gefangen im Kasten, und den Immen blieb nichts anders übrig, als bei ihr zu bleiben. Ohne Königin ist das Volk dem Tode geweiht, es bildet ein monarchistisches Matriarchat (vielleicht ein Thema für Emma). Erst nach Sonnenuntergang legte sich ihre Aggressivität, und sie versammelten sich zur Nachtruhe im Kasten. In aller Ruhe nahm dann Meister Schliep den Kasten und fügte ihn zufrieden in das Bienenhaus ein. Er besaß nun ein weiteres Volk.

Dieses Schwärmen war auch der Grund dafür, dass Imker im Sommer an Sonn- und Feiertagen nicht zu Sondereinsätzen erscheinen mussten, um Verteidigungsanlagen wie Schützengräben oder Panzersperren zu bauen. Wenn sie meldeten: Meine Bienen schwärmen. durften sie zu Hause bleiben. Ihr Produkt, Honig und Wachs, galt als kriegswichtiges Gut. Das privilegierte sie auch zum Empfang von Sonderrationen Pfeifentabak oder Zucker. Letzterer diente, aufgelöst in Wasser, den Bienen als Nahrung im Winter, denn ihren natürlichen Vorrat, den Honig, hatte ja der Mensch beschlagnahmt. Den Tabak bezeichnete mein Pflegevater als minderwertigen Knaster. Aber er rauchte sowieso nicht und tauschte ihn gegen andere Dinge ein. Tauschgeschäfte und Bezahlung in Form von Naturalien waren ja im Krieg aus der Not heraus üblich.

Um die Produktion zu erhöhen, kaufte sich mein Lehrmeister von einer Zuchtanstalt einige Königinnen einer besonders fleißigen, aber auch stechlustigeren Bienenart italienischer Abstammung. Sie wurden mit der normalen Post einzeln in kleinen Holzkästchen mit feinem Drahtgeflecht über dem Guckloch angeliefert.

Damals im Spätsommer 1944 hatte ich schon eine Menge von der Imkerei mitbekommen. Ich kannte und kenne mich aus mit allen Honigarten und kann sie bereits an der Farbe bestimmen. Das Honigschleudern per Hand will auch gelernt sein. Mein Pflegevater kaufte sich damals die neuste Zentrifuge (Schleuder) mit dem besonders schnellen Schneckenantrieb (seltsamer Name für ein Schnellgetriebe), worauf er sehr stolz war. Leider machte der Zusammenbruch allem ein Ende. - Über eines hatten mich meine Pflegeeltern im Unklaren gelassen. Sie hatten strikt verboten, Butter und Honig auf Brot zu streichen. Entweder nur Honig oder nur Butter. Den Grund haben sie nie genannt.

Der Grund, warum ich nach meiner Pensionierung leider kein Freizeitimker geworden bin, ist allein die Lage meines nicht allzu großen Grundstücks in einem reinen Wohngebiet. Die Ein- und Ausflugsschneise der Bienen würde immer über Nachbargrundstücke führen. Die meisten Menschen fühlen sich dadurch belästigt und gefährdet, fast immer zu Unrecht. Außerdem haben die Anfälligkeit und die Angst vor Allergien und Insektenstichen allgemein zugenommen.

Warum habe ich dieses alles zu Papier gebracht? - Die Honigbiene ist ein Edelstein der biologischen Evolution, ausgesprochen nützlich und das sauberste Haustier, das ich kenne. Diese, aus erdgeschichtlicher Sicht alte, hoch entwickelte und hoch spezialisierte Tierart fasziniert mich auch wegen der glasklaren Aufgabenteilung ihrer Individuen in einem perfekt funktionierenden Staat. Es besteht dort eine natürliche Ordnung, die mit unüberbietbarer Konsequenz eingehalten wird, für uns Menschen oft grausam erscheinend, aber für die Erhaltung der Art unerlässlich. Der sprichwörtliche Fleiß und noch andere wunderbare Eigenschaften haben nicht nur den kleinen Jungen Günter, sondern auch den biederen Stellmachermeister Schliep sowie bedeutende Geistesgrößen wie z. B. den Dichter Wilhelm Busch begeistert, der ihnen sogar einen Teil seiner literarischen Schaffenskraft gewidmet hat.

Lassen Sie mich schließen, lieber Leser, mit dem alten Spruch:

Willst du Gottes Wunder seh'n,
musst Du zu den Bienen geh'n.

Ich kann nur sagen: Wie wahr, wie wahr.

Kurzer Nachsatz für die Herren der Schöpfung:
Mit Bienen sind in diesem Spruch natürlich nicht die zweibeinigen, sondern die sechsbeinigen gemeint. - Wie gut, meine Herren, dass unsere Traumbienen, nicht sechs Beine haben, denn sonst würden ja die Kosten, z. B. für Schuhe, Strümpfe, Nagellack, Pediküre steil in die Höhe gehen.


  • Autor: Günter Matiba, 12. April 2008
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