TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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Erster Weltkrieg von 1914 bis 1918

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Erster Weltkrieg von 1914 bis 1918
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GranatsplitterEin Granatsplitter von etwa 20 cm Länge traf seinen Helm. Heute als Brieföffner im Besitz von Inge Hellwege Splitter und KugelKurz vor Ende des Krieges traf ihn eine Gewehrkugel am rechten Nasenflügel (oben links)


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Soldat im Ersten Weltkrieg

Mein Vater Richard Dall, geboren am 11. Juli 1894, stammte aus Nordschleswig. 1914 nach Abschluss seiner Ausbildung zum Volksschullehrer wurde er sofort eingezogen und hat den ganzen Krieg im Schützengraben in den Vogesen verbracht. Ein Granatsplitter von etwa 20 cm Länge traf seinen Helm, als er über die Grabenkante sah, verbog diesen so, dass er festsaß. Er konnte den Splitter heil aus dem Helm herauslösen und ließ sich später daraus einen Brieföffner schleifen, den ich heute noch benutze.

Kurz vor Ende des Krieges traf ihn eine Gewehrkugel am rechten Nasenflügel, zerstörte einige Zähne, drang über dem Zäpfchen in den Hals ein und blieb zwischen dem ersten und dem zweiten Halswirbel stecken. Er kam ins Krankenhaus nach Berlin, wo er bis 1920 blieb. Die Ärzte versuchten auf verschiedenen Wegen, das Geschoss heraus zu holen, was aber nicht gelang.

Inzwischen war Nordschleswig dänisch geworden. Seine Mutter lebte also im Ausland. Er wurde entlassen und kam nach Garstedt – heute ein Stadtteil von Norderstedt, das an Hamburg grenzt - und wurde an der Volksschule als Lehrer angestellt. Von hier konnte er in Notfällen schnell zu Ärzten kommen.

Als die Kriegsgräber- und die Hinterbliebenenfürsorge in den zwanziger Jahren gegründet wurde, hat er sich dieser sofort angeschlossen und auch die Leitung übernommen. In vielen Fällen hat er den Verwundeten, die zum Beispiel Arm oder Bein verloren hatten, Arbeit besorgt, die sie leisten konnten, besonders in den Jahren um 1930.

1933 wurde aus der Kriegsopferversorgung die Nationalistische Kriegsopferversorgung. Die Leitung überließ man weiterhin meinem Vater, der dadurch auch zum politischen Leiter wurde. Dass er gar nicht in der Partei war, merkte man nicht. Es wurde ihm aber immer wieder gesagt, er solle sich einen braunen Anzug kaufen, was er aber nicht tat. Trotzdem musste er jedes Jahr am 9. November9. November 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch in München:
Erstmals international wahrgenommenes Auftreten des Nationalsozialismus. Der bis dahin in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Parteichef der 1920 aus der Deutschen Arbeiterpartei hervorgegangenen NSDAP, Adolf Hitler, scheitert mit seinem Putschversuch bereits nach wenigen Stunden vor der Münchner Feldherrnhalle, wo es zu 16 Todesopfern kommt. Er wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber bereits nach neun Monaten "wegen guter Führung" vorzeitig unter Auflagen aus der Haft entlassen. Nachdem Hitler zehn Jahre später an die Macht gelangt war und eine totalitäre Diktatur in Deutschland errichtet hatte, erklärte er den 9. November zu einem Gedenk- und Feiertag.Wikipedia
die Gedenkfeier organisieren und die Rede dazu halten. 1937 mussten alle Lehrer zwangsweise NSDAP-Mitglied werden. Einen braunen Anzug hat er sich trotzdem nicht gekauft.

Das Geschoss in seinem Hals machte ihm große Schwierigkeiten und viel Schmerzen. Immer wieder musste er ins Krankenhaus, aber geholfen hat es wenig. Aus den Wunden rund um den Hals kam Eiter, der entsetzlich stank. Tägliche Verbände waren mehrfach notwendig. Die Mullbinden wurden gekocht, gewaschen, gebügelt und aufgerollt und wiederverwendet. Ich war damals fünf Jahre alt und durfte dabei helfen.

Dann wurde mein Vater suspendiert und kam schwer krank ins Hamburger Hafenkrankenhaus zu Professor Brütt. Dieser meinte, alle vorherigen Behandlungen seien falsch gewesen. Der einzige Weg, das Geschoss beseitigen zu können wäre, den Einschusskanal wieder zu öffnen. Dazu benötigte er Operationsbesteck, das es nicht gab. Ich meine, es waren sechs Operationen um 1935/36. Jedes Mal waren Instrumentenbauer dabei. Sie bauten die Instrumente, die der Professor benötigte. Bei der letzten Operation konnten sie eine Sonde bis an das Geschoss bringen, aus dem am Ende das Pulver ausgetreten war und danebenlag. Da mein Vater nicht mehr atmete, brach der Professor die Operation ab und belebte meinen Vater wieder. In der Nacht danach wurde mein Vater wach und musste husten und hatte nach dem Anfall das Geschoss auf der Zunge. Die Meldung von dem Erfolg der Behandlung ging um die ganze Welt. Das war eine Sensation.

Mein Vater erholte sich wieder. Die Eiterungen verschwanden und er wurde wieder Lehrer an seiner Schule und die Kriegsgräberfürsorge hatte ihren Chef wieder. Viele Jahre hat er diese noch geleitet bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Eines Tages bekam er eine Einladung für eine Reise zu den Friedhöfen in Frankreich geschenkt. Er verzichtete darauf, aber sorgte dafür, dass ein Nachbarjunge für ihn mitfahren durfte, der seinen Vater nie gesehen hat, da dieser in russischer Gefangenschaft verhungert war.

Gestern sah ich zum ersten Mal ein Buch vom Verband Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Deshalb habe ich aufgeschrieben, was ich noch wusste. Vielleicht interessieren Sie sich dafür - ich hoffe es.


  • Autorin: Inge Hellwege geb. Dall , im Juni 2017
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