Fröhjohr
Nu warrt dat Fröhjohr. De Krokus blöht all, de Märzbeker un de Sneeglöcken bimmelt liesen in Wind. De Zittlöschen(Narzissen) steekt jüm ehr Köpp ut dat Gröön. De rode Haselnöötblööm töövt, dat de Wind de Katten stöven lett.
Nu kriegt de Lüüd dat hild. Se mööt in'n Goorn. Dat Land mutt dörchreeten warrn, groovt hebbt se meist in Harvst. Allns mutt schier wesen. Dat oole Loof un de affweihten Tergens warrt tosomen harkt un op'n Kompost smeeten. Dat gifft veel to doon. Geihst du üm disse Tiet mol över Land, denn sühst du ‘n Barg Achtersteven in'n Himmel recken. Snackst een an - kümmt een Kopp hoch, de di glieks to verstohn gifft: Ik heff keen Tiet - is Fröhjohr.
Dor warrt Stiefmuttern utplannt, dat eerste Unkruut utreeten, allns mutt schier wesen, bald is Ostern.
Un dat Krüüz warrt lohm un deit weh. Den ganzen Winter hett dat Krüüz in Sessel vör de Glotze sien Roh hatt un nu schall dat so beweglich sien, as dat in Harvst noch weer. Dat hett dat nich geern un wehrt sik mit Wehdoog. Hool dat nu schön warm, denn kannst dat villicht noch begööschen. Du mußt jo wedder rut. Wöddeln, Petersill, Solot mutt seit warrn, Arfen un Kantüffeln leggt, Zibbeln un Schalotten steeken warrn. Du hest dat hild wie nie.
Hest dat opletzt allns in de Eer, gifft dat'n Tiet Luft to holn. Du kickst ut no 'n warmen Regen un Sünnschien - no Wasswetter. Jeden Dag kickst du no, op dor all wat oplöppt. In de Twischentiet warrt de Rosen stachelt un affharkt. Dat Moos mutt rut. De Roosen mütt affhackt un nochmol nosneeden warrn. Du hest in'n Goorn jümmers wat to doon un to pusseln.
De Dahlien in Keller sloot ok all ut, de Knollenbegonien warrt geil, wenn se nich rutkommt. Schall dat nochmol Frost geven in de Nacht, hoolst den ganzen Kroom wedder rin. Du büst jümmers in'n Gangen - fuul in Liegestohl liggen, dat kannst di nich leisten. Villicht achtert Huus - dor süht dat jo nüms.
Ostern hebbt wi nu all achter uns un nu kümmt Pingsten. Denn warrt wedder allns schön schier mookt. De Stroot mutt ok mookt warrn, dat heet, wi mööt dat moken, annerwegens kümmt de motoriseerte Strootenfeger. Wi harkt den Footstieg, wie dat uns Plicht is. Un doch is dor wat, wat wi nich mehr mookt. Wi streut keenen geelen Sand mehr. Jedes Johr kreegen wi fröher to Pingsten een Föhr geelen Sand oder beter noch Grand. Wenn de Stiegen un Wege in Goorn rein von Unkruut weern, wöör gelen Sand streut sogor vör't Gitter op den Footstieg. Huus bi Huus weer dat so. Wer wat op sik holn dee, streu geelen Sand. Dat seh richdig püük ut. So as de Minschen to Pingsten sik nee Kleeder antrocken un sik as Pingstossen vörstellen, so kreeg de Goorn sienen geelen Sand.
Meist vermiss ik de geelen Stiegen - de Pingstossen nich!
Frühling
Nun kommt das Frühjahr. Die Krokusse blühen schon, die Märzbecher und die Schneeglöckchen bimmeln leise im Wind. Die Narzissen stecken ihre Köpfe aus dem Grün. Die rote Haselnussblüte wartet, dass der Wind die Kätzchen stauben lässt.
Nun werden die Leute unruhig. Sie müssen in den Garten. Das Land muss durchgerissen werden, gegraben wurde meist im Herbst. Alles muss glatt und ordentlich sein. Das alte Laub und die abgewehten Äste werden zusammengeharkt und kommen auf den Kompost. Das gibt so viel zu tun. Geht man in dieser Zeit mal übers Land, dann sieht man Hinterteile in den Himmel ragen. Spricht man sie an - dann kommt ein Kopf hoch, der dir gleich zu verstehen gibt: Ich habe keine Zeit - ist Frühling.
Da werden Stiefmütterchen ausgepflanzt, das erste Unkraut ausgerissen, alles muss sauber und geharkt sein - bald ist Ostern.
Und das Kreuz wird lahm und tut weh. Den ganzen Winter hat das Kreuz im Sessel vor der Glotze seine Ruhe gehabt und soll nun wieder so beweglich sein, als es im Herbst noch war. Das hat es nicht gern und wehrt sich mit Schmerzen. Halte es nun schön warm, dann kannst du es vielleicht noch beruhigen. Du musst ja wieder raus. Wurzeln, Petersilie, Salat muss gesät werden, Erbsen und Kartoffeln gelegt, Zwiebeln und Schalotten gesteckt werden. Du hast einfach zu wenig Zeit.
Hast du zuletzt alles in der Erde, gibt es ein wenig Zeit zum Luftholen. Jetzt guckst du nach warmen Regen und Sonnenschein aus - nach Wachswetter! Jeden Tag guckst du nach, ob da etwas aufgelaufen ist. In der Zwischenzeit wird der Rasen gestachelt und abgeharkt. Das Moos muss raus. Die Rosen müssen abgehackt und noch mal nachgeschnitten werden. Du hast im Garten immer etwas zu tun und zu pusseln.
Die Dahlien im Keller schlagen auch schon aus, die Knollenbegonien werden geil, wenn sie nicht raus kommen. Sollte es noch einmal Frost geben in der Nacht, holst du den ganzen Kram wieder rein - du bist immer in Bewegung - faul im Liegestuhl liegen, das kannst du dir nicht leisten. Vielleicht hinterm Haus, da sieht es ja keiner!
Ostern haben wir nun gehabt und nun kommt Pfingsten. Dann wird wieder alles schön und ordentlich gemacht. Die Straße muss auch gemacht werden, das heißt, wir müssen es machen, anderswo kommt der motorisierte Straßenfeger. Wir harken den Fußsteig, weil das unsere Pflicht ist. Und doch ist da etwas, was wir nicht mehr machen. Wir streuen keinen gelben Sand mehr.
Jedes Jahr zu Pfingsten bekamen wir früher eine Fuhre gelben Sand oder besser Grand
. Wenn die Steige und Wege im Garten sauber von Unkraut waren, wurde gelber Sand gestreut, sogar vorm Gitter auf dem Fußsteig. Haus bei Haus war das so. Wer etwas auf sich hielt, streute gelben Sand. Das sah richtig gut aus. So wie die Menschen zu Pfingsten sich neue Kleider anzogen und sich als Pfingstochsen
vorstellten, so bekam der Garten seinen gelben Sand.
Beinahe vermisse ich die gelben Steige - die Pfingstochsen aber nicht!